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Kurzfassung der Ergebnisse der Klausurtagung der Österreichischen Gesellschaft für Fußchirurgie
Jatros
Autor:
Univ.-Prof. Dr. Axel Wanivenhaus
Praxis 1180 Wien, Alsegger Straße 42<br> E-Mail: ortho4rheuma@aon.at<br> www.orthopaedie-wanivenhaus.at
30
Min. Lesezeit
15.11.2018
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<p class="article-intro">Im Rahmen der 14. Klausurtagung der Österreichischen Gesellschaft für Fußchirurgie am 22. Juni 2018 wurde unter dem Titel „Evidenz der Innovation“ wie jedes Jahr eine Reflexion der eigenen Tätigkeit und deren Entwicklung angestrebt.</p>
<hr />
<p class="article-content"><h2>Worüber sprechen wir, wenn wir Fußwinkel definieren?</h2> <p>Die Themen umfassten die klare Definition der Winkel am Fuß (Schneider, Wien), um überhaupt von vergleichbaren Indikationswerten und Ergebnissen sprechen zu können. Essenziell ist immer die Verwendung belasteter Röntgen in zwei Ebenen. Trotzdem verbleibt ein Messfehler und objektive Messungen sind nur bei standardisierten Verfahrenstechniken möglich.</p> <h2>MT-Köpfchennekrose: Gibt es das noch?</h2> <p>Über ein Jahrzehnt war der Schrecken der Metatarsalköpfchennekrose Triebfeder für teilweise bizarre Korrekturtechniken, nur um die distale Metatarsalosteotomie zu vermeiden. Jahrelange Aufklärung über die Bedeutung der vaskulären Versorgung durch den Erhalt der dorsal und plantar einstrahlenden Kapselgefäße sowie die korrekte Interpretation postoperativer MRI haben dies auf seltene Einzelfälle reduziert (Trnka, Wien).</p> <h2>Beeinflusst die „Konkurrenz“- Werbung unsere Nachbehandlung?</h2> <p>Varianten der Operationstechnik und verschiedenste Nachbehandlungsschemata, die darauf abzielen, den Eingriff als minimal darzustellen, führen zu einem Konkurrenzverhalten. Dieses kann positiv gesehen werden, da dadurch eigene Nachbehandlungsschemata oder OP-Techniken überdacht oder adaptiert werden (Siorpaes, St. Johann). Negativ erscheint es, wenn Aussagen oder Versprechungen letztendlich nicht eingehalten werden können bzw. sich für den Patienten sogar als nachteilig herausstellen: Wo findet sich der Vorteil, sofort einen Konfektionsschuh zu gestatten, dafür aber eine deutlich verlängerte Schwellneigung oder Schmerz zu akzeptieren?</p> <h2>Ist die differenzierte Nachbehandlung verfahrensabhängig erforderlich?</h2> <p>Unter Analyse der Literatur ergibt sich ein breites Nachbehandlungsspektrum nach Korrekturen des Hallux valgus durch distale Verfahren, das im Mittel mit 4 Wochen Nachbehandlungsschuh definiert werden kann. Schraubenosteosynthese weist frühere Belastbarkeit als reine KDFixation auf. Einigkeit herrscht über die Notwendigkeit eines darüber hinausreichenden Weichteilsupports mit redressierender Zügelung oder unter Verwendung eines elastischen Hallux-valgus-Nachbehandlungsstrumpfes mit eigenem Großzehenfach. Eine frühe Mobilisierung wird als positiv und eine postoperative Physiotherapie als essenziell bewertet (Klein, Bad Dürrnberg).<br /> Im Bereich der TMT-Arthrodese ist durch die Verwendung der plantar platzierbaren Platte und einer Kompressionsschraube ein biomechanisch optimiertes System vorhanden. Dieses ermöglicht eine gipsfreie Nachbehandlung im Vorfußentlastungsschuh oder kurzen Walker für 6–8 Wochen. Technisch ist hierbei vor allem auf die Weichteilsituation zu achten (Herz, St. Johann).</p> <h2>Bietet ein winkelstabiles Plattensystem Vorteile gegenüber konventionellen Schrauben mit Kompression und hat der Schraubenkopf noch eine Berechtigung?</h2> <p>Die Arthrodese des Großzehengrundgelenkes wird mit gekreuzten Schrauben oder winkelstabiler Verplattung durchgeführt. Wesentlich ist dabei die knöcherne Vorbereitung und neben der erzielten Fusion ist auch die korrekte Stellung (Dorsalextension 10–15° auf Belastungsebene = 20–30° auf MT-1-Achse und 15° Halluxvalgus- Winkel) von Bedeutung. In der Evidenz zeigt sich kein Unterschied zwischen Platten- und Schraubenosteosynthese. Bei osteoporotischem Knochen liegen die Vorteile bei der Plattenosteosynthese, bei den Kosten bei der Schraubenosteosynthese. Es liegt eine klare Bevorzugung selbstschneidender kanülierter komprimierender Schrauben vor (Puchner, Wien).</p> <p>Auch bei der TMT-Arthrodese ist der Vergleich von Platte mit Kompressionsschraube und kanülierten gekreuzten Schrauben erfolgt. Eine Überlegenheit der Platte unter Verwendung einer Kompressionsschraube zeigt sich; diese vor allem bei der biomechanisch effektiv positionierten plantaren Platte (Mattausch, Linz).<br /> Die Arthrodese des Talonavikulargelenkes, als Schlüsselgelenk mit hoher Mobilität, zeigt vergleichbare Resultate bei Verwendung von 3 Kompressionsschrauben oder einer winkelstabilen Platte mit Kompressionsschraube (Schuh, Wien).</p> <h2>Evidenz der Ergebnisse differenter Plattenpositionen am TMT-Gelenk</h2> <p>Der evidenzbasierte biomechanische Vergleich der derzeit im Fokus stehenden plantaren Platte bei der TMT-1-Arthrodese mit anderen zeigt vergleichbare Resultate der medialen Plattenposition mit Kompressionsschraube ohne dem Weichteilrisiko einer Tibialis-anterior- und Peroneuslongus- Sehnenschwächung (Willegger, Wien). Die erreichten Stabilitätswerte bei Ausreißversuchen rechtfertigen eine gipsfreie Nachbehandlung im kurzen Walker.</p> <h2>Rückfußarthrodese (TT- und TCGelenke): Platte vs. Schrauben oder gleich retrograder Rückfußnagel?</h2> <p>Die Wahl der Arthrodeseosteosynthese am Rückfuß umfasst Schrauben (2–3) und/oder Platte. Dabei zeigt die Verwendung von 3 gegenüber 2 Schrauben Vorteile im Fusionsverhalten und die Kombination von Platte (egal ob ventral oder seitlich) und Schrauben die besten Resultate. Ringfixateur versus Schraubenosteosynthese zeigt keine Unterschiede (Bock, Wien).<br /> Bei Arthrodese des USG sind 2 Schrauben ausreichend, wobei deren Lage Relevanz hat. Bei Positionierung vom Tuber calcaneii aus müssen diese eine Divergenz aufweisen. Bei gezielter Adressierung des vorderen und hinteren TC-Gelenkes ergibt sich dies automatisch und zeigt biomechanisch beste Werte.<br /> Bei Panarthrodesen ist eine Kombination vorgenannter Techniken denkbar. Die retrograde Nageltechnik bietet eine gute Alternative. Vergleichsstudien liegen hier noch nicht vor.</p> <h2>Interferenzschrauben: Segen oder Minimalisierung mit Versagensrisiko?</h2> <p>Die Interferenzschrauben bieten eine uneingeschränkt wertvolle Ergänzung im Repertoire des Fußchirurgen und ermöglichen neue, wenig invasive Techniken (Chraim, Wien).</p> <h2>Knochenanker: resorbierbar vs. Titan</h2> <p>Fadenanker aus Titan oder resorbierbarem Material zeigen ebenfalls sehr gute Anwendbarkeit in der Fußchirurgie. Die Schwachstelle sind das Weichgewebe; eine ausreichende Berücksichtigung sichert das Ergebnis (Gruber, Wien).</p> <p>Die Vielfältigkeit des Meetings und die konsequenten Literaturrecherchen für die Impulsvorträge ermöglichen nachfolgend eine sehr umfassende Literatursammlung, die dem aktuellen Stand entspricht (Tab. 1).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Ortho_1806_Weblinks_jatros_ortho_1806_s48_tab1a2.jpg" alt="" width="2317" height="1745" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Ortho_1806_Weblinks_jatros_ortho_1806_s49_tab1b.jpg" alt="" width="2176" height="2958" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Ortho_1806_Weblinks_jatros_ortho_1806_s50_tab1c.jpg" alt="" width="2232" height="2976" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Ortho_1806_Weblinks_jatros_ortho_1806_s51_tab1d.jpg" alt="" width="2173" height="1551" /></p></p>
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