
Versorgungslücken bei psychischer Gesundheit
Ein neuer Bericht des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums analysiert die psychische Gesundheit der Schweizer:innen und zeigt Chancen und Risiken auf. Konkrete Empfehlungen sollen die Versorgung verbessern.
Neuchâtel. Der Nationale Gesundheitsbericht 2025 des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) beleuchtet den Zustand der psychischen Gesundheit in der Schweiz: Während sich über 90 Prozent der Bevölkerung im Jahr 2022 mit guter Lebensqualität und 70 Prozent glücklich zeigten, ist jede zweite Person im Laufe ihres Lebens von einer psychischen Erkrankung betroffen. Besonders Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene verzeichnen zunehmende Belastungen. Fehlende Daten, etwa zum Gesundheitszustand von Kindern unter 10 Jahren, erschweren eine vollständige Einschätzung. Soziale Ungleichheit, Einkommen, Bildung, Kindheitserfahrungen sowie Umweltfaktoren wie Lärm oder Grünräume beeinflussen die psychische Gesundheit erheblich. Digitale Medien können soziale Kontakte fördern, bergen aber auch Risiken wie Cybermobbing oder Schlafstörungen. Im Arbeitskontext berichten viele Erwerbstätige von Stress oder Erschöpfung; Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen dauern im Schnitt sieben Monate und führen oft zum Verlust des Arbeitsplatzes.
Die psychiatrische Versorgung ist zwar grundsätzlich gut erreichbar, aber ungleich verteilt. Besonders in der Kinder- und Jugendpsychiatrie bestehen Kapazitätsengpässe, die durch Fachkräftemangel und eine bevorstehende Pensionierungswelle weiter verschärft werden. Eine Diskussion über die Priorisierung schwerer Fälle, die Stärkung der Ausbildung und den Einbezug nichtmedizinischer Fachkräfte drängt sich auf. Der Bericht formuliert 39 Empfehlungen, die fünf Bereiche betreffen: psychische Gesundheit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bessere Datenerhebung und Forschung, wirksame Präventions- und Gesundheitsförderungsmassnahmen, Stärkung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz sowie eine bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige Versorgung. Herausgeber ist das Obsan im Auftrag des Dialogs Nationale Gesundheitspolitik, der Plattform von Bund und Kantonen.
SERVICE: Gesundheitsbericht 2025
Quelle: Obsan
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