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Raffael

<p class="article-intro">Eine herrliche Ausstellung in der Wiener Albertina von 29. September 2017 bis 7. Jänner 2018 eröffnet dem Kulturliebhaber neben dem Erleben seiner Kunstwerke interessante Einblicke in das Leben des berühmten Renaissancemalers Raffael.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Raffaello Sanzio da Urbino, genannt Raffael, bildet mit Leonardo da Vinci und Michelangelo das gro&szlig;e Dreigestirn der italienischen Renaissance. Der jung verstorbene Meister (1483&ndash;1520) gilt dar&uuml;ber hinaus zu Recht als einer der gr&ouml;&szlig;ten Zeichner der Kunstgeschichte. Die Albertina widmet Raffael mit rund 150 Exponaten eine gro&szlig; angelegte Ausstellung. Ausgehend von den bedeutenden Best&auml;nden der Albertina und erg&auml;nzt um die sch&ouml;nsten und wichtigsten Zeichnungen bedeutender Museen wie der Uffizien, der britischen Royal Collection, des British Museum, des Louvre, der Vatikanischen Museen und des Ashmolean Museum in Oxford, stellt die monografische Schau die k&uuml;nstlerische Konzeption Raffaels ins Zentrum: Sie reicht von den ersten spontanen Ideenskizzen, virtuosen Detailstudien &uuml;ber Kompositionsstudien bis zu den ausgef&uuml;hrten Gem&auml;lden.</p> <h2>Harmonie und ideale Sch&ouml;nheit</h2> <p>Ob als Maler in Umbrien, Florenz und Rom oder im Auftrag von P&auml;psten und weltlichen F&uuml;rsten &ndash; Raffael war ein wahres Universalgenie der Hochrenaissance, stets auf der Suche nach vollendeter Sch&ouml;nheit, die er durch ein &Auml;quilibrium zwischen Naturnachahmung und Idealit&auml;t zu erreichen trachtete. Die Ausstellung dokumentiert mit rund 130 Zeichnungen und 18 Gem&auml;lden s&auml;mtliche bedeutende Projekte des K&uuml;nstlers: Von der fr&uuml;hen umbrischen Periode (bis 1504) &uuml;ber die Jahre des Florenz-Aufenthaltes (1504&ndash; 1508) bis hin zur r&ouml;mischen Zeit (1508/1509&ndash;1520), als er sich stark mit der Antike auseinandersetzte, sind beeindruckende Werke aus allen Schaffensphasen zu sehen.<br /><br /> Auf universelle Weise bringt Raffael allgemeine menschliche Aspekte seiner Gesch&ouml;pfe, ihren Charakter, ihr Wesen, ihre Gef&uuml;hle und die Motivation ihres Tuns zum Ausdruck. Obwohl er den Menschen genau beobachtet, idealisiert er ihn und gibt ihm dadurch transzendente Bedeutung. Interessant ist gerade bei den Madonnenbildern, dass Raffael die anatomisch korrekte Wiedergabe mitunter zugunsten einer eleganten Pose vernachl&auml;ssigt. &Uuml;berlange Beine und &uuml;berdrehte Gelenke treten in den Dienst von Grazie und einer geometrisch perfekt ausgewogenen Komposition (so etwa wenn Madonna und Kind zu einer Dreiecksform zusammengefasst sind). Seine Figuren treten durch ihre Handlungen in Beziehungen zueinander, Gegens&auml;tze und Spannungen werden jedoch vermieden zugunsten &uuml;berirdischer Harmonie und kompositioneller Einheit. Raffaels Werke sind erf&uuml;llt von einer verhei&szlig;ungsvollen Botschaft, die heute noch verzaubert. Seine Madonnenbilder dr&uuml;cken die innige Beziehung zwischen Mutter und Kind auf intensiv sp&uuml;rbare Art und Weise aus. Hier geht es nicht um die Darstellung einer entr&uuml;ckten Himmelsk&ouml;nigin, sondern um nachvollziehbare Gef&uuml;hle: Devotion durch Mitgef&uuml;hl. Die dahinter verborgene tiefe Emotionalit&auml;t mag mit dem fr&uuml;hen Verlust der eigenen Mutter im Alter von acht Jahren zusammenh&auml;ngen.<br /> St&auml;rker als Leonardo da Vinci oder Michelangelo setzt sich Raffael mit der Kunst seiner Zeitgenossen und Vorg&auml;nger auseinander, nimmt sie auf, verarbeitet sie und kommt schlie&szlig;lich zu g&auml;nzlich eigenst&auml;ndigen L&ouml;sungen. Durch die Besch&auml;ftigung mit dem Ideal der Antike erhalten seine Gesch&ouml;pfe Monumentalit&auml;t, W&uuml;rde und Erhabenheit, und so wird Raffael zu einem der bedeutendsten Historienmaler im klassischen Stil. Seine ab 1508 f&uuml;r Papst Julius II. ausgef&uuml;hrten, gro&szlig;formatigen Wandbilder in den p&auml;pstlichen Privatgem&auml;chern stellen alles bisher Dagewesene in den Schatten. Neben seiner T&auml;tigkeit als Maler in Florenz und am p&auml;pstlichen Hof in Rom war Raffael auch Bauleiter von Sankt Peter und Aufseher bei den r&ouml;mischen Antiken. Als Vorstand einer gro&szlig;en und effizienten Werkstatt bildete er auch viele Sch&uuml;ler aus und pr&auml;gte eine ganze Generation von K&uuml;nstlern.<br /> Raffael wurde auf eigenen Wunsch im Pantheon in Rom, heute Santa Maria ad Martyres, in einem antiken Sarkophag bestattet, mit der Inschrift &bdquo;Ille hic est Raphael, timuit quo sospite vinci rerum magna parens et moriente mori&ldquo;. &bdquo;Dieser hier ist Raffael, von dem die gro&szlig;e Mutter der Dinge [= die Natur] f&uuml;rchtete &uuml;bertroffen zu werden, solange er lebte, und mit ihm zu sterben, als er starb.&ldquo; Eine Visite der prachtvollen Ausstellung hinterl&auml;sst beim Besucher ein &uuml;berraschend positives Gef&uuml;hl, man verl&auml;sst voller Gl&uuml;cksgef&uuml;hle die Albertina. Ein guter Tipp, um der Raserei der Adventzeit zu entkommen.</p></p>
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