
Psoriasis: Biomarker gesucht
Bericht:
Martha-Luise Storre
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Für die Behandlung der Psoriasis steht mittlerweile ein umfassendes Armamentarium zur Verfügung. Doch nicht alle Betroffenen profitieren im selben Masse von jeder Therapieform. Daher ist die Forschung darum bemüht, ein mögliches Ansprechen präzise vorhersagen zu können. Hier kommen Biomarker ins Spiel.
Keypoints
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Auf genetischer und serologischer Ebene sind bislang keine Biomarker für die Psoriasis in der Praxis etabliert.
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Bei Patient:innen mit Psoriasis lassen sich klinische Aktivitätstypen bestimmen. Inwieweit diese als Biomarker geeignet sind, wird in Folgestudien untersucht.
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Die Vorhersage eines Therapieansprechens wird zukünftig vermutlich auf einer Trias aus molekulargenetischen, serologischen und klinischen Parametern beruhen.
PD Dr. med. Sascha Gerdes, Oberarzt an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Kiel, erläuterte: «Unser Ziel ist es, die Betroffenen vor Therapiebeginn zu charakterisieren und somit gleich mit der für sie passenden Behandlung beginnen zu können.» Die Heterogenität der Psoriasis stelle dabei eine besondere Herausforderung dar.
Nach wie vor fehlen für den Therapieerfolg prädiktive Marker
Auf molekularer Ebene werde unter anderem im Bereich der Serummarker viel Forschungskapazität investiert: So wurde analysiert, ob C-reaktive Proteine, Interleukin(IL)-6 und Adipokine mit dem klinischen Schweregrad der Psoriasis korrelieren.1 Bisher habe sich jedoch kein klares Bild bezüglich der Aussagekraft dieser Marker ergeben. «Ich wage zu behaupten, dass bislang niemand von uns Dermatologen im Praxisalltag Biomarker im Blut bestimmt, um daraus eine Therapieentscheidung abzuleiten», meinte der Experte.
Neben Serum- werden auch genetische Marker geprüft, unter anderem HLA-Cw6. So konnten zwei Studien zeigen, dass HLA-Cw6-positive Psoriasis-Patient:innen etwas besser auf eine Therapie mit dem IL-12/23-Inhibitor Ustekinumab ansprachen als HLA-Cw6-negative.2,3 Kombinierte man dann jedoch diese Daten mit dem zusätzlichen klinischen Parameter Übergewicht, dann zeigte sich, dass Letzterer einen stärkeren Einfluss hinsichtlich des Ansprechens hatte als der genetische Marker. «Man findet zwar hin und wieder einen Polymorphismus, der einen Hinweis darauf geben könnte, dass die eine oder andere Therapie besser geeignet ist. Aber es gibt noch keinen genetischen Marker, der in Aussicht stellt, ein Erfolgsprädiktor für ein Therapieansprechen zu sein», ordnete Gerdes die vorliegenden Studiendaten ein. Neben den genannten molekularen Ansätzen könnten auch klinische Parameter als Biomarker genutzt werden. So ist zum Beispiel krankhaftes Übergewicht mit einem schlechten Langzeitansprechen auf Biologika-Therapien bei Psoriasis assoziiert.4
Studie zur Charakterisierung von Psoriasis-Aktivitätstypen
Gerdes untersucht mit seiner Arbeitsgruppe in Kiel einen weiteren möglichen Ansatz zur Charakterisierung der Psoriasis. Mithilfe des hierfür entwickelten ActiPso-Fragebogens beurteilen die Betroffenen basierend auf subjektiver Einschätzung ihre Psoriasis-Aktivität. Daraufhin werden sie einem der folgenden vier klinischen Aktivitätstypen zugeordnet: Bei Typ1 verläuft die Psoriasis das ganze Jahr über gleich schwer, Typ2 erlebt ondulierende Schübe, Typ3 entspricht einer Verschlechterung im Winter, Typ4 hingegen umgekehrt im Sommer.5 «Wir haben den Fragebogen inzwischen an über 500 Patienten erprobt und konnten feststellen, dass es für niemanden ein Problem darstellte, sich sofort bei einem dieser Typen wiederzufinden», erläuterte Gerdes. Als zusätzlicher Parameter wird durch den Fragebogen erhoben, ob ein sogenannter Ereignistyp vorliegt, also ob Triggerfaktoren wie Stress oder Infektionen die Psoriasis verstärken. Die Auswertung ergab, dass sich von den rund 530 Teilnehmenden 40,9% zur Typ-1-Gruppe zählten, 22,6% zu Typ2. 30,6% verorteten sich bei Typ3 und in der Typ-4-Gruppe fanden sich 6% wieder. «Interessanterweise zeigte sich in der Typ-1-Gruppe, dass lediglich ein Drittel von Triggern beeinflusst wird, während dies bei Typ2 und Typ3 deutlich stärker ausgeprägt war», meinte der Experte (Abb.1). Nach drei Jahren beantwortete dieselbe Patientengruppe erneut den Fragebogen. Die bisher unveröffentlichten Daten bestätigen laut Gerdes die Zuordnung zu den Aktivitätstypen: «Wir haben ein kongruentes Ergebnis, das zeigt, dass die Betroffenen prinzipiell den Aktivitätsverlauf ihrer Erkrankung sehr gut einschätzen können.»
Abb. 1: Die Psoriasis ist in den jeweiligen klinischen Aktivitätstypen gemäss ActiPso-Fragebogen unterschiedlich stark von Triggerfaktoren abhängig (modifiziert nach Mrowietz U et al. 2021)5
Inwiefern diese Aktivitätstypen eine Vorhersagekraft für ein mögliches Therapieansprechen haben, wird derzeit noch untersucht. In Zukunft könnte es eine Matrix aus molekulargenetischen, serologischen und klinischen Parametern geben, um eine individuelle Vorhersage des Therapieansprechens bei Psoriasis zu ermöglichen, so Gerdes’ Ausblick.
Quelle:
Vortrag «Klinische Biomarker bei Psoriasis – Bestimmung von Aktivitätstypen» von PD Dr. med. Sascha Gerdes im Rahmen des Symposiums «Psoriasis – (k)ein therapeutisches Problem?», 52. DDG-Tagung am 27. April 2023, Berlin
Literatur:
1 Kaur S et al.: Psoriasis and cardiovascular risk – do promising new biomarkers have clinical impact? Mediators Inflamm 2017; 2017: 7279818 2 Talamonti M et al.: Pharmacogenetics of psoriasis: HLA-Cw6 but not LCE3B/3C deletion nor TNFAIP3 polymorphism predisposes to clinical response to interleukin 12/23 blocker ustekinumab. Br J Dermatol 2013; 169(2): 458-63 3 Li K et al.: HLA-C*06:02 allele and response to IL-12/23 inhibition: results from the ustekinumab phase 3 psoriasis program. J Invest Dermatol 2016; 136(12): 2364-71 4 Mourad A et al.: Factors predicting persistence of biologic drugs in psoriasis: a systematic review and meta-analysis. Br J Dermatol 2019; 181(3): 450-8 5 Mrowietz U et al.: ActiPso: definition of activity types for psoriatic disease: A novel marker for an advanced disease classification. J Eur Acad Dermatol Venereol 2021; 35(10): 2027-33
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