
Spitäler fordern höhere Tarife
Schweizer Spitäler schlagen Alarm: Eine aktuelle Auswertung zeigt die prekäre Lage der Spitäler. Die Ambulantisierung droht zu scheitern.
Bern. Die Auswertung der Finanzdaten von über 90 Prozent der Schweizer Spitäler durch den Verein SpitalBenchmark zeigt eine prekäre Lage. Durchschnittlich liegt die EBITDA-Marge bei nur vier Prozent – für einen nachhaltigen Betrieb wären zehn Prozent nötig. Die Tarifanpassungen im Jahr 2024 bringen laut H+-Direktorin Anne-Geneviève Bütikofer kaum Entlastung. Vor allem die Teuerung der Jahre 2021 bis 2023 ist nicht kompensiert worden. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen sei wirtschaftlich nachhaltiges Arbeiten kaum möglich. Besonders gravierend ist die Unterfinanzierung im ambulanten Bereich, wo die Tarife laut SpitalBenchmark die tatsächlichen Kosten um 20 bis 25 Prozent unterschreiten. Das behindert laut H+ die politisch angestrebte Ambulantisierung massiv.
Obwohl sowohl Politik als auch Bevölkerung eine Ambulantisierung befürworten, fehlen die finanziellen Anreize für die Spitäler, diesen Weg zu beschreiten. Bütikofer betont, dass nur mit einer realistischen Finanzierung das Sparpotenzial eines stärker ambulant ausgerichteten Gesundheitswesens genutzt werden könne. Der Spitalverband H+ fordert von Politik und Krankenversicherern ein grundsätzliches Umdenken. Spitäler und Kliniken benötigen auskömmliche Tarife, um ihre Rolle als Gesundheitsversorger, Ausbildungsstätten und Arbeitgeber erfüllen zu können. Eine sofortige Tariferhöhung um mindestens fünf Prozent sei notwendig, um die aktuelle Unterdeckung und die Folgen der Teuerung zumindest teilweise aufzufangen. Künftig sollen die Tarife zudem automatisch an die Inflation angepasst werden, um Investitionen in Personal, Infrastruktur und Digitalisierung langfristig zu ermöglichen. (red)
Quelle: H+
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