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Stellenwert der mRt-Untersuchung bei pertrochantären Frakturen
Jatros
Autor:
Dr. Dominik Roider
Unfallkrankenhaus Lorenz Böhler, Wien E-Mail: dominik.roider@auva.at
30
Min. Lesezeit
17.11.2016
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<p class="article-intro">Bei Patienten mit den klinischen Zeichen einer pertrochantären Fraktur und negativem Nativröntgen muss, insbesondere bei vorbestehender Einschränkung in der Mobilität, eine unverschobene pertrochantäre Fraktur ausgeschlossen werden. Die diagnostische Methode der Wahl in diesen Situationen ist die MRT-Untersuchung. Patienten mit Frakturen des Trochanter major können mit entsprechender Schmerztherapie mobilisiert werden. Nicht dislozierte pertrochantäre Frakturen können sowohl mit intramedullären als auch mit extramedullären Implantaten mit gutem Outcome stabilisiert werden. </p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Pertrochantäre Femurfrakturen gehören zu den häufigsten Frakturen des alten Menschen und werden meist durch banale Stürze im häuslichen Umfeld verursacht. Generell ist die Diagnose einer pertrochantären Fraktur mit klinischer Untersuchung und Röntgenbildern in zwei Ebenen zu stellen. Bei dementen Patienten mit Schmerzen im Bereich der Hüfte, unklarer Anamnese und negativem Röntgenbefund ist die Diagnosefindung oftmals erschwert, vor allem weil die klassische Symptomatik der pertrochantären Fraktur mit Außenrotation und Verkürzung des verletzten Beines bei unverschobenen Frakturen nicht vorhanden ist. In diesen Situationen sind Zusatzuntersuchungen wie eine Computertomografie oder nach Verfügbarkeit auch eine Magnetresonanztomografie notwendig, um die Diagnose zu sichern.</p> <h2>Methodik</h2> <p>Im Rahmen einer retrospektiven Analyse von Daten aus den Jahren 2012 bis 2015 des Unfallkrankenhauses Lorenz Böhler wurden Patienten mit Verdachtsdiagnose einer pertrochantären Fraktur und konsekutiver MRT-Untersuchung analysiert.</p> <h2>Ergebnisse</h2> <p>Insgesamt erhielten 42 Patienten (16 Männer, 26 Frauen, medianes Alter: 78 Jahre) mit der Verdachtsdiagnose einer pertrochantären Femurfraktur im oben genannten Untersuchungszeitraum eine MRT-Untersuchung. Die häufigsten klinischen Symptome bei Aufnahme waren Druckschmerz im Bereich des Trochanter major, Schmerzen bei Stauchung oder Rotation des verletzten Beines und Unfähigkeit, das verletzte Bein gegen die Schwerkraft zu heben. <br /> Bei 21 von 42 Patienten (50 % ) wurde nach der MRT-Untersuchung die Diagnose einer pertrochantären Femurfraktur gestellt. Bei 15 Patienten war das Nativröntgen unauffällig (Abb. 1). Bei einer Patientin mit unauffälligem Röntgenbild wurde drei Tage nach der Aufnahme eine MRT-Untersuchung durchgeführt, die eine Dislokation zeigte (Abb. 2). <br /> Bei Nachweis einer Trochanterfraktur im Nativröntgen (n=17) fand sich in sechs Fällen in der MRT-Untersuchung eine vollständige pertrochantäre Fraktur. Anhand der klinischen Symptome konnte keine Vorhersage bezüglich der zu erwartenden Diagnose getroffen werden. <br /> 19 Patienten mit einer vollständigen Fraktur erhielten eine operative Versorgung, während zwei Patienten aufgrund des Allgemeinzustandes konservativ behandelt wurden. Die Operation wurde im Mittel am Tag nach der stationären Aufnahme durchgeführt. Sechs Patienten erhielten eine Osteosynthese mit einem intramedullären Implantat (3 PFNA, Synthes; 3 ZNN, Zimmer Biomet) und 12 Patienten wurden mit einer dynamischen Hüftschraube operativ versorgt. Bei einem Patienten wurde eine Verschraubung mit zwei kanülierten Schrauben (7,3mm) durchgeführt. Dieser Patient wurde aufgrund einer postoperativen Femurfraktur revidiert und mit einem langen PFNA (Synthes) reoperiert. <br />Der mediane Behandlungszeitraum bei Patienten mit operativer Versorgung lag bei 16 Tagen, während Patienten ohne Nachweis einer vollständigen Fraktur 10 Tage stationär behandelt wurden.</p> <p>Patienten, die mit einer intramedullären Osteosynthese stabilisiert wurden, waren durchschnittlich 18 Tage in stationärer Behandlung. Nach Versorgung mit dynamischer Hüftschraube war die stationäre Behandlungsdauer im Mittel 11 Tage.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1606_Weblinks_s30.jpg" alt="Abb. 1" width="1215" height="837" /><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1606_Weblinks_s31.jpg" alt="Abb. 2" width="1235" height="1411" /></p> <h2>Diskussion</h2> <p>Unverschobene proximale Femurfrakturen sind oftmals klinisch nur schwer zu diagnostizieren. Bei negativem Röntgenbefund, aber bestehender Schmerzsymptomatik und Belastungsunfähigkeit muss eine nicht dislozierte proximale Femurfraktur in Betracht gezogen werden. <br /> Die CT-Untersuchung hat bei dieser Verletzung zur Diagnosesicherung nur einen untergeordneten Stellenwert. Mehrere Studien konnten hier bereits die diagnostische Überlegenheit der MRT-Untersuchung gegenüber einem Multislice-CT darstellen.<sup>1, 2</sup> <br /> Bei Vorliegen einer Fraktur des Trochanter major im Röntgenbild erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen pertrochantären Fraktur deutlich und es sollte daher die Indikation zu einer ergänzenden MRT-Untersuchung, insbesondere vor Beginn einer Mobilisierung, gestellt werden.<sup>3</sup> <br />Ein signifikanter Zusammenhang zwischen einer nicht dislozierten pertrochantären Fraktur und einer Bewegungseinschränkung vor dem Unfall oder Schmerzen bei axialer Belastung bei der klinischen Untersuchung konnte im Rahmen einer Studie gezeigt werden.<sup>4</sup></p></p>
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
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<p><strong>1</strong> Hakkarinen DK et al: Magnetic resonance imaging identifies occult hip fractures missed by 64-slice computed tomography. J Emerg Med 2012; 43(2): 303-7 <strong>2</strong> Haubro M et al: Sensitivity and specificity of CT- and MRI-scanning in evaluation of occult fracture of the proximal femur. Injury 2015; 46(8): 1557-61 <strong>3</strong> Craig JG et al: Fractures of the greater trochanter: intertrochanteric extension shown by MR imaging. M Skeletal Radiol 2000; 29(10): 572-6 <strong>4</strong> Hossain M et al: Is magnetic resonance imaging (MRI) necessary to exclude occult hip fracture? Injury 2007; 38(10): 1204-8</p> <p><strong>Weiterführende Literatur:</strong> <br />Frihagen F et al: MRI diagnosis of occult hip fractures. Acta Orthop 2005; 76(4): 524-30</p>
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