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Dermatologische Phototherapien im Zeitalter von Biologika und neuen oralen Therapien: eine Standortanalyse

<p class="article-intro">Phototherapien zeichnen sich bei vielen dermatologischen Indikationen durch ihre Wirksamkeit und geringes Nebenwirkunspotenzial aus. Auch und gerade in Zeiten hochpreisiger neuer immunmodulierender Medikamente sind sie unverändert fester Bestandteil des dermatologischen Behandlungsrepertoirs.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Historische Entwicklung der modernen Lichttherapien</h2> <p>UV-basierte Phototherapien geh&ouml;rten seit Jahrzehnten zu den wichtigsten und bew&auml;hrtesten Behandlungsoptionen bei entz&uuml;ndlichen Hauterkrankungen. Historisch erfolgte der Durchbruch der UVPhototherapien mit der Einf&uuml;hrung der Photochemotherapie (Psoralen plus UVA, PUVA) der Psoriasis Anfang der 1970er-Jahre. Damit konnte man erstmals bei mehr als 90 % der Patienten mit zum Teil schwersten Psoriasisformen komplette Remissionen erzielen. 1981 erschien eine bahnbrechende Arbeit &uuml;ber das phototherapeutische Aktionsspektrum bei Psoriasis. Darauf basierend wurde von der Firma Philips eine Fluoreszenzlampe (Philips TL01) entwickelt, deren Emissionsmaximum in einem schmalen l&auml;ngerwelligen UVB-Bereich zwischen 310 und 315 nm liegt. Die sogenannte Schmalband-UVB(&bdquo;narrow band&ldquo; UVB, NB-UVB)-Phototherapie wurde in den folgenden Jahren klinisch in zahllosen Studien nicht nur bei Psoriasis, sondern auch bei vielen anderen Hautkrankheiten erfolgreich eingesetzt. NB-UVB ist im Vergleich zu PUVA &auml;hnlich wirksam, wesentlich einfacher durchzuf&uuml;hren und in der Langzeitanwendung sicherer. Aufgrund des sehr vorteilhaften Wirkungs-Nebenwirkungs- Quotienten entwickelte sich der Einsatz von NB-UVB rasch zum phototherapeutischen Verfahren der ersten Wahl und ist heutzutage die am weitesten verbreitete Form der Lichttherapie.<br /> In den 1990er-Jahren wurde mit der hoch dosierten UVA1-Therapie das Spektrum der Lichttherapien um eine weitere Modalit&auml;t erweitert. UVA wird in UVA2 (320&ndash;340nm) und UVA1 (340&ndash;400nm) unterteilt. Bei der UVA1-Therapie wird die UVA2-Strahlung durch spezielle Filter eliminiert, sodass nur die biologische Wirkung des l&auml;ngerwelligen und weniger erythemat&ouml;sen UVA1-Anteils zum Tragen kommt. Diese Lichtqualit&auml;t, urspr&uuml;nglich zur Behandlung des atopischen Ekzems eingef&uuml;hrt, wird heutzutage insbesondere bei sklerotischen Hautkrankheiten mit sehr guten therapeutischen Ergebnissen eingesetzt.</p> <h2>Vor- und Nachteile der Phototherapien</h2> <p>Vorz&uuml;ge der Phototherapien sind eine (auch im Vergleich zu anderen Therapien) gute und in der Regel schnell einsetzende Wirkung, eine breite Anwendbarkeit (vergleichbar mit oralen Kortikosteroiden, nur ohne deren limitierende Nebenwirkungen), eine hohe Sicherheit und Kosteneffizienz.<br /> Eine Auswertung von Real-Life-Behandlungsdaten aus Schottland hat gezeigt, dass 75 % der Psoriasispatienten nach einem Behandlungszyklus einen Physician Global Assessment von 0 (abgeheilt) oder 1 (minimale Restl&auml;sionen) erreichen. Auch bei anderen Hauterkrankungen wie s&auml;mtlichen Ekzemformen, Lichen ruber, sklerosierenden Hauterkrankungen, Vitiligo, kutanem T-Zell-Lymphom, Prurigo, prurigin&ouml;sen Dermatosen u.v.a. k&ouml;nnen Phototherapien erfolgreich angewendet werden (Tab. 1).<br /> Schwere und/oder irreversible Nebenwirkungen treten unter sachgerechter Durchf&uuml;hrung der Phototherapie extrem selten auf. Eine unrestriktive langj&auml;hrige PUVA- oder NB-UVB-Therapie geht mit einem erh&ouml;hten Risiko f&uuml;r nicht melanozyt&auml;ren Hautkrebs einher, wobei das photokarzinogene Potenzial der therapeutischen Anwendung von NB-UVB nach bisher vorliegenden Daten deutlich geringer ist als jenes von PUVA.<br /> Phototherapien sind kosteng&uuml;nstig, doch gab es dazu bis vor Kurzem keine pr&auml;zisen Daten, sondern lediglich Sch&auml;tzungen. In einer weiteren Studie der oben erw&auml;hnten schottischen Arbeitsgruppe, in die die Daten von vier Therapiezentren einflossen, wurde errechnet, dass sich die Kosten eines Phototherapiezyklus (durchschnittlich 30 Bestrahlungen) auf &pound; 257,&ndash; belaufen. Da bei behandelten Patienten die Ausgaben f&uuml;r spezifische topische Psoriasistherapien in der Nachbeobachtungszeit im Schnitt um &pound; 53,&ndash; geringer wurden, belief sich der Nettoaufwand f&uuml;r einen Therapiezyklus auf &pound; 203,&ndash;.<br /> Einer der wesentlichsten Nachteile von Phototherapien, die &uuml;blicherweise in Facharztordinationen oder Spezialambulanzen von dermatologischen Abteilungen durchgef&uuml;hrt werden, ist der damit einhergehende Zeitaufwand f&uuml;r die Patienten. Prinzipiell besteht auch die M&ouml;glichkeit einer Heimtherapie, doch die Organisation von Heimger&auml;ten ist schwierig und eine &Uuml;bernahme der daraus entstehenden Kosten durch die gesetzlichen Krankenversicherungen nicht standardm&auml;&szlig;ig gegeben. Auch f&uuml;r den Arzt ist eine Phototherapie aufwendiger und schwieriger als medikament&ouml;se Therapien, da die Patienten regelm&auml;&szlig;ig zu kontrollieren sind und die Bestrahlungsdosis kontinuierlich auf den Hautzustand der Patienten abgestimmt werden muss. &Uuml;berdies erfordert die Durchf&uuml;hrung der Lichttherapie einige Erfahrung, da die therapeutische Breite bei der Dosierung des UV-Lichtes relativ schmal ist und die Therapie bei inad&auml;quater Dosierung entweder nicht wirkt oder zu unerw&uuml;nschten Sonnenbrandreaktionen f&uuml;hrt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Derma_1901_Weblinks_jatros_derma_1901_s62_tab1_tanew.jpg" alt="" width="550" height="536" /></p> <h2>Phototherapie versus Biologika bei Psoriasis</h2> <p>In den letzten 15 Jahren ist eine stetig anwachsende Zahl von Psoriasisbiologika auf den Markt gekommen, welche vielerorts zu einem R&uuml;ckgang der Anwendung der Phototherapie gef&uuml;hrt haben. Dennoch ist es im Sinne einer personalisierten Medizin wichtig, neben der breiten Palette an topischen und konventionellen Systemtherapien nicht nur Biologika, sondern auch Lichttherapien anbieten zu k&ouml;nnen, da die beiden Optionen ein sehr unterschiedliches Profil aufweisen und auch unterschiedliche Zielgruppen ansprechen (Tab. 2).<br /> Biologika zeichnen sich durch ihre mittlerweile sehr hohe therapeutische Effektivit&auml;t (auch bei Kopfhaut- und Nagelbefall sowie bei Psoriasisarthritis), geringe Rate an Nebenwirkungen und einfache Anwendbarkeit aus. Die prim&auml;re Zielgruppe f&uuml;r Biologika sind erwachsene Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis, welche eine Systemtherapie ben&ouml;tigen. Biologika sind allerdings nicht f&uuml;r andere Psoriasisformen wie z.B. Psoriasis guttata, Psoriasis pustulosa oder palmoplantare Pustulose zugelassen, bei einer Reihe von Komorbidit&auml;ten (chronische Infektionskrankheiten, autoimmunologische Erkrankungen, Tumoranamnese) relativ oder absolut kontraindiziert und nur teilweise f&uuml;r Kinder zugelassen.<br /> Lichttherapien sind bei allen Psoriasisformen, bei allen Altersgruppen (mit Einschr&auml;nkung im Kleinkindalter), bei Komorbidit&auml;ten und Tumorpatienten durchf&uuml;hrbar. Zum Unterschied von Biologika, die kontinuierlich verabreicht werden, werden Lichttherapien zyklisch, das hei&szlig;t bei Bedarf, durchgef&uuml;hrt. Es gibt durchaus Patienten, die es bevorzugen, immer wieder monatelang komplett therapiefrei zu sein, und daf&uuml;r Rezidive in Kauf nehmen. Ein kurzzeitiger additiver Einsatz einer Phototherapie kann auch erwogen werden, um Biologikapatienten mit einer tempor&auml;ren (z.B. infekt- oder stressbedingten) Verschlechterung ihres Hautzustandes wieder in Remission zu bringen. Bei Kopfhaut- oder Nagelbefall sowie bei Psoriasisarthritis sind Phototherapien hingegen wirkungslos.<br /> Ein eklatanter Unterschied zwischen Biologika und Phototherapien besteht hinsichtlich der Therapiekosten. W&auml;hrend sich die Jahreskosten einer Biologikatherapie je nach zugrunde gelegtem Preis (Kassenpreis/ Apothekenverkaufspreis) zwischen 10 000 und 20 000 Euro bewegen, kommt ein Phototherapiezyklus pro Jahr unter Zugrundelegung der schottischen Daten auf einige Hundert Euro. In einer Zeit kontinuierlich ansteigender Ausgaben f&uuml;r das Gesundheitssystem spielt Kosteneffizienz durchaus eine wesentliche Rolle, was auch den Trend zum zunehmenden Einsatz von Biosimilars erkl&auml;rt. Ber&uuml;cksichtigt man die hohe Pr&auml;valenz von Psoriasis (ca. 1,5&ndash;2 % ), wird ersichtlich, welche Kosteneinsparungen allein bei dieser Erkrankung durch den differenzierten Einsatz der Phototherapie zu erzielen sind.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Derma_1901_Weblinks_jatros_derma_1901_s63_tab2_tanew.jpg" alt="" width="550" height="556" /></p> <h2>Zusammenfassung</h2> <p>Phototherapien sind wirksame, nebenwirkungsarme, vielseitig einsetzbare und kosteng&uuml;nstige Therapieverfahren. W&auml;hrend Biologika und neue orale Therapien wichtige Weiterentwicklungen im Psoriasismanagement darstellen, sind diese Behandlungen nur f&uuml;r eine Untergruppe von Psoriasispatienten indiziert und &auml;u&szlig;erst kostenintensiv. Eine kompetente Therapieberatung erfordert die Kenntnis aller zur Wahl stehenden Behandlungsm&ouml;glichkeiten und eine entsprechende Aufkl&auml;rung der Patienten. In diesem Kontext haben Phototherapien weiterhin einen festen Platz im therapeutischen Repertoire der Dermatologie, da sie bei vielen Hautkrankheiten erfolgreich und sicher eingesetzt werden k&ouml;nnen.</p></p>
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