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Indischer Wassernabel

Phytotherapeutischer Ansatz bei atopischer Disposition

Biologika, „small molecules“ und Januskinase-Inhibitoren sind die modernen Therapeutika, die von Molekularbiologen als Wunderwaffe gegen Erkrankungen des atopischen Formenkreises jüngst in die Schlacht geworfen wurden. Etwa 25% der Weltbevölkerung leiden zumindest zeitweise an atopischen Exazerbationen.

Kortisonpräparate und Calcineurinantagonisten sind neben indifferenten Pflegesalben und Ölbädern längst etabliert und vor allem Kortison ist bei unseren Patienten gleichsam unbeliebt. Das Wissen über Phytotherapeutika aus der europäischen Naturheilkunde ist leider weitgehend verloren gegangen, denn die kundigen Frauen wurden teilweise als Hexen gebrandmarkt. Nicht selten wurden sie dem Scheiterhaufen überantwortet und mit ihnen ihre Expertise gleich mit.

Anders im südostasiatischen Raum, wo bis heute mehr als 80% der Bevölkerung keinen effektiven Zugang zu westlicher Medizin haben. Eine unscheinbare Kriechpflanze, die in feuchtem sumpfigem Gebiet, an Reisfeldern und Waldrändern wächst, hat sich insbesondere durch ihre positive Wirkung auf die Haut einen Namen gemacht und wird seit vielen Jahren in der chinesischen TCM und im indischen Ayurveda eingesetzt, ebenso in der Jamu genannten traditionellen Medizin Indonesiens, dem größten Archipel der Welt mit seinen 17500 Inseln und 200 Sprachen.

Der Indische Wassernabel, auch Centella asiatica, Gotu Kola oder Tigergras genannt, wirkt antimikrobiell besonders gegen Staphylokokken, einen Triggerkeim bei atopischer Dermatitis, und gegen Pilze wie Trichophyton rubrum und T. mentagrophytes. Die Pflanze stimuliert die Mikrozirkulation und die Fibroblastenaktivität, was sich positiv auf die Wundheilung auswirkt. Der Name Tigergras rührt der Erzählung nach von der Beobachtung, dass sich verletzte Tiger in Wassernabelfeldern gewälzt haben, um die Abheilung ihrer Verletzungen zu beschleunigen. Besonders im indonesischen Bandung, dem Paris des Ostens, haben Untersuchungen diese empirischen Erfahrungswerte untermauern können. Neben diesen dermatologischen Indikationen wird Centella asiatica gegen geistige Degeneration im Alter (Demenz, Alzheimer), aber auch bei Kindern mit Lernschwäche und sogar als Venentonikum eingesetzt. Ganz nebenbei wird es auch in der Küche als würzige Beilage verwendet. Bei meinem Besuch eines typisch kleinen Bauernhofes in Zentraljava bekam ich diese Pflanze als Gastgeschenk frittiert als wohlschmeckende Chips überreicht.

Wenn Centella asiatica auch im Vergleich zu unseren modernen zielgerichteten Medikamenten augenscheinlich weniger intensiv wirkt, so ist sie doch bei milderen Verlaufsformen der Erkrankung des atopischen Formenkreises und weit darüber hinaus eine interessante alternative Behandlungsform, die wir trotz unserer modernen biotechnologischen Entwicklungen nicht ganz vergessen sollten.

Jamu

Diese indonesische Heilkunde wurde vor über 1000 Jahren in Yogyakarta rund um den Kraton (Königspalast) entwickelt und breitete sich von dort bis nach China und Indien aus. Noch heute bereiten die Gedongs (Jamu-Anbieterinnen) täglich ihre gesundheitsfördernden Säfte frisch zu und tragen sie in ihren Bastkörben, die sie meist am Rücken tragen, durch die Straßen.

beim Verfasser

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