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Welche Wirkstoffe sind wichtig für eine schonende Hautverjüngung?
Jatros
Autor:
Dr. Izak Johannes Bisschoff
Facharzt für Dermatologie und<br> Venerologie, Wien und Hamburg<br> E-Mail: ijbisschoff@googlemail.com
30
Min. Lesezeit
22.11.2018
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<p class="article-intro">Unter Mesotherapie versteht man ein Verfahren, bei dem mittels feinster Injektionen kleine Mengen an Wirkstoffen in die oberflächliche Dermis appliziert werden. In Frankreich seit den 1960er-Jahren bekannt, wird Mesotherapie heute zunehmend in Deutschland und Österreich als minimal invasive, sichere Methode der Rejuvenation angewendet. Beim Microneedling werden mittels Pen oder Roller kleinste Verletzungen geschaffen und eine Diffusion von Wirkstoffen durch diese Stichkanäle erreicht. Im Folgenden werden sieben Wirkstoffe beschrieben, mit welchen der interessierte Arzt in die Mesotherapie/in das Microneedling einsteigen kann.</p>
<p class="article-content"><h2>Hyaluronsäure (HA)</h2> <p>Die effektivste und eine breit eingesetzte Substanz in der Anti-Aging-Medizin ist nach wie vor die Hyaluronsäure. Bekanntlich bindet HA Wasser und spielt eine wichtige Rolle bei diversen Prozessen wie der Wundheilung oder der Arthrosetherapie; sie besitzt die Fähigkeit zur Modulierung inflammatorischer Zellen und Neutralisierung freier Radikale und interagiert mit den Proteoglykanen der extrazellulären Matrix.<sup>1</sup> Darüber hinaus besitzt die Hyaluronsäure einen willkommenen Effekt als Schmiermittel beim Microneedling, diese Eigenschaft erweist sich besonders beim Verwenden des Needling-Pens als nützlich. An Indikationen stehen Feuchtigkeitsverlust und solare Elastose im Vordergrund. Prinzipiell ist die HA jedoch mit jedem anderen Wirkstoff gut kombinierbar.</p> <h2>Vitamin C</h2> <p>Aus der Gruppe der Vitamine ist Vitamin C mit seiner antioxidativen Wirkung unersetzlich. Es fungiert als Chelator der Kupferionen des Enzyms Tyrosinase und greift somit direkt in die Pigmentproduktion ein. Zusätzlich zu seiner aufhellenden Wirkung optimiert Vitamin C den natürlichen UVA- und UVB-Lichtschutz der Haut. Bei diesem Antioxidans schätzt der Anti- Aging-Mediziner die gute präventive Wirkung auf die vorzeitige Hautalterung. Vitamin C neutralisiert freie Radikale und beteiligt sich an der Regeneration von Vitamin E, welches zum Schutz der Lipidmembran der Zellen essenziell ist. An Indikationen sind Melasmen, müde, fahle Haut und die Stimulation der Kollagenproduktion zu erwähnen. Möglich sind Kombinationen von Vitamin C mit NCTC 109, einer weiteren revitalisierenden Lösung für Rejuvenation.</p> <h2>Vitamin A</h2> <p>Vitamin A ist ein effektiver Anti-Aging- Wirkstoff, der direkt in der Zelle an den Retinolrezeptoren ansetzt. Die leicht schälende, keratolytische Wirkung verbessert den Turn-over der Haut und bewirkt eine stärkere Penetration anderer Wirkstoffe. Infolge von Vitamin-A-Anwendungen kann es bei entsprechend hoher Dosierung zu ausgeprägten Hautschälungen kommen. Unverzichtbar bei solarer Elastose, wird Vitamin A gerne mit NCTC, Hyaluronsäure oder Dimethylaminoethanol (DMAE) kombiniert.</p> <h2>Organisches Silizium</h2> <p>Junge Haut ist reich an Silizium. Dieses Element fungiert auf der Strukturebene, gewährleistet Integrität, Tonus und Elastizität der Kutis und ist ein Baustein für Kollagen, Elastin und Proteoglykane. Im Alter erschöpfen sich die körpereigenen Reserven an Silizium zunehmend und das Bindegewebe erschlafft. Eine Siliziumsupplementation kann Hauttonus und Hydration verbessern, mit der Folge einer weicheren, gestraffteren Haut. Cave: Patienten mit einer Salicylatallergie. Indikation: An erster Stelle steht die Straffung durch die Förderung der Fibroblastensynthese. Silizium ist gut mit Hyaluronsäure und DMAE kombinierbar.</p> <h2>DMAE</h2> <p>Dimethylaminoethanol (DMAE) ist ein Vorläufer des Neurotransmitters Acetylcholin, der an der glatten Muskulatur ansetzt und hier den Muskeltonus erhöht. Kontraindiziert ist DMAE bei gleichzeitiger Verwendung von Botulinumtoxin A in denselben Regionen. Die straffende Anti- Aging-Wirkung ist in speziellen Arealen wie Mittelgesicht oder Hals erwünscht. DMAE kann hervorragend mit Hyaluronsäure oder organischem Silizium kombiniert werden.</p> <h2>Biotin</h2> <p>Biotin (Vitamin B7) ist als Koenzym in diverse metabolische Prozesse involviert. Es spielt eine Rolle im Fettsäuremetabolismus, Aminosäurekatabolismus und in der Glukoneogenese und hat somit eine wichtige Bedeutung für den jugendlichen Erhalt von Haut und Haaren.<sup>2</sup> Sehr gute Ergebnisse erzielt man bei älteren Patientinnen mit diffuser Alopezie. Bei Alopecia diffusa verwende ich gerne eine Kombination mit NCTC oder in abwechselnden Sitzungen mit PRP („platelet rich plasma“).</p> <h2>NCTC 109</h2> <p>Ursprünglich wurde diese revitalisierende Lösung vom National Cancer Institute als Medium für Zellkulturen entwickelt und sollte an Zellen, die sich im Wachstum befinden, alle notwendigen Nährstoffe (Vitamine, Aminosäuren, Koenzyme) liefern. NCTC wird zur Behandlung von schwachem Hautgewebe und zur Stimulation der Zellreparatur eingesetzt. Es beinhaltet eine Vielzahl von essenziellen Mikronährstoffen, die an den physiologischen Zellprozessen beteiligt sind. Indiziert ist NCTC vor allem bei fahler Haut, es regeneriert die Haut und bringt sie zum Leuchten. Additive Effekte erzielen wir mit der Kombination mit Vitamin C als Antioxidans, aber prinzipiell ist NCTC mit allen Wirkstoffen gut kombinierbar.</p> <h2>Conclusio</h2> <p>In der Mesotherapie ist es essenziell, nur Produkte zu verwenden, die auch über die entsprechende Zulassung eines Medizinproduktes für die intradermale Injektion verfügen. In unserem Fall geht es um Präparate, die als Medizinprodukte der Klasse III nach Anhang IX der Richtlinie 93/42 EWG klassifiziert sind. Diese Substanzen müssen vollständig resorbierbar sein. Ich würde jedem Kollegen davon abraten, Produkte zu injizieren, die nur für die topische Anwendung zugelassen sind.<br /> Die Mesotherapie ist ein Verfahren, mit dem bei richtiger Indikation und sorgfältiger Auswahl der Kombinationsmöglichkeiten bei regelmäßiger Anwendung ein tolles Gesamtbild zu erreichen ist. Wichtig sind die Vor- und Nachbehandlung der Patienten und das ausführliche Patientengespräch, um den geeigneten Patienten zu identifizieren.<br /> Für Anfänger gibt es fertige Cocktails für unterschiedliche Indikationen. Meine Empfehlung lautet, damit anzufangen und im Laufe der Zeit individualisierte Kombinationen zusammenzustellen, um ganz gezielt individuelle Fragestellungen und Gegebenheiten behandeln zu können.</p> <div id="keypoints"> <h2>Lieblingskombinationen</h2> <ul> <li>junge Patienten: NCTC und Vitamin C als Prophylaxe gegen beginnende Hyperpigmentierungen – für einen „Glow“-Effekt</li> <li>ältere Patienten: DMAE, organisches Silizium und Hyaluron für einen Straffungseffekt</li> </ul> </div></p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Iorizzo M: Clin Dermatol 2008; 26: 177-81 <strong>2</strong> Trüeb RM: Int J Trichology 2016; 8(2): 73-7</p>
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