Skin of Color: Diagnosetipps für die Praxis
Bericht: Mag. Andrea Fallent
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Die Diagnostik von inflammatorischen Dermatosen wie Psoriasis, Lichen planus oder Akne bei dunkleren Hauttypen birgt einige Herausforderungen und erfordert einen ganzheitlichen Ansatz.
Dr. med. Ophelia Entsir Dadzie, Dermatologin bei London Ethnic Skin Limited, betonte in ihrem Vortrag: «Man sollte die Skin of Color nicht als eigenes Gebiet sehen. Dermatologische Muster und Dermatosen sind ein Spektrum, wir müssen sie als Ganzes begreifen.»
Für den Weg zur klinischen Diagnose von Dermatosen bei farbiger bzw. stark pigmentierter Haut schlug Dadzie einen bewusst analytischen Ansatz vor, der sich nicht auf das intuitive Erkennen von Mustern beschränkt: «Dabei betrachtet man die Krankengeschichte, aber ebenso das Aussehen des Hautausschlags, die Verteilung, Topografie, die elementaren Läsionen und sekundäre Veränderungen.»
Bedeutung der ausführlichen Anamnese
Dadzie unterstrich die Bedeutung der gründlichen klinischen Anamnese und dass man sich dabei die Krankengeschichte des Patienten, ohne zu unterbrechen, anhören sollte. «Bei der Untersuchung der Patienten, insbesondere bei solchen mit stärker pigmentierter Haut, müssen die Hautfarbe und deren Einfluss auf die primäre Läsion beachtet werden. Es geht um das Erkennen von Erythemen, Pigmentveränderungen, sowohl Hyper- als auch Hypopigmentation, von bestimmten follikulären oder mikropapulösen Mustern. Es gilt auch, den Juckreiz und die Folgen von Kratzen oder Reiben auf die Haut miteinzubeziehen.»
Dadzie stellt eine Kasuistik vor, um die Bedeutung einer guten klinischen Anamnese hervorzuheben. Ein 51-jähriger Mann aus der Demokratischen Republik Kongo stellte sich mit einer Schwellung des Gesichts vor, die seit ca. 3 Tagen bestand, ausserdem zeigten sich in diesem Bereich Knötchen und Papeln. Er war asymptomatisch, hatte kein Fieber oder andere systemische Symptome, aber weil er aus Afrika kam, wurde der diagnostische Fokus auf Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, Lepra oder Sarkoidose gelegt. Es folgte eine Biopsie, deren Ergebnis auf eine granulomatöse Reaktion auf einen Weichgewebsfiller wie Silikon hinwies. Dadzie: «Nach nochmaliger Anamnese stellte sich heraus: Der Patient hatte Aknenarben und war vor Jahren in der Ukraine, dem Heimatland seiner Frau, und dort wurde in einer Klinik ein Filler im Gesicht injiziert.»
Hyperpigmentierungen sind häufig
Entzündungen bei stark pigmentierter Haut führen oft zu Hyperpigmentierung – entweder durch einen histologischen Interface-Prozess, gesteigerte Melanozytenaktivität oder das Erythem selbst: «Das ist ein hilfreiches klinisches Zeichen, ebenso wie Hyperchromie und Achromie», so Dadzie. «Zum Beispiel erscheint Sarkoidose klinisch oft als Hyperpigmentierung, ähnlich wie seborrhoische Dermatitis.»
Erytheme
Das Erkennen von Erythemen bei dunkel pigmentierter Haut kann herausfordernd sein. Eine Studie aus dem Jahr 2002 hat gezeigt, dass die Verwendung des Erythem-Scores bei Kindern mit dunkel pigmentierter Haut im Vergleich zu Kindern mit heller pigmentierter Haut zu einer Verschleierung schwerer atopischer Dermatitis führen kann. «Was tun Sie also, wenn kein Erythem sichtbar ist? Fragen Sie den Patienten nach seinem normalen Hauttyp und seiner Hautfarbe und vergleichen Sie diese mit der betroffenen Stelle.» Zudem sollte die Haut auf vermehrte Wärme und Ödeme untersucht werden. All dies sind Zeichen, die helfen, wenn Erytheme schwer zu sehen sind.
Auf verdächtige Muster achten
Beim atopischen Ekzem, aber auch bei Psoriasis, zeigen sich die primären Hautveränderungen bei Skin of Color oft mit mikropapulösen oder follikulären Mustern. Dadzie zeigte einen Fall von Psoriasis mit den typischen Plaques, wobei an den Unterschenkeln ein follikuläres Muster im Sinne einer follikulären Psoriasis auffiel: «Die Histologie bestätigte neutrophile Mikroabszesse und Hypogranulose. Einige Fachleute diskutieren, ob es sich bei atopischem Ekzem eher um Mikropapeln als um ein follikuläres Muster handelt.» Bei Pityriasis rosea bei dunkel pigmentierter Haut sieht man dieses Muster laut der Expertin ebenfalls.
Acne vulgaris
Die klassischen Aknebeschreibungen stammen üblicherweise aus Studien an heller Haut, so Dadzie: «Wir sprechen von offenen und geschlossenen Komedonen, Papeln, Pusteln, Knötchen, Erythemen und Narben. Wie ist das Bild bei stärker pigmentierter Haut? Hier sieht man oft kein Erythem und man muss nach Komedonen suchen.»
Bei farbiger Haut ist es laut Dadzie wichtig, an Hyperpigmentierung bzw. aknebedingte hyperpigmentierte Maculae zu denken, die oft das ästhetische Hauptproblem der Patienten sind: «Sie repräsentieren weniger postinflammatorische als vielmehr periinflammatorische Prozesse, wie eine Studie zeigen konnte, die berücksichtigt werden müssen.»
Zudem ist es wichtig, andere Ursachen für Akne in Betracht zu ziehen, z.B. die Verwendung von topischen Steroiden zur Hautaufhellung, die in der Regel monomorphe Papeln und Pusteln hervorrufen. Bei Akne auf der Stirn kann Pomadeakne dahinterstecken, die mit der Verwendung von spezifischen Stylingprodukten auf Mineralölbasis zusammenhängt.
Weitere Differenzialdiagnosen sind Facial Afro-Caribbean Childhood Eruption (FACE), auch als granulomatöse periorale Dermatitis im Kindesalter (CGPD) bezeichnet, eine seltene selbstlimitierende, granulomatöse Erkrankung, sowie Pseudofolliculitis barbae mit eingewachsenen Haaren, Papeln und Pusteln im Bartbereich oder Rosazea.
Psoriasis und atopisches Ekzem
Auch hier kann das follikuläre Muster auftreten, aber ebenso sind Pigmentveränderungen wie Hyper- und Hypopigmentierung kennzeichnend und oft relevant für die Lebensqualität. Typisch sind auch Plaques mit silbrigen Schuppen. Beim atopischen Ekzem sieht man bei Skin of Color häufig Flecken und Plaques sowie mikropapulöse Muster bei Kindern, manchmal kommt es zur Verwechslung mit Lichen nitidus. Hypo- und Hyperpigmentierung sind auch hier relevant, ebenso wie Juckreiz, Krusten, Schuppen und Lichenifikation – abhängig vom Stadium bzw. Typ des Ekzems.
Lichen planus
Bei Lichen planus kennt man die typische klassische Beschreibung mit juckenden, violetten, polygonalen flachen Papeln an Handgelenken, Armen, Knöcheln, mit Lichen-Streifen. Dadzie ging speziell auf den Lichen planus pigmentosus ein, der häufig in Verbindung mit frontaler fibrosierender Alopezie auftritt.
Pityriasis rosea
Betroffen sind vor allem Jugendliche und junge Erwachsene, meist am Rumpf und an den proximalen Extremitäten, die Konstellation erinnert an ein «Weihnachtsbaum-Muster». Die Detektion des Herald-Patches (Primärmedaillon) liefert den entscheidenden Hinweis. Auch hier ist meist das mikropapulöse Muster zu sehen, das zusammen mit klinischer Anamnese und Hautverteilung zur Diagnose führt.
Quelle:
Session «Dermatology in skin of colour patients», Vortrag «Recognising common inflammatory skin diseases» von Dr. med. Ophelia Entsir Dadzie, London; EADV Congress, 17. September 2025
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