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AUB-Tagungen: hohe fachliche Qualität und persönlicher Charme
Jatros
30
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30.11.2017
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<p class="article-intro">In diesem Jahr richtete die Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Urogynäkologie und rekonstruktive Beckenbodenchirurgie (AUB) ihre Jahrestagung in Zell am See aus. Den Teilnehmern wurden ein hochkarätiges wissenschaftliches Programm und viele Möglichkeiten zum persönlichen Austausch geboten. Der attraktive Tagungsort tat ein Übriges zum Gelingen der Veranstaltung. Wie viel Arbeit im Vorfeld geleistet wurde und was seine persönlichen Highlights waren, berichtet Tagungspräsident Prim. Dr. Oliver Preyer, MBA.</p>
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<p class="article-content"><p><strong>Die Jahrestagung 2017 der AUB wurde von allen Seiten sehr gelobt. Wie zufrieden sind Sie selbst mit dem Verlauf?</strong></p> <p><strong>Oliver Preyer:</strong> Die Jahrestagung verlief äußerst erfolgreich! So konnten wir über 120 registrierte Teilnehmer bei uns begrüßen. Sicher waren das spannende Programm, das einen breiten Bogen über die Urogynäkologie bei der älteren und jüngeren Patientin, die Neurourologie und das Thema Beckenboden und Schwangerschaft spannte, aber auch der Austragungsort mit der wunderschönen „Indian Summer“-ähnlichen Herbststimmung des Pinzgaus attraktiv genug, um nach Zell am See zu kommen.</p> <p><strong>Was waren für Sie persönlich die Highlights? Was nehmen Sie für sich mit?</strong></p> <p><strong>O. Preyer:</strong> Meine persönlichen Highlights? Eine Special Lecture von Herrn Univ.-Prof. Dr. Tamussino zu ungelösten Problemen der Urogynäkologie, eine State of the Art Lecture zu neuen Ansätzen im Beckenbodentraining von Frau Prof. Luginbühl aus Bern und eine State of the Science Lecture über Proteomics und Belastungsinkontinenz von Frau Dr. Koch. Sie eröffneten neue Einblicke in die Breite unserer Subspezialität. Romantisiert, nachdenklich und amüsiert ging man aus dem hervorragenden geschichtlichen Festvortrag über Paarkorrespondenzen des 19. und 20. Jahrhunderts von Frau Univ.-Prof. Ehrmann- Hämmerle und Frau Univ.-Prof. Bauer, die darin Auszüge aus ihrem neuen Buch „Liebe schreiben“ brachten.<br /> Für mich persönlich nehme ich mit, wie wichtig es für unsere Patientinnen ist, dass wir die breite Interdisziplinarität der Urogynäkologie in ihrer engen Zusammenarbeit von Fachleuten aus Gynäkologie, Urologie, Chirurgie, Neurologie, Physiotherapie, von Hebammen u.v.a.m. leben und vor allem den Kontakt dieser Fachdisziplinen untereinander in kleineren, feinen Jahrestagungen wie denen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Urogynäkologie und rekonstruktive Beckenbodenchirurgie fördern.</p> <p><strong>Was ist das Besondere an der AUB und ihren Tagungen? Ist der Kontakt besonders gut, gibt es ausgiebigere Gespräche oder Diskussionen als bei anderen Kongressen?</strong></p> <p><strong>O. Preyer:</strong> Wie bereits erwähnt, ist die AUB-Jahrestagung nicht einer dieser großen Kongresse mit tausenden Teilnehmern, bei denen der persönliche Charme der Veranstaltung oft verloren geht. Viele Sitzungen finden bei diesen Mega-Kongressen parallel statt und man kann aufgrund der Größe nicht mehr das gesamte Angebot wahrnehmen. Das ist manchmal unbefriedigend, weil es viele spannende Aspekte gibt, aber man durch die Notwendigkeit der Selektion als Teilnehmer gestresst durch den Kongress eilt. Dies fällt durch die Kompaktheit der AUB-Jahrestagung weg. Inklusive AUBModul- Workshops zur Erlangung des AUB-Zertifikates Urogynäkologie hat man die Möglichkeit, in eineinhalb Tagen die neuesten Aspekte sowohl als klinisch tätiger Arzt als auch als niedergelassener Kollege präsentiert zu bekommen und dadurch alles aus der Veranstaltung mitnehmen zu können.</p> <p><strong>Eine solche Tagung auszurichten bedeutet viel Arbeit. Wie lange vorher haben Sie mit der Planung begonnen und wie viele Personen waren beteiligt?</strong></p> <p><strong>O. Preyer:</strong> Oh ja, viel Arbeit ist richtig! Ich mag nur Eustress und keinen Disstress. Daher habe ich sehr früh, nämlich ein gutes Jahr vorher, begonnen zu organisieren, weil wir es mit einem äußerst gut gebuchten Veranstaltungsort zu tun hatten, wo Termine ein bis zwei Jahre im Voraus gebucht werden. Wenn ein Abteilungsvorstand eine Tagung erfolgreich organisiert, kann er das nur mit einem starken Team im Hintergrund. So hat mir mein gesamtes Ärzteteam oft in der Abteilungsroutine den Rücken für Organisatorisches frei gehalten und mich auch direkt vor Ort bei der Tagung unterstützt. Ebenso haben mich meine beiden Sekretärinnen an der Abteilung unterstützt. Unerlässlich war aber natürlich auch die Erfahrung von Frau Mag. Markart-Prinz und ihrem Team aus der ghost.company/convention.group, einer professionellen Kongressorganisation. Bei der Programmgestaltung greift man natürlich auf die vielen eigenen guten Kontakte zu Kollegen zurück, die im Lauf der Jahre zu einem wichtigen persönlichen Netzwerk an Experten zusammengewachsen sind und daher auch gerne als Referenten und Tutoren zur Verfügung stehen. Dies wird natürlich auch durch meine Tätigkeit im AUB-Vorstand erleichtert.</p> <p><strong>Mit welchen Problemen und Hindernissen waren Sie konfrontiert?</strong></p> <p><strong>O. Preyer:</strong> Aufgrund dessen, dass der Bezirk Zell am See eine der größten Tourismusregionen in Europa ist, hat man viele Vorteile, aber auch Nachteile bei der Organisation. Vorteile sind das breite Angebot an Hotellerie und Gastronomie sowie die zentralösterreichische Lage und das Vorhandensein eines exzellenten Kongresscenters. Der Nachteil ist die Gebundenheit an die Saison und die Betriebsferien der Hotellerie. Daher kam der traditionelle AUB-Jahrestagungstermin im November für uns nicht infrage, da in diesem Monat nahezu alle Hotels geschlossen haben. Wir haben uns daher im AUB-Vorstand auf einen Termin Ende September geeinigt. Der Veranstaltungsort war für mich eine Bauchentscheidung, aber auch der Vergleich mit zwei anderen Optionen zeigte, dass im Ferry Porsche Congress Center das Preis-Leistungs- Verhältnis einfach am besten passte.<br /> Viele Sponsoren konzentrieren sich zunehmend auf die riesigen Kongresse, mit denen sehr viele Kunden erreicht werden. Dies stellt kleinere Kongresse bezüglich des Sponsorings vor neue Herausforderungen. Ich überblicke Veranstaltungsorganisationen unter anderem auch mit unserem Intensivseminar Urogynäkologie in Geinberg, das ich seit mittlerweile 20 Jahren mitorganisiere, und ich kann sagen, dass für ein und denselben Sponsoringgesamtbetrag früher mitunter nur vier bis fünf größere Sponsoren notwendig waren, heute sind es teilweise für den gleichen Betrag viermal so viele. Zusätzlich waren die prinzipiell höheren Kosten in einer Haupttourismusregion erschwerend. Dennoch gibt es Sponsoren, die die hoch stehende fachliche Qualität von Veranstaltungen der AUB immer wieder von Neuem überzeugt und die uns daher auch seit Jahren bei der AUB-Jahrestagung unterstützen und die Treue halten.</p> <p><strong>Was wünschen Sie sich für die nächste Tagung, die in Leoben stattfinden wird?</strong></p> <p><strong>O. Preyer:</strong> Ein spannendes Programm und eine gelungene Interaktion zwischen allen Teilnehmern. Dem Tagungspräsidenten wünsche ich Gelassenheit und ebenso viel Erfolg!</p> <p><strong>Herr Primarius Dr. Preyer, vielen Dank für das Interview!</strong></p></p>
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