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Malignes Melanom

Update: immunonkologische Therapien

<p class="article-intro">Im Februar hatte die American Society of Clinical Oncology (ASCO) zu ihrem Immunonkologie-Symposium nach Orlando, Florida, eingeladen. Das Spektrum immunonkologischer Therapien nimmt rasant zu, und auch in diesem Jahr wurden wieder zahlreiche interessante Ergebnisse aktueller Studien präsentiert.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Prof. Georgina Long, Sydney, Australien, zeigte die gepoolten Wirksamkeitsund Sicherheitsdaten von Teil 1 (&bdquo;Run-in-Kohorte&ldquo;) und Teil 2 (&bdquo;Biomarkerkohorte&ldquo;) der COMBI-i-Studie (NCT02967692).<sup>1</sup> Diese untersucht die Erstlinientherapie mit Spartalizumab (S) in Kombination mit Dabrafenib (D) und Trametinib (T) bei Patienten mit fortgeschrittenem <em>BRAF</em>-V600-mutiertem Melanom. Hintergrund der Studie ist, dass Checkpoint-Inhibitoren und zielgerichtete Therapien zwar das Outcome dieser Patienten verbessert haben, es aber dennoch bei vielen zum Krankheitsprogress kommt. Da die BRAF-Hemmung durch Dabrafenib und Trametinib sowohl die T-Zell-Infiltration als auch die Melanomantigen- und PD-1/PD-L1-Expression steigert, k&ouml;nnte dies die Wirkung der PD-1-Inhibitoren verst&auml;rken.<br /> Eingeschlossen waren insgesamt 36 Patienten mit nicht resezierbarem oder metastasiertem <em>BRAF</em>-V600-mutiertem Melanom. Davon hatten 18 (50 % ) ein Melanom im Stadium IV M1c, 15 (42 % ) wiesen erh&ouml;hte LDH-Spiegel auf. Das Ansprechen wurde nach den RECIST-1.1-Kriterien beurteilt. Zum Zeitpunkt des Daten-Cut-offs bei einem medianen Follow-up von 15,2 Monaten erhielten 17 Patienten weiterhin die Therapie. Die objektive Ansprechrate (ORR) 78 % . Davon erreichten 15 Patienten (42 % ) eine vollst&auml;ndige Remission (Abb. 1). Die mediane Ansprechdauer (DOR), das mediane progressionsfreie &Uuml;berleben (PFS) und Gesamt&uuml;berleben (OS) wurden nicht erreicht. Die 12-Monats-Werte f&uuml;r DOR, PFS und OS lagen bei 71,4 % , 65,3 % und 85,9 % . Bei Patienten mit erh&ouml;hten LDH-Werten zu Studienbeginn war das Outcome schlechter mit einer ORR von 67 % und drei vollst&auml;ndigen Remissionen.<br /> Von den 36 Patienten hatten 27 Nebenwirkungen von Grad 3 oder h&ouml;her. Am h&auml;ufigsten wurden Neutropenie, Fieber und erh&ouml;hte Lipasewerte beobachtet, die aber laut Aussage der Autoren beherrschbar waren. Teil 3 von COMBI-i, eine Phase-III-Studie, l&auml;uft derzeit.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2020_Jatros_Derma_2002_Weblinks_jat_derma_2002_s14_abb1_ringsell.jpg" alt="" width="550" height="465" /></p> <h2>Impfen gegen Melanomrezidive</h2> <p>Einen anderen Ansatz zeigte Dr. Robert Connor Chick: TLPLDC(Tumorlysat-, Partikel-geladene, dendritische Zell)-Vakzine. Diese k&ouml;nnte Rezidive bei Hochrisiko-Melanompatienten verhindern.<sup>2</sup> Dabei werden Hefe-Zellwandpartikel genutzt, um Tumorlysat in autologe dendritische Zellen zu transportieren. In einer Phase-IIb-Studie (NCT02301611) wurde TLPLDC gegen Placebo bei 144 Patienten mit resezierten Melanomen der Stadien III und IV getestet. Eine adjuvante Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren war erlaubt und wurde bei der Auswertung ber&uuml;cksichtigt. Prim&auml;rer Endpunkt war das krankheitsfreie &Uuml;berleben (DFS). Bei Patienten mit Stadium-III-Melanom unterschied sich nach 24 Monaten das DFS nicht. Anders bei den Patienten mit Stadium-IV-Melanom: Das 24-Monats-DFS nach TLPLDC betrug 73,3 % (vs. Placebo 0 % , p=0,002). Die H&auml;lfte aller Stadium-IVPatienten erhielt zudem Checkpoint-Inhibitoren. Es zeigte sich ein Trend, dass dies zusammen mit der Vakzine das DFS bei diesen Patienten verbessert. Bei Stadium-III-Patienten wurde kein zus&auml;tzlicher Effekt der Checkpoint-Inhibition beobachtet. Das gesch&auml;tzte 36-Monats-DFS betrug 56,9 % vs. 27,9 % (p=0,021). Eine Phase-III-Studie soll nun den beobachteten synergistischen Effekt von Vakzine und Checkpoint-Inhibition bei Stadium-IV-Melanomen best&auml;tigen.</p> <h2>Darmmikrobiom und Melanomtherapie</h2> <p>Aktuelle Studien legen nahe, dass Ver&auml;nderungen des Darmmikrobioms auch das Ansprechen auf Krebstherapien, unter anderem auf Checkpoint-Inhibitoren, beeinflussen. Da besonders Breitspektrum-Antibiotika das Mikrobiom massiv beeintr&auml;chtigen, untersuchte die Arbeitsgruppe um Brian Chu, Philadelphia, USA, anhand einer Datenbankanalyse, ob diese Medikamente die Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren bei Patienten mit Stadium-III/IV-Melanomen negativ beeinflussen.<sup>3</sup> Prim&auml;rer Endpunkt war das OS, sekund&auml;rer Endpunkt das Auftreten einer immunbedingten Kolitis, die eine intraven&ouml;se Steroidgabe erfordert.<br /> Von 568 Melanompatienten erhielten 20 % innerhalb von drei Monaten vor Beginn der Behandlung mit Checkpoint-Inhibitoren Breitspektrum-Antibiotika. Es zeigte sich, dass die Antibiotikagabe bei Patienten mit Melanomen der Stadien III und IV mit einem k&uuml;rzeren OS (Tab. 1) und einer h&ouml;heren Melanom-spezifischen Mortalit&auml;t verbunden war. Zudem litten diese Patienten h&auml;ufiger unter einer immunbedingten Kolitis, die eine intraven&ouml;se Steroidtherapie erforderte. Es seien nun prospektive Studien n&ouml;tig, um Nutzen und Risiken einer Antibiotikagabe kurz vor einer Immuntherapie besser definieren zu k&ouml;nnen, erkl&auml;rte Chu. Zudem m&uuml;sse erforscht werden, ob der Wiederaufbau des Darmmikrobioms die negativen Effekte der Antibiotika verhindern kann, sagte er.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2020_Jatros_Derma_2002_Weblinks_jat_derma_2002_s15_tab1_ringsell.jpg" alt="" width="850" height="171" /></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: ASCO-SITC Clinical Immuno-Oncology Symposium, 6.–8. Februar 2020, Orlando, USA </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Long GV et al.: J Clin Oncol 2020; 38(Suppl 5): Abstr. 57 <strong>2</strong> Chick RC et al.: J Clin Oncol 2020; 38(Suppl 5): Abstr. 63 <strong>3</strong> Chu B et al.: J Clin Oncol 2020; 38(Suppl 5): Abstr. 56</p> </div> </p>
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