© Getty Images/iStockphoto

Gesponsert oder nicht?

„Die richtige Auswahl der Fortbildung ist entscheidend!“

<p class="article-intro">Fortbildung liegt in der Verantwortung der Ärztin und des Arztes, erklärt Dr. Peter Niedermoser, Präsident des Wissenschaftlichen Beirates der Akademie der Ärzte, Präsident der Ärztekammer für Oberösterreich, Oberarzt am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz. Die rechtliche Situation ist ganz klar. Wichtig ist aus seiner Sicht, diejenigen Angebote auszuwählen, die passen – egal ob diese gesponsert sind oder ob man die Teilnahme selbst bezahlt.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><strong>Herr Pr&auml;sident Niedermoser, es ist &Auml;rzten in &Ouml;sterreich vorgeschrieben, sich regelm&auml;&szlig;ig fortzubilden. Was genau ist gefordert?</strong></p> <p><strong>P. Niedermoser:</strong> Im &Auml;rztegesetz steht klar und deutlich, dass sich &Auml;rztinnen und &Auml;rzte kontinuierlich fortbilden m&uuml;ssen. Fr&uuml;her war dies auf freiwilliger Basis. Wir haben vor Jahren &uuml;ber die Akademie der &Auml;rzte, damals noch ein Verein, ein Diplom-Fortbildungs-Programm initiiert, in dem wir strukturiert den Kolleginnen und Kollegen vorgeschlagen haben, wie eine gute Fortbildung aussehen kann. Dazu wurden verschiedene Themen zusammengestellt &ndash; sonstige Fortbildung, medizinische Fortbildung usw. Vom Bundesministerium f&uuml;r Gesundheit wurde im Jahr 2015 festgehalten, dass dies f&uuml;r &Auml;rzte nicht mehr auf freiwilliger Basis gen&uuml;gt, sondern dass diese die 150 Punkte, die im freiwilligen DFP vorgesehen waren, der &Auml;rztekammer glaubhaft nachweisen m&uuml;ssen. Wir, die Akademie der &Auml;rzte, haben es &uuml;bernommen, zu pr&uuml;fen, ob sich die Kolleginnen und Kollegen ausreichend fortbilden und in welcher Art und Weise. Dies war also eine politische Entscheidung. Es hat sich gezeigt, dass sich die &Auml;rzteschaft in &Ouml;sterreich hervorragend fortbildet. Gut w&auml;re es, wenn nun auch alle anderen Berufsgruppen in der Fortbildung nachziehen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Diabetes_1902_Weblinks_a2-abb1.jpg" alt="" width="397" height="324" /></p> <p><strong>Welche Gruppe von &Auml;rzten ben&ouml;tigt insbesondere extramural angebotene Fortbildungen?</strong></p> <p><strong>P. Niedermoser:</strong> In vielen Krankenh&auml;usern werden regelm&auml;&szlig;ig intern Fortbildungen angeboten. Im Institut f&uuml;r Pathologie, wo ich arbeite, bereiten Kolleginnen und Kollegen wissenschaftliche Forschungsarbeiten f&uuml;r diejenigen auf, die diese nicht gelesen haben. So wird das Wissen weitervermittelt. Diese Fortbildungen sind mit Fortbildungspunkten approbiert. Es gibt viele dieser Fortbildungen, die sich mit Studien, neuen Operationsmethoden usw. auseinandersetzen, f&uuml;r die Forschungsergebnisse aufbereitet und dann gemeinsam diskutiert werden. Wir haben aber auch viele externe Veranstaltungen.<br /> 150 Punkte bzw. in Zukunft 250 Punkte sind n&ouml;tig. Diese k&ouml;nnen in verschiedenen Kategorien wie Vortr&auml;gen, E-Learnings, Qualit&auml;tszikeln oder sonstigen Fortbildungen erworben werden. Sonstige Fortbildungen, die wir auch brauchen, sind z.B. Englisch oder andere Sprachen f&uuml;r Mediziner. Es gibt also mehrere M&ouml;glichkeiten, sich fortzubilden, wobei die medizinische Fortbildung die wichtigste ist. Ein Teil der Veranstaltungen muss vor Ort besucht werden, ein Teil kann elektronisch &uuml;ber E-Learnings, Webinare etc. absolviert werden. All diese Veranstaltungen sind qualit&auml;tsgesichert und approbiert auf Basis der Qualit&auml;tsvorschriften, die wir in der Akademie unter dem Titel DFP-Approbation haben.</p> <p><strong>Welche Konsequenzen hat die Nichterf&uuml;llung, was wird exekutiert?</strong></p> <p><strong>P. Niedermoser:</strong> Die Quote an &Auml;rzten, die die Vorgaben erf&uuml;llen, ist sehr hoch, lediglich 4 % der &Auml;rztinnen und &Auml;rzte in &Ouml;sterreich sind bisher dieser Verpflichtung nicht nachgekommen. Diese sind dem Disziplinaranwalt &uuml;berwiesen worden. Der Disziplinaranwalt ist ein unabh&auml;ngiger Richter mit medizinischen Beisitzern, die sich anschauen, warum die betreffende Kollegin bzw. der betreffende Kollege den Nachweis der Fortbildung nicht erbracht hat. Es kommt dann zur Verh&auml;ngung von Geldstrafen und als weitere Konsequenz kann die Weigerung, die Fortbildung zu machen, zur Infragestellung der Vertrauensw&uuml;rdigkeit f&uuml;hren. Aus meiner Sicht ist man als Arzt nicht vertrauensw&uuml;rdig, wenn man sich nicht konsequent fortbildet. Es wird eine Nachfrist gesetzt, aber zun&auml;chst ist eine Strafe zu bezahlen. Das hei&szlig;t aber nicht, dass man sich von Fortbildung freikaufen kann, denn es wird danach ganz genau darauf geachtet, ob die Kollegin bzw. der Kollege aus dieser disziplin&auml;ren Ma&szlig;nahme die richtigen Schl&uuml;sse zieht. Sie bzw. er muss verstehen, dass das ein wichtiger Part ist und es im Sinne der Patientinnen und Patienten ist, sich fortzubilden.</p> <p><strong>Wie gro&szlig; ist aus Ihrer Sicht der Aufwand, um Fortbildungen anzubieten?</strong></p> <p><strong>P. Niedermoser:</strong> Eine gute Fortbildung zu machen ist aufwendig. Intramural besteht der Aufwand f&uuml;r den Einzelnen, der Literatur liest und den Inhalt f&uuml;r die anderen in Form einer Power- Point-Pr&auml;sentation darstellt. Wenn aber zum Beispiel Bezirks&auml;rztevertreter Veranstaltungen zu bestimmten Themen organisieren und dazu Kolleginnen und Kollegen einladen, ist der Aufwand bereits erheblich gr&ouml;&szlig;er, denn es kommen zumindest das Schreiben von Einladungen und das Organisieren des Settings hinzu. Kongresse zu organisieren ist noch mehr Aufwand. Da sind sehr viel Manpower, sehr viel Engagement und sehr viel medizinisches Wissen bei den Vortr&auml;gen notwendig, damit ein Vortrag, ein Bezirks&auml;rzteabend oder ein Kongress wirklich gut funktionieren und positiv bewertet werden.</p> <p><strong>Wie werden diese Fortbildungsm&ouml;glichkeiten derzeit finanziert?</strong></p> <p><strong>P. Niedermoser:</strong> Der Idealzugang w&auml;re, wenn die &ouml;ffentliche Hand diese Fortbildung finanzieren w&uuml;rde. Wir wissen aber alle, dass sich die &ouml;ffentliche Hand das nicht leisten kann, daher arbeiten wir in &Ouml;sterreich derzeit in Sachen Finanzierung mit der Pharmaindustrie zusammen, wobei diese Zusammenarbeit ganz klar geregelt ist. Mein Zugang ist: Wenn mein Institut m&ouml;chte, dass ich mich zu einem Thema fortbilden soll, weil das Institut das Wissen ben&ouml;tigt, dann l&auml;uft dies wie in jeder anderen Firma ab, in der Fortbildungsveranstaltungen samt Aufenthalt und Arbeitszeit vom Dienstgeber bezahlt werden. Es w&auml;re also Aufgabe des Krankenhaustr&auml;gers, die Finanzierung zu &uuml;bernehmen. Wir wissen aber, dass das in der Breite derzeit in &Ouml;sterreich nicht unabh&auml;ngig zu finanzieren ist. So wird beispielsweise den genannten Dienstgebern oftmals von Pharmafirmen ein Kostenerstattungspool zur Finanzierung von Fortbildungen zur Verf&uuml;gung gestellt. Der Dienstgeber entscheidet dann, welcher Mitarbeiter z. B. einen Kongress besuchen kann, bei dem die Hotel- und Seminarkosten aus diesem Pool bezahlt werden. Kosten f&uuml;r das t&auml;gliche Leben sind nat&uuml;rlich ausgenommen. Das beruht auf Regeln, die wir gemeinsam mit der Pharmig entwickelt haben. Es gibt daf&uuml;r einen Code of Conduct, an den man sich h&auml;lt und der offenliegt. Und es gibt auch genaue Regeln, welche Veranstaltung DFPapprobiert wird und welche Bedingungen eine Veranstaltung erf&uuml;llen muss.</p> <p><strong>Es gibt immer mehr Veranstaltungen, die von den Teilnehmern bezahlt werden m&uuml;ssen. Wie sehen Sie diese Entwicklung?</strong></p> <p><strong>P. Niedermoser:</strong> Nat&uuml;rlich ist es die beste L&ouml;sung, wenn der Dienstgeber die Kosten &uuml;bernimmt, wenn es der Auftrag des Dienstgebers ist, dass ich dort hinfahre. Aber ich fahre auch manchmal auf Kongresse, die nicht im Interesse des Dienstgebers sind, sondern in meinem Interesse, und das kostet mich dann etwas, das ist eine Sache von Angebot und Nachfrage. Wenn ich sehe, dass das etwas Wertvolles ist, dann bin ich auch bereit, daf&uuml;r etwas zu bezahlen. Ich denke, das sehen viele Kolleginnen und Kollegen so. Fortbildungen k&ouml;nnen au&szlig;erdem steuerlich abgesetzt werden.</p> <p><strong>Niedergelassene &Auml;rztinnen und &Auml;rzte haben aber keinen Dienstgeber, der ihnen Fortbildungen bezahlen k&ouml;nnte.</strong></p> <p><strong>P. Niedermoser:</strong> Hier m&uuml;sste die neue &Ouml;sterreichische Gesundheitskasse neue Wege beschreiten. Viele rufen nach pharmaunabh&auml;ngiger Fortbildung, aber Fortbildung bereitzustellen kostet etwas, von den Unterlagen bis zur wissenschaftlichen Absicherung, und diese Kosten m&uuml;ssen von jemandem getragen werden: vom Tr&auml;ger, von der neuen &Ouml;sterreichischen Gesundheitskasse, vom Staat oder von wem auch immer. Wenn dem Staat pharmaunabh&auml;ngige Fortbildung zu kostenintensiv ist, und das ist der Fall, dann muss es klare Regeln der Zusammenarbeit mit der Pharmig geben, um eine Kostenerleichterung zu erreichen. Bei Kongressen mit Teilnahmegeb&uuml;hren ist es jedem &uuml;berlassen, ob ihm die Fortbildung das wert ist oder nicht. Da die Pharmafirmen mit immer mehr Regeln belastet werden, geht die Entwicklung auch in die Richtung, dass man f&uuml;r seine Fortbildung mehr aufwenden m&uuml;ssen wird. Das betrifft nat&uuml;rlich auch den Zeitaufwand; egal ob es etwas kostet oder nicht, die Zeit daf&uuml;r muss man aufbringen. Ich denke zwar nicht, dass sich die Firmen von der Unterst&uuml;tzung von Kongressen zur&uuml;ckziehen werden, sie achten aber sehr genau darauf, welche Fortbildungen sie unterst&uuml;tzen und welche nicht. Insgesamt muss man klar sagen, dass die &ouml;sterreichische &Auml;rzteschaft sich bei Weitem &uuml;ber die 150 DFP-Punkte hinaus fortbildet. Es gibt wirklich sehr viele Veranstaltungen und ein sehr gutes Angebot, da kann nichts schiefgehen.</p> <p><em><strong>Vielen Dank f&uuml;r das Gespr&auml;ch!</strong></em></p></p>
Back to top