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Fadenlifting – die richtige Indikationsstellung ist essenziell

<p class="article-intro">Schon länger werden Fadenliftings im großen Stil in Russland und im Fernen Osten gemacht – ein Kerngebiet der Fadenbehandlung in Kreisen der ästhetischen Chirurgie. Nun hat die Welle auch Europa und Österreich erreicht. Welche Vor- und Nachteile Fadenliftings haben und wo die Limitationen liegen, erfuhren wir von Univ.-Doz. Dr. Rafic Kuzbari, Wien. </p> <hr /> <p class="article-content"><p><strong>Herr Dozent Kuzbari, das Thema Fadenlifting beherrscht derzeit die Kongresse zur &auml;sthetischen Medizin. Wie viel Erfahrung ben&ouml;tigt man f&uuml;r die Anwendung?</strong> <br /> <strong>R. Kuzbari:</strong> Meiner Meinung nach ist keine bestimmte Geschicklichkeit oder Erfahrung f&uuml;r ein Fadenlifting erforderlich. Die Herausforderung ist weniger die Technik &ndash; denn die ist leicht erlernbar &ndash; als vielmehr die richtige Indikationsstellung. Denn die Indikation ist meiner Ansicht nach relativ eng gesteckt. Auch sollte man wissen, welche F&auml;den in welcher Region am besten geeignet sind. Ein Fadenlift ist sicherlich nicht mit einer komplexen Operation zu vergleichen, welche eine genaue Kenntnis der Anatomie voraussetzt. Die meisten derzeit bei uns gebr&auml;uchlichen F&auml;den werden eher oberfl&auml;chlich in die Subkutis eingesetzt. Man geht nicht in tiefere Schichten, daher ist es relativ simpel und die Technik kann durch den Besuch von Workshops erlernt werden. Doch man muss zwischen den einzelnen F&auml;den differenzieren. Das &ouml;sterreichische Unternehmen Croma Pharma beispielsweise bietet F&auml;den aus Polydioxanon (PDO) f&uuml;r die Hautverj&uuml;ngung und Volumenvermehrung und das &bdquo;Happy Lift&ldquo; f&uuml;r einen st&auml;rkeren Straffungseffekt an. Je tiefer man verankert, desto genauere anatomische Kennnisse sind erforderlich, wie beim Verankern im Bereich der Fascia temporalis profunda.<br /> <br /><strong> Wann entstand das Konzept des Fadenliftings?</strong><br /> <strong>R. Kuzbari:</strong> Das Konzept des Fadenliftings ist nicht neu. Bereits in den 1960er- Jahren wurden chirurgische F&auml;den mit Widerhaken patentiert und das Design wurde im Laufe der Jahre verbessert. <br /> 2001 entwickelte der georgische Chirurg Dr. Marlen A. Sulamanidze die Aptos-F&auml;den f&uuml;r eine minimal invasive Gesichtsverj&uuml;ngung. Mit den Aptos-F&auml;den kamen erstmals nicht resorbierbare F&auml;den f&uuml;r diese Indikation auf den Markt. Die Bezeichnung Aptos ist eine Ableitung von &bdquo;antiptosis&ldquo;, dem H&auml;ngen entgegenwirkend. Das Aptos-Lifting erlaubte die bis dahin nicht m&ouml;gliche Straffung des Gesichtes ohne chirurgische Operation. Die F&auml;den werden mit Nadelstichen bogenf&ouml;rmig in die Haut eingebracht und durch kleine Widerhaken dort verankert. Aptos-F&auml;den werden bis heute verwendet. Zus&auml;tzlich zum Sofortstraffungseffekt wird propagiert, dass sich in der Heilungsphase nach dem Fadenlifting neues Bindegewebe &uuml;ber den F&auml;den bildet, wodurch ein zus&auml;tzlicher Straffungseffekt eintritt. Zu Beginn dieses Jahrtausends gab es einen regelrechten Hype um die Aptos-F&auml;den. Die Frage der Haltbarkeit &ndash; die Aptos-Methode wurde mit einer Haltbarkeit von 2&ndash;3 Jahren propagiert &ndash; beantwortete Sulamanidze einmal &ouml;ffentlich bei einem Kongress mit bestenfalls einem Jahr. Daher war ich skeptisch.<br /> Ein weiterer Vorreiter des Fadenliftings ist der plastische Chirurg Dr. Woffles Wu aus Singapur, der mit eigenen F&auml;den sehr gute Ergebnisse bei geringer Ausfallszeit erzielt. Einschr&auml;nkend muss man aber sagen, dass seine F&auml;den sehr teuer sind und nur bei einem bestimmten Upper-Class-Kollektiv zum Einsatz kommen. Man kann pro Seite mehrere F&auml;den einziehen. Mich hat die Methode jedoch aufgrund der sehr hohen Kosten nicht &uuml;berzeugt, und irgendwann ist man dann mit nicht resorbierbaren F&auml;den vollgespickt. Meine Zur&uuml;ckhaltung resultiert aus der Erfahrung mit etlichen Patienten, die mit nicht resorbierbaren F&auml;den versorgt wurden und sp&auml;ter ein klassisches Lifting wollten. Das Gewebe war komplett fibrosiert und bei der OP bekamen wir die F&auml;den kaum aus dem vernarbten Gewebe heraus.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Derma_1603_Weblinks_Seite65.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <p><strong>Warum haben Sie sich jetzt f&uuml;r das Fadenlifting entschieden?</strong><br /> <strong>R. Kuzbari:</strong> Wir erleben jetzt ein Revival des Fadenlifts mit resorbierbaren subkutanen F&auml;den. Ich war anfangs sehr reserviert, denn bis zu einem gewissen Grad wurde in der &Ouml;ffentlichkeit eine k&uuml;nstliche Euphorie geschaffen. Jetzt wollen viele Patienten die F&auml;den haben, dieser Wunsch wird von der Industrie entsprechend gef&ouml;rdert und intensiv beworben. Ein wichtiger Punkt ist die einfache Handhabung. Fadenliftings sind f&uuml;r jeden Arzt anwendbar, nicht nur f&uuml;r plastische Chirurgen oder Dermatologen. Das Problem ist wie gesagt die richtige Indikationsstellung. Ich selektiere sehr stark, bevor ich mich f&uuml;r ein Fadenlifting entscheide.<br /> <br /><strong> Wovon h&auml;ngt die richtige Indikationsstellung ab?</strong><br /> <strong>R. Kuzbari:</strong> Die Patientengruppe, die davon profitiert, ist sehr begrenzt. Das ist weniger eine Frage des Alters, sondern h&auml;ngt vielmehr vom Zustand des Gewebes ab. PDO-F&auml;den bringen nichts, wenn das Gewebe zu sehr erschlafft ist. Das Zuviel an Haut kann ich mit den F&auml;den nicht wegzaubern. Auch f&uuml;r ein klassisches chirurgisches Lifting stellen Frauen mit schwerem subkutanem Gewebe eine gewisse Herausforderung dar. F&auml;den sind jedoch in einem solchen Fall sicher nicht geeignet. Aber nat&uuml;rlich bietet jeder Arzt das an, was er kann und was er darf. Wenn ich in meinem Werkzeugkasten nur einen Hammer habe, sehe ich &uuml;berall N&auml;gel.<br /> Lehnt die Patientin das chirurgische Lifting ab, muss man sich den Hautzustand genau ansehen und abw&auml;gen, welche Vorteile und Nachteile die F&auml;den bringen. Umfassende Aufkl&auml;rung und das ausf&uuml;hrliche Beratungsgespr&auml;ch sind wesentlich.<br /> <br /><strong> Welche Methode bevorzugen Sie als plastischer Chirurg?</strong><br /> <strong>R. Kuzbari:</strong> Alles kommt auf die Indikation an. Es gibt Patientinnen, die eine sehr niedrige Schwelle f&uuml;r &auml;sthetische Eingriffe haben. Sie wollen schon ein klassisches Lifting, wenn das Gewebe beim Abw&auml;rtsschauen nur ein bisschen h&auml;ngt. In solchen F&auml;llen muss ich das chirurgische Lifting ablehnen und der Patientin eher ein Fadenlifting anbieten. Wir bieten alles unter einem Dach an. Das ist unser Vorteil.<br /> <br /><strong> Die neue Generation der F&auml;den besteht aus Polydioxanon(PDO)-Nahtmaterial. Welche Vorteile hat dieses Material?</strong><br /> <strong>R. Kuzbari:</strong> PDO ist zwar einerseits nicht die Wundersubstanz, um die kollagene Faserbildung anzuregen, andererseits haben PDO-F&auml;den den Vorteil, dass sie wenig allergische Reaktionen hervorrufen. Sie sind resorbierbar, die Ausfallszeit betr&auml;gt maximal 1&ndash;2 Tage, nicht viel anders als bei einer Fillerbehandlung. Bei richtiger Aufkl&auml;rung und Steuerung der Erwartungshaltung erreicht man zufriedenstellende Ergebnisse. <br /> <br /><strong> Welche Komplikationen k&ouml;nnen bei Fadenliftings auftreten?</strong><br /> <strong>R. Kuzbari:</strong> Es k&ouml;nnen sich H&auml;matome an der Einstichstelle bilden, nicht selten kleine Einziehungen an der Haut, die nach ein paar Tagen verschwinden. An den Einstichstellen k&ouml;nnen auch kleine Granulome entstehen. Bei richtiger Technik ist das jedoch weitgehend vermeidbar. Asymmetrien k&ouml;nnen auftreten, auch Infektionen und nat&uuml;rlich Lockerungen. Mit dicken F&auml;den, die man falsch platziert, kann man auch einen Nerv anstechen, aber das ist ganz selten. Personen, die zu Keloidbildung neigen, w&uuml;rde ich davon abraten. <br /> <br /><strong> Und f&uuml;r welche F&auml;den haben Sie sich entschieden?</strong><br /> <strong>R. Kuzbari:</strong> Ich verwende Silhouette soft der Firma Sinclair. Es handelt sich um von der FDA in Amerika zugelassene F&auml;den aus Polymilchs&auml;ure, die &uuml;ber Deutschland vertrieben werden. Die F&auml;den von Sinclair sind durch Studien bestens belegt, die Ergebnisse sind objektivierbar. Ich habe mich auch deshalb daf&uuml;r entschieden, weil ich gerne vor der Anwendung am Patienten Daten sehe. Es wird so viel angeboten und versprochen, und meist sind es Methoden, die kommen und gehen und nach zwei Jahren verschwunden sind.<br /> Meine F&auml;den haben keine Widerhaken, sondern Kegel aus Polyglycol, die sich aufgrund der dreidimensionalen Form im Gewebe besser verankern. Was die Spannungskraft angeht, liegen sie etwa zwischen den PDO-F&auml;den und Happy Lift. Mit einer geringen Ausfallszeit von 1&ndash;3 Tagen bis maximal einer Woche und einer Haltbarkeit von bis zu 18 Monaten bieten sie ein gutes Nutzen-Risiko-Verh&auml;ltnis. Man sollte als &auml;sthetischer Chirurg auch immer Kosten und Nutzen in Relation setzen. <br /> <br /><strong> Wie hoch sind die Kosten?</strong><br /> <strong>R. Kuzbari:</strong> Die Kosten h&auml;ngen von Preis und Anzahl der verwendeten F&auml;den ab. Die Silhouette-soft-F&auml;den sind zwar teurer als die PDO-F&auml;den, doch Effektivit&auml;t und Haltbarkeit sind besser. Wir erstellen vor der Behandlung einen Kostenvoranschlag. Die Kosten der Behandlung sollten im Rahmen einer aufwendigen Fillerbehandlung liegen. Diese kostet circa zwischen 800 und 3.200 Euro, je nachdem welche Regionen ich behandle: Halsbereich, untere Wangen, Kinnlinie, Maxilla, Nasolabialfalte oder Augenbrauen. <br /> <br /><strong> Welches sind die Limitationen des Fadenlifts?</strong><br /> <strong>R. Kuzbari:</strong> 1. Kein Faden h&auml;lt wirklich lange. Die Haltbarkeit liegt zwischen 6 und 18 Monaten. Meist halten die F&auml;den bis zu einem Jahr. Das hat weniger mit der Resorbierbarkeit der F&auml;den zu tun als mit der nat&uuml;rlichen Ver&auml;nderung des Gewebes. Kollagene Fasern bilden sich zwar um F&auml;den und Widerhaken, aber auch dieses Bindegewebe unterliegt Umbauvorg&auml;ngen und daher halten sie nur begrenzt. Das sind zwei Konzepte, die oft verwechselt werden.<br /> 2. Ich will die kollagene Faserbildung anregen, um Volumen aufzubauen. Volumen zu erzielen gelingt aber viel effektiver mit Hyalurons&auml;ure. Die Intention, einen Faden durchzuziehen, um die kollagene Faserbildung anzuregen und Volumen zu erzeugen, ist f&uuml;r mich nicht nachvollziehbar. Hier sollte man lieber auf die Filler zur&uuml;ckgreifen.<br /> Daher sind die F&auml;den f&uuml;r mich eine Art Nischenprodukt, mit dem eine Festigung des Gewebes zu erreichen ist. Ich finde die Bezeichnung &bdquo;Fadenlifting&ldquo; etwas irref&uuml;hrend, denn l&auml;ngerfristig liftet man recht wenig. <br /> <br /><strong> Welche An&auml;sthesie verwenden Sie?</strong><br /> <strong>R. Kuzbari:</strong> Lokalan&auml;sthesie, au&szlig;er bei Patienten mit Nadelphobie, diese werden in Sedierung oder Allgemeinan&auml;sthesie behandelt.<br /> <br /><strong> Wie erfolgt die Nachbehandlung? Schlafen auf dem R&uuml;cken, Sport, Massagen, Sauna, &hellip;?</strong><br /> <strong>R. Kuzbari:</strong> Das Nachbehandlungsschema ist enorm wichtig und in der ersten Woche nach dem Eingriff mitunter m&uuml;hsam. Jede Art von mechanischer Belastung sollte vermieden werden. Die Patientin darf m&ouml;glichst nicht auf der Wange, sondern soll mindestens 5 Tage, idealerweise eine Woche, auf dem R&uuml;cken schlafen. Gesichtsmassagen sind f&uuml;r mindestens 3 Wochen zu vermeiden, um die Verankerung der F&auml;den in der Haut nicht zu lockern. Dasselbe gilt f&uuml;r sportliche T&auml;tigkeiten, bei denen es zu Drehbewegungen des Kopfes kommt, wie bei Yoga oder Zumba. Sauna sollte man so lange meiden, solange Schwellungen bestehen. <br /> <br /><strong> Vielen Dank f&uuml;r das Gespr&auml;ch!</strong></p></p>
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