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Hüfttotalendoprothetik in der heutigen Zeit: gut genug?

<p class="article-intro">Die Hüfttotalendoprothetik gilt als eine der besten Therapieentwicklungen der modernen Medizin. Entsprechend hoch ist der Anspruch der Patienten an eine Versorgung mittels Hüftprothese. Umso grösser ist die Enttäuschung, wenn das gewünschte Ergebnis nicht erzielt wird und persistierende Schmerzen oder instabile Gelenke verbleiben. Ein Teil der Therapieversager findet seinen Ursprung im konstruktionsbedingten Limit der Implantate.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Seit Charnley vor inzwischen &uuml;ber 60 Jahren den Knochenzement zur Fixierung der H&uuml;ftprothesen erfolgreich eingesetzt hat, streben wir nach weiteren Verbesserungen des Implantatdesigns. Die wohl gr&ouml;ssten Entwicklungsschritte diesbez&uuml;glich verdanken wir neu verf&uuml;gbaren oder verbesserten Werkstoffen. Erst mit Einf&uuml;hrung des Titans in den 1980er-Jahren konnten z.B. die Versuche zur Standzeitverl&auml;ngerung nicht zementierter Sch&auml;fte ann&auml;hernd das Niveau zementierter Sch&auml;fte erreichen. Von den 1970er- bis in die 1990er-Jahre war die Zeit der &laquo;namhaften &raquo; Schaftentwicklungen: Es entstanden u.a. die M&uuml;ller-, Zweym&uuml;ller-, Spotorno- Implantate.<br /> Anfang des neuen Jahrtausends war man mehr oder weniger zufrieden mit dem, was die H&uuml;ftprothetik erreichen konnte. So h&ouml;rte ich an verschiedenen Stellen mehrfach die Aussage: &laquo;Die H&uuml;ftprothesen sind heute so gut, was willst du denn da noch verbessern?&raquo; Nicht nur Ingenieuren, sondern auch Medizinern sollten solche Aussagen wenig gefallen, denn Stillstand ist R&uuml;ckschritt, solange die Perfektion nicht erreicht ist.<br /> Die Entwicklungsschritte im Bereich des Implantatdesigns wurden naturgem&auml;ss kleiner. Um eine &laquo;Ecke abzurunden&raquo;, braucht es heute eine Entwicklungsgruppe mit mehreren, m&ouml;glichst renommierten Fachvertretern. Der Anstoss hierf&uuml;r ist meist industriegetrieben; wenn das eigene Produkt-Portfolio noch keine &laquo;runde Ecke&raquo; hat, bei der Konkurrenz diese aber die Verkaufszahlen antreibt, muss nachgebessert werden. Und dennoch hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan: Mit Einf&uuml;hrung des verbesserten Polyethylens &ndash; auch wieder eine werkstoffseitige Entwicklung &ndash;, konnte ein grosser Schritt zur Verringerung des Abriebs und der konsekutiven Osteolysenbildung erreicht werden. Mit der Investition dieses Vorteils in gr&ouml;ssere K&ouml;pfe lernten wir Begriffe wie &laquo;volumetrischer Abrieb &raquo; und &laquo;Trunnionosis&raquo;.<br /> Nicht zu vernachl&auml;ssigen sind die Ver&auml;nderungen hinsichtlich der Operationstechnik: &laquo;Minimal invasiv&raquo; heisst das Zauberwort der Orthop&auml;die des fr&uuml;hen 21. Jahrhunderts. Es ist gar nicht so lange her &ndash; etwa gut 10 Jahre &ndash;, da konnte man auf jedem Kongress die ersten Ergebnisse der grossen Zentren bestaunen. Diejenigen, welche die neuen minimal invasiven Techniken anpriesen, warnten gleichermassen auch davor: &laquo;Wir mussten eine schwere Lernkurve durchlaufen, diese Technik darf nur an grossen Zentren mit hohen Fallzahlen durchgef&uuml;hrt werden. Das d&uuml;rfen nur erfahrene Operateure machen, das ist nichts f&uuml;r Assistenten.&raquo;<br /> Wie sieht es nun heute aus? Unsere Assistenten lernen praktisch nur noch einen minimal invasiven Zugang, der klassische Zugang stellt f&uuml;r sie eher eine Herausforderung dar. Die Instrumente wurden dem Operationszugang angepasst, auch die Implantate wurden etwas optimiert. So sind z.B. die modernen Sch&auml;fte tendenziell etwas k&uuml;rzer und eher &laquo;gebogene Gradsch&auml;fte&raquo;.<br /> Sind wir nun heute mit der Operationstechnik und den Implantaten gut genug? Die Antwort ergibt sich aus einem Blick auf die m&ouml;glichen Komplikationen.</p> <h2>Luxation</h2> <p>Die Luxation (Abb. 1a) nach Versorgung mittels H&uuml;fttotalprothese ist eine Komplikation, welche ein schwerwiegendes Ereignis f&uuml;r den Patienten darstellt und zum Teil aufwendige Revisionsoperationen erforderlich macht.<sup>1</sup> Insbesondere nach stattgehabter Luxation und bei Revisionsoperationen allgemein steigt das Risiko erheblich. So konnten Phillips et al in einer Nachuntersuchung von 12 956 Patienten ein Risiko von 15 % f&uuml;r eine Luxation innerhalb der ersten 26 Monate postoperativ nachweisen.<sup>2</sup> Die Problematik von Luxationen nach prim&auml;rer H&uuml;ftprothesenimplantation wird oft aufgrund der relativ niedrigen Inzidenz im Verh&auml;ltnis zur guten Standzeit der Prim&auml;rimplantate wenig beachtet.<sup>3</sup> Eine epidemiologische Studie von Bozic et al mit einer Nachuntersuchung von 51 345 Revisionsf&auml;llen nach Implantation einer H&uuml;ftprothese zeigt jedoch eindrucksvoll, dass mit 11 560 (22,5 % ) fast ein Viertel der n&ouml;tigen Re-Operationen auf Luxationen zur&uuml;ckzuf&uuml;hren sind.<sup>4</sup> Eine beeindruckende Zahl &ndash; elftausendf&uuml;nfhundertundsechzig &ndash; Nachoperationen wegen instabiler H&uuml;ftprothesen, und damit der gr&ouml;sste Anteil, noch vor Lockerungen &uuml;ber die Jahre. Mal ehrlich, verehrte Leserinnen und Leser: H&auml;tten Sie das gedacht?<br /> Die L&ouml;sung komplexerer F&auml;lle im Hinblick auf die postoperative Stabilit&auml;t des Gelenkes, wenn z.B. die Muskulatur insuffizient ist oder der Trochanter major fehlt (Abb. 1b), stellt mit den verf&uuml;gbaren Implantaten eine Herausforderung dar.</p> <h2>Impingement</h2> <p>Ein Impingement (Anschlagen des Prothesenhalses an das Inlay oder die Pfanne) der H&uuml;ftprothese liegt immer dann vor, wenn das postoperative Bewegungsausmass (&laquo;Range of Motion&raquo;, RoM) in mindestens einer Bewegungsrichtung gr&ouml;sser ist als das implantationsbedingte bzw. das rein technisch m&ouml;gliche.<sup>1</sup> Insbesondere bei jungen Patienten kann die erforderliche RoM der Implantatkombination unterhalb der theoretischen RoM &uuml;blicher Standardimplantate liegen.<sup>1</sup> Aber auch durch nicht optimale Ausrichtung der Komponenten zueinander (Anteversion und Inklination der Pfanne sowie CCD-Winkel und Antetorsion des Schaftes) kann die erforderliche RoM so stark eingeschr&auml;nkt werden, dass ein Impingement resultiert.<sup>1</sup> Shon et al fanden bei einer Nachuntersuchung an explantierten Pfannenkomponenten in 56 % der F&auml;lle Zeichen von Impingement, bei Revisionen aufgrund von Luxation gar bis 94 % .<sup>5</sup> Auch Marchetti et al konnten bei einer Nachuntersuchung an 416 Implantaten in 51,4 % der F&auml;lle Impingementzeichen nachweisen.<sup>6</sup><br /> Diese Studien weisen in mehr als der H&auml;lfte der F&auml;lle Impingementzeichen (Abb. 2) von H&uuml;fttotalprothesen nach! Alles nur Implantationsfehler? Selbst wenn, m&uuml;ssten wir nicht Implantate entwickeln, die solche Fehler dann verzeihen w&uuml;rden? Wie hoch ist die Dunkelziffer, hinter wie viel schmerzhaften H&uuml;ftprothesen verbirgt sich ein Impingement? Um wie viel l&auml;nger k&ouml;nnte die Standzeit sein, wenn es nicht zu solch &ndash; zweifelsfrei &ndash; mechanisch ung&uuml;nstigen Kontakten der Komponenten k&auml;me?</p> <h2>Mechanischer L&ouml;sungsansatz: das Konzept der bidirektionalen H&uuml;fttotalprothese</h2> <p>Zur Vermeidung von Luxation und Impingement bei H&uuml;fttotalprothesen habe ich vor gut 10 Jahren einen simplen L&ouml;sungsansatz entwickelt. &Uuml;bliche Pfannenbzw. Inlaykomponenten sind einfache Halbkugelschalen mit einer hemisph&auml;rischen &Uuml;berdachung von 180&deg;. Aus der Revisionsprothetik kennen wir schon lange sogenannte Schnapppfannen (&laquo;constrained cup&raquo;) mit einer &Uuml;berdachung &uuml;ber die Hemisph&auml;re hinaus, um eine gr&ouml;ssere R&uuml;ckhaltekraft zur Verf&uuml;gung zu stellen (Abb. 3a). Erheblicher Nachteil dieser Schnapppfannen ist eine deutliche Einschr&auml;nkung der RoM. Demgegen&uuml;ber hat man insbesondere bei den Kappenprothesen (Resurfacing) reduzierte Pfannenprofile verwendet (Abb. 3b). Nicht zuletzt der erh&ouml;hte Pfannenranddruck durch die reduzierte &Uuml;berdachung f&uuml;hrt hier zu vermehrtem Verschleiss.<br /> Ein einfacher L&ouml;sungsansatz ergibt sich unter Ber&uuml;cksichtigung der Tatsache, dass die physiologische RoM in der Extensions-/ Flexionsrichtung deutlich gr&ouml;sser ist als in Ab-/Adduktionsrichtung. Korrespondierende Aussparungen an den acetabul&auml;ren Komponenten anterior und posterior sowie analog dazu &Uuml;berh&ouml;hungen medial und lateral f&uuml;hren zum Konzept der &laquo;bidirektionalen H&uuml;fttotalprothese&raquo; (Bi-HTP).<sup>1</sup> Mein erstes einfaches Anschauungsmodell entstand durch Herausschleifen der Aussparungen an einer Schnapppfanne (Abb. 4a). Wenig Interesse zeigte die Industrie &ndash; was soll denn auch schon die Idee eines Noname- Assistenzarztes taugen? Ausgerechnet jener Hersteller, der diesen Ansatz mit &laquo;nicht zu unserem Portfolio passend&raquo; abgefertigt hatte, brachte einige Jahre sp&auml;ter ein doch recht &auml;hnliches Produkt f&uuml;r die Revisionsprothetik auf den Markt (Abb. 4b). Man k&ouml;nnte stolz sein, weil der L&ouml;sungsansatz vom Marktf&uuml;hrer aufgegriffen wurde, oder man k&ouml;nnte sich &auml;rgern, weil man die Patentanmeldungen nicht weiterverfolgt hat und er mehr oder weniger kopiert wurde. Nichts dergleichen, denn der L&ouml;sungsansatz in dieser Form ist falsch!</p> <h2>Der Spreizwinkel der Impingementpunkte</h2> <p>Bei Betrachtung der Lokalisation von Impingementzeichen wurde im Verlauf klar (vgl. Abb. 2a), dass die L&ouml;sung nicht ganz so einfach sein kann. Die Anschlagspunkte scheinen nicht direkt anterior und posterior zu liegen und auch nicht direkt gegen&uuml;ber mit einem Spreizwinkel (&laquo;Angle of Twist&raquo;, AoT) von 180&deg; in der Pfannenebene.<sup>3</sup> Mit Hilfe von Karl-Heinz Widmer und seiner Software zur RoM-Analyse wurden in Anlehnung an die Parameter zur optimalen Positionierung herk&ouml;mmlicher H&uuml;ftprothesen<sup>7</sup> die Kollisionspunkte von Hals und Pfanne detektiert und als Impingmentpunkte dreidimensional dargestellt (Abb. 5a). Die Messungen ergaben einen AoT von ca. 110&deg; (Abb. 5b), die Impingementpunkte liegen also nicht direkt gegen&uuml;ber (AoT=180&deg;). Mit diesen Erkenntnissen wird deutlich, warum &laquo;constrained cups&raquo; (wie z.B. auch das Modell aus Abb. 4b) nicht gut funktionieren k&ouml;nnen.<sup>3</sup><br /> In einem weiteren Schritt wurden die so berechneten Impingementpunkte verwendet, um ein CAD-Anschauungsmodell einer asymmetrischen Bi-HTP anzufertigen (Abb. 6a). Dieses Modell wurde schliesslich virtuell in eine CT-3D-Beckenrekonstruktion implantiert (Abb. 7). Mithilfe der Hochschule f&uuml;r Life Sciences FHNW (Muttenz) und neueren Computersimulationen wird die Pfannenrandabwicklung der Bi-HTP sukzessive optimiert, um z.B. Rotationsfehler bei der Implantation ausgleichen zu k&ouml;nnen (Abb. 6b).</p> <h2>Die asymmetrische Bi-HTP : ein anatomisches Implantat?</h2> <p>Nach Vorstellung des Konzeptes der asymmetrischen Bi-HTP auf einem Kongress kommentierte ein renommierter Vertreter des Faches das Modell in Abbildung 7 in Anbetracht der Gegenseite: &laquo;Endlich mal jemand, der eine anatomische H&uuml;fte entwickelt hat!&raquo; Nein, das war nicht das Ziel: Das Konzept basiert rein auf mechanischen &Uuml;berlegungen zur Vermeidung von Luxation und Impingement. Die sperrige Bezeichnung &laquo;bidirektional&raquo; soll lediglich den Ursprung des Ansatzes mit Ber&uuml;cksichtigung der beiden unterschiedlichen physiologischen Bewegungsumf&auml;nge der &uuml;blicherweise angegebenen Bewegungsausmasse widerspiegeln. Selbstverst&auml;ndlich muss ein solches Implantat auch bei Kombinationsbewegungen gen&uuml;gend Beweglichkeit zur Verf&uuml;gung stellen, sodass z.B. auch die Bezeichnung &laquo;multidirektional&raquo; Anwendung finden k&ouml;nnte.<br /> Beim Vergleich mit dem anatomischen kn&ouml;chernen Pfannenrand (Abb. 7) zeigt sich insbesondere im anterioren Bereich, dass sich die Pfannenreduktion harmonisch an die anatomischen Gegebenheiten anpasst: Auch das nat&uuml;rliche Acetabulum weist eine gewisse Aussparung auf, hier verl&auml;uft die Psoassehne. Demgegen&uuml;ber zeigt sich kraniolateral, dass die &Uuml;berh&ouml;hung bei diesem Modell deutlicher ausgepr&auml;gt ist: vermehrte R&uuml;ckhaltekraft zur Verminderung des Luxationsrisikos sowie Reduktion des Pfannenranddruckes.</p> <h2>Grosse K&ouml;pfe und doppelte Mobilit&auml;t</h2> <p>Zur Vermeidung von Luxation und Impingement wurden in den letzten Jahren vermehrt gr&ouml;ssere H&uuml;ftkopfdurchmesser verwendet. Die Vergr&ouml;sserung der Durchmesser erscheint trotz heutzutage verbesserter Materialeigenschaften aus tribologischer Sicht jedoch problematisch.<sup>3</sup> Es resultieren &ndash; je nach Gleitpaarung &ndash; mehr volumetrischer Abrieb und ein gr&ouml;sseres Reibmoment, was wiederum zu Verschleissproblemen an der Kopf-Hals-Verbindung (Trunnionosis) f&uuml;hren kann. So fanden Tarasevicius et al bei einer Langzeitnachuntersuchung (9&ndash;21 Jahre) von 1720 H&uuml;ftimplantationen ein 2,8-fach h&ouml;heres Revisionsrisiko bei 32mm Kopfdurchmesser gegen&uuml;ber den 22mm-K&ouml;pfen.<sup>8</sup><br /> Gr&ouml;ssere K&ouml;pfe erscheinen auf den ersten Blick als geeignet, sowohl Luxationen als auch Impingement zu reduzieren, k&ouml;nnen auf der anderen Seite jedoch aus tribologischer Sicht ung&uuml;nstiger sein. Das gilt auch f&uuml;r die Implantate mit doppelter Mobilit&auml;t (Doppelkopf-/Doppelschalensysteme). Zudem bieten diese &ndash; zumindest bei sehr instabilen H&uuml;ftprothesengelenken &ndash; nicht gen&uuml;gend R&uuml;ckhaltekraft. So lautete neulich auf einem Expertenmeeting der gleichwohl eindringliche als auch etwas resigniert t&ouml;nende Appell eines vorsitzenden Kollegen: &laquo;Die Industrie muss uns endlich eine L&ouml;sung f&uuml;r das letzte grosse Problem der H&uuml;ftprothetik liefern, die Instabilit&auml;t!&raquo;</p> <h2>Wie gross die &Uuml;berh&ouml;hungen, wie tief die Reduktionen?</h2> <p>Bislang handelt es sich bei den dargestellten Modellen lediglich um Anschauungsobjekte, mit je maximal 5mm Reduktion als auch &Uuml;berh&ouml;hung. Hier liegen alle M&ouml;glichkeiten offen, die &Uuml;berh&ouml;hungen k&ouml;nnten z.B. so gestaltet werden, dass sie die Aushebelkraft von kleineren zu gr&ouml;sseren K&ouml;pfen nachahmen. Im Bereich der Revisionsarthroplastik (z.B. bei fehlenden Abduktoren, Abb. 1b) k&ouml;nnte die Aushebelkraft bei Verwendung von Hart/hart-Paarungen so gross gew&auml;hlt werden, dass eine Luxation praktisch unm&ouml;glich wird. F&uuml;r solche Implantate w&auml;ren lediglich minimale Randerh&ouml;hungen erforderlich, um nahezu einen absoluten Luxationsschutz bei kaum verringerter RoM in der Ab-/Adduktionsrichtung und deutlich verbesserter RoM in der Extensions-/Flexionsrichtung zu erzielen.<sup>1</sup><br /> Als Nachteil dieses Konzeptes bleibt im Gegensatz zu einfachen hemisph&auml;rischen Implantaten die rotationsabh&auml;ngige Implantation, welche jedoch leicht durch geeignete Instrumente und/oder intraoperative Bewegungsanalyse kontrolliert werden kann.<br /> M&ouml;glicherweise k&ouml;nnen zu starke R&uuml;ckhaltekr&auml;fte auch negative Auswirkungen auf den Knochenstock haben, wie Abbildung 8 als Extrembeispiel verdeutlicht: Zum Schutz des fragilen Knochens habe ich auf die Implantation einer Pfanne mit doppelter Mobilit&auml;t und auch auf ein eigens f&uuml;r diesen Fall angefertigtes Bi-HTP-Inlay (Abb. 9) verzichtet und lediglich eine herk&ouml;mmliche hemisph&auml;rische PE-Flachprofilpfanne in den Cage einzementiert. Das Luxationsrisiko hier ist enorm, aber mir scheint f&uuml;r diesen Fall eine Luxation weniger schwerwiegend als ein Ausriss des Implantates bei zu hohen R&uuml;ckhaltekr&auml;ften. Sollte eine gute kn&ouml;cherne Einheilung erfolgen und eine Instabilit&auml;t auftreten, k&ouml;nnte gegebenenfalls eine Neubeurteilung erfolgen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Ortho_1701_Weblinks_lo_ortho_1701_s14_abb1.jpg" alt="" width="1417" height="925" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Ortho_1701_Weblinks_lo_ortho_1701_s15_abb2+3.jpg" alt="" width="1454" height="1742" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Ortho_1701_Weblinks_lo_ortho_1701_s16_abb4+5.jpg" alt="" width="1493" height="1955" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Ortho_1701_Weblinks_lo_ortho_1701_s17_abb6+7.jpg" alt="" width="1493" height="2067" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Ortho_1701_Weblinks_lo_ortho_1701_s18_abb8+9.jpg" alt="" width="1417" height="1897" /></p> <h2>Heutige H&uuml;ftprothesen: gut genug?</h2> <p>Die Anforderungen an Standzeit und &Uuml;berlebensrate der Endoprothesen werden bei sinkendem Implantationsalter der Patienten und steigender Lebenserwartung immer gr&ouml;sser. Zudem steigen die Anspr&uuml;che an die Implantate entsprechend dem zunehmenden Aktivit&auml;tsgrad zus&auml;tzlich, sodass diese nicht allein durch verbesserte tribologische Eigenschaften aufgefangen werden k&ouml;nnen. Kaufen wir heutzutage noch ein Auto ohne ABS, ASR, Airbags usw.? W&uuml;nschen wir uns &ndash; zumindest bei sicherheitsrelevanten Fragen im Alltag &ndash; nicht immer die &laquo;beste L&ouml;sung&raquo;?<br /> Auch das Design der H&uuml;ftprothesen wird sich weiter verbessern, die Schritte m&ouml;gen kleiner erscheinen als in anderen technischen Feldern, zum Teil auch zu Recht: Jedes neue Implantat muss zun&auml;chst einmal nachweisen, dass es mindestens genauso gut ist wie ein herk&ouml;mmliches Implantat, insbesondere in der Prim&auml;rprothetik. Die Prothesen von heute sind sicherlich gut, aber noch lange nicht gut genug oder gar perfekt.</p> <h2>Weiterentwicklung</h2> <p>Ob dieser L&ouml;sungsansatz in der dargestellten Form als asymmetrische Bi-HTP eine Zukunft hat und zur Verbesserung der H&uuml;fttotalendoprothetik beitragen kann, wage ich nicht zu behaupten. Prinzipiell w&auml;re auch eine L&ouml;sung mit lediglich einer Aussparung und/oder &Uuml;berh&ouml;hung denkbar, jedoch w&uuml;rden sich dann die Implantationsparameter hinsichtlich der Positionierung und Ausrichtung massiv &auml;ndern. Daher scheint aktuell ein Design mit zwei Aussparungen und/oder &Uuml;berh&ouml;hungen sinnvoll, sodass die Operateure auf gewohnte Parameter zur&uuml;ckgreifen k&ouml;nnten.<sup>3</sup><br /> Theoretisch bieten sich folgende Vorteile aus dem Bi-HTP-Konzept: Durch Optimierung der Pfannengeometrie kann das Auftreten von Komplikationen in der H&uuml;fttotalendoprothetik, insbesondere Luxation und Impingement, verringert werden. Zudem kann der Verschleiss durch Wahl des Kopfdurchmessers anhand tribologischer Gesichtspunkte und zus&auml;tzlich g&uuml;nstiger Pfannenrand&uuml;berdachung reduziert werden. Dar&uuml;ber hinaus wird durch geeignete Pfannenreduzierung im anterioren Bereich eine Psoasreizung vermieden.<sup>1</sup></p> <h2>Ausblick</h2> <p>Die klassischen hemisph&auml;rischen Pfannenformen werden durch komplexere Pfannengeometrien &ndash; in welcher Form auch immer &ndash; abgel&ouml;st, da bin ich mir sicher. Ob es daf&uuml;r 10, 20 oder 50 Jahre braucht, wird die Zukunft zeigen.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Bozic KJ et al: The epidemiology of revision total hip arthroplasty in the United States. J Bone Joint Surg Am 2009; 91(1): 128-33 <strong>2</strong> Phillips CB et al: Incidence rates of dislocation, pulmonary embolism, and deep infection during the first six months after elective total hip replacement. J Bone Joint Surg Am 2003; 85-A(1): 20-6 <strong>3</strong> Nowakowski AM et al: True angle between anterior-posterior impingement in total hip arthroplasty: why common constrained cups have to fail. Global J Technol Optim 2016; 7(2): 194 <strong>4</strong> Nowakowski AM: Luxation und Impingement nach Implantation von H&uuml;fttotalprothesen, vermeidbare Komplikationen? Mechanischer L&ouml;sungsansatz f&uuml;r ein optimiertes H&uuml;ftgelenk-Endoprothesensystem: die &laquo;Bidirektionale H&uuml;fttotalprothese&raquo;. Orthop&auml;dische Praxis 2007; 43: 348-55 <strong>5</strong> Shon WY et al: Impingement in total hip arthroplasty a study of retrieved acetabular components. J Arthroplasty 2005; 20(4): 427-35 <strong>6</strong> Marchetti E et al: Component impingement in total hip arthroplasty: frequency and risk factors. A continuous retrieval analysis series of 416 cup. Orthop Traumatol Surg Res 2011; 97(2): 127-33 <strong>7</strong> Widmer K, Zurfluh B: Compliant positioning of total hip components for optimal range of motion. J Orthop Res 2004; 22(4): 815-21 <strong>8</strong> Tarasevicius S et al: Femoral head diameter affects the revision rate in total hip arthroplasty: an analysis of 1,720 hip replacements with 9-21 years of follow-up. Acta Orthop 2006; 77(5): 706-9</p> </div> </p>
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