© Getty Images/iStockphoto

Endokrine Hypertonie – wann und wie abklären?

<p class="article-intro">Wer auf einer Safari in der Savanne die «Big Five» sehen möchte, muss vor allem aufmerksam und geduldig sein. Dieselben Tugenden sind in hohem Masse auch für die Abklärung seltener endokriner Hypertonieursachen erforderlich. Phäochromozytom/Paragangliom (PPGL), Conn-Syndrom (primärer Hyperaldosteronismus, PA) und Cushing-Syndrom (CS) machen den Löwenanteil endokriner Hypertonieformen aus, die knapp 10 % aller Fälle eines Bluthochdrucks zugrunde liegen. Im Folgenden lesen Sie über die Jagd nach den «Big Three» in der weiten Ebene der Hypertonie.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Ein Screening hinsichtlich sekund&auml;rer Hypertonieursachen ist nur bei konkretem klinischem Verdacht sinnvoll, wobei alleinige klinische Stigmata nicht ausreichen, um eine sekund&auml;re Hypertonie auszuschliessen.</li> <li>Ein zweistufiges Untersuchungsverfahren f&uuml;hrt zur Diagnose eines PA: Im ersten Schritt erfolgt die Berechnung des Aldosteron-Renin-Quotienten. Bei erh&ouml;hter Ratio wird der Verdacht durch einen erg&auml;nzenden Best&auml;tigungstest gesichert.</li> <li>F&uuml;r die Abkl&auml;rung eines CS werden der 1-mg-Dexamethason- Hemmtest und die Bestimmung der Kortisolkonzentration im 24-Stunden-Urin und/oder im Mitternachtsspeichel herangezogen. Zwei pathologische Untersuchungsbefunde machen die Diagnose sehr wahrscheinlich.</li> <li>Die Bestimmung der Plasmametanephrine beim n&uuml;chternen Patienten in liegender Position gilt als Goldstandard im PPGL-Screening. Ein negatives Resultat schliesst das Vorliegen eines Katecholaminexzesses mit grosser Wahrscheinlichkeit aus.</li> </ul> </div> <p>In mitteleurop&auml;ischen L&auml;ndern leiden heute circa 20 % aller Erwachsenen an Bluthochdruck. Im Jahr 2025 werden gesch&auml;tzt 1,6 Milliarden Menschen weltweit betroffen sein.<sup>1</sup> Als einer der bedeutendsten kardiovaskul&auml;ren Risikofaktoren tr&auml;gt die Hypertonie somit erheblich zur globalen Morbidit&auml;t und Mortalit&auml;t bei. Unterschieden wird hierbei zwischen der prim&auml;ren arteriellen, auch essenziellen Hypertonie und der sekund&auml;ren Hypertonie. Es besteht die Annahme, dass die essenzielle Hypertonie, welche mit 85 % den weit &uuml;berwiegenden Anteil ausmacht, multifaktoriell bedingt ist, wobei die zugrunde liegenden genetischen Pathomechanismen und deren Anteil am Blutdruck oft unsicher bleiben.<br /> Im Gegensatz dazu l&auml;sst sich die sekund&auml;re Hypertonie, die entsprechend nur 15 % der F&auml;lle ausmacht, auf eine identifizierbare und kausal therapierbare, in den allermeisten F&auml;llen renale oder hormonelle Ursache zur&uuml;ckf&uuml;hren. Ihr Verlauf ist, verglichen mit der essenziellen Hypertonie, in der Regel ung&uuml;nstiger. Zielgerichtete operative wie auch medikament&ouml;se Therapien, die zumindest eine Korrektur der Hypertonie, teils auch eine Heilung erm&ouml;glichen, stehen derzeit zur Verf&uuml;gung. Krankheitsassoziierte Folgekomplikationen und damit insgesamt finanzielle Aufwendungen k&ouml;nnen durch ein fr&uuml;hzeitiges Erkennen und Behandeln bedeutend reduziert werden. Ungeachtet der klinischen Relevanz und der gegebenen Handlungsoptionen bleiben sekund&auml;re Hypertonieformen jedoch in erheblichem Masse unterdiagnostiziert und aufgrund zeitund kostenintensiver Abkl&auml;rungen h&auml;ufig lange unerkannt und unbehandelt. Tats&auml;chlich ist ein generelles Screening aller Hypertoniker aufgrund des vergleichsweise niedrigen Anteils sekund&auml;rer Formen sowie des zeitlichen und finanziellen Aufwands &ouml;konomisch nicht sinnvoll. So wie man die Suche nach einem afrikanischen B&uuml;ffel intuitiv auf die Gebiete rund um eine Wasserstelle einschr&auml;nken w&uuml;rde, sollten auch gezielte Abkl&auml;rungen nur bei Patienten erfolgen, die konkrete klinische Merkmale aufweisen, welche die Vortestwahrscheinlichkeit f&uuml;r eine sekund&auml;re Hypertonie erh&ouml;hen (Tab. 1). Verd&auml;chtig sind Patienten mit hochgradigem Bluthochdruck (&gt; 180/110 mmHg) oder hypertensiven Notf&auml;llen in ihrer Krankengeschichte. Ausserdem sollte ein Screening bei Patienten mit therapieresistenter Hypertonie (definiert als Sprechstundenblutdruck &gt; 140/90 mmHg trotz Behandlung mit drei Antihypertensiva verschiedener Klassen, einschliesslich eines Diuretikums) erfolgen. Auch ein akuter Anstieg des Blutdrucks bei zuvor stets stabiler Blutdruckeinstellung gilt als suspekt. Ferner sollte nach Feststellung von Dyselektrolyt&auml;mien in einer Laboruntersuchung, eines &laquo;Non-Dipping&raquo; oder eines &laquo;Reverse-Dipping &raquo; w&auml;hrend einer ambulanten 24-Stunden-Blutdruckmessung sowie bei Nachweis von Endorgansch&auml;den eine gezielte Abkl&auml;rung veranlasst werden.<br /> Auff&auml;llig ist zudem ein fr&uuml;hzeitiges Einsetzen der Hypertonie &ndash; vor dem 30. Lebensjahr &ndash; ohne Vorhandensein von Risikofaktoren (z. B. Adipositas, schwarze Hautfarbe). Spezifischere Merkmale k&ouml;nnen schliesslich einen Hinweis auf die Differenzialdiagnose der sekund&auml;ren Hypertonie liefern. Im Folgenden werden die &laquo;Big Three&raquo; der endokrinen Hypertonie ins Fadenkreuz genommen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Innere_1905_Weblinks_lo_innere_1905_s30_tab1_beuschlein.jpg" alt="" width="1417" height="1273" /></p> <h2>Ph&auml;ochromozytom/ Paragangliom (PPGL)</h2> <p>PPGL entstammen chromaffinen Zellen des intraadrenalen respektive extraadrenalen sympathischen Nervensystems. Die Inzidenz liegt bei zwei F&auml;llen pro einer Million Einwohner pro Jahr. In 40 % der F&auml;lle kann eine Assoziation zu einem genetischen Syndrom nachgewiesen werden (multiple endokrine Neoplasie Typ 2, MEN2), Von-Hippel-Lindau-Syndrom, Neurofibromatose Typ 1 etc.). PPGL sind in 90 % benigne und in 10 % maligne. Durch die (anfallsweise) &Uuml;bersekretion von Katecholaminen lassen sich die meisten krankheitsassoziierten Symptome herleiten. Die Trias aus paroxysmaler Hypertonie, Schweissausbr&uuml;chen und pochenden Kopfschmerzen ist suggestiv f&uuml;r einen Katecholaminexzess. PPGL verhalten sich wie L&ouml;wen. Die Tiere schlafen bis zu 20 Stunden am Tag. Auf der Jagd pirschen sie sich, durch ihr Fell getarnt, unbemerkt an ihr Opfer an, um dann blitzschnell zuzuschlagen. Angstzust&auml;nde, Panikattacken, Gewichtsverlust und Bl&auml;sse k&ouml;nnen ebenfalls auf die Erkrankungen hinweisen. Ein gezieltes Work-up sollte lediglich bei klinischem Verdacht, heredit&auml;rer Pr&auml;disposition, dem Vorliegen einer resistenten Hypertonie oder eines Nebenniereninzidentaloms eingeleitet werden, da h&ouml;chstens ein Promille aller Patienten mit einer Hypertonie an einem Katecholaminexzess leidet (Tab. 2). Als diagnostischer Goldstandard gilt heute die Bestimmung der Normetanephrine und Metanephrine, also der O-methylierten Metaboliten des Noradrenalins und Adrenalins, im Plasma. Zur Gew&auml;hrleistung einer bestm&ouml;glichen Sensitivit&auml;t sollte die Untersuchung stets unter standardisierten Bedingungen erfolgen.<sup>2</sup> Die Blutentnahme zur Bestimmung der Katecholamin- Plasmametabolite sollte stets nach n&auml;chtlichem Fasten vorgenommen werden, da die Di&auml;t (z. B. Kaffee) das Resultat beeinflussen kann. Zudem wird der Patient instruiert, bis zur Blutabnahme &uuml;ber 30 Minuten komplett flach zu liegen, da eine erh&ouml;hte K&ouml;rperlage &uuml;ber die Stimulation des adrenergen Systems nachweislich zu einem Anstieg der freien Metanephrine um bis zu 30 % und somit falsch positiven Ergebnissen f&uuml;hren kann.<br /> Ein h&auml;ufiger weiterer Grund f&uuml;r falsch positive Ergebnisse ist die Einnahme von Substanzen oder Medikamenten, welche zu einer Aktivierung des Sympathikus f&uuml;hren oder aber den Abbau der Katecholamine beeinflussen (trizyklische Antidepressiva etc.) Sobald die Diagnose mithilfe der Laboruntersuchungen best&auml;tigt wurde, folgt in der Regel eine Lokalisationsdiagnostik mittels Schnittbildgebung (CT oder MRT) und je nach Entit&auml;t funktioneller Bildgebung (MIBG-Szintigrafie, DOPA-PET oder DOTATATE-PET). Die Therapie der Wahl ist die operative Tumorentfernung nach ausreichender medikament&ouml;ser Alpha-Blockade.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Innere_1905_Weblinks_lo_innere_1905_s31_tab2_beuschlein.jpg" alt="" width="1417" height="866" /></p> <h2>Cushing-Syndrom (CS)</h2> <p>Unter einem CS werden diverse Erkrankungen mit der gemeinsamen pathognomonischen Endstrecke eines Kortisol&uuml;berschusses zusammengefasst. Von diesem endogenen CS, das als seltene Erkrankung gilt, muss das exogene (oder iatrogene) CS durch eine gr&uuml;ndliche (Medikamenten-) Anamnese sicher abgegrenzt werden. Wenngleich die arterielle Hypertonie nicht das Leitsymptom darstellt, ist sie doch bei 80 % aller Betroffenen festzustellen. Sie entsteht durch Aktivierung von Mineralokortikoidrezeptoren durch einen Kortisol&uuml;berschuss, der sonst effektive Schutzmechanismen einer unselektiven Bindung ausser Kraft setzt. Dar&uuml;ber hinaus f&uuml;hren supraphysiologische Kortisolspiegel zu Hyperkoagulabilit&auml;t, Osteoporose, Insulinresistenz und Hyperglyk&auml;mie sowie Immunsuppression. Ein Screening sollte bei Patienten durchgef&uuml;hrt werden, welche die klassischen klinischen Merkmale eines Hyperkortisolismus aufweisen. Typische physische Ver&auml;nderungen wie &laquo;B&uuml;ffelnacken &raquo;, &laquo;Vollmondgesicht&raquo; und zentrale Adipositas wecken &ndash; um im Bild der &laquo;Big Three&raquo; zu bleiben &ndash; die Assoziation mit einem B&uuml;ffel. Regelm&auml;ssig finden sich zudem Striae rubrae, Hirsutismus, eine proximale Muskelschw&auml;che und eine Neigung zu Bluterg&uuml;ssen. Dar&uuml;ber hinaus sollten Patienten mit resistenter Hypertonie und gleichzeitig bekanntem Inzidentalom der Nebenniere oder Osteoporose gezielt abgekl&auml;rt werden (Tab. 3). Die Diagnose eines CS gilt als gesichert, wenn mindestens zwei sogenannte &laquo;First Line&raquo;-Tests pathologisch ausfallen.</p> <p>Zu den Standard-Diagnostikinstrumenten z&auml;hlt die (je zweimalige) Bestimmung der Kortisolkonzentration im 24-Stunden- Urin und/oder im Mitternachtsspeichel sowie der 1-mg-Dexamethason-Hemmtest. Da keine der genannten Untersuchungen f&uuml;r sich eine ideale Spezifit&auml;t und Sensitivit&auml;t aufweist und die Resultate von individuellen Faktoren abh&auml;ngen (z. B. Schichtarbeit, Einnahme von &ouml;strogenhaltigen Kontrazeptiva etc.), sind die Auswahl und Kombination der diagnostischen Verfahren immer eine Einzelfallentscheidung.<sup>3</sup> Aufgrund der zirkadianen Rhythmik des Kortisols mit physiologischem Abfall der Konzentration am sp&auml;ten Abend kann die Bestimmung der Konzentration im Speichel um 23:00 Uhr Hinweise auf eine f&uuml;r das CS typische aufgehobene Tagesrhythmik liefern. Da der diagnostische Nutzen gleich, die Durchf&uuml;hrung aber einfacher und somit weniger fehlerbehaftet ist als beispielsweise die der 24-Stunden-Urinsammlung, wurde der Speicheltest in der Praxis ein g&auml;ngiges und beliebtes Werkzeug.4 Die Resultate sind abh&auml;ngig von der vom jeweiligen Labor benutzten Methodik.</p> <p>Beim Dexamethason-Hemmtest erh&auml;lt der Patient um 23:00 Uhr eine Einzeldosis Dexamethason 1 mg mit Bestimmung der Plasma-Kortisolkonzentration am darauffolgenden Morgen. Eine Suppression der Konzentration &lt; 50 nmol/l schliesst eine autonome Kortisolproduktion nahezu aus. Die Verwendung dieses durch die Endocrine Society empfohlenen Cut-off-Werts bietet eine sehr hohe Sensitivit&auml;t auf Kosten der Spezifit&auml;t. Eine Kortisolkonzentration &gt; 140 nmol/l spricht mit grosser Sicherheit f&uuml;r eine autonome Kortisolsekretion. Ist die Diagnose eines CS best&auml;tigt, erfolgt eine weiterf&uuml;hrende spezial&auml;rztliche Differenzialdiagnostik mittels erg&auml;nzender Labortests, bei denen die Bestimmung des basalen ACTH die Unterscheidung eines ACTH-abh&auml;ngigen von einem ACTH-unabh&auml;ngigen CS erlaubt. Erst dann erfolgen die zielgerichtete kraniale respektive abdominale Bildgebung und allenfalls die Anwendung eines Sinus-petrosus-Katheters zum Beweis bzw. Ausschluss einer hypophys&auml;ren ACTH-Quelle. Schliesslich wird die Therapie festgelegt, wobei in aller Regel ein chirurgisches Vorgehen den h&ouml;chsten Stellenwert hat. Daneben stehen prinzipiell medikament&ouml;se und strahlentherapeutische Behandlungsoptionen zur Verf&uuml;gung.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Innere_1905_Weblinks_lo_innere_1905_s32_tab3_beuschlein.jpg" alt="" width="1417" height="855" /></p> <p>&nbsp;</p> <h2>Prim&auml;rer Hyperaldosteronismus (PA) resp. Conn-Syndrom</h2> <p>Der PA umfasst eine Gruppe von Erkrankungen, die durch eine inad&auml;quat hohe, von Renin unabh&auml;ngige Aldosteronproduktion durch die Nebennieren charakterisiert ist. Die mit Abstand h&auml;ufigsten Ursachen stellen die bilaterale Nebennierenhyperplasie (70 %) und das unilaterale Aldosteron-produzierende Adenom (30 %) dar. Sehr selten k&ouml;nnen Nebennierenrindenkarzinome oder famili&auml;re Gendefekte zu einem Aldosteronexzess f&uuml;hren. Gem&auml;ss aktueller Evidenz l&auml;sst sich die arterielle Hypertonie in 5&ndash;12 % aller F&auml;lle auf einen PA zur&uuml;ckf&uuml;hren.<sup>5, 6</sup> Sicher ist, dass die Krankheit bis dato quantitativ, aber auch qualitativ g&auml;nzlich untersch&auml;tzt wurde. Der PA ist, verglichen mit der essenziellen Hypertonie, mit einer signifikanten Erh&ouml;hung des kardiovaskul&auml;ren Risikos assoziiert.<sup>7, 8</sup> Neueste Untersuchungen zeigen, dass Aldosteron auch unabh&auml;ngig vom Bluthochdruck durch F&ouml;rderung von Entz&uuml;ndungszust&auml;nden und Fibrosierung wesentlich zur Sch&auml;digung von Endorganen beitragen und die Entstehung eines Schlafapnoesyndroms beg&uuml;nstigen kann. Die hohe Pr&auml;valenz und die klinische Bedeutung f&uuml;r den betroffenen Patienten machen den PA zum &laquo;Elefanten&raquo; unter den endokrinen Hypertonieursachen. Da Aldosteron &uuml;ber die Aktivierung von Mineralokortikoidrezeptoren in den Nieren zu einer Retention von Natrium und zur Ausscheidung von Kalium f&uuml;hrt, sollte insbesondere eine spontane, aber auch Diuretika- induzierte Hypokali&auml;mie bei Hypertonikern an einen PA denken lassen. M&ouml;glicherweise pr&auml;sentieren sich die Patienten mit Hypokali&auml;mie-typischen klinischen Befunden, wie Muskelschw&auml;che, Obstipation, Herzrhythmusst&ouml;rungen oder metabolischer Alkalose. Ein typischer Fallstrick in der Praxis besteht im Ausschluss oder in der Nichtber&uuml;cksichtigung der Differenzialdiagnose, einzig aufgrund eines in der Norm befindlichen Serumkaliumwerts. Tats&auml;chlich ist jedoch in den allermeisten F&auml;llen ein normokali&auml;mischer Hyperaldosteronismus nachweisbar, ein normaler Kaliumspiegel hat somit nur einen niedrigen negativ pr&auml;diktiven Wert.8 Neben einer Hypokali&auml;mie sollten die Feststellung eines Nebenniereninzidentaloms in einer abdominellen Bildgebung, die Komorbidit&auml;t mit einem obstruktiven Schlafapnoesyndrom und eine positive Familienanamnese f&uuml;r die Erkrankung den Verdacht auf einen PA lenken (Tab. 4).</p> <p>Die Labordiagnostik des PA umfasst zwei aufeinanderfolgende Schritte. Um aussagekr&auml;ftige Resultate zu gew&auml;hrleisten, ist eine vorhergehende Adaptation der h&auml;uslichen Medikation erforderlich, sofern diese mit dem Renin-Angiotensin-Aldosteron- System interagiert. Je nach Wirkstoff muss die Umstellung auf ein alternatives Pr&auml;parat eine Woche (f&uuml;r Betablocker, Schleifendiuretika, zentrale &alpha;2-Agonisten, Angiotensin-2-Rezeptorblocker, Renininhibitoren, Kalziumantagonisten vom Dihydropyridin- Typ) respektive vier Wochen vor Durchf&uuml;hrung des Tests (f&uuml;r Mineralokortikoidrezeptorantagonisten, kaliumsparende Diuretika, Drospirenon-haltige Ovulationshemmer) erfolgen. Als g&auml;ngige Alternative bieten sich Doxazosin und/oder Verapamil an. Die Untersuchung sollte unter den Bedingungen einer Normokali&auml;mie stattfinden. Als Suchtest ist die Bestimmung des Aldosteron-Renin-Quotienten als Goldstandard etabliert. Da Aldosteron die Produktion des Renins durch negative R&uuml;ckkopplung hemmt, ist bei Betroffenen ein hoher Quotient zu erwarten, wobei sich die Cut- off-Werte je nach verwendeter Messmethode und Labor unterscheiden. Ist der Quotient erh&ouml;ht, sollte zur definitiven Sicherung oder zum Ausschluss der Diagnose ein Best&auml;tigungstest erfolgen. Die Leitlinien geben hierf&uuml;r keine einheitliche Empfehlung vor. Verbreitet ist die Anwendung eines Kochsalzbelastungs- oder Captopril-Tests. Beim Kochsalzbelastungstest wird das Plasma-Aldosteron vor und nach Infusion von 2000 ml einer 0,9 %igen NaCl-Infusionsl&ouml;sung &uuml;ber 4 Stunden bestimmt. Unter physiologischen Bedingungen wird das Plasma-Aldosteron supprimiert. Liegt der Aldosteronspiegel nach der Salzbelastung &lt; 5 ng/dl, kann ein PA mit grosser Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Liegt er hingegen &gt; 60 ng/dl, ist die Diagnose eines PA gesichert. Lassen die Resultate keine konklusive Beurteilung zu, kann erg&auml;nzend der Captopril-Test durchgef&uuml;hrt werden. Nach einmaliger Verabreichung von Captopril (50 mg peroral) wird nach 3 Stunden das Plasma-Aldosteron bestimmt. Physiologischerweise w&uuml;rde die Gabe des ACE-Hemmers zu einem Abfall des Aldosterons f&uuml;hren. Falls Aldosteron auf weniger als 30 % des Ausgangswerts supprimiert wird, ist dies mit der Diagnose eines PA vereinbar. Zur Vervollst&auml;ndigung der Differenzialdiagnose und Planung des therapeutischen Prozederes sollten nach Best&auml;tigung der Diagnose eine Bildgebung der Nebennieren (CT oder MRT) sowie ein Nebennierenvenenkatheter-Sampling erfolgen. Zur Behandlung stehen die unilaterale Adrenalektomie sowie eine zielgerichtete medikament&ouml;se Therapie mit einem Mineralokortikoidrezeptorantagonisten zur Verf&uuml;gung.</p> <p>&nbsp;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Innere_1905_Weblinks_lo_innere_1905_s32_tab4_beuschlein.jpg" alt="" width="1417" height="805" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Forouzanfar MH et al.: Global burden of hypertension and systolic blood pressure of at least 110 to 115 mmHg, 1990&ndash;2015. JAMA 2017; 317: 165-82 <strong>2</strong> D&auml;rr et al.: Biochemical diagnosis of phaeochromocytoma using plasma-free normetanephrine, metanephrine and methoxytyramine: importance of supine sampling under fasting conditions. Clin Endocrinol (Oxf) 2014; 80: 478-86 <strong>3</strong> Elamin MB et al.: Accuracy of diagnostic tests for Cushing&rsquo; s syndrome: a systematic review and metaanalyses. J Clin Endocrinol Metab 2008; 93: 1553-62 <strong>4</strong> Raff H et al.: Late-night salivary cortisol as a screening test for Cushing&rsquo;s syndrome. J Clin Endocrinol Metab 1998; 83: 2681-6 <strong>5</strong> Funder JW et al.: The management of primary aldosteronism: case detection, diagnosis, and treatment: an Endocrine Society clinical practice guideline. J Clin Endocrinol Metab 2016; 101: 1889-916 <strong>6</strong> Byrd JB et al.: Primary aldosteronism practical approach to diagnosis and management. Circulation 2018; 138: 823-35 <strong>7</strong> Rossi GP et al.: Long-term control of arterial hypertension and regression of left ventricular hypertrophy with treatment of primary aldosteronism. Hypertension 2013; 62: 62-9 <strong>8</strong> Milliez P et al.: Evidence for an increased rate of cardiovascular events in patients with primary aldosteronism. J Am Coll Cardiol 2005; 45: 1243-8</p> </div> </p>
Back to top