
Distaler Ellenersatz durch eine Scheker-Prothese
Jatros
Autor:
K. Trieb
Klinikum Wels-Grieskirchen
Autor:
M. Enzendorfer
Klinikum Wels-Grieskirchen
Autor:
Dr. Markus Jakubek
Klinikum Wels-Grieskirchen<br> E-Mail: markus.jakubek@klinikum-wegr.at
30
Min. Lesezeit
30.03.2017
Weiterempfehlen
<p class="article-intro">Pathologien an der distalen Elle stellen mitunter ein therapeutisches Problem dar. Insbesondere bei Defekten an der distalen Ulna kommen Ellenkopfprothesen zum Einsatz. Bei langstreckigen Defekten besteht die Möglichkeit der Versorgung mit einer Scheker-Prothese – ein Fallbericht.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Bei der Scheker-Prothese handelt es sich um ein teilgeführtes („semiconstrained“) und modulares Implantat, das die Funktion des Ulnakopfes, der sigmoidalen Notch des Radius und der Ligamente des fibrokartilaginären Komplexes wiederherstellen soll.<br /> 2013 wurde von Dr. Luis R. Scheker die erste Studie mit einem Follow-up von 5 Jahren dazu veröffentlicht. Die Indikationen waren rheumatische, degenerative, posttraumatische und kongenitale Veränderungen des distalen Radioulnargelenks (DRUG). Von den 35 Patienten (36 Implantaten), die 2005 operiert wurden, hatten 92 % bereits einen oder mehrere Voreingriffe am DRUG. Beschrieben wurden fehlgeschlagene Verkürzungsosteotomien, Rekonstruktionen des triangulären fibrokartilaginären Komplexes (TFCC), Frakturfixationen, Bandrekonstruktionen, Ellenkopfprothesen sowie Operationen nach Darrach, Bowers und Sauvé-Kapandji. 21 Patienten waren weiblich, 14 männlich, mit einem mittleren Alter von 44 (23–74) Jahren. Bei 27 der 35 Patienten konnte ein 5-Jahres- Follow-up (4,4–6,2 Jahre) durchgeführt werden. Es kam zu einer deutlichen Verbesserung der ROM, der Griffstärke, der Hebefähigkeit sowie der Scores DASH (Disabilities of the Arm, Shoulder and Hand) und PRWE (Patient-Rated Wrist Evaluation). Die 5-Jahres-Überlebensrate der Prothese betrug 100 % . Folgende Komplikationen wurden beschrieben: 6 Fälle von Extensor-carpi-ulnaris(ECU)- Tendinitis, 5 Fälle mit ektopischer Ossifikation und 1 Fall mit Diskonnektion der Kappe und Schrauben. Alle Komplikationen konnten chirurgisch zufriedenstellend behoben werden. Radiologisch zeigten sich bei zwei Ulna-Komponenten Resorptionssäume. Interessant ist auch die Aussage, dass die Prothese noch bei einer Restlänge von zumindest 14cm der proximalen Elle implantiert werden kann, wobei hier an der Elle ein „Custommade“- Implantat angefertigt werden muss.</p> <h2>Fallbericht</h2> <p>Eine 78-jährige Patientin wurde mit Schmerzen und einer osteolytischen Veränderung an der distalen Elle an unsere Ambulanz zugewiesen. Ein CT der Hand lag vor, Beschwerden hatte die Patientin seit gut 2 Monaten. Eine bösartige Grunderkrankung lag bis zur Aufnahme nicht vor. Das Staging ergab keinen Hinweis auf einen Primärtumor. Daraufhin haben wir eine offene Biopsie des Ellenherdes durchgeführt, das histologische Ergebnis zeigte ein hochmalignes B-Zell-Non-Hodgkin- Lymphom. Die Patientin wurde mit 3 Zyklen Chemotherapie behandelt und zwischenzeitlich mit einem Gips versorgt.<br /> 3 Monate nach Diagnosestellung wurde die operative Versorgung durchgeführt, wobei 4,5cm der distalen Elle reseziert werden mussten. Eine Versorgung mit einer Ellenkopfprothese (KLS Martin) war hier nicht mehr möglich, da diese maximal einen Defekt von 3,1cm überbrücken kann. Die Patientin wurde daher mit einer Scheker- Prothese versorgt, die Defekte bis zu 7cm überbrücken kann (5cm ulnar und 2cm radial bei proximaler Positionierung der radialen Platte). Auf die genaue Positionierung der Radiuskomponente muss man achten. Diese sollte auf keinen Fall zu dorsal implantiert werden, da dies zur verstärkten Friktion an der ECU-Sehne führt. Die Implantation der Ellenkomponente (4 Größen mit jeweils 4 Extensionen verfügbar) und die Kopplung der Prothese stellten bei uns kein wesentliches Problem dar. Auf eine ausreichende Weichteildeckung der Prothese ist zu achten.<br /> Eine dorsale Gipsschiene wurde für 14 Tage angelegt. Nach der Wundheilung wurde die Chemotherapie fortgesetzt. Die Patientin hatte ergotherapeutische Übungen des Handgelenkes durchgeführt. Eine Belastung von über 3kg bei einem extendierten Ulna- Stem wurde der Patientin verboten. Bei der 3-Monats-Kontrolle hatte sie in allen Ebenen eine freie ROM und war schmerzfrei.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Ortho_1702_Weblinks_s54_abb1_2_3.jpg" alt="" width="1417" height="1502" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Ortho_1702_Weblinks_s54_abb4.jpg" alt="" width="502" height="1016" /></p></p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p>• Galvis EJ et al: Total joint arthroplasty of the distal radioulnar joint for rheumatoid arthritis. J Hand Surg Am 2014; 39(9): 1699-704 • Savvidou C et al: Semiconstrained distal radioulnar joint prosthesis. J Wrist Surg 2013; 2(1): 41-8</p>
</div>
</p>
Das könnte Sie auch interessieren:
«Auch Patienten mit Demenz profitieren von einer chirurgischen Stabilisierung»
Patienten mit Hüftfraktur und einer leichten, mittelschweren oder schweren Demenz haben ein geringeres Risiko zu sterben, wenn sie operiert werden – vor allem wenn es sich um Kopf-Hals- ...
Management periprothetischer Frakturen am Kniegelenk
Mit steigenden Versorgungszahlen der Knieendoprothetik und dem höheren Lebensalter entsprechend der Alterspyramide nimmt auch die Zahl der periprothetischen Frakturen zu und stellt die ...
Patellofemorale Instabilität
In diesem Übersichtsartikel möchten wir ein Update über die aktuelle Diagnostik und die konservativen wie auch operativen Behandlungsmöglichkeiten der patellofemoralen Instabilität geben.