Regenerative Medizin in der Sportorthopädie: Anwendung, Risiken und Möglichkeiten

<p class="article-intro">Vielversprechende präklinische Erfolge der regenerativen Medizin finden derzeit noch eine langsame Umsetzung für klinische Anwendungen. Die Gründe sind vielschichtig und reichen von regulatorischen Hürden in vielen Ländern über ethische Implikationen und Wissenslücken bis zu psychosozialen Faktoren. Die regenerative Medizin hat ein großes Potenzial für die Behandlung und Heilung unterschiedlichster Erkrankungen; daher ist sie ein rapid wachsender Zweig der Medizin. Es bleibt somit spannend abzuwarten, wann weitere wirksame und leistbare Anwendungen Einzug in die Klinik halten.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Im Sport kommt es h&auml;ufig zu Verletzungen und &Uuml;berlastungen, und degenerative Erkrankungen des muskuloskelettalen Systems nehmen im Rahmen steigender Lebenserwartung zu, sodass die Behandlung von Schmerzen sowie Funktions- und Gewebedefiziten am Bewegungssystem zu den gro&szlig;en Herausforderungen nicht allein der Sportmedizin, sondern des gesamten Gesundheitssystems geh&ouml;rt. Die nachhaltige Wiederherstellung von zerst&ouml;rtem oder aufgebrauchtem Gewebe sowie die volle Funktionalit&auml;t des Bewegungsapparates stellen die Voraussetzung f&uuml;r einen lebenslangen Mobilit&auml;tserhalt dar und sind ein wichtiger Bestandteil der Definition von Gesundheit.<br /> Regenerative Medizin (lat. regenerare, &bdquo;wiedererschaffen&ldquo;) zielt darauf ab, krankes oder verletztes K&ouml;rpergewebe neu zu bilden, mit dem Ziel, ein Gewebe zu schaffen, welches vergleichbare biologische Eigenschaften wie gesundes Gewebe aufweist. Dies steht einem traditionellen Ansatz der &bdquo;Reparatur&ldquo; (lat. reparare, &bdquo;wiederbereiten&ldquo;) entgegen, bei dem versucht wird, krankes oder verletztes Gewebe wieder funktionsf&auml;hig zu machen, ohne das Gewebe in Qualit&auml;t und Quantit&auml;t im Sinne einer &bdquo;restitutio ad integrum&ldquo; wiederherzustellen. Diese Reparatur- oder Ersatzmedizin f&uuml;hrt aber oft nicht zu einer nachhaltigen Wiederherstellung, sodass Fehlschlag, Revisionen und andauernde Funktionsdefizite die Folge sein k&ouml;nnen. Die regenerative Medizin versucht hier, durch biotechnologische Verfahren, biologische Methoden sowie Stimulation und Modulation der nat&uuml;rlichen Heilung verbesserte Ergebnisse zu erzielen und die Gewebehom&ouml;ostase sowie Mechanismen der Adaptationsf&auml;higkeit und Selbstheilung wiederherzustellen.<br /> Mit der Wiederherstellung von Strukturen des Bewegungsapparates, wie z.B. Meniskus, Knorpel, Knochen und Bandscheiben, stellt die Orthop&auml;die und Traumatologie ein weites Feld f&uuml;r die regenerative Medizin dar. Diesbez&uuml;gliche Ergebnisse experimenteller Forschung mit ihren ersten klinischen Anwendungen sind vielversprechend, aber sicher noch weit von einer breiten medizinischen Anwendung entfernt. Viele Wirkmechanismen werden noch nicht verstanden und biotechnologische Verfahren m&uuml;ssen weiter verfeinert werden. Dieser Artikel gibt einen &Uuml;berblick &uuml;ber wesentliche Strategien der regenerativen Medizin und will deren Potenzial aufzeigen, aber auch auf Problemstellungen hinweisen und konkrete Anwendungsbeispiele aus dem Feld pr&auml;sentieren.</p> <h2>Orthop&auml;die und regenerative Medizin</h2> <p>Die Translation pr&auml;klinischer Ergebnisse aus der regenerativen Forschung in anwendbare Produkte ist langsam. Die Gr&uuml;nde daf&uuml;r sind mannigfach und reichen von Zulassungsproblemen oder ethischen Diskussionen &uuml;ber L&uuml;cken im wissenschaftlichen Verst&auml;ndnis bis hin zu psychosozialen Problemen. Dennoch kann die Orthop&auml;die als Pionier in der klinischen Anwendung regenerativer Medizinprodukte betrachtet werden. So wird das osteoinduktive Potenzial von demineralisiertem Knochen (DBM, &bdquo;demineralized bone matrix&ldquo;) seit Jahrzehnten genutzt. Zudem wurden &bdquo;bone morphogenetic protein-2&ldquo; (BMP-2) und BMP-7 als aktive Bestandteile der Knochenbildung geklont. Diese sind als Produkt seit ca. 2000 erh&auml;ltlich, haben sich aber in der Anwendung bis auf Spezialf&auml;lle in Zentren nicht durchgesetzt. Auch die Anwendung zellbasierter Therapien wie der autologen Chondrozytentransplantation (ACT) oder mesenchymaler Stammzellen aus dem Knochenmark (BMAC) &ndash; u.a. f&uuml;r die Osteochondrogenese &ndash; basiert in weiten Teilen auf Initiativen von Orthop&auml;den. So hat die schwedische Arbeitsgruppe um Mats Brittberg und Lars Peterson das Konzept der Zelltransplantation im Bereich des Bewegungsapparates zur Knorpelregeneration erstmals eingesetzt und im &bdquo;New England Journal of Medicine &ldquo; 1994 publiziert. Schon viel fr&uuml;her nutzten bereits in den 1950er-Jahren die Orthop&auml;den Pridie und Beck durch ihre offene Anbohrung von Knorpeldefekten &ndash; als Vorstufe zur Entwicklung der Mikrofrakturierung &ndash; Effekte von mesenchymalen Stammzellen (MSC) aus dem Knochenmark zur Knorpelregeneration. Nicht zuletzt ist die Entwicklung der induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) auf den Forschergeist eines Orthop&auml;den zur&uuml;ckzuf&uuml;hren: F&uuml;r die Entdeckung von iPS-Zellen im Jahr 2006 hat der Orthop&auml;de Shinya Yamanaka gemeinsam mit John Gurdon im Jahr 2012 den Nobelpreis f&uuml;r Medizin erhalten.</p> <h2>Allgemeine Strategien der regenerativen Medizin</h2> <p>Regenerative Strategien ben&ouml;tigen vier Eckpfeiler: Zellen, eine unterst&uuml;tzende Matrix (Biomaterial), Signale zur Gewebeund Zelldifferenzierung sowie Umgebungsfaktoren, wie biomechanische Stimuli. Daraus ergeben sich Problemstellungen in der Anwendung der regenerativen Medizin, wobei hier vier zentrale Aspekte genannt werden:</p> <ol> <li>Selektion der Zellressource und Gewinnung der Zellen;</li> <li>Transport und Einbettung der Zellen in ein geeignetes Biomaterial, das die Geweberegeneration erm&ouml;glicht, eine stabile Zellfixation erlaubt, aber letztendlich resorbiert und durch das neue Gewebe ersetzt wird;</li> <li>F&ouml;rderung nat&uuml;rlicher Regenerationsvorg&auml;nge und Bereitstellung von Differenzierungsfaktoren zur Gewebebildung;</li> <li>Beherrschung von Entz&uuml;ndungsmilieus und Immunph&auml;nomenen, die auf Regenerationsprozesse feindlich einwirken.</li> </ol> <p>Traditionellere Strategien entnehmen Gewebe, z.B. im Rahmen einer Knorpelbiopsie, isolieren daraus autologe Knorpelzellen in einem biotechnologischen Labor, setzen diese auf eine Matrix und inkubieren sie in einem Bioreaktor, sodass neue Gewebebildung induziert wird. In einem zweiten Eingriff wird das Zellprodukt in den Knorpeldefekt implantiert und mit Fibrin oder mechanisch mit einer Naht o.&Auml;. fixiert. Man erkennt: Traditionelle Ans&auml;tze der regenerativen Medizin sind in ihrer Anwendung sowohl hinsichtlich der Administration als auch aufgrund der biotechnologischen Bearbeitung in Hochleistungslabors komplex. Die Folge daraus sind h&ouml;here Ressourcenanforderungen &ndash; dies betrifft Kosten, Zeit als auch Aufwand und damit vergesellschaftete Risiken f&uuml;r Patienten sowie die Erf&uuml;llung der regulatorischen Rahmenbedingungen. Demgegen&uuml;ber zielen modernere Ans&auml;tze der regenerativen Medizin auf einfachere oder minimal invasive Techniken, um Praktikabilit&auml;t, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit zu optimieren.</p> <h2>Zellen und deren Quellen</h2> <p>Der erste Eckpfeiler f&uuml;r Anwendungen der regenerativen Medizin sind Zellen. Autologe Zelltransplantate (ACT) sind &ndash; wie bei der autologen Knorpelzelltransplantation &ndash; bereits im Einsatz. Die Evidenzlage der ACT hat sich deutlich verbessert und es liegen randomisierte Studien vor, die die klinische Effizienz der Methode beim isolierten Knorpeldefekt, bioptisch als auch im MRT durch die Wiederherstellung der knorpeligen Gelenkoberfl&auml;che, best&auml;tigen. Langfristige Untersuchungen mit einem Nachuntersuchungszeitraum von bis zu 20 Jahren haben auch die Nachhaltigkeit der ACT best&auml;tigt. In ungef&auml;hr 75 % der F&auml;lle gelingt es, die Morphologie des Gelenkknorpels ann&auml;hernd zu regenerieren, was die langfristige Haltbarkeit unterst&uuml;tzt und im Vergleich zur Mikrofrakturierung vor allem &uuml;ber die 5-Jahres- Grenze hinaus bessere Ergebnisse liefert. Die alleinige Blutungsinduktion durch Mikrofrakturierung f&uuml;hrt zu Reparaturgewebe aus fibr&ouml;sem Mischgewebe und zeigt in neueren Studien oft zunehmende Knochenbildung im Defekt, die das dar&uuml;berliegende Knorpelgewebe ausd&uuml;nnt und letztendlich zum Fehlschlag f&uuml;hrt. Dieser Umstand zeigt eindrucksvoll, dass Reparaturmethoden wie die Mikrofrakturierung kurzfristige klinische Erfolge bringen, aber nicht in der Lage sind, den Knorpeldefekt nachhaltig zu heilen. Daher sind vor allem gr&ouml;&szlig;ere Defekte unbedingt einer Zelltransplantation zuzuf&uuml;hren, nicht zuletzt weil die Mikrofrakturierung auch langfristig das Ergebnis jeder nachfolgenden Knorpeloperation verschlechtert.<br /> Trotz dieser Erfolge der ACT ist der logistische, administrative und technologische Aufwand so gro&szlig;, dass die Kosteneffizienz schwierig zu argumentieren ist. Diese kritischen Anmerkungen m&uuml;ssen aber immer vor dem Hintergrund des lebenslangen Gelenkerhalts und der damit verbundenen gewonnenen Lebensqualit&auml;t sowie der sozialen Gesundheits&ouml;konomie gesehen werden.<br /> Moderne Ans&auml;tze konzentrieren sich vermehrt auf Stammzellen oder Progenitorzellen. Bei den Stammzellen sind Knochenmarkzellen, Fettzellen und Nabelschnurblut schon l&auml;nger im klinischen Einsatz. Embryonale Stammzellen w&auml;ren vielversprechend, ihr Einsatz ist aber aus ethischen Aspekten kritisch und in &Ouml;sterreich daher verboten. Eine moderne Alternative zu embryonalen Stammzellen k&ouml;nnten die induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) sein. Dabei handelt es sich um prim&auml;r somatische Zellen, die durch Reprogrammierung in pluripotente Stammzellen gewandelt werden.</p> <p>Vor einer m&ouml;glichen Verwendung dieser Zellen steht deren Gewinnung. Daf&uuml;r gibt es unterschiedliche Quellen. MSC, gewonnen aus konzentriertem Knochenmark, waren mit die ersten klinisch verwendeten Stammzellen. Alternativ dazu k&ouml;nnen MSC neuerdings aus subdermalem Fett oder auch aus Periost gewonnen werden. Zudem sind &bdquo;allografted MSC&ldquo; von vorzugsweise juvenilen Spendern f&uuml;r universale Spendergenerationen in Diskussion. Inwieweit sich das regenerative Potenzial von MSC abh&auml;ngig von ihrer Herkunft unterscheidet, ist nicht endg&uuml;ltig gekl&auml;rt. Dies ist insbesondere f&uuml;r moderne &Uuml;berlegungen wie &bdquo;banking&ldquo; &ndash; das Aufbewahren vormals gewonnener Stammzellen zur sp&auml;teren Verwendung im Bedarfsfall &ndash; relevant. Andere Quellen f&uuml;r Progenitor- bzw. Vorl&auml;uferzellen sind beispielsweise das Blut, die Plazenta oder die Nabelschnur.</p> <p>Zu den wesentlichen Vorteilen von MSC z&auml;hlen das Potenzial, sich in unterschiedlichste Zellen des muskuloskelettalen Systems zu differenzieren, sowie deren verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig einfache Gewinnung und Kultivierbarkeit. Ein weiterer Vorteil von MSC ist die mit ihnen einhergehende F&uuml;lle an trophischen Faktoren, die weiter unten besprochen wird. Dar&uuml;ber hinaus geben neuere Forschungsergebnisse Anlass, das antiinflammatorische und immunmodulatorische Potenzial von MSC zu nutzen, welches insbesondere im feindlichen Entz&uuml;ndungsmilieu hilfreich sein kann.<br /> Neben den beschriebenen Vorteilen steht ein zentraler Nachteil: Sobald MSC bzw. deren Subkulturen altern, ver&auml;ndert sich deren regeneratives Potenzial. Zudem sind sie dem Hayflick-Limit f&uuml;r m&ouml;gliche Zellteilungen unterworfen. Abhilfe k&ouml;nnten iPS-Zellen bringen, da diese nicht altern und infolgedessen ihr regeneratives Potenzial erhalten. Da potenzielle ethische Bedenken mit der Verwendung von embryonalen Stammzellen einhergehen, sind iPS-Zellen derzeit im wissenschaftlichen Fokus. Erste klinische Anwendungen wurden auch schon in Studien am Knorpeldefekt durchgef&uuml;hrt. Jedoch bleibt das Risiko einer Entartung dieser Zellen zu Teratomen und &auml;hnlichen Neoplasien ein kritischer Faktor.</p> <h2>Matrices</h2> <p>Matrices sind der zweite Eckpfeiler der regenerativen Medizin. Sie zielen in erster Linie darauf ab, ein unterst&uuml;tzendes Umfeld zu schaffen und eingebrachte Zellen am Defektort zu fixieren. Sie sind somit ein Ger&uuml;st, auf dem sich neues Gewebe formen kann.<br /> Moderne Matrices geben aktiv Signale ab, um den Regenerationsprozess zu f&ouml;rdern. Sie schaffen somit Impulse f&uuml;r die Regeneration. Diese k&ouml;nnen biologisch, chemisch oder physikalisch sein. Wie sie diese Signale abgeben, h&auml;ngt von ihrem Design ab. Moderne &bdquo;smart matrices&ldquo; reagieren dabei auf Umgebungsstimuli. Traditionellere Matrices, die typischerweise resorbierbar sind, geben ihre Faktoren mit der Resorption ab.<br /> Matrices bestehen aus unterschiedlichsten nat&uuml;rlichen und synthetischen Materialien und sind oft Kopolymere aus verschiedenen Komponenten. Einerseits werden nat&uuml;rliche Kollagene, Hyaluronate oder Fibrin verwendet, die teilweise auch rekombinant hergestellt werden. Andererseits kommen synthetische Biomaterialien wie Polylactide oder Polycaprolacton, aber auch Mischformen zur Anwendung. Die Auswahl des Materialtyps h&auml;ngt von verschiedensten Faktoren wie der Porosit&auml;t, der Biokompatibilit&auml;t oder der Resorptionsrate ab. Moderne Matrices k&ouml;nnen dar&uuml;ber hinaus eine Mikro- bzw. Nanostruktur aufweisen oder auch individuell anatomisch angepasst gefertigt werden. Hier bieten Bioprinting-Verfahren die M&ouml;glichkeit, Zellen und Wachstumsfaktoren in das individuell hergestellte Konstrukt einzuarbeiten. Um den minimal invasiven Charakter moderner, regenerativer Ans&auml;tze insgesamt zu unterst&uuml;tzen, sind auch vermehrt Matrices aus injizierbaren, selbst h&auml;rtenden Gels oder Pasten in Verwendung.</p> <h2>Signale zur Differenzierung</h2> <p>Den dritten Eckpfeiler f&uuml;r Anwendungen der regenerativen Medizin stellen Signale bzw. morphogenetische Stimuli dar, die Zelldifferenzierungen in eine bestimmte Form provozieren. Prominentestes Beispiel daf&uuml;r sind Wachstumsfaktoren, wie beispielsweise der &bdquo;transforming growth factor beta&ldquo; (TGF-&beta;), der wesentlich in die Chondrogenese involviert ist. Neben anderen Stimuli wie Transkriptionsfaktoren, trophischen Faktoren oder &bdquo;small active molecules&ldquo; kann auch das Umgebungsmilieu (z.B. Hypoxie) Differenzierungsprozesse einleiten. Das Problem dabei bleibt oft, dass diese Faktoren kaum je systematisch verabreicht werden k&ouml;nnen, sondern meist lokal an der zu regenerierenden Stelle f&uuml;r Tage bis Wochen angewandt werden m&uuml;ssen. Die lokale Anwendung &uuml;ber eine l&auml;ngere Zeit ist das Ziel von &bdquo;smart scaffolds&ldquo;, die solche Faktoren &bdquo;programmiert&ldquo; freisetzen. Jedoch ist bisher oft unklar, welcher Faktor genau zu welcher Zeit ben&ouml;tigt wird, in welcher Konzentration er appliziert werden muss und wie seine Kinetik exakt aussieht.<br /> Ein pragmatischer Ansatz, dieses Problem erst gar nicht entstehen zu lassen, ergibt sich erneut bei MSC und anderen aus dem Blut gewonnenen Substanzen wie dem ACP (&bdquo;autologous conditioned plasma&ldquo;) und PRP (&bdquo;platelet-rich plasma&ldquo;). Denn die F&uuml;lle an individuell unterschiedlichen trophischen Faktoren, die mit diesen Produkten automatisch einhergeht, erspart es dem Anwender, die exakte Konzentration bzw. Isolation von Einzelfaktoren durchzuf&uuml;hren. Dies f&uuml;hrt aber auch zur kritischen Betrachtung von Blutprodukten wie ACP und PRP. Die klinische Wirksamkeit konnte aber sowohl bei Gewebezerst&ouml;rung als auch bei degenerativen Vorg&auml;ngen &ndash; wie bei der Arthrose &ndash; gezeigt werden. Die Mischung aus antiinflammatorischen, immunmodulatorischen und regenerativen Faktoren kann auf die Heilungskaskade einwirken und die Gewebeheilung unterst&uuml;tzen. Besonders bei chronischen Pathologien ergibt das Einbringen von Blutbestandteilen die erneute Aktivierung von Heilungsvorg&auml;ngen durch Freisetzung der Faktoren aus Thrombozyten und durch Mikrovesikel von MSC und kann einen fehlgeschlagenen, chronifizierten Heilungsversuch erfolgreich wiederholen. Die traditionelle Praxis versucht, durch antientz&uuml;ndliche Therapie (NSAR, Kortison) den chronisch-inflammatorischen Prozess zu stoppen, induziert aber dadurch keine regenerativen Vorg&auml;nge, sondern verhindert diese oft sogar.<br /> Der Vollst&auml;ndigkeit halber sei auf Gentransfertherapien verwiesen, die sich beispielsweise viraler oder nonviraler Vektoren bedienen bzw. auch komplement&auml;re DNS (cDNA) und andere Ans&auml;tze umsetzen, um intrazellul&auml;r Proteine zu transkribieren, die die Heilung unterst&uuml;tzen. Problematisch erscheint die Steuerung dieser Vorg&auml;nge in vivo, was eine breite Anwendung bis jetzt nicht erlaubt hat.</p> <h2>Mechanische Stimuli</h2> <p>Mechanische Stimuli stellen einen f&uuml;r die Orthop&auml;die wesentlichen Eckpfeiler f&uuml;r den Erfolg regenerativer Methoden dar. Sie sind entscheidend f&uuml;r die Funktion und die Entwicklung von skelettalen Strukturen. Vor allem in der initialen Differenzierungsphase, aber auch in der sp&auml;ten Remodelingphase der Heilung spielt der mechanische Einfluss eine wesentliche Rolle. So konnten wir in einem Forschungsprojekt an der Donau-Universit&auml;t Krems zeigen, dass mechanische Stimulation einen wesentlichen Faktor in der Differenzierung von Knorpelzellen auch schon in der Zellkultur darstellt. Diese Erkenntnis wird bereits verwendet, um die optimale Zellqualit&auml;t bei der Implantation zu erreichen.<br /> In der Rehabilitation von Knorpeldefekten spielt die Anwendung der Motorschiene zur passiven Bewegung des Gelenkes (CPM) eine wichtige Rolle. &bdquo;Viel bewegen, wenig belasten&ldquo; ist hier die Devise und sichert eine optimale Knorpelbildung nach Zelltransplantationen.<br /> Eine interessante Anwendung zur F&ouml;rderung der Knochenregeneration mittels mechanischer Stimuli stellt die extrakorporale Sto&szlig;wellentherapie dar, die im Wesentlichen auch eine regenerative Ma&szlig;nahme ist, um zum Erliegen gekommene Heilungsvorg&auml;nge mechanisch neuerlich zu aktivieren.<br /> Zusammenfassend l&auml;sst sich sagen, dass das Feld mechanischer Stimuli ein guter N&auml;hrboden f&uuml;r innovative Reha- Protokolle zu sein scheint und aufgrund der oben erw&auml;hnten Mechanismen st&auml;rker in den Fokus der regenerativen Medizin r&uuml;cken k&ouml;nnte.</p> <h2>Regenerative Medizin im Sport</h2> <p>Besonders in der Sportmedizin sind regenerative Therapien interessant, da hier oft j&uuml;ngere Patienten betroffen sind, die einerseits noch ein hohes intrinsisches regeneratives Potenzial auf zellul&auml;rer Ebene besitzen und anderseits nachhaltige L&ouml;sungen brauchen, um eine lebenslange Funktionalit&auml;t zu erhalten. Gewebedefizite, wie der Verlust von gro&szlig;en Knorpeloberfl&auml;chen oder des Meniskus, stellen eine gro&szlig;e Herausforderung dar und rechtfertigen den Einsatz von komplexen und aufwendigen Therapien, um diese zu regenerieren, da es anderw&auml;rtig rasch zum Verlust der Gelenkfunktion kommt. Die Anwendung von Allografts, Teilmeniskusersatz durch Biomaterialien oder die Zelltherapie durch Knorpelzellen stellen M&ouml;glichkeiten dar, dem entgegenzuwirken. W&auml;hrend bei der Kreuzbandruptur gro&szlig;e Einigkeit besteht, bei einer Instabilit&auml;t das Kreuzband mit autologem oder allogenem Gewebe zu ersetzen, sind therapeutische Optionen bei Meniskusund Knorpelschaden immer noch oft auf die Resektion bzw. Mikrofrakturierung beschr&auml;nkt. Gerade hier w&auml;re es anzuraten, regenerative Verfahren einzusetzen, auch wenn sie vielleicht eine l&auml;ngere Rehabilitation und aufwendigere Therapien beinhalten.<br /> F&uuml;r die breite Anwendung von Blutprodukten wie ACP und PRP bedarf es sicher noch gro&szlig;er klinischer und experimenteller Forschungsanstrengungen, um das Anwendungsspektrum n&auml;her zu umrei&szlig;en. Chronische &Uuml;berlastungssch&auml;den an Sehnen und B&auml;ndern sowie Muskelverletzungen stellen ein weites Anwendungsfeld dar. Auch hier ist die vollst&auml;ndige Ausheilung des chronischen Reizzustandes anzustreben, was durch die Anwendung dieser regenerativen Therapien m&ouml;glich erscheint.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei den Verfassern</p> </div> </p>
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