Update und Trends in Prävention und Rehabilitation

<p class="article-intro">Fach- und berufsgruppenübergreifende Vernetzung spielt in der modernen Medizin eine immer größer werdende Rolle. Zum „4. Fachtag Prävention, Rehabilitation & Physikalische Medizin“ wurden daher Experten verschiedener medizinischer Fachrichtungen sowie auch Vertreter der Gesundheitspolitik als Referenten geladen.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Aus Sicht der &Auml;rztekammer</h2> <p>Prof. Dr. Thomas Szekeres, Pr&auml;sident der &Ouml;sterreichischen &Auml;rztekammer, pl&auml;dierte f&uuml;r Pr&auml;ventionsma&szlig;nahmen, die bereits im Kindesalter ansetzen m&uuml;ssten. Denn der Gesundheitszustand der Jugendlichen in &Ouml;sterreich sei alles andere als gut: &Uuml;bergewicht, Bewegungsarmut, Nikotin- und Alkoholkonsum sind laut OECD-Statistik schon bei den 15-J&auml;hrigen weit verbreitet.<br /> Ein Hinf&uuml;hren zu einer gesunden Lebensweise, gezielte Bewegungstherapien und gegebenenfalls psychotherapeutische Unterst&uuml;tzung stellen bei Jung und Alt die Rehabilitationsma&szlig;nahmen der Wahl dar, wobei ein besonderes Augenmerk auf deren Nachhaltigkeit gelegt werden m&uuml;sse: &bdquo;Es gibt sehr gute Ans&auml;tze, aber das Follow- up nach Rehabilitationen l&auml;sst teilweise zu w&uuml;nschen &uuml;brig&ldquo;, so Szekeres. &bdquo;Nur durch bessere Vernetzung der Einrichtungen wird es gelingen, die Patienten rechtzeitig einer zielgerichteten Therapie zuzuf&uuml;hren und sp&auml;ter eine nachhaltige Lebensstil&auml;nderung zu bewirken.&ldquo;</p> <h2>Aus Sicht des Hauptverbands</h2> <p>Auch Hauptverband-Vorsitzender Dr. Alexander Biach sprach sich f&uuml;r eine Forcierung der Gesundheitsf&ouml;rderung und Pr&auml;vention aus, um chronische Erkrankungen hintanzuhalten. Wirksame Pr&auml;vention k&ouml;nne aber nur dann gelingen, wenn alle Akteure an gemeinsamen L&ouml;sungen arbeiten. Dazu m&uuml;ssten auch Partner aus anderen Politikbereichen gewonnen werden: &bdquo;Gesundheit wird nicht nur im Gesundheitsbereich hergestellt&ldquo;, so Biach. &bdquo;Andere Politikbereiche wie Bildung, Soziales und Wirtschaft spielen hierbei eine wichtige Rolle.&ldquo;<br /> Mit den &ouml;sterreichischen Gesundheitszielen und der Gesundheitsf&ouml;rderungsstrategie haben sich die Akteure aus unterschiedlichsten Politikbereichen auf den Weg gemacht, diese Herausforderungen gemeinsam zu meistern, sagte Biach. Nun m&uuml;ssten diese Ziele mit konkreten und breit getragenen Ma&szlig;nahmen &bdquo;zu den Menschen gebracht werden&ldquo;.</p> <h2>&bdquo;Gesundheitsvorsorge Aktiv&ldquo; statt Kur</h2> <p>Die Kur hat in &Ouml;sterreich Tradition und wird gern in Anspruch genommen. Die Effizienz dieses Angebots wird aber zunehmend hinterfragt, unter dem Aspekt, ob sich ein medizinischer Nutzen ableiten l&auml;sst. Grunds&auml;tzlich werde die Kur als Pr&auml;ventivma&szlig;nahme mit dem Schwerpunkt der Sekund&auml;rpr&auml;vention angeboten, sagt Prim. Dr. Christian Wiederer (Klinikum am Kurpark Baden, Kurhaus Bad Gleichenberg). Pr&auml;ventivcharakter habe bei genauerer Betrachtung die Verbesserung des Lebensstils. Da dieses Thema nicht immer im Vordergrund der bisherigen Kuranwendungen gestanden sei, hat die PVA vor &uuml;ber drei Jahren ein Pilotprojekt mit der Bezeichnung &bdquo;Gesundheitsvorsorge Aktiv&ldquo; (GVA) in 8 Kuranstalten in &Ouml;sterreich gestartet. &bdquo;Die Evaluation nach 2 Jahren hat sehr positive Ergebnisse gebracht&ldquo;, berichtet Wiederer. &bdquo;Die Kurg&auml;ste haben die GVA angenommen und konnten entsprechende Inhalte zur Verbesserung der wesentlichen lebensstilmodifizierenden Faktoren mitnehmen.&ldquo; Nach einer &Uuml;berarbeitung und Erweiterung sowie einer Neuausschreibung wird die GVA derzeit in den &ouml;sterreichischen Kurh&auml;usern institutionalisiert.</p> <h2>Onkologische Rehabilitation und &bdquo;cancer survivorship&ldquo;</h2> <p>&Ouml;GPMR-Pr&auml;sident Prof. Dr. Richard Crevenna ging auf die onkologische Rehabilitation im Kontext der &bdquo;cancer survivorship&ldquo; ein. Dank moderner Krebsbehandlungen sind die &Uuml;berlebensraten von Krebspatienten und damit der Stellenwert der onkologischen und lymphologischen Rehabilitation h&ouml;her geworden. Im Zusammenhang mit der Formulierung restaurativer, supportiver, pr&auml;ventiver und manchmal auch palliativer Rehabilitationsziele wird auf die beim Patienten auftretenden Symptome, Defizite und Funktionseinschr&auml;nkungen fokussiert. Diese k&ouml;nnen allgemeiner Natur sein, wie Fatigue, oder spezifisch f&uuml;r gewisse Tumorentit&auml;ten, wie z.B. Schluckst&ouml;rungen oder Inkontinenz.<br /> Die station&auml;re onkologische Rehabilitation zeigt laut Crevenna in &Ouml;sterreich sehr zufriedenstellende Ergebnisse. Die ambulante onkologische Rehabilitation befindet sich mit einigen Pilotprojekten und Anlaufstellen im stetigen Aufbau. Crevenna wies insbesondere auf das weltweit einzigartige Tumorboard f&uuml;r onkologische Rehabilitation des Comprehensive Cancer Center in Wien hin, wo Patientenf&auml;lle mit besonderen kardiovaskul&auml;ren, orthop&auml;dischen oder neurologischen Risiken in einem interdisziplin&auml;ren und multiprofessionellen Setting besprochen werden.<br /> Onkologische und lymphologische Rehabilitation f&uuml;hren bei den Rehabilitanden zur Verbesserung des funktionellen Status, der Lebensqualit&auml;t und der Partizipation. &bdquo;Das spielt im Kontext von Arbeitsf&auml;higkeit und Wiedereingliederung nach langem Krankenstand eine wichtige Rolle&ldquo;, so Crevenna &ndash; ein Thema, das durch das im Vorjahr in Kraft getretene Wiedereingliederungsteilzeitgesetz an Bedeutung gewonnen habe.</p> <h2>Krafttraining f&uuml;r Krebspatienten: &bdquo;H&uuml;rden sind nur im Kopf&ldquo;</h2> <p>Univ.-Ass. Mag. Timothy Hasen&ouml;hrl, Medizinische Universit&auml;t Wien, ging auf die Bedeutung des Krafttrainings f&uuml;r onkologische und lymphologische Patienten ein. K&ouml;rperliche Aktivit&auml;t wurde lange Zeit als potenzielle Bedrohung f&uuml;r den Regenerationsprozess gesehen. Den Patienten wurden daher Ruhe und Schonung empfohlen. &bdquo;Diese Empfehlungen sind nicht mehr zeitgem&auml;&szlig;&ldquo;, so Hasen&ouml;hrl. &bdquo;Es gibt mittlerweile den Konsensus, dass mit k&ouml;rperlichem Training den Nebenwirkungen der Prim&auml;rtherapie &ndash; sei es auf physiologischer, psychologischer oder sozialer Ebene &ndash; wirksam begegnet werden kann.&ldquo;<br /> Gegen&uuml;ber dem Ausdauertraining ist das Krafttraining f&uuml;r onkologische Patienten noch nicht so gut erforscht, aber, so Hasen&ouml;hrl: &bdquo;Auch wenn viele Details der optimalen Zusammenstellung eines spezifischen Krafttrainingsprogramms f&uuml;r Krebspatienten noch unklar sind, zeigt sich in der bestehenden Literatur, dass Krebspatienten von Krafttraining profitieren und kein erh&ouml;htes Gesundheitsrisiko besteht.&ldquo; Das sei speziell f&uuml;r Prostata- und Brustkrebs gut belegt, f&uuml;r andere Krebsentit&auml;ten fehle noch h&ouml;herwertige Evidenz.<br /> Jede Trainingsmethode k&ouml;nne so adaptiert werden, dass sie f&uuml;r Krebspatienten geeignet und vertr&auml;glich ist, meint Hasen&ouml;hrl: &bdquo;Die H&uuml;rden sind nur im Kopf.&ldquo;</p> <h2>Orthop&auml;dische Rehabilitation</h2> <p>Exemplarisch f&uuml;r die orthop&auml;dische Rehabilitation f&uuml;hrte Prim. Dr. Peter Machacek, Rehaklinik Baumgarten, Wien, die Rehabilitation nach Knietotalendoprothese an. Es zeigt sich, dass hier vor allem das sensomotorische Training f&uuml;r eine erfolgreiche rasche Mobilisation ausschlaggebend ist. An physikalischen Anwendungen sind zun&auml;chst die Kryotherapie sowie Kompressionen und Lymphdrainage zielf&uuml;hrend, zus&auml;tzlich bew&auml;hren sich Schwellstromtherapie und TENS.<br /> Beim chronischen unspezifischen Kreuzschmerz ist die Umsetzung eines &bdquo;functional restoration program&ldquo; mit engmaschigen aktivierenden und edukativen Einheiten erstrebenswert.<br /> Die Zukunft der Rehabilitation am Bewegungsapparat liegt laut Machacek unter anderem auch in den M&ouml;glichkeiten der modernen Medien und Techniken. Die Telerehabilitation zum Beispiel zeige gute Evidenz nach H&uuml;ft- und Knietotalendoprothetik, bei Eingriffen an der oberen Extremit&auml;t ist die Evidenz m&auml;&szlig;ig (Pastora-Bernal JM et al.: J Med Internet Res 2017). In der &bdquo;R&uuml;ckenstudie Baumgarten&ldquo; wird derzeit ein technologisch unterst&uuml;tztes Heimtraining nach station&auml;rer Rehabilitation bei Patienten mit chronischer Lumbalgie untersucht.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 4. Fachtag Prävention, Rehabilitation & Physikalische Medizin, 9. März 2018, Wien </p>
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