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Zukunftsweisende Studie am Universitätsspital Basel

Behandlungsoptionen von Lymphödemen nach Brustkrebstherapie im Vergleich

Die Forschungsgruppe um PD Dr. med. Elisabeth Artemis Kappos schafft in Zusammenarbeit mit Patientinnen eine wissenschaftlich fundierte Entscheidungshilfe für die optimale Therapie von chronischen Brustkrebs-bedingten Lymphödemen. Ein international angelegtes Projekt, von dem Patientinnen weltweit profitieren sollen.

Fortschritte in der möglichst frühzeitigen Diagnose und Behandlung von Brustkrebs haben die Überlebenschancen in den letzten Jahrzehnten erheblich verbessert. Eine zunehmende Anzahl von Frauen leidet jedoch an den Langzeitfolgen der Brustkrebsbehandlung, wodurch die Lebensqualität der Patientinnen vermehrt ins Zentrum des Forschungsinteresses rückt. Eine von fünf Patientinnen erkrankt nach einer Brustkrebsbehandlung an einem chronischen Lymphödem (BCRL). Dieses entsteht, wenn aufgrund einer chirurgischen Lymphknotenentfernung oder durch eine Strahlentherapie der Lymphabfluss im Arm blockiert wird. Die Ansammlung von Flüssigkeit im Gewebe lässt den Arm anschwellen und erhöht zudem das Infektionsrisiko. Die betroffenen Frauen leiden unter Schmerzen sowie Schwere- und Taubheitsgefühl im Arm, aber auch unter psychischen Symptomen wie Depressionen.

Eine evidenzbasierte Entscheidungsgrundlage

Derzeit gilt die komplexe physikalische Entstauungstherapie (Complex Physical Decongestion Therapy, CDT) als Goldstandard der BCRL-Behandlung. Allerdings ist diese rein symptomatisch und erzielt oft nicht die gewünschte Wirkung. Deshalb werden zunehmend zwei neue chirurgische Eingriffe zur Optimierung des Lymphabflusses eingesetzt: die lymphovenöse Anastomose (LVA) sowie die vaskularisierte Lymphknotentransplantation (VLNT). Bei beiden Eingriffen wird von einem positiven Einfluss auf die Lebensqualität der Patientinnen berichtet. Allerdings existiert bis heute keine fundierte wissenschaftliche Evidenz für die Überlegenheit dieser Operationstechniken gegenüber der nicht operativen Behandlung. So werden Anträge auf Kostenrückerstattung bei den Krankenkassen immer noch oft abgelehnt, was die chirurgische Behandlung verzögert und zu einem längeren Leidensweg der betroffenen Patientinnen führt. Dies, obwohl die betroffenen Frauen oft einer schweren körperlichen, psychischen und finanziellen Belastung ausgesetzt sind.

Die Forschungsgruppe um PD Dr. med. Kappos möchte Ärzt*innen und letztlich den Patientinnen eine Entscheidungsgrundlage für die optimale BCRL-Behandlung liefern. In einer pragmatischen randomisierten multizentrischen weltweit angelegten Überlegenheitsstudie soll die Frage beantwortet werden, ob eine lymphatische Operation via LVA oder VLNT bei Frauen mit BCRL einen positiveren Effekt auf die Lebensqualität hat als die derzeitige Standardbehandlung mit CDT allein. Evaluiert werden sowohl die Patient-reported Outcomes als auch die objektiv messbaren Ergebnisse wie Auswirkung auf den Armumfang und auftretende Komplikationen.

Die Studie ist international angelegt und baut auf einer bereits erfolgreich etablierten wissenschaftlichen Kooperation mit u.a. der Harvard University auf.

Im Universitätsspital Basel massgeblich beteiligt sind neben der Klinik für Plastische, Rekonstruktive, Ästhetische und Handchirurgie das Brustzentrum, das Departement Klinische Forschung, Vertreter*innen der Physiotherapie, aber auch die Onkologie, die Angiologie, die Neurologie, das DBE und das RC2NB sowie eine starke Gruppe von Patientinnenvertreterinnen.

Eine Studie mit und für Patientinnen

Eine Besonderheit der Studie ist, dass sie speziell auf die Bedürfnisse der Patientinnen zugeschnitten wurde, wobei das Studiendesign mithilfe von Patientinnenvertreterinnen erstellt wurde und auch die eigentliche Forschungsfrage mit Patientinnen entwickelt wurde. Ausserdem sind Interviews mit Betroffenen durchgeführt worden, um deren Bedenken, Meinungen und Wünsche einfliessen zu lassen. In diesem Sinne plant das Studienteam, die Ergebnisse ihres Projekts allgemein zugänglich zu machen, damit Patientinnen aus der ganzen Welt von den Erkenntnissen profitieren können.

Wir gratulieren

Das innovative Studiendesign sowie der beispielhafte Einbezug von Patientinnen in die Projektplanung überzeugten auch den Schweizer Nationalfonds SNF, der diese Arbeit mit dem prestigeträchtigen Investigator-Initiated Clinical Trials (IICT) Grant unterstützt. Mit dem Jubilee Award der Rising Tide Foundation und der Stiftung Krebsforschung Schweiz konnte noch eine weitere fundamentale Unterstützung für dieses patientenzentrierte Forschungsprojekt gewonnen werden. (red)

Study Facts: The LYMPH Trial

Surgical versus conservative complex physical decongestion therapy for chronic breast cancer-related lymphedema: a pragmatic, randomized, multicenter superiority trial

Leitung
PD Dr. med. Elisabeth A. Kappos (USB), Sponsor-Investigator
Prof. Dr. Maria Katapodi (DKF), Co-PI,
Patient Advocate
PD Dr. med. Khalil Zaman (CHUV), Co-PI

Studiendesign
Prospektive randomisiert-kontrollierte Interventionsstudie

Geplante Anzahl an Patientinnen
228

Geplante Anzahl an Studienzentren
7 Schweizer und 9 internationale Zentren

Projektdauer
4+8 Jahre (onkologisches Follow-up)

Ziel
Die Studie evaluiert, ob eine chirurgische Behandlung eines chronischen Brustkrebs-bedingten Lymphödems der alleinigen konservativen komplexen physikalischen Entstauungstherapie überlegen ist.

Presseaussendung des Universitätsspitals Basel, 4. Juni 2022

The LYMPH Trial: Surgical versus conservative complex physical decongestion therapy for chronic breast cancer-related lymphedema: a pragmatic, randomized, multicenter superiority trial

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