
Ausbildung: Die nächste Generation kommt
Bericht:
Reno Barth
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Im Rahmen der Session „Die nächste Generation“ wurde gemeinsam mit anderen spannenden Themen auch das Erlernen der Roboterchirurgie im Rahmen der Ausbildung dargestellt. Mehrere Fachgesellschaften haben dafür Curricula entwickelt. Dr. Robin Zeder von der Abteilung für Urologie LKH Hochsteiermark in Leoben und Co-Vorsitzender des AK Assistenzärzt:innen stellte den Weg der Ausbildung vor.
Die Vergangenheit der Prostatachirurgie war dunkel und voller Blut. Die Anatomie war gerade noch für den Operateur erkennbar, für die Assistenz nicht mehr. In Zeiten der Roboterchirurgie sind die anatomischen Verhältnisse unter zehnfacher Vergrößerung für alle Personen im Operationssaal klar sichtbar, erläutert Dr. Robin Zeder von der Abteilung für Urologie am LKH Hochsteiermark in Leoben. Dass das Einfluss auf die Qualität hat, ist nicht nur naheliegend, sondern mittlerweile auch klar dokumentiert. So zeigen Studiendaten für die Zeitspanne von 2004 bis 2010 für die Roboter-assistierte radikale Prostatektomie im Vergleich zur offenen Operation einen geringeren Bedarf an Bluttransfusionen (2,2% vs. 11,5%) sowie insgesamt geringere Komplikationsraten (10,8% vs. 15,8%).1 Die Zahl robotisch durchgeführter Eingriffe steigt daher insgesamt weltweit beständig an und liegt bereits jenseits der 2,5 Millionen pro Jahr mit zweistelligen jährlichen Wachstumsraten. Die Urologie spielt in dieser Entwicklung eine wichtige Rolle.
Robotik bringt auch eine Revolution in der operativen Ausbildung, da die Lernkurve nicht mehr am Patienten durchlaufen werden muss. Eine multizentrische, weltweit durchgeführte Studie mit einer Laufzeit von 18 Jahren ergab, dass auch relativ unerfahrene Chirurg:innen mit dem Roboter bei radikalen Prostatektomien kein schlechteres onkologisches Outcome erreichen als erfahrene. Dies könnte das Ergebnis der robotischen Ausbildung samt Simulationsübungen sein und trifft auf die offene oder laparoskopische Operation nicht zu.2
Mit der zunehmenden Bedeutung des Roboters entsteht ein erheblicher Bedarf an strukturierter Ausbildung. Die European Association of Urology hat ein modulares Curriculum für das chirurgische Training am Roboter entwickelt. Es beginnt mit vier Wochen Fallbeobachtungen und Assistenz an einem Zentrum, gefolgt von einer Einführung in die „robotic skills“ mit Ausbildung in Theorie, Stunden am Simulator etc. Anschließend folgt in den Monaten zwei bis sechs das klinische Training an der Konsole mit vorgeschriebenen Fallzahlen für die diversen klinischen Situationen. Am Ende dieses Programms wird eine vom Kandidaten durchgeführte Operation vollständig aufgenommen und verblindet evaluiert. In einer kleinen Studie durchliefen zehn Proband:innen (Assistenzärzt:innen oder junge Fachärzt:innen) das Training, und acht von ihnen wurde am Ende Kompetenz bescheinigt.3 Ob es in der Praxis möglich sei, Assistenzärzt:innen innerhalb von sechs Monaten zu kompetenten Roboter-Chirurg:innen auszubilden, sei allerdings fraglich, so Zeder.
Mittlerweile wurden auch die Kriterien für die Evaluation der operativen Skills weiterentwickelt und dazu die standardisierte transperitoneale radikale Prostatektomie in 81 Schritte gegliedert. Anhand von Videos war es möglich, verblindet zwischen Anfängern und erfahrenen Operateur:innen mit mehr als 500 Eingriffen zu unterscheiden.4
Gamer sind im Vorteil
Um Kompetenz und Sicherheit in der robotischen Chirurgie (nicht nur der Prostata) zu erreichen, benötige man theoretisches Wissen zum Roboter und zu den Operationsschritten, praktische Fähigkeiten, aber auch nichttechnische Skills betreffend die Kommunikation und das Teambuilding, erläutert Zeder. Zahlreiche Gesellschaften wie die ERUS (EAU Robotic Urology Section) oder die BAUS (The British Association of Urological Surgeons) haben entsprechende Curricula entwickelt. Die Ausbildungsrealität in Europa wurde 2020 in einer kollaborativen Studie mehrerer Fachgesellschaften erhoben. In einer Umfrage gaben nur 14% der befragten jungen Urolog:innen an, während ihres Trainings ausreichend Operationen durchgeführt zu haben, und 83%, dass sie ihre Ausbildung fortsetzen wollen.5 Die junge Generation dürfte jedenfalls im Vorteil sein. Eine prospektive, multiklinische Studie zeigte jedenfalls, dass unter Assistenzärzt:innen Erfahrung mit Videospielen mit besserer Performance am Roboter-OP-Simulator assoziiert ist.6
Quelle:
51. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie sowie der Bayerischen Urologenvereinigung, Session 3: Die nächste Generation, 23. 5. 2025, Wien
Literatur:
1 Davis JW et al.: Learning curve assessment of robot-assisted radical prostatectomy compared with open-surgery controls from the premier perspective database. J Endourol 2014; 28(5): 560-6 2 Bravi CA et al.: The surgical learning curve for biochemical recurrence after robot-assisted radical prostatectomy. Eur Urol Oncol 2023; 6(4): 414-21 3 Mottrie A et al.: The European Association of Urology Robotic Training Curriculum: An Update. Eur Urol Focus 2016; 2(1): 105-08 4 Mottrie A et al.: Objective assessment of intraoperative skills for robot-assisted radical prostatectomy (RARP): results from the ERUS Scientific and Educational Working Groups Metrics Initiative. BJU Int 2021; 128(1): 103-11 5 Carrion DM et al.: Current status of urology surgical training in Europe: an ESRU-ESU-ESUT collaborative study. World J Urol 2020; 38(1): 239-46 6 Kılınçarslan Ö et al.: Video gaming improves robotic surgery simulator success: a multi-clinic study on robotic skills. J Robot Surg 2023; 17(4): 1435-42
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