Umstellungsosteotomien und Sport

<p class="article-intro">Die Biomechanik der Gelenke an der unteren Extremität ist der bestimmende Faktor für die Entwicklung von degenerativen Prozessen insbesondere im Kniegelenk. Die Herstellung von orthograden Gelenksverhältnissen bei Vorliegen von Achsenabweichungen stellt daher die Voraussetzung für jegliche Wiederherstellung der Gelenksstrukturen dar. Im Kniegelenk sind die ligamentäre Instabilität, Verletzungen am Meniskus und die Schädigung des Knorpels wichtige Faktoren; sie sind aber immer nur im Zusammenhang mit der Biomechanik der gesamten unteren Extremität sinnvoll zu behandeln.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Gelenkachsenanalyse und Beurteilung</h2> <p>Die Variabilit&auml;t der Beinachsen beim Gesunden ist gro&szlig; und spielt eine wichtige Rolle bei der Beurteilung von Fehlstellungen, wobei die anatomische femorotibiale Achse mit 5&deg; und 7&deg; beschrieben wird. Bei der klinischen Untersuchung des stehenden Patienten liegen physiologischerweise mediale Kondylen und mediale Malleoli aneinander. Im Falle von Varusdeformit&auml;ten besteht ein vermehrter Kondylenabstand, bei Valgusdeformit&auml;ten ein vergr&ouml;&szlig;erter Abstand der Innenkn&ouml;chel, wobei pathologische Ver&auml;nderungen ab einer Distanz von jeweils 3 Querfingern anzunehmen sind. Eine genaue Analyse ist aber nur durch Vermessung des Ganzbeinstandr&ouml;ntgens m&ouml;glich. Abweichungen der Beinachse k&ouml;nnen femorale oder tibiale Ver&auml;nderungen zugrunde liegen, wobei immer auch die angrenzenden Gelenke (H&uuml;fte, Sprunggelenk) miteinbezogen werden m&uuml;ssen. Im Kindesalter m&uuml;ssen Achsabweichungen besonders beobachtet werden, wobei altersabh&auml;ngige Achsver&auml;nderungen im Rahmen der normalen Entwicklung ber&uuml;cksichtigt werden m&uuml;ssen. <br />Die im Kniegelenk wirkenden Kr&auml;fte betragen bereits bei Alltagst&auml;tigkeiten, wie Aufstehen aus dem Sitzen oder Stiegensteigen, bis zum 3,5-Fachen des K&ouml;rpergewichts.<sup>1</sup> Bei sportlicher Aktivit&auml;t treten weit h&ouml;here Belastungen auf.<sup>2</sup> <br />Die femorotibiale Druckverteilung ist ma&szlig;geblich durch die mechanische Beinachse beeinflusst. Bei einer physiologischen anatomischen Beinachse von 5&ndash;7&deg; ist die Druckverteilung bereits medial dominiert. Erst ab einem Valguswinkel von 5&deg; kommt es zu einer deutlichen Entlastung des medialen Kompartments. Ab 10&deg; kommt es zu einer kompletten Lastumverteilung nach lateral. Daher sind sowohl Unter- als auch &Uuml;berkorrekturen biomechanisch problematisch. Diese &Auml;nderungen der Druckverteilung sind unabh&auml;ngig von K&ouml;rpergewicht und initialer Beinachse.<sup>3</sup> <br />Umstellungsosteotomien sind operative Korrekturma&szlig;nahmen, die das physiologische Alignement wiederherstellen. Wurden die Osteotomien im 19. Jahrhundert noch haupts&auml;chlich zur Behandlung von rachitisbedingten Fehlstellungen und Ankylosen angewandt, stellen heute fokale Knorpelsch&auml;den und unikompartimentelle Arthrosen am Kniegelenk den Gro&szlig;teil der Indikationen dar. Durch die Entwicklung winkelstabiler Implantate haben Umstellungsosteotomien in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen und auch Sporttreibende k&ouml;nnen behandelt werden. Sie erm&ouml;glichen die sogenannte Open-Wedge(OW)-Technik und damit eine physiologische Korrektur der Gelenkachsen sowie eine sofortige Mobilisierung nach der Operation. <br />Die hohe valgisierende Tibiaosteotomie (HTO) in &ouml;ffnender Technik ist durch das Aufspreizen der medialen Osteotomie gekennzeichnet, im Gegensatz zur Closing- Wedge(CW)-Osteotomie an Femur oder Tibia, wo ein Keil aus dem Knochen entnommen wird, um die Korrektur der Gelenkachsen zu erreichen. Die HTO stellt heute aufgrund zahlreicher Vorteile und winkelstabiler Implantate die Standardtherapie dar. Bei Varusmorphotyp mit posterolateraler Kniegelenkinstabilit&auml;t bietet eine valgisierend-flektierende HTO die M&ouml;glichkeit zur Stabilisierung.<sup>4</sup> Die laterale CW tibial beschr&auml;nkt sich auf die Behandlung von m&auml;&szlig;igen medialen Arthrosen mit retropatellaren Knorpelsch&auml;den. Bei beiden Verfahren kommt es meist zu einer geringen &Auml;nderung der Beinl&auml;nge, welche jedoch in aller Regel unter 1 cm betr&auml;gt und gut toleriert wird.<sup>5</sup> <br />Bei den femoralen Umstellungsosteotomien stehen zur Varisierung die laterale Osteotomie in &ouml;ffnender Technik und die mediale Osteotomie in schlie&szlig;ender Technik zur Verf&uuml;gung, wobei es bei der schlie&szlig;enden Osteotomie medial schneller zu einer kn&ouml;chernen Heilung kommt und Weichteilirritationen seltener sind.<sup>6, 7 </sup></p> <p><strong>Sportspezifische Aspekte</strong> <br />Grunds&auml;tzlich sind vor allem Patienten zwischen 40 und 60 Jahren, die fr&uuml;hzeitig an Arthrose in einem Gelenkkompartiment erkranken, bei gut erhaltener Gelenkbeweglichkeit und Bandstabilit&auml;t, optimale Kandidaten f&uuml;r eine Umstellungsosteotomie. Bei der Behandlung von Sportlern mit Umstellungsosteotomien ergeben sich differenzierte Szenarien in der Indikation. Beim ausgewachsenen Sportler ohne Gelenkverletzungen sollte innerhalb des beschriebenen Winkelbereiches keine Korrekturosteotomie vorgeschlagen werden. Bei h&ouml;heren Achsabweichungen erscheint zumindest die Diskussion mit dem Sportler hinsichtlich der Langzeitfolgen sinnvoll, aber auch hier wird man beim Hochleistungssportler dies nicht anraten, da die feinmotorische Beeinflussung durch die Osteotomie, verbunden mit einer langen Trainingspause, ein zu gro&szlig;es Risiko f&uuml;r die Leistungsentwicklung darstellt.<br /> Die &ouml;ffnende Umstellungsosteotomie mit Valgisierung der Tibia f&uuml;hrt neben der Entlastung des medialen Gelenkkompartments zu einem Adduktionsmoment in der H&uuml;fte und zur geringen Verl&auml;ngerung und Lateralisierung des Fu&szlig;auftrittpunktes. Dies ver&auml;ndert die biomechanischen Abl&auml;ufe mit Auswirkungen auf die neuromotorische Steuerung und Feinmotorik der unteren Extremit&auml;t und beeinflusst die sportspezifischen Bewegungsmuster. Daher wird von einer negativen Beeinflussung der Sporttechnik ausgegangen, was diese Operation besonders bei Sportarten mit hohem Technikanspruch an die untere Extremit&auml;t kritisch erscheinen l&auml;sst und vielleicht nur in einzelnen F&auml;llen rechtfertigt.<br /> Ein zweites Szenario w&auml;re der erwachsene Sportler, der mit einem Knorpeldefekt an der medialen oder lateralen Seite bei Valgus- oder Varus-Knien zur Vorstellung kommt. Hier sollte bei gr&ouml;&szlig;eren symptomatischen Knorpeldefekten, aber auch bei Meniskusverlust an der &uuml;berlasteten Seite die Umstellungsosteotomie diskutiert werden. Auch hier muss nat&uuml;rlich die Sportkarriere ber&uuml;cksichtigt werden, wobei einerseits jungen Sportlern, die noch eine lange Karriere vor sich haben, andererseits Sportlern nach ihrer Karriere eher zur Umstellung geraten werden soll. Breitensportler sollten auf die Langzeitkonsequenzen der Beinachsenfehlstellung zusammen mit Knorpel- oder Meniskusl&auml;sionen hingewiesen werden; ihnen sollte die Umstellungsosteotomie angeraten werden.<br /> Das dritte Szenario sind Patienten mit beginnender Osteoarthrose, die aufgrund von posttraumatischen Ver&auml;nderungen, wie Knorpel- oder Meniskusverletzungen, eine fr&uuml;hzeitige Arthrose auf der &uuml;berlasteten Seite entwickeln. Hier ist die leistungssportliche Karriere meist kein Hindernis mehr, da diese meist zu Ende ist und somit der positive Effekt auf die langfristige Gelenkerhaltung mit dem Sportler besprochen werden muss.</p> <h2>Kontraindikationen und Risikofaktoren</h2> <ul> <li>Arthrose im lateralen Kompartment</li> <li>Streck- und Beugedefizit von mehr als 10&deg;</li> <li>symptomatische patellofemorale Pathologien (distale Ausleitung der Osteotomie)</li> <li>Raucher</li> <li>Hochleistungssportler</li> <li>&Uuml;bergewicht (BMI &gt; 30) &ndash; schlechteres Outcome</li> <li>unbehandelte ligament&auml;re Instabilit&auml;ten (evtl. Slope-Korrektur).</li> </ul> <h2>Technik</h2> <p><strong>Pr&auml;operative Planung</strong> <br />F&uuml;r die pr&auml;operative Planung muss ein Ganzbeinr&ouml;ntgen im Stehen mit gut ausgerichteter Beinachse, zentrierter Patella und beidbeiniger Belastung vorhanden sein. Durch digitale Formate und Computerprogramme kann die Planung erleichtert werden. Zum Ausschluss intraartikul&auml;rer Pathologien, insbesondere im lateralen Kompartment, ist eine MRT notwendig. Immer sollte die Arthroskopie des betroffenen Gelenkes mitgeplant werden, um die Indikation final zu best&auml;tigen.</p> <p><strong>Defomit&auml;tenanalyse</strong> <br />Zur Analyse der Fehlstellung wird zuerst die mechanische Belastungsachse (Mikulicz-Linie, Verbindungslinie zwischen dem Zentrum des H&uuml;ftkopfes und dem Zentrum des Sprunggelenks) am Ganzbeinr&ouml;ntgen eingezeichnet. Unter physiologischen Verh&auml;ltnissen verl&auml;uft sie 4 mm (&plusmn; 2 mm) medial des Kniegelenkzentrums (Abb. 1), wobei dieser Abstand zur Mitte des Tibiaplateus als &bdquo;main axis deviation&ldquo; (MAD) bezeichnet wird. Bei einer weiteren Abweichung nach medial spricht man von einem Genu varum.<sup>8</sup> <br />Zur Differenzierung zwischen femoraler und tibialer Deformit&auml;t m&uuml;ssen die mechanischen Achsen von Femur und Tibia bestimmt werden. Die femorale Achse verl&auml;uft vom Zentrum des H&uuml;ftkopfs zum Zentrum des Kniegelenks, die tibiale von der Mitte des Tibiaplateaus zur Mitte des Sprunggelenks. Der mechanische tibiofemorale Winkel (Winkel zwischen mechanischer Femur- und Tibiaachse) betr&auml;gt beim Gesunden zwischen &ndash;1,2&deg; und &ndash;1,5&deg;.<sup>9&ndash;11</sup> Bei Werten kleiner als &ndash;2&deg; spricht man von einer Varusabweichung, bei Werten gr&ouml;&szlig;er als 0&deg; von einer Valgusabweichung. <br />Anschlie&szlig;end werden die Gelenkslinien eingezeichnet (Linie vom H&uuml;ftkopfzentrum zur Spitze des Trochanter major, Verbindungslinie der Femurkondylen, Tibiaplateau, distale Tibiagelenkfl&auml;che), die die Ebenen der Gelenkspaltausrichtung festlegen. Durch Vermessung der Winkel zwischen mechanischer Knochenachse und Gelenklinie kann bestimmt werden, ob die Deformit&auml;t femoral, tibial oder durch eine Kombination beider bedingt ist. F&uuml;r das Kniegelenk sind hier der mechanische laterale distale Femurwinkel (mLDFA, 88&deg;; 85&ndash;90&deg;) und der mediale proximale Tibiawinkel (MPTA, 87&deg;; 85&ndash;90&deg;) entscheidende Parameter.<sup>12</sup> <br />Insgesamt ist in ungef&auml;hr 20&ndash;30 % der F&auml;lle die Deformit&auml;t zumindest femoral mitbedingt. Zielsetzung in der Planung ist eine horizontale Gelenkslinie bei Verlauf der mechanischen Beinachse durch die laterale Eminentia. Bei h&ouml;heren Arthrosegraden wird empfohlen, diesen Punkt entsprechend nach lateral zu verschieben.<sup>13</sup> <br />Zus&auml;tzlich soll die Patellah&ouml;he bestimmt werden, damit eventuell eine notwendige distale Ausleitung der Osteotomie durchgef&uuml;hrt werden kann. Die Bestimmung des Tibial-Slopes ist ebenfalls f&uuml;r die Planung essenziell, da prinzipiell keine wesentliche Ver&auml;nderung durch die Osteotomie erfolgen sollte (Abb. 1, Tab. 1)</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1906_Weblinks_jatros_ortho_1906_s13_abb1_nehrer.jpg" alt="" width="350" height="459" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1906_Weblinks_jatros_ortho_1906_s13_tab1_nehrer.jpg" alt="" width="650" height="229" /></p> <p><strong>Planung der Osteotomie</strong> <br />Nach der oben beschriebenen Analyse der Fehlstellung und der Bestimmung der femoralen oder/und tibialen Osteotomie wird die konkrete Operationsplanung im Ganzbeinr&ouml;ntgen durchgef&uuml;hrt. <br />Nach Miniaci et al.<sup>14</sup> wird eine erste Linie vom H&uuml;ftkopfzentrum durch das Tibiaplateau, durch die laterale Eminentia bis auf die H&ouml;he des oberen Sprunggelenks gezogen. Sie stellt die geplante postoperative mechanische Achse dar. Eine zweite Linie verl&auml;uft vom geplanten Drehzentrum (bei &ouml;ffnender Technik lateral, bei schlie&szlig;ender Technik medial) in der H&ouml;he der proximalen Tibiametaphyse zum Sprunggelenkszentrum. Die dritte Linie verbindet das Drehzentrum der Osteotomie mit dem distalen Ende der ersten Linie. Der aufzuklappende oder zu resezierende Winkel liegt zwischen Linie 2 und 3 (Abb. 2). <br />Nach Jakob et al. kann das Korrekturausma&szlig; je nach bestehender Gelenkspaltweite individualisiert werden.<sup>13</sup> Hierzu wird der Korrekturpunkt mit zunehmender Arthrose nach lateral verschoben. <br />Zeigt die Analyse eine femoral dominierte Fehlstellung, was meist bei Valgusachsen der Fall ist, so wird in selber Weise die Planung mit dem Drehpunkt an der Femurkortikalis durchgef&uuml;hrt. Am Femur hat sich f&uuml;r Valgusdeformit&auml;ten aufgrund der besseren Stabilit&auml;t die Closing-Wedge- Osteotomie medial durchgesetzt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1906_Weblinks_jatros_ortho_1906_s14_abb2_nehrer.jpg" alt="" width="2150" height="1610" /></p> <p><strong>Operationstechnik der medialen HTO in &ouml;ffnender Technik</strong> <br />Die Operation wird in R&uuml;ckenlagerung des Patienten auf einem r&ouml;ntgentransparenten Operationstisch durchgef&uuml;hrt. Der H&uuml;ftkopf und das Sprunggelenk m&uuml;ssen radiologisch darstellbar sein, um eine intraoperative Bestimmung der mechanischen Beinachse zu erm&ouml;glichen. Die Patella wird streng nach vorne ausgerichtet.<br /> Der Hautschnitt kann l&auml;ngsverlaufend medial der Tuberositas oder schr&auml;g aufsteigend zum Gelenkspalt gew&auml;hlt werden. Nach Pr&auml;paration des subkutanen Gewebes bis zur Faszie werden Pes anserinus und das mediale Seitenband aufgesucht, die Faszie wird inzidiert und das mediale Seitenband mit einem r&ouml;ntgentransparenten Spatel unterfahren und damit auch das dorsale Gef&auml;&szlig;-Nervenb&uuml;ndel gesch&uuml;tzt. Anschlie&szlig;end wird ein entsprechendes mediales Bandrelease durchgef&uuml;hrt. Die geplante Osteotomieh&ouml;he wird mit einem Bohrdraht markiert. Zur Orientierung kann zus&auml;tzlich ein Bohrdraht parallel zur Gelenksfl&auml;che eingebracht werden.<br /> Es wird der Ansatz des Lig. patellae an der Tuberositas dargestellt, um die biplanare Osteotomie durchf&uuml;hren zu k&ouml;nnen. Unter strengem Schutz des Lig. patellae und der dorsal verlaufenden noblen Strukturen wird nun die Osteotomie mit der oszillierenden S&auml;ge durchgef&uuml;hrt. Zur genauen Kontrolle des S&auml;geblattes kann ein zweiter Bohrdraht parallel zum ersten gesetzt werden. Die Osteotomie sollte unter Bildwandlerkontrolle durchgef&uuml;hrt werden und bis ca. 1 cm vor die laterale Kortikalis reichen, um eine laterale Scharnierfraktur zu vermeiden. Zur Vervollst&auml;ndigung wird die Osteotomie biplanar nach proximal parallel zur ventralen Tibiakortikalis an der Tuberositas tibiae ausgeleitet. Bei ausgepr&auml;gter retropatellarer Pathologie kann die Ausleitung auch nach distal erfolgen. <br />Nach Komplettierung der Osteotomie wird der Osteotomiespalt schrittweise aufgespreizt. Dies wird durch das Einbringen von mehreren Mei&szlig;eln erreicht und soll langsam erfolgen, um eine plastische Deformierung zu erm&ouml;glichen und eine Scharnierfraktur zu verhindern. Nach dem Erreichen der endg&uuml;ltigen H&ouml;he kann ein Knochenspreizer eingesetzt und die Mei&szlig;el k&ouml;nnen entfernt werden. Der Tibial-Slope sollte prinzipiell beim Aufspreizen nicht ver&auml;ndert werden, au&szlig;er um gezielt die Vorteile einer Slopeanpassung, beispielsweise bei anteriorer Instabilit&auml;t, zu nutzen. Zur intraoperativen Kontrolle der mechanischen Beinachse k&ouml;nnen entweder speziell daf&uuml;r entwickelte Instrumente oder Hilfsinstrumente herangezogen werden. Ist die gew&uuml;nschte Korrektur mit dem geplanten Verlauf der mechanischen Belastungsachse erreicht, kann die Osteosynthese erfolgen. Heutzutage stellen winkelstabile Plattenfixateure den Goldstandard dar, da sie biomechanisch deutlich stabiler sind und eine Knochenanlagerung bei einer Korrektur bis zu 10 mm &uuml;berfl&uuml;ssig machen. <br />Nach Verifizierung der Plattenlage k&ouml;nnen die winkelstabilen Schrauben schrittweise besetzt werden.</p> <h2>Resultate und Evidenz</h2> <p>Bei geeigneter Indikationsstellung und pr&auml;ziser Operationstechnik lassen sich mit der Open-Wedge-HTO gute Ergebnisse erzielen. &Uuml;berlebensraten betragen nach 5 Jahren 85&ndash;97 %, nach 10 Jahren 74&ndash;85 % und nach 15 Jahren 39&ndash;65 %. Sowohl funktionelle als auch Schmerzscores k&ouml;nnen durch Umstellungsosteotomien signifikant gebessert werden.<sup>15&ndash;17</sup> Gleichzeitig muss festgehalten werden, dass diese Scores nicht immer mit der Sportr&uuml;ckkehr der Patienten korrelieren. Klar belegt ist, dass die OW-HTO als Zusatzeingriff die Ergebnisse von knorpelregenerativen Verfahren verbessert.<sup>16&ndash;18</sup> So kann die 15-Jahres- &Uuml;berlebensrate einer autologen Chondrozytenimplantation (ACI) durch eine begleitende Osteotomie von 66 auf 88 % gesteigert werden.</p> <h2>Rehabilitation und Sportr&uuml;ckkehr</h2> <p>Durch winkelstabile Implantate ist eine funktionelle Nachbehandlung m&ouml;glich: 4&ndash;6 Wochen Bodenkontakt, ROM frei, CPM, schrittweiser Belastungsaufbau, Vollbelastung nach 3 Monaten. Begleitender Knorpelschaden verl&auml;ngert die Rehabilitation nicht, beeinflusst jedoch die empfohlene Teilbelastung und den freigegebenen Bewegungsumfang. In den ersten 4&ndash;6 Wochen sollte Radfahren vermieden werden.</p> <p><strong>Postoperative Sportf&auml;higkeit</strong><br /> Sieht man die aktuell publizierte Literatur &uuml;ber die Sportr&uuml;ckkehr nach Umstellungsosteotomie durch, kehren bis zu 90 % der Sportler wieder zur&uuml;ck in den Sport, jedoch bei reduziertem Leistungsniveau. Zus&auml;tzlich findet in vielen F&auml;llen ein Wechsel auf Sportarten statt, die einen geringeren Impact haben. So werden Sportarten wie Tennis, Fu&szlig;ball, Handball und Basketball nur mehr in geringem Ausma&szlig; betrieben, wobei Tennis noch am h&auml;ufigsten Fortsetzung findet. Andere Sportarten wie Wandern und Schwimmen werden favorisiert und es gibt interessanterweise auch einen hohen Anteil an Skifahrern, die ihren Sport fortsetzen.<br /> Die Sportf&auml;higkeit nach HTO ist zus&auml;tzlich eng an die begleitenden Eingriffe, wie etwa knorpelregenerative Eingriffe, gekoppelt. Hinsichtlich der Sportaus&uuml;bung nach Osteotomie zeigt sich, dass die Motivation eigentlich der entscheidenste Faktor ist, ob ein Patient nach einer Osteotomie Sport treibt und in welcher Intensit&auml;t er das tut.19 Dies ist sogar weitgehend unabh&auml;ngig von den Beschwerden, die der Patient hat. Das hei&szlig;t, Patienten nehmen leichte bis m&auml;&szlig;ige Beschwerden in Kauf, um weiterhin Sport zu betreiben. Das hat zur Folge, dass Patienten, die eine hohe Motivation haben, postoperativ auch belastende Sportarten wieder aufnehmen.<br /> Speziell bei den Patienten mit einer moderaten medialen Arthrose im mittleren Alter ist die Hemiarthroplastik ein Konkurrenzverfahren, wobei hier altersabh&auml;ngig und auch abh&auml;ngig von der Erwartungshaltung des Patienten eine entsprechende Beratungsentscheidung getroffen werden muss. Prinzipiell kann auch im letzten Cochrane Review von 2014 festgestellt werden, dass die Osteotomie einen positiven Effekt auf die Gelenkerhaltung hat. Eine Entscheidungshilfe zwischen OW- und CW-Osteotomie l&auml;sst sich aus den vorhandenen Studien derzeit nicht ablesen.<sup>20</sup></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Kutzner I et al.: J Biomech 2010; 43(11): 2164-73 <strong>2</strong> D&rsquo;Lima DD et al.: NJ Orthop Res 2008; 26(12): 1549-55 <strong>3</strong> Mina C et al.: Am J Sports Med 2017; 36(5): 949-55 <strong>4</strong> Galla M, Lobenhoffer P: Operative Orthop&auml;die und Traumatologie 2004; 16: 397-417 <strong>5</strong> Kim JH et al.: PLoS ONE 2017; 12: e0181328-9 <strong>6</strong> Puddu G et al.: Int Orthop 2010; 34(2): 239-47 <strong>7</strong> Chahla J et al.: Orthop J Spots Med 2016; 4(6): 2325967116649901 <strong>8</strong> Paley D, Pfeil J: Orthopade 2000; 29(1): 18-38 <strong>9</strong> Moreland JR et al.: J Bone Joint Surg 1987; 69(5): 745-9 <strong>10</strong> Hsu RW et al.: Clin Orthop Relat Res 1990; (255): 215-27 <strong>11</strong> Cooke TD et al.: Orthop Clin North Am 1994; 25(3): 387- 93 <strong>12</strong> Paley D, Tetsworth K: Clin Orthop Relat Res 1992; (280): 65-71 <strong>13</strong> Jakob RP, Jacobi M: Orthopade 2004; 33(2): 143-52 <strong>14</strong> Miniaci A et al.: Clin Orthop Relat Res 1989; (246): 250-9 <strong>15</strong> Kahlenberg CA, Williams RJ: Arthroscopy 2017; 33(2): 486-92 <strong>16</strong> Bode G et al.: Arthroscopy 2015; 23(7): 1949-55 <strong>17</strong> Bode G et al.: Int Orthop 2015; 39(4): 689-96 <strong>18</strong> Minas T et al.: Clin Orthop Relat Res 2013; 472(1): 41-51 <strong>19</strong> Bonnin MP et al.: Arthroscopy 2013; 21(1): 64-73 <strong>20</strong> Brouwer RW et al.: Cochrane Database Syst Rev 2014; (12): CD004019</p> <p><strong>Weiterf&uuml;hrende Literatur:</strong></p> <ul> <li>Nehrer S, Valderrabano V, Engelhardt M (Hrsg): Knorpel und Arthrose im Sport (5. GOTS-Expertenmeeting). Jena: Vopelius Verlag, 2019</li> </ul> </div> </p>
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