© Getty Images/iStockphoto

Stellenwert der mRt-Untersuchung bei pertrochantären Frakturen

<p class="article-intro">Bei Patienten mit den klinischen Zeichen einer pertrochantären Fraktur und negativem Nativröntgen muss, insbesondere bei vorbestehender Einschränkung in der Mobilität, eine unverschobene pertrochantäre Fraktur ausgeschlossen werden. Die diagnostische Methode der Wahl in diesen Situationen ist die MRT-Untersuchung. Patienten mit Frakturen des Trochanter major können mit entsprechender Schmerztherapie mobilisiert werden. Nicht dislozierte pertrochantäre Frakturen können sowohl mit intramedullären als auch mit extramedullären Implantaten mit gutem Outcome stabilisiert werden. </p> <hr /> <p class="article-content"><p>Pertrochant&auml;re Femurfrakturen geh&ouml;ren zu den h&auml;ufigsten Frakturen des alten Menschen und werden meist durch banale St&uuml;rze im h&auml;uslichen Umfeld verursacht. Generell ist die Diagnose einer pertrochant&auml;ren Fraktur mit klinischer Untersuchung und R&ouml;ntgenbildern in zwei Ebenen zu stellen. Bei dementen Patienten mit Schmerzen im Bereich der H&uuml;fte, unklarer Anamnese und negativem R&ouml;ntgenbefund ist die Diagnosefindung oftmals erschwert, vor allem weil die klassische Symptomatik der pertrochant&auml;ren Fraktur mit Au&szlig;enrotation und Verk&uuml;rzung des verletzten Beines bei unverschobenen Frakturen nicht vorhanden ist. In diesen Situationen sind Zusatzuntersuchungen wie eine Computertomografie oder nach Verf&uuml;gbarkeit auch eine Magnetresonanztomografie notwendig, um die Diagnose zu sichern.</p> <h2>Methodik</h2> <p>Im Rahmen einer retrospektiven Analyse von Daten aus den Jahren 2012 bis 2015 des Unfallkrankenhauses Lorenz B&ouml;hler wurden Patienten mit Verdachtsdiagnose einer pertrochant&auml;ren Fraktur und konsekutiver MRT-Untersuchung analysiert.</p> <h2>Ergebnisse</h2> <p>Insgesamt erhielten 42 Patienten (16 M&auml;nner, 26 Frauen, medianes Alter: 78 Jahre) mit der Verdachtsdiagnose einer pertrochant&auml;ren Femurfraktur im oben genannten Untersuchungszeitraum eine MRT-Untersuchung. Die h&auml;ufigsten klinischen Symptome bei Aufnahme waren Druckschmerz im Bereich des Trochanter major, Schmerzen bei Stauchung oder Rotation des verletzten Beines und Unf&auml;higkeit, das verletzte Bein gegen die Schwerkraft zu heben. <br /> Bei 21 von 42 Patienten (50 % ) wurde nach der MRT-Untersuchung die Diagnose einer pertrochant&auml;ren Femurfraktur gestellt. Bei 15 Patienten war das Nativr&ouml;ntgen unauff&auml;llig (Abb. 1). Bei einer Patientin mit unauff&auml;lligem R&ouml;ntgenbild wurde drei Tage nach der Aufnahme eine MRT-Untersuchung durchgef&uuml;hrt, die eine Dislokation zeigte (Abb. 2). <br /> Bei Nachweis einer Trochanterfraktur im Nativr&ouml;ntgen (n=17) fand sich in sechs F&auml;llen in der MRT-Untersuchung eine vollst&auml;ndige pertrochant&auml;re Fraktur. Anhand der klinischen Symptome konnte keine Vorhersage bez&uuml;glich der zu erwartenden Diagnose getroffen werden. <br /> 19 Patienten mit einer vollst&auml;ndigen Fraktur erhielten eine operative Versorgung, w&auml;hrend zwei Patienten aufgrund des Allgemeinzustandes konservativ behandelt wurden. Die Operation wurde im Mittel am Tag nach der station&auml;ren Aufnahme durchgef&uuml;hrt. Sechs Patienten erhielten eine Osteosynthese mit einem intramedull&auml;ren Implantat (3 PFNA, Synthes; 3 ZNN, Zimmer Biomet) und 12 Patienten wurden mit einer dynamischen H&uuml;ftschraube operativ versorgt. Bei einem Patienten wurde eine Verschraubung mit zwei kan&uuml;lierten Schrauben (7,3mm) durchgef&uuml;hrt. Dieser Patient wurde aufgrund einer postoperativen Femurfraktur revidiert und mit einem langen PFNA (Synthes) reoperiert. <br />Der mediane Behandlungszeitraum bei Patienten mit operativer Versorgung lag bei 16 Tagen, w&auml;hrend Patienten ohne Nachweis einer vollst&auml;ndigen Fraktur 10 Tage station&auml;r behandelt wurden.</p> <p>Patienten, die mit einer intramedull&auml;ren Osteosynthese stabilisiert wurden, waren durchschnittlich 18 Tage in station&auml;rer Behandlung. Nach Versorgung mit dynamischer H&uuml;ftschraube war die station&auml;re Behandlungsdauer im Mittel 11 Tage.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1606_Weblinks_s30.jpg" alt="Abb. 1" width="1215" height="837" /><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1606_Weblinks_s31.jpg" alt="Abb. 2" width="1235" height="1411" /></p> <h2>Diskussion</h2> <p>Unverschobene proximale Femurfrakturen sind oftmals klinisch nur schwer zu diagnostizieren. Bei negativem R&ouml;ntgenbefund, aber bestehender Schmerzsymptomatik und Belastungsunf&auml;higkeit muss eine nicht dislozierte proximale Femurfraktur in Betracht gezogen werden. <br /> Die CT-Untersuchung hat bei dieser Verletzung zur Diagnosesicherung nur einen untergeordneten Stellenwert. Mehrere Studien konnten hier bereits die diagnostische &Uuml;berlegenheit der MRT-Untersuchung gegen&uuml;ber einem Multislice-CT darstellen.<sup>1, 2</sup> <br /> Bei Vorliegen einer Fraktur des Trochanter major im R&ouml;ntgenbild erh&ouml;ht sich die Wahrscheinlichkeit einer vollst&auml;ndigen pertrochant&auml;ren Fraktur deutlich und es sollte daher die Indikation zu einer erg&auml;nzenden MRT-Untersuchung, insbesondere vor Beginn einer Mobilisierung, gestellt werden.<sup>3</sup> <br />Ein signifikanter Zusammenhang zwischen einer nicht dislozierten pertrochant&auml;ren Fraktur und einer Bewegungseinschr&auml;nkung vor dem Unfall oder Schmerzen bei axialer Belastung bei der klinischen Untersuchung konnte im Rahmen einer Studie gezeigt werden.<sup>4</sup></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Hakkarinen DK et al: Magnetic resonance imaging identifies occult hip fractures missed by 64-slice computed tomography. J Emerg Med 2012; 43(2): 303-7 <strong>2</strong> Haubro M et al: Sensitivity and specificity of CT- and MRI-scanning in evaluation of occult fracture of the proximal femur. Injury 2015; 46(8): 1557-61 <strong>3</strong> Craig JG et al: Fractures of the greater trochanter: intertrochanteric extension shown by MR imaging. M Skeletal Radiol 2000; 29(10): 572-6 <strong>4</strong> Hossain M et al: Is magnetic resonance imaging (MRI) necessary to exclude occult hip fracture? Injury 2007; 38(10): 1204-8</p> <p><strong>Weiterf&uuml;hrende Literatur:</strong> <br />Frihagen F et al: MRI diagnosis of occult hip fractures. Acta Orthop 2005; 76(4): 524-30</p> </div> </p>
Back to top