© Schweizerische Herzstiftung

Schweizerische Herzstiftung vergibt Forschungspreis für neues KI-Verfahren

Der diesjährige Forschungspreis der Schweizerischen Herzstiftung geht an den Kardiologen Jasper Boeddinghaus. Er hat mithilfe künstlicher Intelligenz ein Verfahren entwickelt, mit dem Herzinfarkte rascher diagnostiziert oder ausgeschlossen werden können.

Bern. In der Schweiz erleiden jährlich rund 30 000 Personen einen Herzinfarkt. Meist äussert sich dieser mit den typischen Brustschmerzen. In der Notfallaufnahme der Spitäler muss schnell herausgefunden werden, ob derartige Schmerzen tatsächlich von einem Herzinfarkt stammen. Neben dem EKG spielen für die Diagnose Biomarker im Blut eine wichtige Rolle. Seit vielen Jahren ist der Troponin-Test Standard bei einer Abklärung. «Diese Tests sind wunderbar, wir können damit auch kleine Herzinfarkte gut feststellen», sagt PD Dr. Jasper Boeddinghaus, Kardiologe am Universitätsspital Basel. Weil die heutigen Troponin-Tests jedoch hochempfindlich sind, wird bei zu vielen Patient:innen ein Herzinfarkt vermutet.

Genau hier setzt die Studie des Kardiologen an, die sich mit einem neuen Verfahren beschäftigt und für die Boeddinghaus in diesem Jahr mit dem Forschungspreis der Schweizerischen Herzstiftung ausgezeichnet wurde, der mit 20 000 Franken dotiert ist. Um die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts anhand der Troponin-Werte besser einschätzen zu können, hat Boeddinghaus einen neuen Algorithmus, also ein Verfahren zur Beurteilung, entwickelt. «Das Elegante an unserem Verfahren ist, dass wir Faktoren miteinbeziehen, von denen wir wissen, dass sie den Troponin-Wert beeinflussen», sagt der Spezialist. Dazu gehören unter anderem das Alter, das Geschlecht und die Nierenfunktion der Betroffenen. Zur Entwicklung dieses Algorithmus setzte Boeddinghaus zusammen mit einem Team der Universität Edinburgh künstliche Intelligenz ein. Die KI wurde an Daten von 20 000 Patient:innen trainiert und getestet. Ergebnis: Der neue Algorithmus konnte Herzinfarkte genauso sicher diagnostizieren wie das herkömmliche Verfahren. Gleichzeitig wurden aber die erhofften Vorteile erzielt und mehr Patient:innen erkannt, die ein geringes Risiko haben und bei denen ein Herzinfarkt ausgeschlossen werden kann.

Das Verfahren könnte künftig die Betreuung von Notfallpatient:innen deutlich verbessern und die Spitäler entlasten, heisst es vonseiten der Schweizerischen Herzstiftung. Nun müsse geprüft werden, ob sich das neue Verfahren im klinischen Alltag bewährt. (red)

Quelle: Schweizerische Herzstiftung

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