Sport von 17 minus bis 70 plus

<p class="article-intro">„Wir möchten mit unserem Sportkongress die Medizin zum Sport und den Sport zur Medizin bringen, alle Altersgruppen und Ausbildungsniveaus ansprechen und eine optimale Plattform für interessante Vorträge, Diskussionen und Kontakte bieten.“ (Dr. Karl-Heinz Kristen, Wien) </p> <hr /> <p class="article-content"><p>Bestm&ouml;gliche sportmedizinische Betreuung stand auch heuer wieder im Mittelpunkt beim Sportmedizinischen Grundkurs der GOTS, Sektion &Ouml;sterreich, in Podersdorf. Unter dem Motto &bdquo;Do the right thing&ldquo; wurde unter anderem der Frage nachgegangen, wie diese f&uuml;r unterschiedlichste Sportbereiche, Zielgruppen und Altersstufen gew&auml;hrleistet werden kann.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1605_Weblinks_Seite12.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Sport im Alter</h2> <p>&bdquo;70 ist das neue 40&ldquo;, konstatiert Prof. Dr. Stefan Nehrer, Donau-Universit&auml;t Krems, und meint damit die Anspr&uuml;che, die &auml;ltere Menschen heutzutage an ihre Mobilit&auml;t und Lebensqualit&auml;t stellen. Viele wollen auch noch Sport betreiben. Die allgemeine und sportliche Leistungsf&auml;higkeit eines gesunden Menschen sinkt aber nach dem 60. Lebensjahr rapide ab. Dazu machen sich Abn&uuml;tzungserscheinungen bemerkbar: &bdquo;Mit 65 ist jeder Dritte bis Vierte von Arthrose betroffen&ldquo;, so Nehrer. &bdquo;Mit 80 hat dann jeder von uns in irgendeinem Gelenk Arthrose.&ldquo;<br /> Die altersbedingte Knorpeldegeneration ist ein geplanter Prozess, der eigentlich nicht aufzuhalten ist, erkl&auml;rt Nehrer: &bdquo;Genetische Ver&auml;nderungen in den Knorpelzellen, die zu Degeneration und Apoptose f&uuml;hren, sind von der Natur vorprogrammiert.&ldquo; Beschleunigt wird dieser Vorgang durch Fehlstellungen, Bandinstabilit&auml;ten und Gelenksverletzungen, z.B. an Meniskus oder Kreuzband, aber auch durch Stoffwechselerkrankungen und Adipositas. Knorpelgewebe hat keine Gef&auml;&szlig;versorgung, d.h., Knorpel heilt nicht: Nach Verletzungen wird lediglich Narbengewebe gebildet. Knorpel hat aber keine Nerven, das bedeutet: Man sp&uuml;rt Sch&auml;den nicht. Nehrer r&auml;t daher Patienten nach Knieverletzungen, &bdquo;sorgsam mit ihrem Knorpel umzugehen&ldquo;, um die Arthroseentwicklung zu verz&ouml;gern. Dazu geh&ouml;rt, &Uuml;bergewicht zu vermeiden und auf Sportarten umzusteigen, die weniger gelenksbelastend sind. Hohes K&ouml;rpergewicht hat nicht nur wegen der Gelenksbelastung einen negativen Einfluss auf Arthroseentstehung und -verlauf: Fettgewebe produziert auch Entz&uuml;ndungsmediatoren, die Arthrose f&ouml;rdern.</p> <h2>Arthrose: Ma&szlig;nahmen und Therapieans&auml;tze</h2> <p>Die Entwicklung von Arthrose wird einerseits durch &Uuml;berbelastung gef&ouml;rdert (Aktivierung von inflammatorischen Prozessen, enzymatische Degeneration, Apoptose), andererseits aber auch durch Immobilit&auml;t.<sup>1</sup> Denn &bdquo;biopositive Reize&ldquo;, wie Gehen und zyklische Belastungen, stimulieren Syntheseprozesse und hemmen inflammatorische Prozesse und oxidativen Stress. Wie viel Bewegung ist also jetzt anzuraten? &bdquo;Es scheint einen kritischen Punkt zu geben, ab dem Sport knorpelsch&auml;digend wirkt&ldquo;, sagt Nehrer. Dieser liegt bei 5&ndash;7 Stunden pro Woche und 1,5&ndash;2 Stunden pro Belastungseinheit. <br /> Als gelenkserhaltende Ma&szlig;nahmen bei Knorpelschaden und Arthrose stehen zun&auml;chst Lebensstilver&auml;nderungen hinsichtlich Ern&auml;hrung, Sport- und Belastungsgewohnheiten im Vordergrund sowie die Reduktion der entz&uuml;ndlichen Reaktion. &bdquo;Akzeptieren Sie nicht, dass Ihr Patient eine Entz&uuml;ndung hat!&ldquo;, betont Nehrer. Denn das Entz&uuml;ndungsgeschehen beschleunigt den Knorpelabbau. F&uuml;r das Einbringen bzw. Bereitstellen von Glucosamin, Chondroitin und Hyaluronat gibt es laut Nehrer nur schwache Evidenz im Sinne eines verz&ouml;gerten Knorpelabbaus. Ein Therapieversuch sei dennoch anzuraten, denn man m&uuml;sse bedenken, dass Arthrose eine Erkrankung mit starken Symptomschwankungen ist. Ein signifikanter Wirk&shy;effekt ist somit schwer nachzuweisen: &bdquo;Bei Arthrosestudien liegt der Placeboeffekt bei 60 bis 70 % . Das ist f&uuml;r ein Medikament schwer zu &uuml;berbieten.&ldquo; Zunehmende Evidenz gibt es laut Nehrer f&uuml;r &bdquo;platelet-rich plasma&ldquo; (PRP). Kortison zeigt eine starke schmerzreduzierende und entz&uuml;ndungshemmende Wirkung bei Arthrose, jedoch hemmt es auch die Chondrozytenaktivit&auml;t. <br /> In weiterer Folge helfen operative Ma&szlig;nahmen (Knorpelbehandlung, Korrektur der Gelenkachsen), den Gelenkersatz hinauszuz&ouml;gern oder sogar zu vermeiden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1605_Weblinks_Seite13.jpg" alt="" width="428" height="444" /></p> <h2>&bdquo;Arthroseadaptierter&ldquo; Sport</h2> <p>Bewegung beeinflusst den Arthroseverlauf positiv, daher soll willigen Patienten nicht prinzipiell vom Sport abgeraten werden. Empfohlene Sportarten sind Wandern, Nordic Walking, Schilanglauf, Radfahren, Schwimmen und isometrische &Uuml;bungen. Auch Golf und Tennis k&ouml;nnen ausge&uuml;bt werden, wenn die Bewegungen dahingehend adaptiert werden, dass die Gelenke nicht &uuml;berstreckt und ausgepr&auml;gte Rumpf&shy;rotationen vermieden werden. Keinesfalls d&uuml;rfe der Patient &bdquo;mit Schmerzmitteln sportf&auml;hig&ldquo; gemacht werden, wie Nehrer betont.<br /> Krafttraining ist ebenfalls empfehlenswert, weil Ausdauersportarten oft nicht gen&uuml;gen, um die Muskulatur im Alter kr&auml;ftig zu erhalten. &Auml;hnlich wie bei Osteoporose sollten auch bei Arthrose gef&uuml;hrte Bewegungen gegen leichten Widerstand und nicht bis zur Maximalbelastung ausgef&uuml;hrt werden. Die Gelenke d&uuml;rfen dabei keinen Quer- und Scherkr&auml;ften ausgesetzt werden. <br /> Vitamin D sollte zumindest in den Wintermonaten substituiert werden. &bdquo;Vitamin D und kalziumreiche Ern&auml;hrung dienen nicht nur der Osteoporosepr&auml;vention, sondern sind auch bei Arthrose wichtig&ldquo;, so Nehrer. &bdquo;Eine Kontrolle der Vitamin-D-Spiegel bei Arthrosepatienten ist jedenfalls anzuraten.&ldquo;</p> <h2>Die kindliche Wirbels&auml;ule</h2> <p>R&uuml;ckenschmerzen bei Kindern und Jugendlichen sind laut internationalen Studien im Zunehmen, die Inzidenz steigt mit dem Lebensalter. &bdquo;Wenn Kinder R&uuml;ckenschmerzen haben, sollte das immer ein absolutes Warnzeichen sein&ldquo;, betont Prof. Dr. Petra Krepler, Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Orthop&auml;die, Wien. Zwar sind etwa zwei Drittel der Beschwerden als unspezifisch einzustufen, ernsthafte Erkrankungen (Entz&uuml;ndungen, Tumoren) oder Traumata m&uuml;ssen aber unbedingt ausgeschlossen werden. <br /> Bei Kindern, die Sport betreiben, tritt R&uuml;ckenschmerz je nach Sportart zwischen 1 % und 30 % auf. Verletzungsgefahr f&uuml;r die Wirbels&auml;ule bergen vor allem Sportarten wie Ger&auml;teturnen, American Football, Gewichtheben und Ringen, aber auch Tanzen, Rudern, Schwimmen und Golf.<br /> Besonders bei M&auml;dchen ist h&auml;ufig eine Spondylolyse oder Spondylolisthese am lumbosakralen &Uuml;bergang die Ursache f&uuml;r R&uuml;ckenschmerz. Zyklisch reklinierende Sportarten (Turnen, Tanzen, Eiskunstlauf, Trampolinspringen), aber auch Judo und Speerwerfen beg&uuml;nstigen Spondylolyse und Spondylolisthese. Morbus Scheuermann und Bandscheibenvorf&auml;lle kommen ebenfalls als Schmerzursache infrage.<br /> &bdquo;Skoliosen werden h&auml;ufig diagnostiziert und sollten beachtet werden, sie sind aber bei Kindern meist nicht die Ursache von Schmerzen&ldquo;, so Krepler. &bdquo;Ebenso verursacht &Uuml;berbelastung &ndash; im Gegensatz zu Erwachsenen &ndash; bei Kindern so gut wie nie R&uuml;ckenschmerzen.&ldquo;</p> <h2>Verletzungspr&auml;vention im Fu&szlig;ball</h2> <p>&bdquo;Fu&szlig;ball geh&ouml;rt zu den Teamsportarten mit dem h&ouml;chsten Verletzungsrisiko, 96 % aller Verletzungen entstehen jedoch ohne K&ouml;rperkontakt&ldquo;, berichtet Dr. Bernd Hiller vom UKH Salzburg. Pr&auml;ventive Ma&szlig;nahmen beginnen bei der Ausr&uuml;stung: Schmuckverbot, Stollenkontrolle und Schienbeinschonerpflicht sollten nicht nur beim Match, sondern auch beim Training Standard sein. Auch ein strenges Regelwerk kann Verletzungen reduzieren: Seit Ellbogenchecks und das &bdquo;Hineingr&auml;tschen von hinten&ldquo; h&auml;rter bestraft werden, sind solcherart begr&uuml;ndete Verletzungen deutlich zur&uuml;ckgegangen. F&uuml;r Kinder ist es wichtig, dass sie mit kleineren, leichteren B&auml;llen spielen. So kann chronische &Uuml;berbelastung vermieden werden. <br /> &bdquo;Im Frauenfu&szlig;ball steigt das Verletzungsrisiko einerseits durch intrinsische Ursachen wie die valgische Beinachse, Bandlaxizit&auml;t und h&ouml;here Gelenksinstabilit&auml;t&ldquo;, erkl&auml;rt Ruth Mechtler vom Orthop&auml;dischen Spital Speising, Wien. &bdquo;Andererseits erfahren Fu&szlig;ballerinnen meist auch weniger Unterst&uuml;tzung, was pr&auml;saisonale Vorbereitung und sportliche Ausstattung betrifft.&ldquo; Eine Besonderheit des Fu&szlig;ballsports sind die seitendifferenten Belastungsmuster. Die meisten Fu&szlig;baller haben ein bevorzugtes Schuss- bzw. Standbein, nur wenige sind &bdquo;beidbeinig&ldquo;. Seitendifferente Belastungen k&ouml;nnen zu Komplikationen bis hin zum funktionellen Beckenschiefstand f&uuml;hren. Hiller empfiehlt Fu&szlig;ballern zus&auml;tzliche &Uuml;bungen, welche die einseitige Belastung ausgleichen.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Bader DL et al: Biomechanical influence of cartilage homeostasis in health and disease. Arthritis 2011; Article ID 979032</p> </div> </p>
Back to top