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Anti-aging Medicine World Congress Monaco 2016 – ein Reisebericht

Heuer im April 2016 ging es für mich zum achten Mal in die Stadt der Schönen und Reichen, nach Monte Carlo. Für manche der Nabel der Welt, für uns plastische Chirurgen jedes Jahr der Ort, an dem wohl einer der größten Kongresse der „Schönheitsmedizin“ stattfindet: der 14th Aesthetic & Anti-aging Medicine World Congress (AMWC) 2016.


Ein kurzer Flug nach Nizza, ein einstündiger Transfer mit dem Bus nach Monte Carlo und schon ist man da. In einer Stadt, die von Betonburgen aus den 50er- und 60er-Jahren zugepflastert ist. Viele Kurven und Winkel kennt man als aufmerksamer Formel-1-Zuseher und daher hat man doch auch das Gefühl, die Stadt zu „kennen“.
Doch wir sind ja nicht für einen Stadtbummel da, sondern um zu erfahren, was es Neues am Markt der ästhetischen Medizin gibt. Es hat mich in all den Jahren immer wieder hierhergezogen, da ich das Gefühl habe, dass Trends – die heute sehr stark auch durch die Industrie gesteuert werden – hier schon sehr früh sichtbar werden.

Als ich vor acht Jahren das erste Mal diesen Kongress besuchte, zeigte sich ein ganz anderes Bild als heute. Damals haben sich Silikonimplantathersteller um die besten Plätze in der Industrieausstellung gestritten. Medizinisches Gerät für die diversen Operationen wurde angeboten. In den Vorträgen der Spitze der internationalen ästhetischen Medizin wurde über neueste Techniken des Facelifts oder der Bauchdeckenstraffung berichtet.

Szenenwechsel

Acht Jahre später ein gänzlich anderes Bild: Die Flächen der Aussteller haben sich sicherlich verdoppelt. Das letzte Eck des Grimaldi-Forums ist mit einem Stand eines Ausstellers besetzt. Doch es ist kein Vertreter für Silikonimplantate zu finden. Die Welt der ästhetischen Medizin hat sich gewandelt. OPs sind „out“. Wenn etwas gefeilt, geschliffen oder gehoben werden soll, dann bitte ohne OP, ohne Ausfallzeit und sehen soll es natürlich auch keiner.

Ja, wenn man es beherrscht …

Dieser Kongress und die „Schönheitsindustrie“ haben sich an das heutige Gesellschaftsbild angepasst.
Alles muss schnell gehen. Wir haben keine Zeit mehr, wir nehmen uns keine Zeit. Wenn 500.000 Österreicher keinen Job haben, wird es schwieriger, sich für einen „medizinisch nicht notwendigen“ Eingriff freizunehmen. Außerdem ist doch mithilfe von Ultraschall, Radiofrequenz, Laser oder Kälte heute alles möglich. So scheint es, wenn man diverse Magazine aufschlägt, durch das Internet surft und auch auf diesem Kongress ist.
Haben sich noch vor ein paar Jahren die Silikonimplantatproduzenten ein Stelldichein gegeben, so sind es heute Milliardenkonzerne, die Botox, Filler und Fäden produzieren, die hier um die Gunst der Ärzte rittern. Was man mit diesen Produkten erreichen kann, ist toll, wenn, ja wenn man es beherrscht. Was so leicht aussieht, ist gar nicht so leicht.

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen

Das wissen auch die Konzerne. So werden nicht nur die Produkte angeboten, sondern auch diverse Plattformen, wo man Techniken erlernen kann. Die Hallen füllen sich mit Zuhörern, die sich Live-Unterspritzungen der Spezialisten aus aller Welt anschauen, wissenschaftliche Vorträge sind zunehmend weniger zu finden.
Hyaluronsäurefiller – der Lippenstift des 21. Jahrhunderts – wird in allen möglichen und unmöglichen Regionen verabreicht. Dass es hier auch zu Komplikationen kommen kann, wissen wir Mediziner. Doch in vielen Ländern ist diese Behandlung für Kosmetiker und Heilpraktiker freigegeben, die oft nur wenig Ahnung von Anatomie oder einer Analyse des Gesichts haben.

Zwischen Diversität und Kuriosität

Es tummeln sich über 100 Aussteller, die alle Filler und Fäden anbieten. Ein Highlight für mich: eine Klammer aus Gold, die man ins Ohr einsetzen soll, um abstehende Ohren zu korrigieren! Die vaginale „rejuvenation“ erfährt auch einen neuen Hype. Diverse Geräte, die meist mit Radiofrequenz die vaginale Schleimhaut zum Aufbau bringen sollen, sind seit heuer ganz im Trend. Kryolipo – Fett weg ohne OP – wird auch von sicherlich zehn Herstellern angeboten. Die Qualität der Geräte und damit auch die Ergebnissicherheit sind sehr unterschiedlich.

Mission Statement

Ich persönlich finde den Trend weg von großen Operationen, die nicht notwendig sind, gut. Man sollte nur nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Vielmehr zeigt sich, dass nur eine fundierte Ausbildung, Verständnis für den Alterungsprozess und eine große Portion ethisches Verständnis in Kombination für eine gute ästhetische Behandlung notwendig sind.
Für Patienten wird es wohl in den nächsten Jahren immer schwieriger, zwischen Experten und „Anfängern“ in der ästhetischen Medizin zu unterscheiden. Onlineplattformen wie docfinder.at oder mooci.at werden hier wohl etwas helfen, den „richtigen“ Arzt zu finden. Wichtig ist, zu wissen, dass nicht der billigste „Anbieter“ auch der beste ist. Nachzufragen, wie oft ein Mediziner die gewünschte Behandlung auch wirklich macht, ist heute wichtiger denn je.
In der Hoffnung, dass der AMWC 2017 nicht hauptsächlich über die Lösung von Komplikationen berichten muss, verlasse ich nach drei Tagen das „schöne“ Monaco mit der Sicherheit, auch 2017 wiederzukommen.

Der AMWC 2017 – 15th Aesthetic & Anti-aging Medicine World Congress wird von 6.–8. April 2017 in Monaco stattfinden.

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