Knochenmetastasen im proximalen Femur: Nagel oder Endoprothese?

<p class="article-intro">Die Behandlung von drohenden bzw. vorhandenen pathologischen Frakturen des proximalen Femurs repräsentiert einen beachtlichen Anteil der orthopädischonkologischen Arbeit. Es stehen hauptsächlich zwei Operationsvarianten zur Auswahl: ein langer proximaler intramedullärer Marknagel und eine lange zementierte Hüfthemiprothese. Durch ein ordnungsgemäßes Management und das Anwenden der onkologisch-chirurgischen Prinzipien sowie das Wissen über Vorteile und Risiken der einzelnen Techniken können Patienten von der Operation durchaus profitieren, indem Funktionalität und Lebensqualität aufrechterhalten werden.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Nahezu 80 % aller Krebspatienten entwickeln kn&ouml;cherne Metastasen, welche mit Mehrheit das Femur befallen. Proximale Femurmetastasen konnten in einer enormen Vielfalt bei erkrankten Patienten entdeckt werden, z.B. bei einer 50-j&auml;hrigen Patientin mit Mammakarzinom oder einem 70-j&auml;hrigen Patienten mit Prostatakarzinom, wobei diese eine jahrelange Lebenserwartung haben. Patienten mit Knochenmetastasen bei Bronchuskarzinom wiederum haben nur wenige verbleibende Monate. Die spezifischen Ziele der operativen Behandlung von femoralen Metastasen, unabh&auml;ngig vom Alter der Patienten bzw. der Diagnose oder der Lebenserwartung, sind Optimierung der funktionellen Unabh&auml;ngigkeit sowie eine best&auml;ndige Kontrolle von Schmerzzust&auml;nden der betroffenen Extremit&auml;t f&uuml;r die verbleibende Zeit. Im Allgemeinen wurde der Vorteil einer chirurgischen Behandlung von drohenden oder akuten pathologischen Frakturen in den letzten Jahrzehnten in vielen Studien best&auml;tigt, einschlie&szlig;lich der unterschiedlichen operativen Strategien. Letztendlich haben sich zwei chirurgische Verfahren in der Behandlung von proximalen femoralen Metastasen als Spitzenreiter durchgesetzt: der lange proximale intramedull&auml;re Femurnagel (PFN) und die zementierte lange Schaft-Hemiprothese (HEP). Andere Techniken wie Platten- oder Schraubenfixierungen (ORIF) sind nicht so strapazierf&auml;hig und haben eine h&ouml;here Fehlerquote, sodass man aus onkologischer Sicht im Rahmen von proximalen Femurmetastasen von ihnen Abstand genommen hat.</p> <h2>Spezifische chirurgische &Uuml;berlegungen</h2> <p>Proximale Oberschenkeln&auml;gel k&ouml;nnen im femurmetastatischen Setting vom lateralen Bereich des Oberschenkelhalses von proximal zum distalen diametaphys&auml;ren Areal eingebracht werden. Die Operation erfolgt in einer minimal invasiven Form unter Verwendung des C-Bogens. Der proximale Femurnagel ist so konzipiert, dass er das ganze Femur st&uuml;tzt, inklusive Kopf und Hals (sog. &bdquo;antegrader cephalomedull&auml;rer Femurnagel&ldquo;). Femurn&auml;gel ohne Klinge oder Schraube(n) in einem Oberschenkelhals sorgen nicht f&uuml;r ausreichende Stabilit&auml;t und Sicherheit f&uuml;r den gesamten Oberschenkel, da m&ouml;gliche Sekund&auml;rosteolysen des Oberschenkelhalses weitere bzw. neue pathologische Bruchstellen bringen, welche vermieden werden sollen. Der behandelnde Chirurg sollte pr&auml;- oder intraoperativ entscheiden, ob Methylmethacrylat- Knochenzement verwendet wird, entweder durch vorangehende Injektion oder nach endg&uuml;ltiger Positionierung durch Auftragung um den Nagel. Die zweite Option ist ein partieller H&uuml;ftgelenkersatz, das HEP-Verfahren, welches mit einem langen Stem oder einem modularen zementierten Implantat durchgef&uuml;hrt wird. Jeder chirurgische Zugang zum H&uuml;ftgelenk, ob anterolateral, direkt lateral oder posterolateral, kann je nach Pr&auml;ferenz des Chirurgen durchgef&uuml;hrt werden. Die metastatische L&auml;sion sollte k&uuml;rettiert werden, sodass viel Material entfernt wird. Der lange Stem sollte auf eine standardisierte Art in den Femurkanal eingebracht und zementiert werden, wobei zu ber&uuml;cksichtigen ist, dass der gesamte ausgesch&auml;lte Bereich mit Knochenzement aufgef&uuml;llt wird. In F&auml;llen von degenerativen Ver&auml;nderungen des H&uuml;ftgelenkes selbst sollte ein Acetabulum- Resurfacing (d.h. Implantation der acetabul&auml;ren H&uuml;ftgelenkkomponente einer Endoprothese) erfolgen.</p> <h2>PFN vs. HTEP</h2> <p>In den letzten zwei Jahrzehnten konzentrierten sich mehrere Publikationen auf den direkten Vergleich zwischen PFN und HTEP. W&auml;hrend einige Studien zeigten, dass die Implantation einer HTEP deutlich haltbarer ist, zeigten andere wiederum bessere klinische Leistungen und niedrigere Komplikationsraten f&uuml;r PFN. Bei beiden Methoden wird die Komplikationsrate mit 5 % oder weniger angegeben.</p> <h2>Gibt es einen Platz f&uuml;r eine Resektion von proximalen Femurmetastasen?</h2> <p>Die Resektion und Implantation einer proximalen Femur-Tumor-Endoprothese (TMEP) sind f&uuml;r spezielle F&auml;lle, wie z.B. komplexe pathologische proximale Femurfrakturen, bei denen der Restknochenbestand keine ausreichende Unterst&uuml;tzung f&uuml;r eine stabile PFN- oder HEPFixierung bietet, reserviert. Die andere Option f&uuml;r TMEP bei proximaler Femurmetastase, mit oder ohne Fraktur, ist ein Tumor mit signifikanter Weichteilaffektion. Schlie&szlig;lich muss gesagt sein, dass es einige Autoren und auch orthop&auml;dischchirurgische onkologische Zentren weltweit gibt, bei welchen eine TMEP als Methode der Wahl f&uuml;r alle proximalen Femurmetastasen gilt. Die Erkl&auml;rung daf&uuml;r ist, dass mit einer TMEP eine komplette St&uuml;tzung und volle Gewichtsbelastung erreicht werden, der Schmerz minimal ist und die Haltbarkeit des Implantates &uuml;ber die Lebenserwartung und -dauer der Patienten hinausgeht.</p> <div id="Fazit"> <h2>Fazit</h2> Die Stabilisierung einer drohenden oder vorhandenen pathologischen Femurfraktur bietet Chancen f&uuml;r eine bessere Kontrolle von Schmerzen, mehr Unabh&auml;ngigkeit und Mobilit&auml;t sowie eine Erleichterung von pflegerischen Ma&szlig;nahmen. Somit wird die chirurgische Behandlung in den meisten F&auml;llen bef&uuml;rwortet. Zurzeit gibt es noch keinen Konsens &uuml;ber den Vorteil zwischen den Stabilisierungsmethoden. Sowohl PFN als auch HEP sind langlebig und mit relativ geringen Komplikationsraten behaftet. Die Wahl der Stabilisierungsmethode sollte individuell unter Einhaltung der onkologisch-chirurgischen Prinzipien getroffen werden.</div> <div><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Ortho_1705_Weblinks_s20_abb1_2.jpg" alt="" width="1417" height="1342" /></div> <div><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Ortho_1705_Weblinks_s20_abb3_4.jpg" alt="" width="1417" height="1001" /></div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>&bull; Forsberg JA, Wedin R, Bauer H: Which implant is best after failed treatment for pathologic femur fractures? Clin Orthop Relat Res 2013; 471(3): 735-40 &bull; Sarahrudi K et al.: Surgical treatment of metastatic fractures of the femur: a retrospective analysis of 142 patients. J Trauma 2009; 66(4): 1158-63 &bull; Steensma M et al.: Endoprosthetic treatment is more durable for pathologic proximal femur fractures. Clin Orthop Relat Res 2012; 470(3): 920-6 &bull; Ward WG, Spang J, Howe D: Metastatic disease of the femur. Surgical management. Orthop Clin North Am 2000; 31(4): 633-45 &bull; Wedin R, Bauer HC: Surgical treatment of skeletal metastatic lesions of the proximal femur: endoprosthesis or reconstruction nail? J Bone Joint Surg Br 2005; 87(12): 1653-7</p> </div> </p>
Back to top