
©
Getty Images/iStockphoto
Update: immunonkologische Therapien
Jatros
30
Min. Lesezeit
30.04.2020
Weiterempfehlen
<p class="article-intro">Im Februar hatte die American Society of Clinical Oncology (ASCO) zu ihrem Immunonkologie-Symposium nach Orlando, Florida, eingeladen. Das Spektrum immunonkologischer Therapien nimmt rasant zu, und auch in diesem Jahr wurden wieder zahlreiche interessante Ergebnisse aktueller Studien präsentiert.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Prof. Georgina Long, Sydney, Australien, zeigte die gepoolten Wirksamkeitsund Sicherheitsdaten von Teil 1 („Run-in-Kohorte“) und Teil 2 („Biomarkerkohorte“) der COMBI-i-Studie (NCT02967692).<sup>1</sup> Diese untersucht die Erstlinientherapie mit Spartalizumab (S) in Kombination mit Dabrafenib (D) und Trametinib (T) bei Patienten mit fortgeschrittenem <em>BRAF</em>-V600-mutiertem Melanom. Hintergrund der Studie ist, dass Checkpoint-Inhibitoren und zielgerichtete Therapien zwar das Outcome dieser Patienten verbessert haben, es aber dennoch bei vielen zum Krankheitsprogress kommt. Da die BRAF-Hemmung durch Dabrafenib und Trametinib sowohl die T-Zell-Infiltration als auch die Melanomantigen- und PD-1/PD-L1-Expression steigert, könnte dies die Wirkung der PD-1-Inhibitoren verstärken.<br /> Eingeschlossen waren insgesamt 36 Patienten mit nicht resezierbarem oder metastasiertem <em>BRAF</em>-V600-mutiertem Melanom. Davon hatten 18 (50 % ) ein Melanom im Stadium IV M1c, 15 (42 % ) wiesen erhöhte LDH-Spiegel auf. Das Ansprechen wurde nach den RECIST-1.1-Kriterien beurteilt. Zum Zeitpunkt des Daten-Cut-offs bei einem medianen Follow-up von 15,2 Monaten erhielten 17 Patienten weiterhin die Therapie. Die objektive Ansprechrate (ORR) 78 % . Davon erreichten 15 Patienten (42 % ) eine vollständige Remission (Abb. 1). Die mediane Ansprechdauer (DOR), das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) und Gesamtüberleben (OS) wurden nicht erreicht. Die 12-Monats-Werte für DOR, PFS und OS lagen bei 71,4 % , 65,3 % und 85,9 % . Bei Patienten mit erhöhten LDH-Werten zu Studienbeginn war das Outcome schlechter mit einer ORR von 67 % und drei vollständigen Remissionen.<br /> Von den 36 Patienten hatten 27 Nebenwirkungen von Grad 3 oder höher. Am häufigsten wurden Neutropenie, Fieber und erhöhte Lipasewerte beobachtet, die aber laut Aussage der Autoren beherrschbar waren. Teil 3 von COMBI-i, eine Phase-III-Studie, läuft derzeit.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2020_Jatros_Derma_2002_Weblinks_jat_derma_2002_s14_abb1_ringsell.jpg" alt="" width="550" height="465" /></p> <h2>Impfen gegen Melanomrezidive</h2> <p>Einen anderen Ansatz zeigte Dr. Robert Connor Chick: TLPLDC(Tumorlysat-, Partikel-geladene, dendritische Zell)-Vakzine. Diese könnte Rezidive bei Hochrisiko-Melanompatienten verhindern.<sup>2</sup> Dabei werden Hefe-Zellwandpartikel genutzt, um Tumorlysat in autologe dendritische Zellen zu transportieren. In einer Phase-IIb-Studie (NCT02301611) wurde TLPLDC gegen Placebo bei 144 Patienten mit resezierten Melanomen der Stadien III und IV getestet. Eine adjuvante Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren war erlaubt und wurde bei der Auswertung berücksichtigt. Primärer Endpunkt war das krankheitsfreie Überleben (DFS). Bei Patienten mit Stadium-III-Melanom unterschied sich nach 24 Monaten das DFS nicht. Anders bei den Patienten mit Stadium-IV-Melanom: Das 24-Monats-DFS nach TLPLDC betrug 73,3 % (vs. Placebo 0 % , p=0,002). Die Hälfte aller Stadium-IVPatienten erhielt zudem Checkpoint-Inhibitoren. Es zeigte sich ein Trend, dass dies zusammen mit der Vakzine das DFS bei diesen Patienten verbessert. Bei Stadium-III-Patienten wurde kein zusätzlicher Effekt der Checkpoint-Inhibition beobachtet. Das geschätzte 36-Monats-DFS betrug 56,9 % vs. 27,9 % (p=0,021). Eine Phase-III-Studie soll nun den beobachteten synergistischen Effekt von Vakzine und Checkpoint-Inhibition bei Stadium-IV-Melanomen bestätigen.</p> <h2>Darmmikrobiom und Melanomtherapie</h2> <p>Aktuelle Studien legen nahe, dass Veränderungen des Darmmikrobioms auch das Ansprechen auf Krebstherapien, unter anderem auf Checkpoint-Inhibitoren, beeinflussen. Da besonders Breitspektrum-Antibiotika das Mikrobiom massiv beeinträchtigen, untersuchte die Arbeitsgruppe um Brian Chu, Philadelphia, USA, anhand einer Datenbankanalyse, ob diese Medikamente die Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren bei Patienten mit Stadium-III/IV-Melanomen negativ beeinflussen.<sup>3</sup> Primärer Endpunkt war das OS, sekundärer Endpunkt das Auftreten einer immunbedingten Kolitis, die eine intravenöse Steroidgabe erfordert.<br /> Von 568 Melanompatienten erhielten 20 % innerhalb von drei Monaten vor Beginn der Behandlung mit Checkpoint-Inhibitoren Breitspektrum-Antibiotika. Es zeigte sich, dass die Antibiotikagabe bei Patienten mit Melanomen der Stadien III und IV mit einem kürzeren OS (Tab. 1) und einer höheren Melanom-spezifischen Mortalität verbunden war. Zudem litten diese Patienten häufiger unter einer immunbedingten Kolitis, die eine intravenöse Steroidtherapie erforderte. Es seien nun prospektive Studien nötig, um Nutzen und Risiken einer Antibiotikagabe kurz vor einer Immuntherapie besser definieren zu können, erklärte Chu. Zudem müsse erforscht werden, ob der Wiederaufbau des Darmmikrobioms die negativen Effekte der Antibiotika verhindern kann, sagte er.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2020_Jatros_Derma_2002_Weblinks_jat_derma_2002_s15_tab1_ringsell.jpg" alt="" width="850" height="171" /></p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: ASCO-SITC Clinical Immuno-Oncology Symposium, 6.–8.
Februar 2020, Orlando, USA
</p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Long GV et al.: J Clin Oncol 2020; 38(Suppl 5): Abstr. 57 <strong>2</strong> Chick RC et al.: J Clin Oncol 2020; 38(Suppl 5): Abstr. 63 <strong>3</strong> Chu B et al.: J Clin Oncol 2020; 38(Suppl 5): Abstr. 56</p>
</div>
</p>
Das könnte Sie auch interessieren:
Hämorrhagische Läsionen nach Infekt: viele mögliche Differenzialdiagnosen
Eine 70-jährige Patientin stellt sich mit anhaltender Abgeschlagenheit, Rhinitis, Halsschmerzen und wiederkehrendem Schüttelfrost vor. Neu hinzugekommen sind schmerzhafte ...
Gefässlaser – Behandlung einer venösen Angiodysplasie
Venöse Angiodysplasien können nicht nur ästhetische, sondern auch funktionelle Beeinträchtigungen verursachen. In diesem Fallbericht stellen wir den langgepulsten Nd:YAG-Laser vor, der ...
Die menschliche Haut in der modernen Kunst
Dr. Ralph Ubl, Professor für neuere Kunstgeschichte an der Universität Basel, stellte sich der schwierigen Herausforderung, einem Raum voller erwartungsvoller Dermatologen das Organ Haut ...