
Das Update der Leitlinie Allergenspezifische Immuntherapie
Autor:
Priv.-Doz. Mag. Dr. Stefan Wöhrl
Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, spezialisiert auf Allergologie
Floridsdorfer Allergiezentrum
Wien
E-Mail: woehrl@faz.at
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Nach 5 Jahren Vorbereitungsarbeit erschien im September 2022 das lang erwartete Update der deutsch-österreichisch-schweizerischen Leitlinie Allergenspezifische Immuntherapie (AIT) unter Mithilfe dreier österreichischer Co-Autoren.1 Zur leichteren Lesbarkeit der über 60 Seiten langen Leitlinie wurden nach jedem Kapitel eine Kurzzusammenfassung und teilweise Empfehlungen platziert.
Keypoints
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Informieren Sie sich bei den wichtigsten inhalativen Allergenen Birkenpollen (= Frühblüher), Gräserpollen und Hausstaubmilbe darüber, für welches Präparat eine gute Studienlage vorhanden ist und bevorzugen Sie Präparate mit besserer Datenlage: https://dgaki.de/leitlinien/s2k-leitlinie-ait/.
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50% der Patient*innen sind gegen andere Inhalationsallergene sensibilisiert. Bieten Sie auch hier eine AIT bei etwas strengerer Indikationsstellung an.
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Die Leitlinie erwähnt auf Seite 673 ausdrücklich, dass die im Hausärzt*innenwesen beliebten Depot-Cortison-Präparate im Management von inhalativen Allergien aufgrund ihrer ungünstigen Kosten/Nutzen- Wirkung nichts verloren haben sollten.
Einführung
Allergologie ist seit jeher eine personalisierte Medizin, weil kein Patient dem anderen gleicht. Eine allergenspezifische Immuntherapie (AIT) ist die einzige ursächliche Behandlung von IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen. Sie ist indiziert, wenn eine Vermeidung der Allergene nicht möglich ist (z.B. Weggabe von Haustieren) und eine medikamentöse Therapie nicht ausreicht und/oder insbesondere bei Kindern ein Übergang von der allergischen Rhinokonjunktivitis ins allergische Asthma verhindert werden soll (Tab. 1).
Tab. 1: Indikation: Voraussetzungen für den Einsatz einer allergenspezifischen Immuntherapie (modifiziert nach Pfaar O, 2022)1
Eine umfangreiche Allergiediagnostik ist Voraussetzung, bevor die relevanten Allergene zur Auswahl einer AIT für individuelle Patient*innen ausgewählt werden können (Tab. 2).
Tab. 2: Nützliche Allergenkomponenten bei der Indikationsstellung einer Immuntherapie mit inhalativen Allergenen (Majorallergene versus Panallergeneb; modifiziert nach Pfaar O, 2022)1
Die AIT wird normalerweise über drei Jahre verabreicht und steht in zwei Varianten zur Verfügung: Die subkutane SCIT wird in der Aufdosierungsphase anfangs wöchentlich, später monatlich verabreicht; die sublinguale SLIT wird täglich verabreicht. Für manche Präparate existiert auch hier eine kurze Aufdosierungsphase. Verwirrend für unerfahrene Behandelnde ist die große Zahl von am Markt befindlichen Herstellern mit ihren verschiedenen Präparaten und Verabreichungsformen, die sich aber meistens nur auf die wenigen Hauptallergene Hausstaub, Birkenpollen und Gräserpollen konzentrieren.
Update der s2k-Leitlinie Allergenspezifische Immuntherapie zur Behandlung inhalativer Allergien
So wie schon in der letzten Version der Leitlinie erschien der wichtigste Teil der Leitlinie gar nicht im Druck, weil davon ausgegangen werden muss, dass die Effektivitätsdaten der einzelnen AIT-Produkte aufgrund neuer Studienergebnisse bis zur nächsten Vollversion der Leitlinie hoffnungslos veraltet wären. Stattdessen werden die Daten zu den drei Leitallergenen Birkenpollen, Gräserpollen und Hausstaub, die durch die Therapieallergenverordnung in Deutschland einer besonderen Qualitätsprüfung durch die Zulassungsbehörde unterliegen, alle sechs Monate auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie aktualisiert: https://dgaki.de/leitlinien/s2k-leitlinie-ait /. Dort ist auch die Vollversion der Leitlinie frei herunterladbar. Es wird in der Leitlinie ausdrücklich empfohlen, AIT-Präparate mit besserer Datenlage gegenüber denen mit schlechterer Datenlage zu bevorzugen, weil fast jeder Hersteller SCIT- und SLIT-Präparate für diese Allergene im Portfolio anbietet.
Aber 50% der Patient*innen sind gegen andere inhalative Allergene wie Eschen-/Olivenpollen (Fraxinus sp., Frühling), Beifußpollen (Artemisia sp., August), Ragweed (Ambrosia sp., September), Alternaria-Schimmelsporen (Alternaria alternata, Hoch-/Spätsommer) oder Vorratsmilben und Haustiere sensibilisiert. Da ist die Daten- und Marktlage für die AIT sehr viel dünner und man kann froh sein, wenn überhaupt einer der acht in Österreich verfügbaren Anbieter ein Präparat liefern kann. In den meisten Fällen kann aber auch hier eine gute Lösung gefunden werden.
Eine Ausnahme ist die SLIT-Tablette zur Behandlung der Ambrosia(vulgo „Ragweed“)-Allergie, für die die Evidenz ebenfalls sehr gut ist.
Eine weitere wichtige Indikation für eine AIT ist die Insektengiftallergie auf Bienen- und Wespengift. Diese ist aber nicht Teil dieser Leitlinie, sondern wird in einer eigenen abgehandelt, deren Update hoffentlich noch im Jahr 2023 abgeschlossen sein sollte.
Literatur:
1 Pfaar O et al.: Guideline on allergen immunotherapy in IgE-mediated allergic diseases. Allergologie select 2022; 6(01): 167-232
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