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Spotlights aus St. Gallen
Leading Opinions
Autor:
Mag. Christine Lindengrün
30
Min. Lesezeit
28.09.2017
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<p class="article-intro">Mehr als 1200 Teilnehmer besuchten im Juni den Kongress der Swiss Orthopaedics. Eine kleine Auswahl aus den über 200 präsentierten Arbeiten haben wir hier für Sie zusammengestellt.</p>
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<p class="article-content"><h2>Schulterrevision</h2> <p>Periprothetische Low-Grade-Infektionen an der Schulter werden in der Regel mit antibiotikahaltigen Zementspacern versorgt. Wie sich dies auf das funktionelle Outcome auswirkt, haben Florian Grubhofer et al. aus Zürich untersucht (Poster P96). Sie unterteilten ihre Patienten in drei Gruppen, je nach Behandlung mit inverser Totalendoprothese (n=23), der mit Hemiarthroplastie (n=6) oder der mit Spacern (n=9). In diesem Patientenkollektiv zeitigte die zweizeitige Revision mit Reimplantation einer inversen Schulterprothese das beste funktionelle Ergebnis. Die Infektion konnte mit antibiotikahaltigem Zement zu 96 % beseitigt werden. Die Verwendung eines Spacers über mehr als 6 Monate verursachte Glenoiddestruktionen, welche die Implantation einer inversen Prothese erschwerten oder sogar unmöglich machten.</p> <h2>Sprunggelenkrevision</h2> <p>Die Revisionsrate nach Sprunggelenk­ersatz bei Patienten unter 50 Jahren (n=129) im Vergleich zu der bei älteren (n=784) evaluierten Nicolas Züllig et al. vom Kantonsspital Baselland (Freie Mitteilung FM69). Insgesamt hatten sich 10 % der Patienten einer Revisionsoperation unterziehen müssen. Die Revisionsrate war aber in der Gruppe der jüngeren Patienten nicht signifikant höher, trotz höherer Beanspruchung des Gelenks. Dieses Ergebnis steht im Kontrast zu Resultaten von Studien über Totalendoprothetik bei anderen Gelenken, in denen meist höhere Revisionsraten bei den jüngeren Patienten gefunden werden. Allerdings war der Beobachtungszeitraum mit median 5 Jahren relativ kurz.</p> <h2>Arthroplastie bei Hämophilie</h2> <p>Gute mittel- und langfristige Ergebnisse eines totalen Sprunggelenkersatzes bei Patienten mit hämophiler Arthropathie berichteten Franziska Eckers et al. aus Zürich (Poster P78). Im Gegensatz zur Arthrodese wird die Mobilität des Gelenkes erhalten, was vor allem bei jungen Patienten zu höherer Zufriedenheit beiträgt. Das Implantatüberleben scheint jedoch bei Hämophiliepatienten kürzer zu sein als bei anderen. Die Mehrheit der meist jungen Patienten muss leider mit einer Revisionsoperation rechnen.</p> <h2>Impingement</h2> <p>Die Hüft-ROM-Messung bei femoroacetabulärem Impingement-Syndrom wird zuverlässiger und reproduzierbarer, wenn man zur Messung einen Gyrosensor verwendet. Dies haben die Orthopäden des Berner Inselspitals festgestellt (Lerch TD et al., Poster P53).</p> <h2>Zugang zum Knie</h2> <p>Inwiefern die Art des Zugangs zum Knie (medial oder lateral) die Komponentenposition bei totaler Knieendoprothetik beeinflusst, haben Filippo-Franco Schiapparelli et al. in Basel untersucht (Poster P67). Mittels 3D-CT konnte festgestellt werden, dass bei den Patienten, die mit einem lateralen Zugang operiert worden waren, die Tibiakomponente signifikant weniger intern und mehr extern rotiert war. Sonst wurden keine signifikanten Unterschiede in der femoralen und tibialen Komponentenposition gesehen, auch die Ganzbeinachse zeigte keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.</p> <h2>Knieteilprothese</h2> <p>Dass nicht nur junge Patienten von einer patellofemoralen Arthroplastie profitieren, zeigten Gyözö Lehoczky et al. (Poster P63): In einer Serie von 16 konsekutiven Patienten mit isolierter patellofemoraler Osteoarthritis, die am Universitätsspital Basel mit 18 HemiCap®-Prothesen versorgt worden waren, profitierten auch die älteren Patienten (>50 Jahre) in Form von signifikanten Verbesserungen in den Funktions- und Schmerzscores sowie niedrigerer Morbidität und weniger Blutverlust im Vergleich zu totaler Kniearthroplastie. Im Beobachtungszeitraum (18–30 Monate) zeigte sich jedoch bei den Älteren eine leichte, nicht signifikante Progression der Osteoarthritis. Weitere Studien mit grösseren Patientengruppen und längerer Beobachtungsdauer sind notwendig, um diese Ergebnisse zu bestätigen, betonen die Autoren.</p> <h2>Knie-TEP und Drogenkonsum</h2> <p>David Bauer et al. von der Universitätsklinik Balgrist haben die Komplikationsrate nach Knietotalendoprothetik bei Patienten mit intravenösem Drogenkonsum retrospektiv untersucht (Freie Mitteilung FM37). Im Follow-up-Zeitraum von 1,5 bis 19,3 Jahren benötigten 7 von 12 Patienten eine Revisionsoperation wegen periprothetischer Infektionen; bei 3 Patienten musste sogar amputiert werden. Die Autoren schlussfolgern, dass Patienten, die in der Anamnese einen intravenösen Drogenkonsum aufweisen, ein sehr hohes Risiko für schwere Komplikationen nach Knie-TEP haben. Bei diesen Patienten sollten daher möglichst andere Behandlungsoptionen der Osteoarthritis ausgeschöpft werden.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: 77<sup>th</sup> Swiss Orthopaedics, 28.–30. Juni 2017, St. Gallen
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