Osteoporose bei rheumatologischen Erkrankungen

<p class="article-intro">Rheumatologische Gelenkserkrankungen sind mit lokalem und systemischem Knochenverlust und erhöhtem Frakturrisiko assoziiert. Frühzeitige diagnostische Abklärung und therapeutische Intervention sind daher angezeigt. Die DVO-Leitlinien sowie internationale Fachgesellschaften geben klare Empfehlungen zum Osteoporosemanagement ab.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Rheumatologische Gelenkserkrankungen sind mit einem erh&ouml;hten Frakturrisiko verbunden.</li> <li>Klare Empfehlungen gibt es f&uuml;r die rheumatoide Arthritis und die axialen Spondylarthropathien.</li> <li>Die Leitlinien der DVO, EULAR und ACR sind hilfreich im Management der sekund&auml;ren Osteoporose bei rheumatologischen Erkrankungen und der GIOP.</li> <li>Zur Therapie stehen die peroralen und intraven&ouml;sen Bisphosphonate, Denosumab sowie das osteoanabole Teriparatid zur Verf&uuml;gung.</li> </ul> </div> <p>Rheumatologische Erkrankungen wie die rheumatoide Arthritis (RA) oder die Spondylarthropathien (SpA) zeichnen sich durch chronische Inflammation aus. Folglich kommt es einerseits zu lokalen entz&uuml;ndlichen Ver&auml;nderungen wie Knochenerosionen oder Syndesmophyten, andererseits zu systemischem Knochenverlust und sekund&auml;rer Osteoporose. Abgesehen von einer niedrigen Knochenmineraldichte sind rheumatologische Erkrankungen auch mit trabekul&auml;ren und kortikalen Knochenmikrostrukturdefekten vergesellschaftet. Niedrigtraumatische periphere und vertebrale Frakturen sind die Folge.<br /> Die &ouml;sterreichischen und deutschen Gesellschaften f&uuml;r Osteologie beziehungsweise Rheumatologie (&Ouml;GR, &Ouml;GKM, DGRH) orientieren sich weitgehend an den Osteoporose-Empfehlungen des Dachverbandes f&uuml;r Osteologie (DVO, www.dvosteologie. org).</p> <h2>Rheumatoide Arthritis</h2> <p>Zytokine wie TNF-a, Interleukin IL-1 oder IL-6 aktivieren bei RA-Patienten &uuml;ber das RANKL(&bdquo;receptor activator of NF-?B ligand&ldquo;)-System, M-CSF (&bdquo;macrophage colony-stimulating factor&ldquo;) oder direkt &uuml;ber den TR1-Rezeptor knochenresorbierende Osteoklasten. Eine entscheidende Rolle spielen aber auch Autoantik&ouml;rper gegen citrullinierte Proteine (ACPA oder Anti-CCP). Diese k&ouml;nnen, ganz unabh&auml;ngig von Inflammation, zur osteoklast&auml;ren Differenzierung, Knochenresorption und damit zu systemischem Knochenverlust f&uuml;hren. ACPA sind nicht nur ein ung&uuml;nstiger prognostischer Marker f&uuml;r lokale Knochenerosionen, sondern auch f&uuml;r systemischen Knochenverlust. Ein signifikant st&auml;rkerer trabekul&auml;rer und kortikaler Knochenmikrostrukturdefekt wurde bei ACPApositiven RA-Patienten verglichen mit ACPA-negativen RA-Patienten gefunden.<br /> In den DVO-Leitlinien von 2014 werden klare Empfehlungen zu Diagnose, Pr&auml;vention und Therapie der Osteoporose bei RA gegeben. So wird RA von der DVO als m&auml;&szlig;iger Risikofaktor f&uuml;r Frakturen angesehen (relatives Risiko 1,4 f&uuml;r alle osteoporotischen Frakturen und 1,7 f&uuml;r proximale Femurfrakturen). Aufgrund der h&auml;ufigen Assoziation mit zus&auml;tzlichen Risiken wie Immobilit&auml;t und Glukokortikoidtherapie empfiehlt die Leitliniengruppe der DVO bei allen RA-Patienten eine Basisdiagnostik und die Durchf&uuml;hrung einer Knochendichtemessung mittels DXA. Eine spezifische Osteoporosetherapie soll dann mit Anhebung der Therapiegrenze um +0,5 (T-Score) erfolgen. Die ACPAs werden in den Leitlinien nicht als zus&auml;tzlicher Risikofaktor erw&auml;hnt.</p> <h2>Psoriasisarthritis und axiale Spondylarthropathien</h2> <p>Im Gegensatz zur RA sind die Daten zu Psoriasisarthritis (PsA) und systemischem Knochenverlust widerspr&uuml;chlich. Niedrige, normale oder sogar hohe Knochendichtewerte wurden bei PsA-Patienten beschrieben. Die Ursache d&uuml;rften periosteale Knochenneubildungen sein, die zu einer falsch hohen Knochenmineraldichte &ndash; gemessen mittels 2-dimensionaler DXA &ndash; f&uuml;hren. Hochaufl&ouml;sende 3-dimensionale Strukturanalysen wie die HR-pQCT-Technik zeigten jedoch bei PsA-Patienten einen vor allem trabekul&auml;ren Strukturdefekt und Mineraldichteverlust. Ein erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r vertebrale und periphere Frakturen wurde bei PsA-Patienten beschrieben. Trotz nachgewiesenen erh&ouml;hten Frakturrisikos ist eine spezifische Empfehlung zum Osteoporosemanagement bei PsAPatienten in den nationalen und internationalen Leitlinien aber nicht zu finden.<br /><br /> Auch die axiale SpA (ankylosierende Spondylitis) ist mit einem m&auml;&szlig;ig erh&ouml;hten Frakturrisiko (relatives Risiko 1,5) assoziiert und wird in den DVO-Leitlinien erw&auml;hnt. Eine generelle Diagnostik wird f&uuml;r Frauen erst ab dem 60. Lebensjahr und f&uuml;r M&auml;nner ab dem 70. Lebensjahr empfohlen. Die European League Against Rheumatism (EULAR) empfiehlt bei Patienten mit axialer SpA ohne Syndesmophyten die Diagnostik mittels DXA der H&uuml;fte und LWS. Bei Patienten mit Syndesmophyten im konventionellen R&ouml;ntgen sollte eine DXA-Messung der H&uuml;fte erfolgen, erg&auml;nzt durch ein QCT oder durch eine DXA der LWS in Lateralaufnahme. Letztere Methode hat sich hierzulande nicht durchgesetzt und scheint unpraktisch. Wie bei der RA soll auch bei den axialen Spondylarthropathien eine spezifische Osteoporosetherapie bereits bei um +0,5 h&ouml;herem T-Score begonnen werden.</p> <h2>Systemischer Lupus erythematodes (SLE)</h2> <p>Strukturdefekte und eine hochgradig reduzierte Knochenmineraldichte wurden auch bei Patienten mit SLE beobachtet. Da es sich bei SLE um eine &auml;u&szlig;erst inhomogene Erkrankung handelt und in den durchgef&uuml;hrten Studien beinahe alle Patienten unter einer Glukokortikoid(GC)-Therapie standen, ist der Einfluss der Entz&uuml;ndung nur schwer zu trennen vom Einfluss der GC-Therapie. Fest steht jedoch, dass es bei SLE-Patienten unter GC-Therapie zu einem rasanten trabekul&auml;ren Knochenverlust und raschen Anstieg der kortikalen Porosit&auml;t kommt. Der SLE ist in den Osteoporoseleitlinien nicht explizit erw&auml;hnt, aber im &bdquo;QFracture Score&ldquo;, einem rein klinischen Frakturvorhersagemodell, ber&uuml;cksichtigt.</p> <h2>Glukokortikoid-induzierte Osteoporose (GIOP)</h2> <p>Die GC-Therapie ist ein wesentlicher zus&auml;tzlicher Risikofaktor f&uuml;r systemischen Knochenverlust und niedrigtraumatische Frakturen bei Patienten mit rheumatologischen Erkrankungen. Eine GC-Therapie (Aprednislon&auml;quivalent &gt;5mg/d &uuml;ber mehr als 3 Monate) ist somit ein wesentlicher Risikofaktor f&uuml;r Osteoporose sowie niedrigtraumatische Frakturen und sollte fr&uuml;hzeitig ber&uuml;cksichtigt werden. Das Frakturrisiko ist dosisabh&auml;ngig, von Geschlecht, Alter und Knochendichte jedoch weitgehend unabh&auml;ngig. Zur Therapie der GIOP stehen nach den Guidelines des American College of Rheumatology (ACR) orale und intraven&ouml;se Bisphosphonate sowie das osteoanabole Teriparatid zur Verf&uuml;gung. Teriparatid f&uuml;hrt nicht nur zu einer Reduktion von vertebralen und peripheren Frakturen, sondern hat ebenso einen positiven Einfluss auf Schmerzverhalten, Mobilit&auml;t und Depression. Teriparatid scheint daher bei Patienten mit rheumatologischen Erkrankungen vorteilhaft zu sein.<br /> K&uuml;rzlich wurden die ersten Ergebnisse einer zweij&auml;hrigen Phase-III-Studie zum RANKL-Antik&ouml;rper Denosumab bei Patienten mit GIOP ver&ouml;ffentlicht (ClinicalTrials. gov Identifier: NCT01575873). Denosumab f&uuml;hrte nach 12 Monaten sowohl bei Patienten mit neu initiierter als auch bei Patienten mit bereits laufender GC-Therapie zu einem signifikanten Knochendichtezugewinn, verglichen mit dem peroralen Bisphosphonat Risedronat. Ein m&ouml;gliches erh&ouml;htes Infektionsrisiko durch die Kombination von Denosumab mit biologischen DMARDs (&bdquo;disease modifying anti-rheumatic drugs&ldquo;) wie TNF- a-Blockern wurde in den letzten Jahren wiederholt diskutiert. Aktuelle Studien belegen nun, dass schwere Infektionen bei Patienten unter biologischer DMARD-Therapie mit und jenen ohne Denosumab gleich h&auml;ufig auftreten. In einer weiteren Studie traten unter der Kombination Denosumab + biologisches DMARD nicht mehr Infektionen auf als unter der Kombination des i.v. verabreichten Bisphosphonats Zoledrons&auml;ure + biologisches DMARD. Denosumab scheint somit eine sichere Alternative f&uuml;r Patienten mit rheumatologischen Gelenkserkrankungen und Osteoporose zu sein.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
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