Indikationsstellung zum Totalfemurersatz bei periprothetischen Frakturen

<p class="article-intro">Häufige Prothesenwechsel und mangelnde Qualität der Knochensubstanz machen den Einsatz von Megaprothesen und Totalfemursystemen notwendig. Bei sorgfältiger Planung der Operation und mit einem gut eingespielten Team (OP-Schwestern, Assistenten und Anästhesie) sind die Ergebnisse von Totalfemurversorgungen in diesen Grenzfällen als sehr zufriedenstellend bis zufriedenstellend zu betrachten.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>In Anbetracht der demografischen Entwicklung in Europa wird es bis zum Jahr 2050 zu einer Zunahme der Altersgruppe &uuml;ber 65 Jahre um 12,3 % kommen. Somit wird die Zahl der prim&auml;ren Endoprothesen um den gleichen Faktor zunehmen, ebenso die der Revisionen. Die Rate der periprothetischen Frakturen schwankt zwischen 3,0 % in Finnland und 15 % in den USA und wird sich ebenfalls um den obigen Faktor erh&ouml;hen. Laut Registerergebnissen sinkt die 10-Jahres-&Uuml;berlebensrate nach der ersten Revision auf 74 % und nach der zweiten Revision auf 62 % , sodass die Knochensubstanz f&uuml;r jeden weiteren Wechsel der Prothese immer schlechter wird und auch aus diesem Grund die periprothetischen Frakturen zunehmen werden. Diese Prothesenwechselsituation f&uuml;hrt zum immer st&auml;rkeren Einsatz von Megaprothesensystemen bis hin zum Einsatz von Totalfemursystemen als Ultima Ratio.</p> <h2>Indikationsstellung zum Totalfemur</h2> <p>F&uuml;r eine suffiziente Prothesenverankerung ben&ouml;tigt man eine diaphys&auml;re Verankerung &uuml;ber mindestens 6cm f&uuml;r den Schaft einer Revisionsprothese. Ist die Knochensituation schlecht wie bei massiver Osteoporose, sehr weitem Markraum, extrem d&uuml;nner Kortikalis und bei intraoperativ zu erwartenden gr&ouml;&szlig;eren Knochendefekten, so treten Versorgungen mit Totalfemursystemen in den Vordergrund. Ebenso wichtig f&uuml;r die Indikationsstellung sind der medizinische Status des Patienten, sein Alter und die M&ouml;glichkeit einer allf&auml;lligen Entlastung des zu operierenden Beins, wobei dies bei alten Patienten kaum mehr geht.</p> <p>Die Indikationsstellung muss einhergehen mit einer umf&auml;nglichen Anamnese und Abkl&auml;rung betreffend liegendes Implantat, Infektion, Weichteilgewebe und Narben, medizinischen Status, Entz&uuml;ndungslabor und Bakteriologie (Histologie), Knochenscan und Granulozytenscan usw. Am wichtigsten erscheinen neben der umf&auml;nglichen Abkl&auml;rung ein guter Plan f&uuml;r die Revision und ein Plan B f&uuml;r unliebsame intraoperative &Uuml;berraschungen.</p> <p>&nbsp;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1606_Weblinks_s28.jpg" alt="Abb. 1,2" width="2159" height="768" /></p> <h2>Operationstechnik</h2> <p>Das Credo f&uuml;r solche Versorgungen sollte sein: &bdquo;So viel wie notwendig und so wenig wie m&ouml;glich!&ldquo;, damit unsere Patienten den gr&ouml;&szlig;ten Nutzen aus unserem Vorgehen ziehen k&ouml;nnen. Das von mir verwendete Revisionssystem ist das Megasystem-C der Fa. Link, Hamburg, welches intraoperativ den Aufbau der Prothese in Zentimeterschritten erlaubt. Der Zugang erfolgt von lateral durch Vorklappen des Vastus lateralis, sodass eine Erweiterung nach oben und unten jederzeit m&ouml;glich ist. Um Luxation zu vermeiden, verwenden wir an der H&uuml;fte Tricups oder Gro&szlig;k&ouml;pfe, je nach Situation.</p> <h2>Patienten</h2> <p>Zwischen Oktober 2002 und Februar 2014 implantierte ich in Innsbruck an der Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Orthop&auml;die und ab 2009 an der Abteilung f&uuml;r Orthop&auml;die im Klinikum Klagenfurt insgesamt 30 Totalfemursysteme. Es wurden 22 Frauen und 7 M&auml;nner operiert mit einem mittleren Alter von 76 Jahren (45&ndash;88). Die Indikationen waren: Lockerung von Megaprothesen der H&uuml;fte in 15 F&auml;llen, wobei 4 massiv nach distal wanderten &ndash; teils mit Penetration in das Knie, und 14 periprothetische Frakturen (Abb. 1 und 2).</p> <h2>Ergebnisse</h2> <p>Wir konnten 19 Patienten nachuntersuchen, 8 waren nicht auffindbar und 2 waren verstorben (fulminante Pulmonalembolien, 1x postoperativ, 1x nach 4 Jahren). Ein Totalfemur wurde wegen Infektion nach 1 Jahr auf einen Totalfemurersatz gewechselt. In drei F&auml;llen wurde eine Revision des Systems durchgef&uuml;hrt, in zwei F&auml;llen wegen H&uuml;ftluxation und in einem Fall wegen o.g. Infektion. Der Bewegungsumfang der H&uuml;ften betrug im Mittel 85&deg; Flexion (30&ndash;90) und derjenige der Knie 92&deg; (30&ndash;110). Fast alle F&auml;lle gingen mit einer Beinverl&auml;ngerung einher. Das allgemeine Resultat war f&uuml;r die Patienten gut. 2 Patienten ben&uuml;tzten als Gehhilfe eine Kr&uuml;cke, 3 zwei Kr&uuml;cken und einer benutzt einen Rollator.</p></p>
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