Bedeutung der Meniskuschirurgie in der Sportorthopädie

Schnell wieder fit – dafür frühe Arthrose?

<p class="article-intro">Muss man Kompromisse eingehen, um in seinem Sport erfolgreich zu sein, oder lässt sich der scheinbare Widerspruch doch vereinbaren?</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Eine Meniskusnaht hat bei Sportlern grunds&auml;tzlich eine gute Prognose und sollte deshalb trotz im Einzelfall l&auml;ngerer Rehabilitation forciert werden. Bei Profisportlern sollte aber auf Rekonstruktionen mit schlechten Erfolgsaussichten verzichtet werden.</li> <li>Bei funktionellem Meniskusverlust ist eine Meniskus-Allograft- Transplantation alternativlos und auch bei Sportlern Erfolg versprechend.</li> </ul> </div> <p>Meniskusrisse zwingen aktive Sportler in eine Verletzungspause, die abh&auml;ngig von der Sportart und den Begleitverletzungen in der Dauer variiert. W&auml;hrend eine unkomplizierte und isolierte Meniskusruptur manchmal nur vier Wochen Pause bedeutet, kann es bei einer f&uuml;r einen Schifahrer typischen Kombinationsverletzung von Meniskus, Seiten- und Kreuzband schnell ein Jahr bis zur vollst&auml;ndigen Genesung dauern.<br /> Zwar zeigen sich Sportler w&auml;hrend der Rehabilitation in der Regel besonders motiviert, was die Dauer deutlich verk&uuml;rzen kann, andererseits kann dieser &uuml;bertriebene Ehrgeiz auch zu unvern&uuml;nftig fr&uuml;hen und hohen Belastungen f&uuml;hren, die das Operationsergebnis gef&auml;hrden. Hier kommt dem behandelnden Arzt eine besondere Verantwortung zu, stets auch die langfristigen gesundheitlichen Konsequenzen f&uuml;r den Patienten im Auge zu behalten.</p> <h2>Meniskusruptur</h2> <p>Wir wissen seit Fairbanks 1948 (&bdquo;Knee joint changes after meniscectomy&ldquo;), dass Verlust von Meniskusgewebe und/oder Meniskusfunktion zu schwerwiegenden biomechanischen Konsequenzen im Kniegelenk f&uuml;hrt, die letztlich in der Osteoarthrose enden. Deshalb ist das Ziel des Erhalts des Meniskus &ndash; wann immer m&ouml;glich &ndash; unbestritten. <br />Die Voraussetzungen f&uuml;r ein erfolgreiches Meniskusrepair sind in der Regel bei Sportlern sehr gut. Meist handelt es sich um j&uuml;ngere Patienten, die eine h&ouml;here Dichte an Meniskozyten sowie eine geringere Anzahl apoptotischer Zellen aufweisen &ndash; alles Faktoren, die eine Heilung nach Meniskusnaht beg&uuml;nstigen. Zus&auml;tzlich handelt es sich in der Regel um traumatische Rupturen, die eine bessere Tendenz zur Heilung aufweisen als degenerative. <br />In der Literatur liegt die generelle Versagensquote nach Naht zwischen (unrealistischen) 0 % und 50 %. Nicolas Pujol et al haben 2015 f&uuml;r traumatische Rupturen eine vollst&auml;ndige Heilung in 60 %, eine partielle Heilung in 25 % sowie eine fehlende Heilung in 15 % der F&auml;lle publiziert. Wenn man ber&uuml;cksichtigt, dass eine teilweise Heilung in der Regel klinisch asymptomatisch bleibt &ndash; zumindest solange der Meniskus stabil ist &ndash;, muss man feststellen, dass bei traumatischen Rupturen unbedingt der Meniskuserhalt angestrebt werden muss, auch wenn daraus unter Umst&auml;nden ein verl&auml;ngertes Rehabilitationsprogramm f&uuml;r den Sportler entsteht. <br />Bedenkt man, dass manche Verletzungsmuster, beispielsweise der Verlust eines rupturierten lateralen Scheibenmeniskus, bei Meniskusresektion sehr rasch zu einer fortgeschrittenen Arthrose f&uuml;hren k&ouml;nnen, ist vielfach die mittel- und langfristige M&ouml;glichkeit zur Sportaus&uuml;bung abh&auml;ngig von einer erfolgreichen Meniskusrekonstruktion. <br />Liegen Kombinationsverletzungen vor, beispielsweise eine Meniskusruptur zusammen mit einem Kreuzbandriss, wird die Rehabilitationsdauer im Wesentlichen durch die Heilung der Kreuzbandverletzung bestimmt. In einer solchen Situation ist die Prognose f&uuml;r eine Meniskusnaht besonders gut, da sich Meniskus und Kreuzband gegenseitig in ihrer Funktion unterst&uuml;tzen. Auch ein positiver Einfluss von Stammzellen und Wachstumsfaktoren durch die kn&ouml;chernen Bohrungen im Rahmen der Kreuzbandplastik wird postuliert. <br />Bei chronischer &Uuml;berlastung im Ausdauersport k&ouml;nnen sich gro&szlig;e horizontale Binnenl&auml;sionen entwickeln, die dann eine typische Meniskussymptomatik ausl&ouml;sen k&ouml;nnen. Falls eine entsprechende Entlastung durch Sportkarenz keine anhaltende Besserung bringt, kann hier eine operative Reparatur notwendig werden. In der Regel wird durch ein Miniopen- Verfahren der Meniskus aufgesucht und die Binnenl&auml;sion ausk&uuml;rettiert, angefrischt und anschlie&szlig;end vern&auml;ht. Obwohl sie vom Erscheinungsbild typischen degenerativen L&auml;sionen &auml;hnlich ist, hat sie P. Beaufils in seiner Arbeit 2017 als Sonderform den traumatischen Rupturen zugerechnet. Wenn eine Sanierung ausbleibt, k&ouml;nnen daraus allerdings bei Durchbruch durch die Meniskusoberfl&auml;che gro&szlig;e horizontale Rupturen entstehen. Nicht selten entstehen durch Eindringen von Gelenksfl&uuml;ssigkeit parameniskale Zysten oder Ganglien. Diese k&ouml;nnen in der Regel arthroskopisch transmeniskal abgesaugt werden. Die fr&uuml;her h&auml;ufig ge&uuml;bte Praxis, bei horizontalen Rupturen den tibialen Anteil zu resezieren, sollte heute vermieden werden, da experimentelle Arbeiten gezeigt haben, dass die Druckverh&auml;ltnisse sich &auml;hnlich wie bei einer vollst&auml;ndigen Resektion verschlechtern. Besser ist m&ouml;glicherweise ein Verschluss der horizontalen Ruptur mit zirkul&auml;ren N&auml;hten, wobei hier die Evidenz f&uuml;r eine &Uuml;berlegenheit noch aussteht. Idealerweise sollten die Stiche knapp unter der Meniskusoberfl&auml;che platziert werden, um tribologischen Problemen am Knorpel vorzubeugen. <br />Eine Meniskusteilresektion sollte bei aktiven Sportlern somit die absolute Ausnahme bei aussichtslosem Meniskuserhalt sein. Bei professionellen Sportlern kann aus existenziellen Gr&uuml;nden nach entsprechender Aufkl&auml;rung bei unsicherer Prognose allerdings auf einen Rekonstruktionsversuch verzichtet werden.</p> <h2>Meniskusersatz</h2> <p>Meniskusimplantate haben einen sehr schmalen Einsatzbereich. Sie sind ungeeignet zur Behandlung eines funktionellen Meniskusverlustes. Ihr Einsatzbereich umfasst den segmentalen Meniskusdefekt. Derzeit sind zwei Produkte am Markt, eines aus Kollagen (CMI<sup>&reg;</sup>), eines aus Polyurethan (Aktifit<sup>&reg;</sup>). Die Literatur zeigt gute klinische Ergebnisse bei starker Neigung zur Schrumpfung oder Resorption bei Nachuntersuchungen mit MRT. Hier scheinen Wissenschaft und Industrie gefordert, f&uuml;r k&uuml;nftige Verbesserungen zu sorgen.</p> <h2>Meniskustransplantation</h2> <p>Liegt ein funktioneller Meniskusverlust vor, so ist derzeit ausschlie&szlig;lich eine Meniskus- Allograft-Transplantation (MAT) in der Lage, die Biomechanik wieder herzustellen. War man urspr&uuml;nglich bei Kontaktsportlern aufgrund des vermeintlich h&ouml;heren Versagensrisikos eher zur&uuml;ckhaltend mit der Indikationsstellung zur MAT, wurde der Indikationsbereich nicht zuletzt wegen der immer besseren Ergebnisse auf professionelle Sportler ausgeweitet. Auch die wesentlich unkompliziertere Nachbehandlung im Rahmen der Entwicklung der voll arthroskopischen Operationstechnik hat dazu beigetragen. Marcacci et al. konnten in einer Serie von 12 professionellen Fu&szlig;ballspielern zeigen, dass 92 % nach einer mittleren Zeit von 10,5 Monaten wieder zum Fu&szlig;ball zur&uuml;ckkehren konnten, 75 % davon auf professionellem Niveau. <br />Nat&uuml;rlich besteht die M&ouml;glichkeit einer Reruptur in h&ouml;herem Ausma&szlig;, die mittlerweile aber sehr geringe Invasivit&auml;t des Verfahrens l&auml;sst die M&ouml;glichkeit einer Retransplantation jederzeit zu. Auch wenn der vollst&auml;ndige Nachweis noch aussteht, dass durch eine MAT eine Arthrosepr&auml;vention m&ouml;glich ist, verdichtet sich in den letzten Jahren die Evidenz daf&uuml;r in diese Richtung.</p> <h2>Fazit</h2> <p>Zusammenfassend kann man sagen, dass eine schnelle Rehabilitation nach einem Sportunfall nicht mit einer fr&uuml;hzeitigen Arthrose einhergehen muss. Die heute zur Verf&uuml;gung stehenden Mittel und Methoden erlauben vielfach weitgehende Rekonstruktion von Anatomie und Biomechanik des Kniegelenks.</p> <p>&nbsp;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1906_Weblinks_jatros_ortho_1906_s16_abb1_patsch.jpg" alt="" width="2148" height="587" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1906_Weblinks_jatros_ortho_1906_s17_abb2_patsch.jpg" alt="" width="410" height="176" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei den Verfassern</p> </div> </p>
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