
Nanoplastik als Gefahr für Babys im Mutterleib
Allergien und Asthma sind weitverbreitete Leiden, die bereits während der frühkindlichen Entwicklung im Mutterleib entstehen könnten. Im Fokus der Forschung stehen nun als mögliche Auslöser Nanoplastik-Partikel.
Dübendorf/ St. Gallen/Thun. Das Auftreten von allergischen Reaktionen ist vielfältig und nimmt stetig zu. Dabei geht es unter anderem um Asthma, Pollenallergien oder chronische Hautleiden. Als Auslöser im Verdacht stehen unter anderem schädigende Umweltfaktoren, die während der kindlichen Entwicklung im Mutterleib bereits die Grundlage für spätere Erkrankungen legen. Ein Team aus Forschenden der Empa, der ETH Zürich, der EPFL, der Universität Zürich und dem Kantonsspital St. Gallen nimmt nun Mikro- und Nanoplastik ins Visier. Bekannt ist bereits, dass die winzigen Plastikpartikel über das Trinkwasser, die Nahrung und die Luft in den Körper von Schwangeren gelangen und ihren Weg bis zum ungeborenen Kind finden. Hier könnten sie das fragile Immunsystem von Mutter und Kind beeinflussen. Dazu kommt: Sie sind in der Lage, weitere Schadstoffe, Allergene und Krankheitserreger zu transportieren.
Plazenta im Fokus
Das aktuelle Forschungsprojekt, das von der Eduard-Aeberhardt-Stiftung und einer weiteren Stiftung gefördert wird, widmet sich nun einer ganzheitlichen Sicht auf die Bedeutung von Plastikpartikeln in der Schwangerschaft. Dementsprechend breit aufgestellt ist das Team der Expert:innen aus der Materialanalyse, Zellbiologie, Allergieforschung und der medizinischen Klinik. Besonders interessiert sich das Team um Projektleiterin Tina Bürki und Sina Ruhstaller vom «Particles-Biology Interactions»-Labor der Empa in St. Gallen dabei für die Plazenta, die zentrale Schnittstelle zwischen Mutter und Kind. Das Organ versorgt das Kind mit Nährstoffen und Botenstoffen für eine gesunde Entwicklung. Daher könnte die Plazenta eine entscheidende Rolle spielen, wenn es um die Immunantwort von Mutter und Kind auf Fremdstoffe geht, vermuten die Forschenden. Die Wirkung von Mikro- und Nanoplastik auf die immunologische Funktion der Plazenta und die Auswirkungen auf das fötale Immunsystem sind jedoch noch zu wenig erforscht. «Daher besteht ein dringender Bedarf an korrekten Risikobewertungen von Umweltbelastungen für Schwangere», sagt Bürki. Anhand von Zellkulturen der menschlichen Plazenta und fötalen Blutzellen soll der Transport im Körper und die Reaktion auf die verschiedenen Partikel und Schadstoff-Partikel-Verbindungen so realitätsnah wie möglich abgebildet werden.
«Durch die Freisetzung von Hormonen und anderen Mediatorstoffen könnte die belastete Plazenta zu Fehlentwicklungen im kindlichen Immunsystem beitragen», erklärt Bürki. Für die nachhaltige Verwendung von sicheren Kunststoffprodukten sei es deshalb unerlässlich zu wissen, ob und welche Polymere ein erhöhtes Potenzial besitzen, Allergien auszulösen. (red)
Quelle: Eidg. Materialprüfungs- und Forschungsanstalt
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