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Flüssige Zuckerbomben enttarnt
<p class="article-intro">Der Zuckergehalt in fast der Hälfte der Getränke im Handel ist noch zu hoch. SIPCAN und die ÖDG fordern daher eine weitere Senkung.</p>
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<p class="article-content"><p>Unterschiedlich stark zucker- und süßstoffhaltige Getränke verwirren Konsumenten. Das vorsorgemedizinische Institut SIPCAN erstellt daher jedes Jahr eine wissenschaftlich fundierte, anschauliche Getränkeliste, die für Konsumenten online und als App verfügbar ist. SIPCAN führt seit mehr als fünf Jahren jährlich eine Studie zum Zuckergehalt in Getränken durch. Für die Getränkestudie 2017 wurden über 750 Produkte untersucht. Bundesweit wird das Getränkeangebot in (verschließbaren) PET-Gebinden sowie Kartonverpackungen von 0,20 bis 0,75 Liter analysiert. Neben Limonaden, Eistees und gespritzten Fruchtsäften wurden unter anderem auch Sportgetränke und Energy Drinks unter die Lupe genommen. Dafür wurde sowohl direkt die Industrie kontaktiert als auch vor Ort wie etwa in den Supermärkten recherchiert.<br /> SIPCAN und die Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG) empfehlen dringend, beim Getränkeeinkauf auf den Zuckergehalt zu achten. Die Experten fordern zudem von der Industrie konkrete Maßnahmen, um den Zuckergehalt in Getränken weiter zu senken, und propagieren das österreichische Modell.</p> <h2>Orientierung schaffen</h2> <p>Eine Besonderheit der Studie ist, dass neben der transparenten Darstellung des Zuckergehaltes auch klare Kriterien für die Produktauswahl festgelegt wurden. Die Experten von SIPCAN haben in Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium und weiteren Institutionen alltagstaugliche Orientierungskriterien erarbeitet, die sich unter anderem nach den aktuellen WHO-Empfehlungen richten. „Der Zuckergehalt pro 100ml Getränk soll bei maximal 7,4g liegen und es dürfen keine Süßstoffe enthalten sein“, erklärt Studienleiter und Vorstand von SIPCAN Univ.- Prof. Prim. Dr. Friedrich Hoppichler. „Süßstoffe haben die Aufgabe, Zucker zu ersetzen, sind aber nicht als Freibrief einzustufen. Damit lassen sich zwar Kalorien einsparen, aber es findet wie bei Zucker eine Gewöhnung an eine bestimmte Süße statt.“</p> <h2>Erste Erfolge: 1kg weniger Zucker pro Jahr, aber weiterer Handlungsbedarf</h2> <p>Die Studienergebnisse zeigen, dass aktuell 43,6 % der Getränke im Handel den genannten Kriterien immer noch nicht entsprechen. „Es können jedoch positive Veränderungen beobachtet werden. Seit 2012 ist der Anteil der Produkte, die maximal 7,4g Zucker pro 100 ml und keine Süßstoffe enthalten, von 45,9 % auf 56,4 % gestiegen“, berichtet Hoppichler. Der durchschnittliche Zuckergehalt verringerte sich seit 2012 um 9,7 % von 7,36g auf aktuell 6,65g pro 100ml. „Umgerechnet auf den Pro-Kopf-Verbrauch an nicht alkoholischen Getränken (ohne Wasser) bedeutet dies, dass jeder Österreicher pro Jahr 1kg Zucker weniger in Getränken zu sich nimmt. Mit der eingesparten Zuckermenge in Form von Zuckerpäckchen könnte man eine Strecke von Wien nach Paris auslegen“, so Hoppichler.</p> <h2>Das österreichische Modell: Schritt für Schritt und Information statt Strafe</h2> <p>Der Präsident der Österreichischen Diabetes Gesellschaft, Univ.-Prof. Prim. Dr. Hermann Toplak, sieht in der positiven Entwicklung die konstante Arbeit der letzten Jahre abgebildet. „Die Ergebnisse zeigen klar, dass der Konsument Getränke mit weniger Zuckergehalt annimmt und bereit ist, sich an weniger Süße zu gewöhnen. Gleichzeitig greift die Industrie unser ‚österreichisches Modell‘ auf und bringt Produkte auf den Markt, die den vorgegebenen SIPCAN-Kriterien entsprechen“, so Toplak weiter.<br /><br /> Das österreichische Modell</p> <ul> <li>hat eine klare Linie: maximal 7,4g Zucker pro 100ml. Dieser Richt- und Zielwert ist für die Industrie umsetzbar und schmackhaft für die Konsumenten.</li> <li>fördert eine schrittweise Reduktion der Süße, damit sich der Konsumentengeschmack anpassen kann.</li> <li>informiert, anstatt mit Strafsteuern zu agieren.</li> <li>Auf diese Weise wird die gesündere Wahl schrittweise die leichtere und gleichzeitig genussvolle Wahl.</li> </ul> <h2>Machbare Ziele als entscheidendes Kriterium</h2> <p>„In Österreich sehen wir, dass eine Zuckerreduktion in Getränken auf Basis von klaren Orientierungskriterien, die sowohl für die Industrie als auch für den Konsumenten umsetzber sind, in der Praxis funktioniert“, so Hoppichler. Ein nachvollziehbares Beispiel für eine wirksame Zuckerreduktion bei einem bestehenden Produkt ist der in Österreich beliebte Eistee. Im Lauf der letzten Jahre konnte immer wieder eine kleine, schrittweise Reduktion des Zuckergehalts einzelner Produkte beobachtet werden. Das Resultat ist ein um 16 % verringerter Zuckergehalt. Sowohl Hoppichler als auch Toplak fordern die Industrie auf, diesem positiven Beispiel zu folgen und in auf dem Markt erhältlichen Produkten den Zuckergehalt schrittweise zu senken, ohne jedoch die Produktsüße durch den Einsatz von Süßstoffen wieder künstlich nach oben zu treiben.<br /><br /> Das langfristige Ziel sollte nicht nur eine Einsparung an Kalorien sein, sondern auch, dem Konsumenten die Möglichkeit zu geben, sich an eine geringere Süße und somit eine gesündere Lebensmittelauswahl zu gewöhnen. Hier wäre es zielführend, wenn auch die durch Süßstoffe erreichte Süße für den Konsumenten transparent dargestellt und den Süßegrad, der durch 7,4g Zucker pro 100ml erreicht wird, nicht übersteigen würde. Auf diese Weise könnten sich die Konsumenten auch bei süßstoffhaltigen Getränken für weniger süße Produkte entscheiden. „Neu eingeführte Produkte sollten den vorgegebenen Kriterien in jedem Fall entsprechen“, sind sich Toplak und Hoppichler einig.<br /> Die Studienergebnisse werden auf www.sipcan.at als „Getränkeliste“ zum kostenlosen Download unter www.sipcan. at/getraumlnkeliste.html oder als Online-Suche zur Verfügung gestellt.</p> <h2>Praktische Getränke-App für den täglichen Einkauf</h2> <p>Wer sich unterwegs im Supermarkt oder im Restaurant orientieren möchte, hat auch die Möglichkeit, die Studie als Datenbank in Form einer kostenlosen App am Smartphone zu installieren. Zu finden im App-Store für Apple bzw. Play- Store für Android unter dem Suchbegriff „SIPCAN“. (red)</p> <div id="fazit"> <h2>SIPCAN</h2> SIPCAN (Special Institute for Preventive Cardiology And Nutrition) wurde im Jahr 2005 als Initiative für ein gesundes Leben gegründet. Als unabhängiges wissenschaftliches Vorsorgeinstitut wird SIPCAN von einem nationalen wissenschaftlichen Expertengremium aus medizinischen und angrenzenden Fachbereichen (Internisten, Kardiologen, Ernährungswissenschafter, Sozialmediziner usw.) unterstützt. Die Schwerpunkte von SIPCAN liegen in den Bereichen Gesundheitsförderung, Prävention, Forschung und Wissenschaft. Weitere Informationen zu SIPCAN finden Sie unter: http://www.sipcan.at Weitere Informationen zur ÖDG finden Sie unter: http://www.oedg.at</div></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Presseaussendung der ÖDG und von SIPCAN
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