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Resektions- und Rekonstruktionsprothesen am proximalen Femur

<p class="article-intro">Modulare Megaprothesen werden seit vielen Jahren für die Rekonstruktion des proximalen Femurs nach Tumorresektionen eingesetzt. So konnte in vielen Fällen die Gehfähigkeit auch nach oftmals ausgedehnten Resektionen erhalten werden. In den letzten Jahren werden diese modularen Prothesen auch immer häufiger im nicht onkologischen Bereich eingesetzt. Vor allem in der Revisionsund Frakturendoprothetik sind Resektionsprothesen oft die letzte Möglichkeit, eine belastbare und funktionsfähige Extremität zu erhalten. Die hohen Komplikationsraten und die Herausforderungen an den Chirurgen und das behandelnde Team sprechen für die Durchführung dieser Eingriffe an spezialisierten Zentren.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Resektionsprothesen erm&ouml;glichen die &Uuml;berbr&uuml;ckung gro&szlig;er Knochendefekte.</li> <li>Hohe Komplikationsraten im Vergleich zur Prim&auml;rendoprothetik erfordern strenge Indikationsstellung.</li> <li>Luxation und Infektion sind die h&auml;ufigsten Ursachen f&uuml;r Revisionen.</li> <li>Komplikationsraten k&ouml;nnen durch exakte Planung und Zusammenarbeit von Spezialisten minimiert werden.</li> </ul> </div> <p>Resektionsprothesen sind in der Lage, gro&szlig;e Knochendefekte zu &uuml;berbr&uuml;cken oder zu ersetzen. Diese Systeme wurden urspr&uuml;nglich f&uuml;r die Behandlung gro&szlig;er Knochendefekte in der Tumororthop&auml;die entwickelt und haben die Extremit&auml;tenerhaltende Tumorchirurgie erm&ouml;glicht. In den letzten 40 Jahren wurden sie st&auml;ndig erweitert und verbessert, wodurch es m&ouml;glich wurde, sogar das gesamte Femur durch ein Implantat zu ersetzen. In den letzten Jahren wurde der Einsatz dieser modularen Systeme auf andere Anwendungsgebiete der Orthop&auml;die und Unfallchirurgie ausgedehnt. Indikationen f&uuml;r den Einsatz von Megaprothesen im nicht onkologischen Bereich sind unter anderen Revisionen von H&uuml;ftimplantaten mit ausgedehntem Knochenverlust, Frakturen mit gro&szlig;em Knochendefekt oder schlechter Knochenqualit&auml;t, Pseudarthrosen und immer &ouml;fter periprothetische Frakturen mit Lockerung, schlechter Knochenqualit&auml;t und Defekten, die eine sichere Verankerung und einen L&auml;ngenausgleich mit Standard- Revisionsimplantaten nicht erlauben. Die Modularit&auml;t dieser Systeme erlaubt, das Implantat f&uuml;r nahezu jede Defektsituation anzupassen. Zus&auml;tzlich besteht auch die M&ouml;glichkeit, diese Prothesen mit Silber zu beschichten und damit zu versuchen, die hohe Infektionsrate dieser Implantate zu verringern. Im onkologischen Bereich haben sich diese Systeme in zahlreichen Studien bew&auml;hrt. Allerdings sind diese Ergebnisse nicht mit den Ergebnissen der Prim&auml;rendoprothetik vergleichbar. Vor allem die Komplikationsrate und das Langzeit&uuml;berleben dieser Implantate sind deutlich schlechter als bei der Verwendung von Prim&auml;rimplantaten. Im onkologischen Bereich wird das aber aufgrund mangelnder Alternativen von den meisten Chirurgen akzeptiert. Bei der Anwendung im nicht onkologischen Bereich muss man die h&ouml;here Komplikationsrate und das h&auml;ufigere Implantatversagen mit den Vor- und Nachteilen der alternativen Therapieoptionen sorgf&auml;ltig abw&auml;gen.</p> <h2>Modulare Resektionsprothesen am proximalen Femur</h2> <p>Neben dem Einsatz nach Tumorresektion werden modulare Resektionsprothesen zunehmend auch bei anderen Indikationen, die mit ausgedehntem Knochenverlust einhergehen, verwendet. Dazu z&auml;hlen vor allem Revisionen von H&uuml;ftendoprothesen und die Frakturendoprothetik. Ausgedehnte Knochenverluste k&ouml;nnen durch septische und aseptische Lockerung, durch periprothetische Frakturen, durch &bdquo;stress shielding&ldquo; oder nach multiplen Revisionen auftreten. Zu den Behandlungsoptionen ausgedehnter Defekte im Bereich des proximalen Femurs z&auml;hlen die Verwendung langer zementierbarer oder zementfreier Stiele, die Verwendung von Allografts, &bdquo;impaction grafting&ldquo;, der proximale Femurersatz und die Resektionsarthroplastik.<br />Jede dieser Behandlungsoptionen hat spezielle Vor- und Nachteile. Oftmals ist der Ersatz des Knochens durch eine Resektionsprothese die beste Alternative, um eine sofort belastbare und funktionsf&auml;hige Extremit&auml;t zu erhalten. Die Indikation zur Megaprothese kann mit zunehmendem Alter des Patienten gro&szlig;z&uuml;giger gestellt werden. In dieser Patientengruppe sind die Anforderungen an das Implantat nicht so gro&szlig; und die geringere Lebenserwartung reduziert die Wahrscheinlichkeit einer notwendigen Revisionsoperation.<br /> Obwohl die Rekonstruktion der Defekte mit einer Megaprothese f&uuml;r einen mit der Endoprothetik vertrauten Chirurgen technisch einfach durchzuf&uuml;hren ist, ergeben sich h&auml;ufig Komplikationen, die Revisionseingriffe notwendig machen. Neben der Infektionsgefahr ist Instabilit&auml;t eine der h&auml;ufigsten Komplikationen bei proximalem Femurersatz. Dies ist begr&uuml;ndet durch den Verlust der stabilisierenden Wirkung der H&uuml;ftmuskulatur durch fehlende verl&auml;ssliche Verankerungsm&ouml;glichkeiten an der Prothese. Fixationsversuche mittels Kunstb&auml;ndern haben sich in der Vergangenheit nicht bew&auml;hrt. Wenn allerdings Reste des Trochantermassivs mit inserierender Muskulatur vorhanden sind, kann dieses an der Prothese mit Kabelsystemen befestigt werden, um eine Bindegewebeverbindung herbeizuf&uuml;hren und damit die Stabilit&auml;t der H&uuml;fte zu erh&ouml;hen.<br />Bei den H&uuml;ftpfannen hat sich in den letzten Jahren die Verwendung sogenannter Dual-Mobility-Pfannensysteme zur Erh&ouml;hung der Stabilit&auml;t durchgesetzt. Trotz aller Anstrengungen bleibt die Instabilit&auml;t nach wie vor eines der h&auml;ufigsten Probleme nach proximalem Femurersatz. Auch die Infektionsrate ist im Vergleich zur Prim&auml;rendoprothetik deutlich erh&ouml;ht; Infektionen z&auml;hlen zu den gef&uuml;rchtetsten Komplikationen. Die Beschichtung mit Silber konnte in Studien die Infektionsrate senken. Probleme mit der Verankerung sowie Frakturen sind weitere Revisionsgr&uuml;nde. Bei unzureichenden Verankerungsm&ouml;glichkeiten ist auch eine Erweiterung bis hin zu einem kompletten Femurersatz m&ouml;glich.</p> <h2>Eigene Nachuntersuchungen</h2> <p>Im Rahmen einer retrospektiven Studie an unserer Klinik konnten wir insgesamt 28 nicht onkologische Patienten, die zwischen 1983 und 2015 eine proximale Femurprothese erhalten hatten und ein Follow- up von zumindest 12 Monaten aufwiesen, nachuntersuchen.<br />16 Patienten (57,1 % ) hatten eine oder mehrere Komplikationen, wobei das komplikationsfreie &Uuml;berleben bei 68 % nach einem Jahr und 43 % nach f&uuml;nf Jahren lag. Die durchschnittliche Zeit bis zum Auftreten der ersten Komplikation war 17,8 Monate (&sigma;: 22,8; &Delta;: 0,3&ndash;81,3) nach der Megaprothesenimplantation. Eine Revisionsoperation wurde bei insgesamt 15 Patienten durchschnittlich 23,5 Monate (&sigma;: 30,5; &Delta;: 0,3&ndash; 113,4) nach der initialen OP durchgef&uuml;hrt.<br />Die Einteilung der Komplikationen erfolgte nach Henderson et al., wie sie bereits bei Patienten mit Knochentumoren und oss&auml;ren Metastasen beschrieben wurde. Die h&auml;ufigste Komplikation war die Luxation des k&uuml;nstlichen Gelenkes (Typ-I-Komplikation: Insuffizienz des Weichteilgewebes), sie kam bei 8 Patienten (28,6 % ) vor. Weitere Komplikationen von modularen H&uuml;ftprothesen waren &ndash; in absteigender Reihenfolge der H&auml;ufigkeit: Infektion (Typ-IV-Komplikation: periprothetische Infektion) bei 6 Patienten (21,4 % ) und aseptische Prothesenlockerung (Typ-IIKomplikation) und periprothetische Fraktur (Typ-III-Komplikation: strukturelles Versagen) bei jeweils 5 Patienten (17,9 % ).</p> <h2>Conclusio</h2> <p>Resektionsprothesen am proximalen Femur haben sich in der Tumororthop&auml;die bew&auml;hrt und in vielen F&auml;llen eine extremit&auml;tenerhaltende Therapie erm&ouml;glicht. In den letzten Jahren werden diese Implantate auch zunehmend im nicht onkologischen Bereich eingesetzt. Vor allem bei ausgedehntem Knochenverlust erm&ouml;glichen es diese modularen Systeme, nahezu jede Defektsituation zu &uuml;berbr&uuml;cken. Weiterentwicklungen der letzten Jahre betreffen vor allem Verbesserungen der Materialien und des Prothesendesigns, Beschichtungen zur Infektionsprophylaxe und verbesserte Verankerungsm&ouml;glichkeiten. Die Komplikationsraten bleiben allerdings hoch und betreffen vor allem den Weichteilmantel und Infektionen. Die geringe Fallzahl und Komplexit&auml;t der Implantatsysteme sprechen f&uuml;r den Einsatz an spezialisierten Zentren.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1903_Weblinks_jatros_ortho_1903_s17_abb1+2.jpg" alt="" width="800" height="410" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei den Verfassern</p> </div> </p>
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