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Herzinsuffizienz und CRT

Indikationen für eine kardiale Resynchronisationstherapie

<p class="article-intro">Um eine möglichst hohe Rate an Respondern zu erhalten, ist es notwendig, die Indikation für eine CRT-Implantation auf Basis der aktuellen Leitlinien zu begründen. Abseits dieser Indikationen scheinen aber auch Patientenkollektive wie Patienten mit bestimmter Rechtsschenkelblock-Morphologie oder Patienten mit permanentem Vorhofflimmern von einer biventrikulären Stimulation zu profitieren.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Bei Patienten ohne typischen Linksschenkelblock besteht nach den aktuellen Herzinsuffizienz-Leitlinien bei einer QRS-Dauer von &gt; 150 ms eine Klasse-IIa-Indikation f&uuml;r eine CRT.</li> <li>Patienten mit &bdquo;atypischem Rechtschenkelblock&ldquo;, bei denen die klassischen RBBB-Merkmale, insbesondere tiefe S-Zacken in I und AVL, fehlen, scheinen von einer CRT zu profitieren.</li> <li>Unter Patienten mit Vorhofflimmern zeigten sich die Vorteile der CRT am deutlichsten bei symptomatischen &auml;lteren Patienten mit vorbestehender eingeschr&auml;nkter LVEF.</li> </ul> </div> <p>Der Benefit der &bdquo;klassischen&ldquo; Indikation f&uuml;r eine CRT-Implantation &ndash; Herzinsuffizienzsymptomatik, Linksschenkelblock (LBBB) &gt; 130 bzw. &gt; 150ms, LVEF &lt; 35 % &ndash; konnte durch eine Vielzahl an Studien der vergangenen 15&ndash;20 Jahre eindeutig nachgewiesen werden. Es konnte sowohl die Mortalit&auml;t als auch die Hospitalisierungsrate reduziert und eine Verbesserung der Symptomatik erreicht werden. Diese Ergebnisse beruhen vermutlich auf einem reversen linksventrikul&auml;ren Remodeling.<br /> In der Vergangenheit konnte zudem auch ein Nutzen f&uuml;r Patienten mit einer Indikation f&uuml;r eine Schrittmacherimplantation (z. B. bei h&ouml;hergradiger AV-Blockierung) und gleichzeitig (hochgradig) eingeschr&auml;nkter LVF nachgewiesen werden (Block-HF-Trial), sodass auch in dieser Indikation gem&auml;&szlig; den aktuell g&uuml;ltigen ESC-Leitlinien von 2016 eine Klasse-I-Indikation besteht. Auf der anderen Seite ist der fehlende Nutzen einer biventrikul&auml;ren Stimulation bei QRS-Komplexen &lt; 130 ms und bei Patienten mit einer LVEF &gt; 50 % ebenso gut durch Studien belegt und deshalb auch eine klare Kontraindikation gegeben (Klasse III, ESC-Guidelines 2016).<br /> Abseits dieser eindeutigen Empfehlungen gibt es aber auch Patientenkollektive, bei denen die Indikationsstellung f&uuml;r oder gegen eine kardiale Resynchronisationstherapie durch die aktuelle Studienlage weniger gut belegt bzw. bei welchen diesbez&uuml;glich eine individuelle Entscheidung zu treffen ist. Eine wichtige Gruppe betrifft dabei Patienten ohne klassischen Linksschenkelblock bzw. mit Rechtschenkelblock, eine weitere betrifft Patienten mit Vorhofflimmern. F&uuml;r diese beiden genannten Gruppen konnten in den vergangenen Jahren zunehmend neue Erkenntnisse gesammelt werden, und das Wissen um den Nutzen in diesen Patientengruppen konnte deutlich gesteigert werden.</p> <h2>Patienten mit Rechtsschenkelblock</h2> <p>Seit einiger Zeit ist bekannt, dass es auch bei Patienten ohne typischen Linksschenkelblock sehr gute Responderraten bei einer CRT-Implantation gibt. In den aktuellen Herzinsuffizienz-Leitlinien besteht in diesem Fall bei einer QRS-Dauer von &gt; 150ms eine Klasse-IIa-Indikation. Einige Arbeiten deuten mittlerweile darauf hin, dass offensichtlich unterschiedliche &bdquo;Formen&ldquo; von Rechtsschenkelblock (RBBB) existieren: zum einen der &bdquo;klassische&ldquo; Rechtsschenkelblock mit einer QRS-Verbreiterung von &gt; 120 ms, gekerbten R-Zacken in den Ableitungen V1 und V2 sowie mit tiefen S-Zacken in V5/V6 und in I/AVL. Zum anderen wurde in mehreren Arbeiten ein &bdquo;atypischer&ldquo; RBBB postuliert, bei welchem die klassischen RBBB-Merkmale &ndash; insbesondere die tiefen S-Zacken in I und AVL &ndash; offensichtlich fehlen. Gerade dieser zweiten genannten Gruppe, so die Hypothese, scheint zus&auml;tzlich eine linksventrikul&auml;re Versp&auml;tung zugrunde zu liegen und diese Patienten scheinen von einer CRT-Implantation, ganz im Gegensatz zu den Patienten mit &bdquo;typischem&ldquo; RBBB, zu profitieren. In einer im Journal &bdquo;EuroPace&ldquo; k&uuml;rzlich ver&ouml;ffentlichten Studie mit allerdings sehr kleiner Patientenzahl (n = 66) konnte beim &uuml;berwiegenden Teil dieser Patienten sowohl in Bezug auf Reduktion des LV-endsystolischen Volumen-Index &gt; 15 % (71,4 % vs. 19,4 % ) als auch in Bezug auf NYHA-Responder (74,3 % vs. 32,3 %) und Reduktion des &bdquo;Packer&ldquo;-Scores (71,4 % vs. 29 %) der Vorteil einer biventrikul&auml;ren Stimulation nachgewiesen werden (Abb. 1).</p> <p>&nbsp;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Kardio_1902_Weblinks_jatros_kardio_1902_s16_abb1_riedl.jpg" alt="" width="550" height="431" /></p> <p>&nbsp;</p> <h2>Patienten mit Vorhofflimmern</h2> <p>Bei Patienten mit permanentem Vorhofflimmern besteht, bei entsprechender Herzinsuffizienzsymptomatik im Stadium NYHA III bzw. IV und einer QRS-Dauer &gt; 130 ms, eine Klasse-IIa-Indikation f&uuml;r eine CRT-Implantation. Voraussetzung daf&uuml;r ist es, dass die biventrikul&auml;re Pacing-Rate ausreichend hoch gehalten wird.<br /> In einer rezenten, ebenfalls kleinen Untersuchung (Ablate and Pace for Atrial Fibrillation; APAF-CRT) wurde folgender interessanter Ansatz verfolgt und das Ergebnis beim ESC 2018 in M&uuml;nchen pr&auml;sentiert: In dieser Studie wurden Patienten mit permanentem Vorhofflimmern in 2 Gruppen aufgeteilt: Die erste Gruppe (50 Patienten, Kontrollgruppe) erhielt Medikamente zur HF-Regulierung, bei der zweiten Gruppe (52 Patienten) wurden eine CRT-Implantation und nachfolgend eine AV-Knoten-Ablation durchgef&uuml;hrt. Bemerkenswerterweise handelte es sich in beiden Kollektiven um Patienten ohne verbreiterte QRS-Komplexe. Als Resultat zeigte sich im Follow-up ein Vorteil f&uuml;r die Interventionsgruppe in Bezug auf Symptomatik und &Uuml;berleben (Abb. 2), und zwar am deutlichsten bei symptomatischen &auml;lteren Patienten mit vorbestehender eingeschr&auml;nkter LVEF. <br />Mit Sicherheit m&uuml;ssen noch weitere Studien durchgef&uuml;hrt werden, um letztlich ein weiteres Patientenkollektiv zu definieren, welches von so einer invasiven Ma&szlig;nahme profitieren k&ouml;nnte. In jedem Fall ist eine an den jeweiligen Patienten angepasste individuelle Entscheidung notwendig.</p> <p>&nbsp;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Kardio_1902_Weblinks_jatros_kardio_1902_s16_abb2_riedl.jpg" alt="" width="550" height="348" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
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