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Was soll der niedergelassene Dermatologe operieren können?
Jatros
Autor:
Prim. Dr. Werner Saxinger
Abteilungsvorstand Dermatologie und Angiologie<br> Schwerpunkt Dermatochirurgie<br> Klinikum Wels-Grieskirchen<br> E-Mail: werner.saxinger@klinikum-wegr.at
30
Min. Lesezeit
24.05.2017
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<p class="article-intro">Wie schon mehrmals beschrieben ist die Dermatologie ein konservatives und chirurgisches Sonderfach. Laut Ärzteausbildungsordnung dürfen Hautärzte rechtlich eigentlich alles operieren, was die Haut, die Subkutis und hautnahe Schleimhäute betrifft. Logischerweise sollten dermatochirurgische Eingriffe differenziert geplant und durchgeführt werden.</p>
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<p class="article-content"><p>Es hängt von mehreren Faktoren ab, ob z.B. ein Hauttumor in der Ordination oder in der Klinik exzidiert wird. Im Folgenden möchte ich jedoch Standardeingriffe für die Ordination erörtern und definieren, welche jeder niedergelassene Hautarzt als dermatochirurgische Basistherapie durchführen können sollte.</p> <h2>Shaving</h2> <p>Zu den einfachen Techniken zählen Shaving mittels flexibler Klinge, scharfen Löffels oder Kürette. Auch ein Scherenschlag oder eine Schlingenabtragung ist manchmal sehr hilfreich.<br /> Als Alternative zur Exzision bietet sich bei oberflächlichen, kleinen kutanen oder epidermalen Veränderungen manchmal auch das sogenannte „Dermashaving“ mit Sekundärheilung an.<br /> Die Vorteile der minimal invasiven Shave-Exzision liegen im minimalen Gewebsverlust, in der raschen Wundheilung, den fast unsichtbaren Narben, den geringen postoperativen Schmerzen und der Möglichkeit der kompletten histologischen Aufarbeitung.</p> <h2>Stanze</h2> <p>Ein weiteres „Must“ in der Ordination ist die Stanze als sogenanntes Multifunktionsinstrument. Stanzexzisionen sind sowohl zur Diagnostik als auch zur Therapie geeignet. Es sind verschiedenste Stanznähte zum Defektverschluss entwickelt worden.<br /> Neben der einfachen extrakutanen Naht haben sich die Flaschenzugnaht oder auch die modifizierte Matratzennaht etabliert (Abb. 1).</p> <h2>Exzision</h2> <p>Auch die Exzisionen gehören zum Standardrepertoire jedes Niedergelassenen. Es sind hier einfache Exzisionen mit einem primären Wundverschluss anzustreben. Beim spannungsfreien Wundverschluss sollten die Hautspannungslinien („relaxed skin tension lines“) und die „ästhetischen Einheiten“ berücksichtigt werden.</p> <h2>Dehnungsplastik</h2> <p>Bei der Dehnungsplastik ist eine entsprechende stumpfe Wundrandmobilisierung mit der Schere oder mit dem Finger zum spannungsfreien Verschluss erforderlich. Als Faustregel gilt hier: beidseits nach lateral jeweils so weit wie der Defektdurchmesser.<br /> Die primäre Spindelexzision mit anschließender Dehnungsplastik ist bei kleinen Defekten sinnvoll, bei geringem Zeitaufwand recht einfach und erbringt gute ästhetische Ergebnisse. Dehnungsplastiken sollten immer in Richtung der geringsten Spannung verschlossen werden, auch wenn die Naht nicht genau in den Spaltlinien liegt. Ich empfehle daher immer zuerst eine zirkuläre Exzision entsprechend dem Tumor. Man hat dann alle Optionen der Defektdeckung offen. Eine sofortige Spindelexzision legt die Verschlussrichtung oft unnötig fest und führt oft zu längeren Narben.</p> <h2>Lappenplastik</h2> <p>Neben den Dehnungsplastiken sollte jeder niedergelassene Kollege die Fertigkeiten einiger kleinerer lokaler Lappenplastiken beherrschen. Ich zähle hierzu die Verschiebelappen, die Rotations- und Schwenklappen sowie die ZPlastik und die V-Y-Plastiken. Die Fertigkeiten für diese lokalen Lappenplastiken sind leicht zu erlernen und bei Defektdeckungen im Ordinationsalltag sehr hilfreich (Abb. 2).<br /> Zu den häufigen Operationen in den Praxen gehört auch die Atheromexstirpation, welche durchaus auch minimal invasiv mittels Stanze, anschließender Inzision und Exprimation des Zysteninhaltes und nachfolgender Exstirpation des Zystensackes durchgeführt werden kann.</p> <p> <img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1702_Weblinks_s10_abb1_2.jpg" alt="" width="684" height="1289" /></p> <h2>Steristrips</h2> <p>Eine große Herausforderung für jeden operativ Tätigen stellen Defektdeckungen bei atropher aktinischer Haut oder großer Spannung dar. Beim Knüpfen der Nähte reißt oft die Haut und der Defekt lässt sich nicht verschließen. Ich verwende hier oftmals Steristrips, welche parallel zu den Wundrändern geklebt werden; die Nadel wird dann direkt durch die Steristrips gestochen. Durch die Fixation der Naht durch die Steristrips wird ein Einreißen der Haut verhindert (Abb. 3). Die Entfernung der Steristrips erfolgt dann im Rahmen der Nahtentfernung.</p> <p> <img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1702_Weblinks_s10_abb3.jpg" alt="" width="361" height="729" /></p> <h2>Conclusio</h2> <p>Die alltäglichen Herausforderungen in einer dermatologischen Praxis bedingen eine Vielzahl an dermatochirurgischen Aktivitäten, welche jeder niedergelassene Kollege je nach Ausbildung und Interesse durchführen sollte. Eine Vielzahl an operativen Fertigkeiten gehört jedoch zum Standard jedes Dermatologen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1702_Weblinks_s10_tab1.jpg" alt="" width="686" height="428" /></p></p>