© Getty Images/iStockphoto

Ist Rauchen SINN-los?

<p class="article-intro">Menschen mit einem höheren Gefühl, Sinn im Leben zu haben, tragen ein geringeres Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen und kardiovaskuläre Mortalität. Als Grund für diese Assoziation werden eine protektive Wirkung des Sinngefühls hinsichtlich physiologischer Abläufe, Reaktion auf Stress oder der Einfluss auf das Gesundheitsverhalten diskutiert. Nun bestätigt eine aktuelle Untersuchung auch einen signifikanten Zusammenhang zwischen Sinngefühl und Rauchverhalten.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>In einer rezenten Metaanalyse von zehn prospektiven Studien an &uuml;ber 136 000 Patienten konnte eine signifikante Assoziation zwischen einem h&ouml;heren Gef&uuml;hl von Sinn im Leben (&bdquo;purpose in life&ldquo;, PIL) und einer 17-prozentigen Reduktion des relativen Risikos (RR) f&uuml;r kardiovaskul&auml;re Ereignisse (RR 0,83; 95 % CI: 0,75&ndash;0,92; p=0,001) bzw. der Gesamtmortalit&auml;t gezeigt werden (RR 0,83; 95 % CI: 0,75&ndash;0,91; p&lt;0,001).<sup>1</sup> Die Gr&uuml;nde f&uuml;r diesen Zusammenhang sind nicht gekl&auml;rt. Zahlreiche Studien zeigen jedoch Assoziationen von PIL mit Verbesserungen zahlreicher f&uuml;r das kardiometabolische Risiko relevanter Faktoren: Menschen mit h&ouml;herem Sinngef&uuml;hl haben einen ges&uuml;nderen Lebensstil und machen mehr k&ouml;rperliche Bewegung, haben eine bessere Funktion des Immunsystems, eine g&uuml;nstigere Stressantwort, scheinen weniger impulsiv (&bdquo;delay discounting&ldquo;) zu sein und leiden seltener am metabolischen Syndrom.<sup>2</sup> Dar&uuml;ber hinaus zeigten Kim et al.<sup>3</sup>, dass Personen mit einem h&ouml;heren Gef&uuml;hl von Sinn im Leben h&auml;ufiger pr&auml;ventivmedizinische Leistungen nutzen (Messung des Cholesterinspiegels, Koloskopie, Mammografie, PAP-Abstrich, Prostatauntersuchung) und seltener in einem Spital station&auml;r aufgenommen werden.</p> <h2>PIL und Rauchen</h2> <p>In einer aktuellen an 4036 japanischen M&uuml;ttern mittleren Alters (im Mittel 42 Jahre) durchgef&uuml;hrten Querschnittsstudie wurde die Assoziation zwischen PIL und Tabakkonsum evaluiert. Um auch eine m&ouml;gliche Dosis-Wirkungs-Beziehung abzusch&auml;tzen, wurden die Frauen in leichte Raucherinnen (&lt;10 Zigaretten/Tag) und moderate bis starke Raucherinnen (=&frac12; Packung/Tag) eingeteilt. Ein h&ouml;herer PILWert war mit einer signifikant geringeren Wahrscheinlichkeit f&uuml;r Tabakkonsum assoziiert (Odds-Ratio: 0,80; 95 % CI: 0,70&ndash; 0,91). Diese inverse Assoziation zwischen Rauchverhalten und Auspr&auml;gung des Sinngef&uuml;hls blieb f&uuml;r moderate und starke Raucherinnen auch nach Einbeziehung m&ouml;glicher Confounder (psychischer Stress, Alkoholkonsum, sozio&ouml;konomische Faktoren) signifikant (Odds-Ratio: 0,70; 95 % CI: 0,57&ndash;0,86). Bei leichten Raucherinnen war diese Assoziation abgeschw&auml;cht und verlor bei voller Adjustierung die statistische Signifikanz (Abb. 1).<sup>4</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Diabetes_1803_Weblinks_s37_abb1.jpg" alt="" width="400" height="587" /></p> <h2>Bedeutung f&uuml;r die Praxis</h2> <p>Die Studie best&auml;tigt eine Assoziation zwischen PIL und Rauchverhalten. Da es sich jedoch um eine Querschnittsstudie handelt, ist sie nat&uuml;rlich bez&uuml;glich der Aussagekraft zur Kausalit&auml;t von PIL f&uuml;r den Tabakkonsum limitiert. Dennoch unterst&uuml;tzt sie die These, dass Personen mit h&ouml;herem Gef&uuml;hl von Sinn im Leben einen g&uuml;nstigeren Umgang mit ihrer Gesundheit pflegen. Da PIL modifizierbar ist, stellen sinnbezogene therapeutische Interventionen auch bez&uuml;glich der Verbesserung des Rauchverhaltens einen begr&uuml;ndeten Ansatzpunkt f&uuml;r weitere Untersuchungen dar.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Cohen R et al.; Psychosom Med 2016; 78: 122-33 <strong>2</strong> Tatschl C; JATROS Diabetologie und Endokrinologie 2018; 2: 26-29 <strong>3</strong> Kim ES et al.; Proc Natl Acad Sci U S A 2014; 111: 16331-6 <strong>4</strong> Morimoto Y et al., BMJ Open 2018; 8: e020586 <strong>5</strong> Frankl VE: Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn. 27. Aufl. 2015. M&uuml;nchen: Piper</p> </div> </p>
Back to top