
PCa: Langzeitdaten für Enzalutamid aus den Studien ARCHES und ENZAMET
Bericht:
Dr. Ine Schmale
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Einige Inhalte sind aufgrund rechtlicher Bestimmungen nur für registrierte Nutzer bzw. medizinisches Fachpersonal zugänglich.
Sie sind bereits registriert?
Loggen Sie sich mit Ihrem Universimed-Benutzerkonto ein:
Sie sind noch nicht registriert?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos auf universimed.com und erhalten Sie Zugang zu allen Artikeln, bewerten Sie Inhalte und speichern Sie interessante Beiträge in Ihrem persönlichen Bereich
zum späteren Lesen. Ihre Registrierung ist für alle Unversimed-Portale gültig. (inkl. allgemeineplus.at & med-Diplom.at)
Bei Patienten mit metastasiertem hormonsensitivem Prostatakarzinom (mHSPC) ist die Androgendeprivationstherapie (ADT) + Enzalutamid Therapiestandard. Beim ASCO 2025 wurde dies mit Langzeitdaten aus den Phase-III-Studien ARCHES und ENZAMET bestätigt.
ARCHES: 5-Jahres-Daten zum OS
Die primäre Analyse der ARCHES-Daten vom Oktober 2018 zeigte eine signifikante Risikoreduktion um 61% beim radiologisch progressionsfreien Überleben(rPFS; primärer Endpunkt)oder Versterbenbei Behandlung mit Enzalutamid + ADT vs. Placebo + ADT (HR: 0,39; 95% CI: 0,30–0,50; p<0,001).1 Beim ASCO 2025 wurden die Resultate der 5-Jahres-Analyse zum Gesamtüberleben (OS) mit Datenschnitt am 31.7.2024 präsentiert.2
In der doppelblinden Phase-III-Studie wurden 1150 mHSPC-Patienten randomisiert mit Enzalutamid + ADT oder Placebo + ADT behandelt. Nach der primären Analyse wechselten die Patienten des Kontrollarms (n=184) in eine offene Extensionsphase und erhielten dann Enzalutamid + ADT.Mit einem medianen Follow-up von 61,4 Monaten war das OS im Enzalutamid-Arm signifikant gegenüber dem Placebo-Arm verlängert (Abb. 1). Nach 60 Monaten lebten 66% vs. 53% der Patienten. Das Risiko zu versterben war unter Enzalutamid um 30% reduziert: Hazard-Ratio (HR) 0,70 (95% CI: 0,58–0,85; p<0,001). Nach Adjustierung auf den Wechsel der Patienten betrug die HR 0,64 (95%CI: 0,51–0,75). Subgruppenanalysen zeigten den Nutzen von Enzalutamid für Patienten mit großem Tumorvolumen. Der Median für das OS lag bei 83,1 vs. 47,6 Monate (HR: 0,70; 95% CI: 0,56–0,88). Bei geringem Tumorvolumen wurde der Median in beiden Studienarmen nicht erreicht, die Risikoreduktion betrug 29% (HR: 0,71; 95% CI: 0,49–1,05). Weitere Subgruppen bezogen sich auf eine vorangegangene Docetaxel-Therapie (5-Jahres-OS-Rate: 66,3% vs. 49,8% und 65,4% vs. 54,2%) und die synchrone bzw. metachrone Erkrankung (5-Jahres-OS-Rate: 62,5% vs. 49,2% und 75,6% vs. 66,2%).
Therapieassoziierte Nebenwirkungen(AE) waren in beiden Studienarmen ähnlich häufig und konsistent mit früheren Daten: AE Grad 3–4 wurden bei 46,0% der Patienten im Enzalutamid-Arm, bei 49,5% in der Cross-over-Population und bei 28,4% im Placebo-Arm berichtet. Es wurden keine neuen Sicherheitssignale identifiziert. Beobachtet wurde eine Abnahme der AE im Laufe der Therapie: Fatigue, Stürze und Frakturen traten häufiger in den ersten Therapiejahren auf und selten später (Abb. 2).2
Abb. 2: Ausgewählte Enzalutamid-assoziierte Nebenwirkungen im Verlauf der Therapie (modifiziert nach Armstrong AJ et al. 2025)2
ENZAMET: 8-Jahres-Follow-up
Die randomisierte Phase-III-Studie ENZAMET zeigte, dass Enzalutamid + Testosteronsuppression (TS) das OS bei mHSPC-Patienten vs. nichtsteroidale Antiandrogene (NSAA) + TS verlängern kann.3 Beim ASCO wurde ein Update mit einem medianen Follow-up von 98 Monaten präsentiert.4
Eingeschlossen waren 1125 mHSPC-Patienten (median 69 Jahre), die in 60% der Fälle synchrone sowie in 12–13% Viszeralmetastasen aufwiesen. Der primäre Endpunkt war das OS. Zum Datenschnitt am 30.6.2024, entsprechend einem medianen Follow-up von 8,1 Jahren, waren noch 33% der Patienten unter Therapie mit Enzalutamid vs. 14% mit NSAA. 88% unter Enzalutamid erhielten weiterhin eine Dosis von 160mg. 51% der Patienten im Enzalutamid-vs. 60% im NSAA-Arm waren verstorben. Das mediane OS betrug 8,0 vs. 5,8 Jahre. Das Risiko zu versterben wurde mit Enzalutamid um 27% reduziert (HR: 0,73; 95% CI: 0,63–0,86; p=0,0001) (Abb. 3). Einer der sekundären Studienendpunkte waren das OS sowie die Todesursache bei Patienten mit einem PSA-Wert ≤0,2ng/ml nach 7 Monaten. Zum Zeitpunkt der Auswertung waren 207 vs. 261 Patienten in den beiden Studienarmen am Prostatakarzinom (PCa) verstorben. Aufgrund anderer Ursachen verstarben 78 vs. 76 Patienten. In beiden Studienarmen lag der mediane PSA-Wert zu Beginn bei 8ng/ml. 73% aller Patienten erreichten einen PSA-Wert ≤0,2 mit einer medianen Zeit bis zum PSA-Nadir von 5,4 Monaten. Bezogen auf die Studienmedikation erreichten Patienten einen PSA-Wert ≤0,2ng/ml nach 3,0 Monaten im Enzalutamid- vs. 5,6 Monate im NSAA-Arm. 67% vs. 48% erreichten unter Enzalutamid vs. NSAA nach 7 Monaten einen PSA-Wert ≤0,2ng/ml. In beiden Studienarmen war die OS-Rate höher bei Erreichen eines PSA-Werts ≤0,2ng/ml vs.>0,2ng/ml nach 7 Monaten. Die Wahrscheinlichkeit, 8 Jahre zu überleben, lag bei 23% vs. 55% (p<0,001). Von den Patienten mit einem PSA-Wert ≤0,2ng/ml nach 7 Monaten verstarben 29% am PCa, 13% an anderen Ursachen. Bei einem PSA-Wert >0,2 waren es 60% bzw. 13%.
Fazit für die Praxis
Die 5-Jahres-Analyse von ARCHE zeigte eine Wahrscheinlichkeit für das 5-Jahres-OS von 66% unter Enzalutamid + ADT. Obwohl ein Drittel der Patienten des Kontrollarms nach 18 Monaten zu Enzalutamid wechselten, blieb der OS-Vorteil über mehr als 5 Jahre erhalten. Die Patienten profitierten von Enzalutamid unabhängig von einer vorangegangenen Docetaxel-Therapie, einem großen oder geringen Tumorvolumen und einer synchronen oder metachronen Erkrankung. Die Verlängerung des OS unter Enzalutamid ging einher mit einer höheren Rate an therapieassoziierten AE, die aber im Verlauf der Therapie zurückgingen.
Mit einem medianen Follow-up >8 Jahre war das OS mit Enzalutamid + TS in der ENZAMET-Studie statistisch signifikant länger im Vergleich zu NSAA + TS. Todesfälle aufgrund des PCa traten weniger häufig mit Enzalutamid versus NSAA auf, die Häufigkeit der Todesfälle aufgrund anderer Ursachen war in beiden Studienarmen vergleichbar. Im Enzalutamid- vs. den NSAA-Arm erreichten mehrPatienten einen PSA-Nadir ≤0,2ng/ml nach 7 Monaten. Der PSA-Nadir nach 7 Monaten zeigte sich als prädiktiv für das OS bei mHSPC-Patienten, unabhängig vom Therapiearm.
Quelle:
Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO), 30. Mai – 3. Juni 2025, Chicago und online
Literatur:
1 Armstrong AJ et al.: ARCHES: a randomized, phase III study of androgen deprivation therapy with enzalutamide or placebo in men with metastatic hormone-sensitive prostate cancer. J Clin Oncol 2019; 37(32): 2974-86 2 Armstrong AJ et al.: ARCHES: 5-year follow-up overall survival analysis of enzalutamide plus androgen-deprivation therapy in patients with metastatic hormone-sensitive prostate cancer (mHSPC). ASCO 2025; Abstr. #5005 3 Davis ID et al.: Enzalutamide with standard first-line therapy in metastatic prostate cancer. N Engl J Med 2019; 381(2): 121-31 4 Zhang AY et al.: 8-year outcomes of enzalutamide versus a non-steroidal anti-androgen for metastatic, hormone-sensitive prostate cancer (ENZAMET; ANZUP 1304). ASCO 2025; Abstr. #5090
Das könnte Sie auch interessieren:
Fortschritte beim Urothelkarzinom
Für die urologischen Entitäten konnten beim diesjährigen Jahreskongress der American Society of Clinical Oncology viele wichtige Fortschritte verzeichnet werden. Insbesondere die ...
Checkpoint-Inhibitoren als wichtiger Bestandteil in allen Krankheitsphasen
In diesem Jahr wurden beim ASCO 2025 für die Behandlung des Nierenzellkarzinoms Langzeitdaten präsentiert, die unsere jetzigen immuntherapeutischen Standards bestätigen. Zudem wurden ...
Therapieoptimierung beim Prostatakarzinom mittels Biomarkern
Die Standards für die Behandlung des Prostatakarzinoms (PCa) sind die Androgendeprivationstherapie (ADT), Androgen-Rezeptor-Inhibitoren (ARPI), Chemotherapie und gegebenenfalls ...