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Auf das Vitamin D schauen
Jatros Digital
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20.09.2019
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<p class="article-intro">Zwei im Rahmen des EASD-Kongresses in Barcelona präsentierte Studien weisen auf wenig bekannte Hintergründe erhöhter Mortalität bei Diabetespatienten hin. Denn Vitamin-D-Mangel und schwankende glykämische Kontrolle erweisen sich als vermeidbare Risikofaktoren.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Eine in Wien durchgeführte Studie<sup>1</sup> zeigt einen deutlichen Einfluss von Vitamin-D-Mangel auf die Mortalität – insbesondere bei jüngeren Menschen mit Diabetes. Für die Studie wurden Daten von 78 581 Personen verwendet, deren Vitamin-D-Spiegel (25-Hydroxyvitamin D) zwischen 1991 und 2011 im Zentrallabor des Wiener Allgemeinen Krankenhauses bestimmt worden war, und mit dem österreichischen Sterberegister abgeglichen. Für die Analyse wurden die ersten drei Jahre nach der Messung ausgenommen und danach wurde ein Follow-up über möglichst 20 Jahre versucht. Tatsächlich lag der Beobachtungszeitraum schließlich bei 10,5 Jahren. Als Cut-off für Vitamin-D-Mangel wurde ein Plasmaspiegel von 50nmol/l herangezogen. Risiken wurden für Spiegel von 10nmol/l und 90nmol/l berechnet. Die Auswertung ergab, dass ein Vitamin-D-Spiegel von 10nmol/l oder weniger mit einem zwei- bis dreifachen Anstieg der Mortalität assoziiert ist, wobei der Effekt bei Personen zwischen 45 und 60 Jahren am deutlichsten war. Im Gegensatz dazu war bei Vitamin-D-Spiegeln über 90nmol/l die Gesamtmortalität reduziert, wobei die Gruppe der 45- bis 60-Jährigen mit einer Mortalitätsreduktion von 40 % am deutlichsten profitierte. Bei Personen jenseits von 75 Jahren wurde kein Zusammenhang mehr zwischen Vitamin D und Sterblichkeit gesehen. Besonders ungünstig wirkte sich Vitamin-D-Mangel in der diabetischen Population aus. Hier wurde bei Spiegeln unter 50nmol/l eine Erhöhung der diabetesspezifischen Mortalität um den Faktor 4,4 beobachtet. Auch Todesfälle wegen Infektionen waren bei Vitamin-D-Mangel häufiger. Umgekehrt wurde in der Subgruppe mit sehr hohen Vitamin-D-Spiegeln über 100nmol/l keine erhöhte Mortalität beobachtet. Diese Daten stützen nach Ansicht der Autoren die Forderung nach flächendeckender Vitamin-D-Supplementation auch bei jüngeren Personen und insbesondere bei Personen mit Diabetes.</p> <h2><strong>Glykämische Kontrolle und Mortalität</strong></h2> <p>Eine weitere im Rahmen des EASD 2019 vorgestellte Arbeit deutet auf einen Zusammenhang zwischen hoher Variabilität der glykämischen Kontrolle und Mortalität hin. Patienten, die bei subsequenten Kontrollen stark schwankende Zuckerwerte zeigen, haben ein höheres Risiko zu versterben. Die Studie wurde auf Basis des HbA<sub>1c</sub> Variability Score (HVS) durchgeführt, der angibt, wie oft sich das HbA<sub>1c</sub> um mehr als 0,5 % verändert. Dabei zeigten die Patienten mit den deutlichsten Schwankungen ein um den Faktor 2,4 erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse, kardiovaskuläre Mortalität und Gesamtmortalität. Das Risiko, eine kardiovaskuläre Erkrankung zu entwickeln, war um den Faktor 2,6 erhöht, das Schlaganfallrisiko verdoppelt. Für Beinulzera und diabetische Retinopathie wurden noch deutlichere Risikoanstiege berichtet.<sup>2</sup></p></p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<ol> <li>Marculescu R et al.: Vitamin D deficiency, overall and cause-specific mortality: the impact of age and diabetes. EASD Annual Meeting 2019, Abstract 325</li> <li>Li S et al.: Visit-to-visit HbA<sub>1c</sub> variability is associated with cardiovascular diseases and microvascular complications in patients with newly diagnosed type 2 diabetes. EASD Annual Meeting 2019, Abstr. 1190</li> </ol>
</div>
</p>
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