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Spinale Brüche bei Bechterew und DISH
Jatros
30
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30.03.2017
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<p class="article-intro">Frakturen im Zusammenhang mit ankylosierenden Erkrankungen (ASD) sind im Zunehmen: einerseits wegen der steigenden Lebenserwartung, andererseits wegen höherer Mobilitäts- und Aktivitätsansprüche bei älteren Menschen im Vergleich zu früher. Oft ist die untere Halswirbelsäule betroffen. Das Risiko für eine verzögerte Diagnose ist hoch. Damit verbunden ist eine hohe neurologische Komplikationsrate.</p>
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<p class="article-content"><p>Prinzipiell müsse – so Dr. Sebastian Hartmann, Ph.D., Universitätsklinik für Neurochirurgie, Innsbruck – zwischen der entzündlichen Spondylitis ankylosans (Mb. Bechterew) und der weitaus häufigeren nicht entzündlichen diffusen idiopathischen skelettalen Hyperostose (DISH), die häufig mit Diabetes und Adipositas assoziiert ist (Tab. 1), unterschieden werden. Bei beiden Formen ist das spinale Frakturrisiko im Vergleich zur normalen Population signifikant erhöht. Am häufigsten ist hierbei die Halswirbelsäule betroffen. Auslösend sind meist Hyperextensions- Flexions-Traumata (70 % ), bei 5–10 % der Patienten genügte aber oft schon ein minimales Trauma oder auch nur eine Kopfbewegung.<br /><br /> Typischerweise verlaufen die Frakturen bei Mb. Bechterew durch den Intervertebralraum, bei DISH eher durch den Wirbelkörper. „Oft sind diese Brüche kompliziert und schwer behandelbar“, so Hartmann. „Weil der Hebelarm bei diesen Patienten aufgrund der spinalen Fusion größer ist, besteht ein hohes Risiko für B-Frakturen mit sekundärer Verschlechterung zur C-Fraktur und schweren neurologischen Folgeschäden.“ Erschwerend kommt hinzu, dass diese Knochenbrüche oft verzögert behandelt werden, da sie erst nach Tagen symptomatisch werden bzw. im Röntgen nicht sichtbar sind und CT- bzw. MRT-Untersuchungen bei initial milder Symptomatik oft nicht durchgeführt werden. In vielen Fällen entsteht so eine „fatale Pause“ zwischen Verletzung und Versorgung, während der es zu einer dramatischen neurologischen Verschlechterung kommen kann. „Bei Bechterewund DISH-Patienten sollte daher – auch bei nur schwachen klinischen Hinweisen – immer ein CT oder MRT der gesamten Wirbelsäule durchgeführt werden, um unbemerkte Frakturen zu detektieren“, betont Hartmann.<br /><br /> Abgesehen von der Gefahr einer neurologischen Verschlechterung sind zervikale Wirbelfrakturen bei ASD auch mit einem hohen Risiko für pulmonale und kardiale Komplikationen behaftet (25–30 % ). Die Mortalitätsrate wird mit 7–25 % angegeben, im Vergleich zu 0,4 % bei Frakturpatienten ohne ASD.<br /> In der chirurgischen Versorgung von Frakturen bei ASD-Patienten sei es wichtig, eine posteriore Stabilisierung bzw. 360°-Instrumentalisierung durchzuführen. „Vor allem Frakturen der Halswirbelsäule zeigen bei reinen anterioren Versorgungsstrategien eine hohe Implantat-assoziierte Komplikationsrate“, sagt Hartmann. Bei zervikalen Korporektomien kann diese Komplikationsrate (1-Level) auf bis zu 50 % ansteigen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Ortho_1702_Weblinks_s89_tab1.jpg" alt="" width="1419" height="678" /></p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: 18. Symposium der Österreichischen Gesellschaft für
Wirbelsäulenchirurgie, 28. Jänner 2017, Wien
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