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Ästhetische Dermatologie

Übung macht den Meister

<p class="article-intro">Im Bereich der ästhetisch tätigen Dermatologen hat sich Prof. Dr. Sanja Schuller-Petrovic einen besonders guten Namen gemacht. Im Anschluss an die AFIAS-Tagung in Wien konnte <em>JATROS Dermatologie & Plastische Chirurgie</em> die Expertin für ein Interview gewinnen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><strong>Wie viel Erfahrung sollte der Anwender haben, bevor er Patienten mit Fillern/Botox/F&auml;den behandelt?</strong><br /> <strong>S. Schuller-Petrovic:</strong> Auf jeden Fall sollte eine theoretische und praktische Ausbildung zu diesem Thema absolviert werden. Die &Ouml;GDC (&Ouml;sterreichische Gesellschaft f&uuml;r Dermatochirurgie) veranstaltet j&auml;hrlich ganzt&auml;gige Zertifizierungskurse mit Hands-on-M&ouml;glichkeit. &Uuml;bung und Erfahrung machen den Meister. Am Anfang sollte man vorsichtig und eher konservativ agieren.<br /> <br /><strong> Ist ein gewisses manuelles Geschick von Vorteil bei der Anwendung von Fillern?</strong><br /> <strong>S. Schuller-Petrovic:</strong> Selbstverst&auml;ndlich sind manuelles Geschick und auch ein gutes &auml;sthetisches Verst&auml;ndnis Voraussetzungen f&uuml;r eine T&auml;tigkeit im &auml;sthetischen Bereich und daher von gro&szlig;er Wichtigkeit. In der neuen Ausbildungsordnung f&uuml;r den Facharzt f&uuml;r Dermatologie gibt es ein spezielles Modul mit dem Thema korrektive Dermatologie.<br /> <br /><strong> Sind Sie der Ansicht, dass au&szlig;er Dermatologen und plastischen Chirurgen auch andere Mediziner Sch&ouml;nheitsbehandlungen durchf&uuml;hren sollten?</strong><br /> <strong>S. Schuller-Petrovic:</strong> Es liegt auf der Hand, dass Fachrichtungen wie Augenheilkunde, Dermatologie, HNO, MKG-Chirurgie, aber auch Gyn&auml;kologie in Zusammenhang mit ihrem Organ die beste Expertise besitzen und deswegen in ihrem Organbereich auch die &auml;sthetischen Operationen durchf&uuml;hren d&uuml;rfen. Das ist auch im &ndash; seit 2013 g&uuml;ltigen &ndash; Gesetz f&uuml;r &auml;sthetische Operationen verankert.<br /> <br /><strong> Wie sehr lassen Sie sich von Patientenw&uuml;nschen beeinflussen bzw. als wie wichtig empfinden Sie die Arzt-Patienten-Bindung gerade im &auml;sthetischen Bereich (auch im Hinblick auf Klagen, telefonische Erreichbarkeit, die psychiatrische Komponente, z.B. somatoforme St&ouml;rungen, Depressionen, Eigenwahrnehmung &ndash; Fremdwahrnehmung)?</strong><br /> <strong>S. Schuller-Petrovic:</strong> Bei Patienten im &auml;sthetischen Bereich ist die Erkennung von psychisch bedingten St&ouml;rungen (z.B. Dysmorphophobie) sehr wichtig und nicht immer ganz leicht. Auch das sogenannte Doctorshopping ist ein Problem. Im eingehenden anamnestisch-therapeutischen Gespr&auml;ch muss das Problem erkannt und dem Patienten das F&uuml;r und Wider der m&ouml;glichen Eingriffe erl&auml;utert werden. Nur wenn ich als &Auml;rztin die Sinnhaftigkeit einer &auml;sthetischen Behandlung und eine M&ouml;glichkeit der Verbesserung des &auml;sthetischen Problems erkennen kann, bin ich auch zu einer Behandlung des Patienten bereit. Niemals sollte man sich vom Patienten zur Durchf&uuml;hrung einer &auml;sthetischen Operation dr&auml;ngen lassen. Als Arzt darf man &auml;sthetische Operationen auch ablehnen. Bei psychischen Problemen sollte man den Patienten zuerst beim Psychiater abkl&auml;ren lassen. <br /> Nach operativen Behandlungen sollte man immer f&uuml;r den Patienten telefonisch erreichbar sein. Das beruhigt den Patienten, gibt ihm ein sicheres Gef&uuml;hl und man vermeidet Komplikationen oder kann schneller auf Probleme reagieren.<br /> <br /><strong> Wie lange dauert bei Ihnen das Aufkl&auml;rungsgespr&auml;ch? Wie wichtig ist die Dokumentation?</strong><br /> <strong>S. Schuller-Petrovic:</strong> Das Gespr&auml;ch muss individuell gestaltet werden und ist deswegen auch in der L&auml;nge variabel. Auf jeden Fall sollte der Patient ausreichend m&uuml;ndlich und schriftlich aufgekl&auml;rt werden. Die Fotodokumentation und auch die schriftliche Dokumentation der genauen Anamnese, des &auml;sthetischen Befundes, der Aufkl&auml;rung, spezieller Besonderheiten und der Medikationen sind nicht nur wichtig, sondern ausdr&uuml;cklich per Gesetz vorgeschrieben.<br /> <br /><strong> Gibt es f&uuml;r Sie eine untere und obere Altersgrenze?</strong><br /> <strong>S. Schuller-Petrovic:</strong> Die untere Altersgrenze ist per Gesetz mit 16 Jahren limitiert. Die obere Altersgrenze h&auml;ngt vom gesundheitlichen Zustand des Pa&shy;tienten ab. <br /> <br /><strong> Wie sch&auml;tzen Sie die Zukunft der F&auml;den in der &auml;sthetischen Medizin ein?</strong><br /> <strong>S. Schuller-Petrovic:</strong> Vor 20 Jahren gab es schon die Goldf&auml;den, vor 15 Jahren wurden die Aptos-F&auml;den zum minimal invasiven Lifting des Gesichtes angeboten. Trotz angeblich sensationeller Erfolge wurde es dann viele Jahre still um die F&auml;den. Nun kommen sie wieder. Wir werden sehen, wie zufrieden sowohl die Patienten als auch die &Auml;rzte vor allem in Hinblick auf die Wirkungsdauer des Liftingeffekts diesmal sein werden. <br /> <br /><strong> Wie wichtig sind die MD Codes f&uuml;r den Anf&auml;nger, f&uuml;r den Experten?</strong><br /> <strong>S. Schuller-Petrovic:</strong> Die MD Codes nach Mauricio de Maio sind ein wertvoller Leitfaden f&uuml;r die Anf&auml;nger und ein sehr gut nachvollziehbares Behandlungskonzept f&uuml;r den Patienten. Die Experten haben oft ihre eigenen Techniken entwickelt, mit denen sie sehr gute Resultate erzielen.<br /> <br /><strong> Wie beurteilen Sie die Vycross-Technologie?</strong> <br /> <strong>S. Schuller-Petrovic:</strong> Die Vycross-Technologie (Allergan) hat vor allem mit Voluma (20mg HA/ml) einen ausgezeichneten Volumen-Filler entwickelt. Die Produkte Volift (17mg HA/ml) und Volbella (15mg HA/ml) eignen sich f&uuml;r Bereiche, wo weniger Wasserbindungskapazit&auml;t gefragt ist.<br /> <br /><strong> Was versteht man unter NASHA-Technologie?</strong> <br /> <strong>S. Schuller-Petrovic:</strong> NASHA ist die Abk&uuml;rzung f&uuml;r &bdquo;non-animal stabilized hyaluronic acid&ldquo;. Restylane (Galderma) war der erste Hyaluron-Filler nicht animalischen Ursprungs mit einer speziellen Vernetzungstechnologie und einem sehr guten Liftingeffekt. Es war auch die erste HA, die von der FDA f&uuml;r &auml;sthetische Behandlungen zugelassen wurde.<br /> <br /><strong> Welche Zonen sind Tabuzonen f&uuml;r die Augmentation?</strong><br /> <strong>S. Schuller-Petrovic:</strong> Jene Zonen, die durch die Ptose schon zu viel Volumen an falscher Stelle aufweisen, w&uuml;rden bei einer Einspritzung mit dem Filler zu einer Verschlechterung des &auml;sthetischen Zustandes beitragen (Abb. 1 und 2).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Derma_1603_Weblinks_Seite62.jpg" alt="" width="383" height="451" /></p> <p><strong>Verwenden Sie nicht resorbierbare Filler?</strong><br /> <strong>S. Schuller-Petrovic:</strong> Nach langj&auml;hriger Erfahrung auch mit nicht resorbierbaren Fillern wei&szlig; ich, dass es auch nach vielen Jahren zu granulomat&ouml;sen Reaktionen kommen kann. Diese waren bei guten permanenten Fillern zwar selten, aber umso m&uuml;hsamer waren dann das Management des Patienten und die manchmal nur durch chirurgische Entfernung des Fillers l&ouml;sbare Situation. Mit den HA-Fillern haben wir kaum solche Nebenwirkungen, und falls es zu Problemen kommt, kann der HA-Filler mit Hylase-Injektionen problemlos aufgel&ouml;st werden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Derma_1603_Weblinks_Seite63.jpg" alt="" width="379" height="537" /></p> <p><strong>Welcher Filler kommt f&uuml;r die Augmentation der H&auml;nde infrage?</strong><br /> <strong>S. Schuller-Petrovic:</strong> Da Macrolane leider in Zukunft nicht mehr zur Verf&uuml;gung stehen wird, kann man f&uuml;r die H&auml;nde alle g&auml;ngigen Volumenfiller verwenden. Zus&auml;tzlich eignen sich auch Radiesse (Hydroxylapatit) von Merz und auch Sculptra (Polymilchs&auml;ure) daf&uuml;r. Sehr gute Resultate k&ouml;nnen mit einer Eigenfetttransplantation erzielt werden. Diese Methode verwende ich seit fast 30 Jahren zur sehr gro&szlig;en Zufriedenheit der Patienten sowohl zum Volumenaufbau im Gesicht als auch zur K&ouml;rperformung. Voraussetzung ist, dass der Patient gen&uuml;gend Fettgewebe zur Entnahme mittels Liposuktion aufweist.<br /> <br /><strong> Nach welchen Kriterien sollte sich der Anwender f&uuml;r eine bestimmte Marke von Fillern entscheiden?</strong><br /> <strong>S. Schuller-Petrovic:</strong> Pers&ouml;nlich verwende ich verschiedene Filler f&uuml;r spezielle Indikationen. Mit der Zeit findet man heraus, mit welchem Filler man pers&ouml;nlich am besten arbeiten kann. Nat&uuml;rlich spielt der Preis auch eine Rolle. Man sollte aber bedenken, dass Billigprodukte manchmal in der Qualit&auml;t M&auml;ngel aufweisen (z.B. geringer oder schnell nachlassender Effekt). Vorsicht ist bei sehr billigen Internet&shy;angeboten geboten! Man wei&szlig; nicht immer, was wirklich drinnen ist.<br /> <br /><strong> Welche Komplikationen haben Sie pers&ouml;nlich am meisten aus dem Konzept gebracht?</strong><br /> <strong>S. Schuller-Petrovic:</strong> Vor einigen Jahren gab es einen sehr vielversprechenden, von einer seri&ouml;sen Firma auf den Markt gebrachten Filler, der nicht HA enthielt. Die klinischen Studien waren in einigen deutschen Kliniken mit besten Ergebnissen punkto Wirkung und Nebenwirkung durchgef&uuml;hrt worden. Es hat sich schon 1&ndash;2 Monate nach Beginn der Anwendungen gezeigt, dass das Pr&auml;parat unangenehme granulomat&ouml;se Reaktionen hervorruft. Das hat mich einerseits sehr an der G&uuml;te und Glaubw&uuml;rdigkeit der durchgef&uuml;hrten Studien zweifeln lassen und andererseits an dem Vorgang, wie die Filler von unseren Beh&ouml;rden gepr&uuml;ft und zugelassen werden. Meine Meldung der NW an die zust&auml;ndige Beh&ouml;rde wurde wortlos hingenommen und es gab keine Warnung f&uuml;r die Patienten. Das Pr&auml;parat wurde von der Firma aufgrund von international sich h&auml;ufenden NW dann vom Markt genommen und ist nie wieder aufgetaucht.<br /> <br /><strong> Welches sind die wichtigsten drei Tipps f&uuml;r Beginner?</strong><br /> <strong>S. Schuller-Petrovic:</strong> 1) Ein gutes Lehrbuch &uuml;ber Filler besorgen (z.B. von Mauricio de Maio), 2) einen Zertifizierungskurs mit Erwerb eines Zertifikats (z.B. bei der &Ouml;GDC) absolvieren, vielleicht noch kleinere Kurse zur Erweiterung des Wissens besuchen (z.B. bei den AFIAS-Jahrestagungen) und 3) vorsichtig mit nicht so heiklen Regionen und nicht heiklen Patienten (Oma, Mama, Schwester, Freundin) beginnen, am Anfang nicht zu viel Volumen auf einmal verwenden.<br /> <br /><strong> Danke f&uuml;r das Interview!</strong></p></p>
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