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Österreichische Biologikastudie unter Real-Life-Bedingungen
Jatros
30
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24.05.2017
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<p class="article-intro">Zahlreiche klinische Studien belegen die gute Wirksamkeit und Sicherheit der Biologika in der Behandlung der Psoriasis vulgaris. Jedoch unterscheiden sich sogenannte Real- Life-Patienten, also Patienten, die man täglich in der Praxis behandelt und sieht, von Patienten, die an solchen klinischen Studien teilnehmen. Deshalb können Wirksamkeit und Nebenwirkungen unter normalen Praxisbedingungen sich merklich unterscheiden oder neu auftreten.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Richter L et al von der Dermatologischen Abteilung der Krankenanstalt Rudolfstiftung Wien untersuchten im Rahmen einer retrospektiven Studie Therapieadhärenz, Effizienz und unerwünschte Wirkungen hinsichtlich Art und Zeitpunkt des Auftretens von drei verschiedenen Biologika bei Psoriasispatienten unter Real-Life-Bedingungen.<br /> Das Vorselektieren der Patientenklientel, das Einhalten rigoroser Ein- und Ausschlusskriterien im Rahmen von klinischen Prüfungen und konsequentes Patientenmonitoring sowie die penible Dokumentation jeglicher Nebenwirkung finden im klinischen Alltag weniger häufig oder gar nicht statt, könnten jedoch das Bild von Wirksamkeit und Verträglichkeit der Substanz anders darstellen. Zusätzlich ist die Therapieadhärenz ein äußerst sensibler und wichtiger Marker der Zufriedenheit von Patient und Arzt und gibt direkt Auskunft über die Alltagstauglichkeit der untersuchten Substanz. Studien über die Anwendung von Medikamenten unter Real-Life-Bedingungen sind daher wichtig und tragen dazu bei, die klinische Entscheidungsfindung bei der Auswahl des passenden Präparates zu erleichtern.</p> <h2>Methoden und Patienten</h2> <p>Es handelte sich um Psoriasispatienten, die zwischen 2004 und 2016 mit Etanercept, Adalimumab und Ustekinumab in der Rudolfstiftung behandelt worden waren. Alle Patienten, die zumindest eine Dosis der genannten Biologika erhalten hatten, wurden in die Analyse aufgenommen. Untersucht wurden demografische Daten, Therapieadhärenz, PASI sowie Nebenwirkungen.<br /> 209 Behandlungszyklen wurden dokumentiert. Das durchschnittliche Patientenalter betrug 43 Jahre, das männliche Geschlecht dominierte geringfügig (60 % ). Die meisten Patienten waren mit einem durchschnittlichen BMI von 28,2 übergewichtig. Damit ist die Patientenkohorte vergleichbar mit dem typischen Psoriasispatienten, der auch in der dermatologischen Praxis anzutreffen ist.</p> <h2>Resultate</h2> <p>Die mittlere Therapieadhärenz für die einzelnen Biologika war wie folgt: für Etanercept 21 Monate (Standardabweichung [SE] 6,9), für Adalimumab 61 Monate (SE 9,4) und für Ustekinumab 65 Monate (SE 1,4). Positive Prädiktoren für eine längere Therapietreue waren männliches Geschlecht und vorangegangene Behandlung mit einem Biologikum bei Patienten, die mit Adalimumab behandelt wurden. Insgesamt stellten die Autoren hinsichtlich der Wirksamkeit, gemessen anhand des PASI, keinen signifikanten Unterschied zwischen den drei Medikamenten und den einzelnen Therapien fest.<br /> Patienten unter Adalimumab und Ustekinumab wiesen eine höhere Therapietreue auf als Patienten, die mit Etanercept behandelt wurden. Interessanterweise war der höchste Anteil von Patienten, die PASI 90 erreichten, in der Adalimumab-Gruppe zu verzeichnen, während die Ustekinumab-Patienten die besten Werte bei PASI 50 und PASI 75 erzielten. Etanercept erschien als das „schwächste“ Biologikum, angesichts von 45 % an Patienten, die nicht innerhalb von 18 Wochen PASI 75 erreichten. Allerdings wurden diese Unterschiede mit zunehmender Einnahmedauer aufgehoben und es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in der Wirksamkeit im Laufe der Zeit (Abb. 1).<br /> Die meisten unerwünschten Wirkungen traten während des ersten Behandlungsjahres auf.<br /> Nebenwirkungen waren zwar häufig – 58 % der Patienten hatten zumindest eine –, dennoch wurden nur 17 Behandlungszyklen (von 209) aus diesem Grund abgebrochen. Die meisten leichten bis moderaten Infekte traten unter Adalimumab auf, die meisten schweren Infektionen, die zu Hospitalisierung und Medikamentenabbruch führten, waren unter Ustekinumab zu verzeichnen. Die einzigen zwei malignen Erkrankungen wurden unter Ustekinumab dokumentiert.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1702_Weblinks_s38_abb1.jpg" alt="" width="1090" height="1027" /></p> <h2>Diskussion</h2> <p>Fortschreitender Wirkverlust von Biologika mit zunehmender Dauer der Einnahme ist einer der Hauptgründe für das Absetzen der Medikation; diese Beobachtung konnte auch in dieser Kohorte bestätigt werden.</p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> Die Untersuchung von Richter et al bestätigt das gute Sicherheitsprofil von Etanercept, Adalimumab und Ustekinumab bei Psoriasis vulgaris. Die meisten AE treten während des ersten Behandlungsjahres auf. Im Vergleich zu Etanercept wiesen Adalimumab und Ustekinumab eine höhere Therapieadhärenz auf.</div></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Richter L, Vujic I, Rappersberger K: Etanercept, adalimumab,
and ustekinumab in psoriasis: analysis of 209
treatments series in Austria. JDDG 2017; doi: 10.1111/
DDT.13191
</p>
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