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Häufigste Komplikation nach Implantation eines artifiziellen Sphinkters
Urologik
Autor:
Priv.-Doz. Dr. Roland Dahlem
Leitender Oberarzt<br> Zentrum für Operative Medizin<br> Klinik und Poliklinik für Urologie<br> Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf<br> E-Mail: r.dahlem@uke.de
30
Min. Lesezeit
16.05.2018
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<p class="article-intro">Die Harnröhrenatrophie ist die häufigste Komplikation nach Implantation eines artifiziellen Sphinkters. Eine standardisierte Diagnostik und ein fester Therapiealgorithmus sind für ein erfolgreiches Management dieser Komplikation essenziell. Bei Einhaltung dieses Algorithmus sind durch die Revisionsoperationen vergleichbar gute Kontinenzraten wie bei der Primärimplantation zu erreichen. Nachfolgend wird dieses Management kurz dargestellt.</p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Harnröhrenatrophie ist die häufigste, aber eine nicht vermeidbare Komplikation nach Implantation eines artifiziellen Sphinkters.</li> <li>Zur Behandlung der Harnröhrenatrophie stehen viele verschiedene Optionen zur Verfügung.</li> <li>Ein standardisierter Therapiealgorithmus ist die Voraussetzung, um bestmögliche Kontinenz zu erreichen.</li> </ul> </div> <p>Die Harnröhrenatrophie stellt mit ca. 20 % aller Fälle die häufigste Komplikation nach Implantation eines artifiziellen Sphinkters dar. Ursachen hierfür können vorangegangene periurethrale Injektionstherapien, Bestrahlungen, Schlingenoperationen und andere Operationen an der Harnröhre wie zum Beispiel Harnröhrenplastiken sein.</p> <h2>Diagnostik</h2> <p>Die Diagnostik sollte standardisiert durchgeführt werden. Dazu gehören folgende Untersuchungen:</p> <ul> <li>Anamnese</li> <li>klinische Untersuchung</li> <li>Urinkultur</li> <li>Uroflowmetrie mit Restharnbestimmung</li> <li>standardisierter Pad-Test (nach Tage Hald oder 24h-Test)</li> <li>kombiniertes Miktionszysturethrogramm</li> <li>Zystoskopie mit retrograder Verschlussdruckmessung</li> <li>fakultativ Zystomanometrie</li> </ul> <h2>Behandlungsoptionen</h2> <p>Nach Bestätigung der Harnröhrenatrophie durch o.g. Untersuchungen stehen prinzipiell verschiedene Optionen in Abhängigkeit von der Manschettenposition zur Verfügung. In unserer Klinik haben wir folgenden Algorithmus entwickelt.</p> <p>Bei Blasenhalsmanschette führen wir bei noch ausreichendem Blasenhalsgewebe ein Downsizing der Manschette durch. Zeigt sich intraoperativ eine ausgeprägte Gewebeatrophie, erfolgt der Wechsel auf eine membranöse Manschettenposition.</p> <p>Bei membranöser Manschettenposition wird ebenfalls zunächst ein Downsizing dieser Manschette durchgeführt. Auch hier gilt das gleiche Prinzip wie oben. Ist die Gewebeatrophie ausgeprägt, wechseln wir auf eine distale Manschettenposition mit zwei Manschetten („double-cuff“) (Abb. 1).</p> <p>Bei distaler Double-Cuff-Position werden die Manschetten von der standardmäßig verwendeten Größe 4,5cm auf 4cm gewechselt. Zeigt sich bei diesen Fällen intraoperativ eine schwere Gewebeatrophie, bleibt als letzte Option die transkorporale Manschettenposition als Einzelcuffimplantation (Abb. 2).</p> <p>Diese stellt die letzte Option für den Patienten dar und ist auch nach vielen Voreingriffen noch möglich.</p> <p>In unserer Klinik führten wir in den letzten 9 Jahren mehr als 500 Implantationen durch. In ca. 6 % der Fälle (n=31) war eine Revisionsoperation wegen Harnröhrenatrophie notwendig. Dies liegt im unteren Drittel der in der Literatur angegebenen Rate von 5 bis 20 % . In den meisten Fällen führten wir entweder eine Verlagerung der Manschette von membranös nach distal durch oder ein Downsizing der distalen Manschetten. Die Kontinenzrate lag nach den Revisionoperationen wie bei den Primäroperationen bei 90 % (0–1 Pad/24h).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Urologik_Uro_1802_Weblinks_urologik_1802_s12_abb1+2.jpg" alt="" width="1418" height="1173" /></p></p>
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<p>beim Verfasser</p>
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