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Interdisziplinäres Polytraumasymposium
Jatros
Autor:
Priv.-Doz. Dr. Lukas L. Negrin, MSc, PhD
Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Medizinische Universität Wien<br> E-Mail: lukas.negrin@meduniwien.ac.at
30
Min. Lesezeit
11.07.2019
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<p class="article-intro">Das 3. Interdisziplinäre Polytraumasymposium, das am 24. Mai 2019 im Van-Swieten- Saal der Medizinischen Universität Wien abgehalten wurde, stand unter dem Motto „Kopf und Hals im Fokus“. Es wurde von der Abteilung für Unfallchirurgie der Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie Wien in Zusammenarbeit mit der ÖGU, der AUVA und der Internationalen Gesellschaft zur Erforschung von Hirntraumata/ International Neurotrauma Research Organization (IGEH/INRO) organisiert.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Polytrauma-Patienten mit begleitendem Schädel-Hirn- Trauma (SHT) stellen eine große Herausforderung im unfallchirurgischen Alltag dar. Um eine optimale Versorgung zu gewährleisten, kann es nötig sein, dass zwei Teams gleichzeitig tätig sind, wobei ein Team lebensbedrohende Thorax-, Abdominal-, Becken- bzw. Extremitätenverletzungen behandelt, während das andere Team bemüht ist, die intrakranielle Blutung zu stoppen und den Hirndruck zu senken. Ist eine Parallelversorgung aufgrund von Personalknappheit nicht möglich, muss die Behandlung des SHT hintangestellt werden. Da jedoch „time is brain“ gilt, resultiert eine verzögerte Versorgung des SHT in einer schlechteren Prognose für den Polytrauma- Patienten.<br /> Bedingt durch die sich ändernde Demografie und das zunehmend aktive Freizeitverhalten älterer Menschen steigt die Zahl der über 65-jährigen Patienten mit SHT stärker als erwartet. Da die Betroffenen häufig mit einem Gerinnungshemmer aufgrund kardiovaskulärer Begleiterkrankungen behandelt werden, kann bereits ein Sturz aus dem Stehen ein SHT hervorrufen. Hingegen ist bei jüngeren Patienten in der Regel ein Hochrasanztrauma, meistens ein Verkehrsunfall, der Auslöser, wobei junge Männer im Alter von 20 bis 40 Jahren besonders häufig betroffen sind.<br /> Leider wird im neuen Curriculum weder der Themenblock SHT ausreichend konkretisiert, noch wird die Verteilung seiner Versorgung auf die Fächer Traumatologie, Neurochirurgie, Anästhesie/Intensivmedizin und Notfallmedizin definiert. Daher möchten die Mitglieder des Forschungsclusters „Polytrauma und Schädelhirntrauma“ der Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie Wien dazu beitragen, dass die wesentlichen Aspekte der Unfallchirurgie nicht verloren gehen und die hohe Qualität der gegenwärtigen Versorgung von Polytrauma-Patienten erhalten bleibt. Intention ihrer Veranstaltungsreihe ist es, die notwendige interdisziplinäre Zusammenarbeit im klinischen Bereich und in der Forschung aufzuzeigen, den Ist-Stand der Wissenschaft sowie in der Praxis erworbenes Wissen weiterzugeben und somit einen essenziellen Beitrag zur Ausbildung zukünftiger Fachärzte zu leisten.<br /> Obwohl gleichzeitig noch zwei große nationale orthopädisch-unfallchirurgische Veranstaltungen stattfanden, reisten 160 Teilnehmer aus ganz Österreich und vereinzelt auch aus dem Ausland zu dem Symposium an. Als Referenten konnten Koryphäen aus dem In- und Ausland gewonnen werden. Diese zeigten sowohl erprobte Versorgungsstrategien als auch die Problematik der optimalen Therapiewahl anhand außergewöhnlicher Fallstudien auf. Besonders Letztere führten zu einem lebhaften und aufschlussreichen Austausch zwischen aktiven und pensionierten Kollegen, der insbesondere den zahlreich anwesenden Studenten die große Bandbreite der unfallchirurgischen Behandlungsoptionen von Polytrauma-Patienten verdeutlichte.<br /> Wie die von Jahr zu Jahr zunehmende Teilnehmerzahl zeigt, besteht in Österreich ein großes Interesse, den State of the Art auf dem Gebiet der Poly trauma-Versorgung sowie neueste Forschungserkenntnisse „aus erster Hand“ zu erfahren. Diesbezüglich hat sich die Veranstaltungsreihe „Interdisziplinäres Polytraumasymposium“ als Fortbildungshighlight etabliert, das zu einem beliebten Treffpunkt ehemalig, gegenwärtig und zukünftig in die Polytrauma-Versorgung Eingebundener geworden ist. Aufgrund des großen Erfolges wird sie mit dem 4. Interdisziplinären Polytraumasymposium, das am 15. Mai 2020 in Wien stattfinden wird, fortgesetzt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1904_Weblinks_jatros_ortho_1904_s46_foto_negrin.jpg" alt="" width="450" height="365" /></p></p>
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