© Getty Images/iStockphoto

Bewegungssegmenterhaltende Versorgung von Atlasberstungsfrakturen

Die Idee einer Stabilisierung des Ringes von C1 nach stattgehabter Fraktur ohne Fusion der Kopfgelenke ist nicht grundsätzlich neu, doch haben aktuelle Studien die Effektivität dieser Methode und die guten Repositionsmöglichkeiten je nach angewandter Technik unterstrichen.


Berstungsfrakturen des Atlas entstehen meist bei axialer Krafteinwirkung über das obere Kopfgelenk. Je nach Stellung des Kopfes (Flexion, Extension oder Rotation) können dabei unterschiedliche Frakturmuster am Atlas entstehen. Bekannte Klassifikationen gibt es nach Jefferson und Landells/Van Peteghem sowie Gehweiler und Dickman. Die bekanntere Jefferson-Klassifikation unterscheidet dabei 5 Frakturformen (Tab. 1). Typ-1-Frakturen beschränken sich auf den vorderen Bogen, Typ-2-Frakturen auf den hinteren Bogen. Die klassische Jefferson-Berstungsfraktur im engeren Sinn ist der Typ 3 mit Fraktur des vorderen und hinteren Bogens. Typ 4 beschreibt Frakturen der Massa lateralis, wobei die Dislokation der Massa vom Dens von entscheidender Bedeutung ist und leider in diese Klassifikation nicht eingeht. Landells und Van Peteghem haben versucht, die Einteilung nach Behandlungsrelevanz zu modifizieren. Die Entfernung der Massa vom Dens und die damit zunehmende Luxation im C0/1- und C1/2-Gelenk kann durch eine Ruptur des Lig. transversum atlantis (TAL) kombiniert mit knöchernen Verletzungen an den Bögen oder durch einen knöchernen Ausriss an der Massa lateralis bzw. durch die Fraktur und Dislokation der Massa selbst hervorgerufen werden. Die funktionelle Intaktheit des TAL ist daher ein erstes Entscheidungskriterium bezüglich konservativer oder operativer Therapie. Dickman hat in seiner Klassifikation speziell auf das TAL fokussiert. Dabei sind Dickman-IVerletzungen Rupturen des Bandes selbst und Dickman-II-Verletzungen knöcherne Avulsionen bzw. komplexere Massa-lateralis- Verletzungen. Ein Postulat dabei ist, dass rein ligamentäre i. G. z. Avulsionsverletzungen möglicherweise nicht suffizient ausheilen können. Gehweiler orientiert sich im Wesentlichen an der Jefferson- Klassifikation, bezieht jedoch das TAL mit ein (Gehweiler IIIA mit intaktem und IIIB mit rupturiertem TAL). Eine primäre Bildgebung mittels CT und multiplanarer Rekonstruktionen ist der Goldstandard in der Diagnostik. Sollte Unsicherheit bezüglich des TAL bestehen und eine konservative Therapie intendiert sein, kann die Intaktheit des Bandes mittels MRT evaluiert werden. Bei Jefferson/Gehweiler-V-Frakturen muss zudem auf eine Läsion der Arteria vertebralis geachtet werden. Eine primäre CT/MRT mit Angiografie/Abklärung der Arteria vertebralis kann aber empfohlen werden. Grundsätzlich gelten bei Typ-III-Frakturen Dislokationen der Massa von über 7 mm („Spencer-Regel“) als instabil. Bei intakter Gegenseite kann der kontralaterale Massa-Dens-Abstand herangezogen werden, bei beidseitiger Pathologie ist meist nur eine Abschätzung möglich. Die konservative Therapie erfolgt zumeist mit hartem Collar (Philadelphia, Miami J-Collar etc.) für 6–8 Wochen und 1 bis 2-wöchigen Röntgenkontrollen (Dens transoral und HWS seitlich). Spätestens nach 8 Wochen sollte eine CT-Kontrolle durchgeführt werden. Eine absolute Notfall-Operationsindikation stellt nur eine begleitende Neurologie dar, die primär sehr selten vorkommt.

Vielen Dank für Ihr Interesse!

Einige Inhalte sind aufgrund rechtlicher Bestimmungen nur für registrierte Nutzer bzw. medizinisches Fachpersonal zugänglich.


Sie sind bereits registriert?
Loggen Sie sich mit Ihrem Universimed-Benutzerkonto ein:

Login

Sie sind noch nicht registriert?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos auf universimed.com und erhalten Sie Zugang zu allen Artikeln, bewerten Sie Inhalte und speichern Sie interessante Beiträge in Ihrem persönlichen Bereich zum späteren Lesen. Ihre Registrierung ist für alle Unversimed-Portale gültig. (inkl. allgemeineplus.at & med-Diplom.at)

Registrieren

Back to top