Distaler Ellenersatz durch eine Scheker-Prothese

<p class="article-intro">Pathologien an der distalen Elle stellen mitunter ein therapeutisches Problem dar. Insbesondere bei Defekten an der distalen Ulna kommen Ellenkopfprothesen zum Einsatz. Bei langstreckigen Defekten besteht die Möglichkeit der Versorgung mit einer Scheker-Prothese – ein Fallbericht.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Bei der Scheker-Prothese handelt es sich um ein teilgef&uuml;hrtes (&bdquo;semiconstrained&ldquo;) und modulares Implantat, das die Funktion des Ulnakopfes, der sigmoidalen Notch des Radius und der Ligamente des fibrokartilagin&auml;ren Komplexes wiederherstellen soll.<br /> 2013 wurde von Dr. Luis R. Scheker die erste Studie mit einem Follow-up von 5 Jahren dazu ver&ouml;ffentlicht. Die Indikationen waren rheumatische, degenerative, posttraumatische und kongenitale Ver&auml;nderungen des distalen Radioulnargelenks (DRUG). Von den 35 Patienten (36 Implantaten), die 2005 operiert wurden, hatten 92 % bereits einen oder mehrere Voreingriffe am DRUG. Beschrieben wurden fehlgeschlagene Verk&uuml;rzungsosteotomien, Rekonstruktionen des triangul&auml;ren fibrokartilagin&auml;ren Komplexes (TFCC), Frakturfixationen, Bandrekonstruktionen, Ellenkopfprothesen sowie Operationen nach Darrach, Bowers und Sauv&eacute;-Kapandji. 21 Patienten waren weiblich, 14 m&auml;nnlich, mit einem mittleren Alter von 44 (23&ndash;74) Jahren. Bei 27 der 35 Patienten konnte ein 5-Jahres- Follow-up (4,4&ndash;6,2 Jahre) durchgef&uuml;hrt werden. Es kam zu einer deutlichen Verbesserung der ROM, der Griffst&auml;rke, der Hebef&auml;higkeit sowie der Scores DASH (Disabilities of the Arm, Shoulder and Hand) und PRWE (Patient-Rated Wrist Evaluation). Die 5-Jahres-&Uuml;berlebensrate der Prothese betrug 100 % . Folgende Komplikationen wurden beschrieben: 6 F&auml;lle von Extensor-carpi-ulnaris(ECU)- Tendinitis, 5 F&auml;lle mit ektopischer Ossifikation und 1 Fall mit Diskonnektion der Kappe und Schrauben. Alle Komplikationen konnten chirurgisch zufriedenstellend behoben werden. Radiologisch zeigten sich bei zwei Ulna-Komponenten Resorptionss&auml;ume. Interessant ist auch die Aussage, dass die Prothese noch bei einer Restl&auml;nge von zumindest 14cm der proximalen Elle implantiert werden kann, wobei hier an der Elle ein &bdquo;Custommade&ldquo;- Implantat angefertigt werden muss.</p> <h2>Fallbericht</h2> <p>Eine 78-j&auml;hrige Patientin wurde mit Schmerzen und einer osteolytischen Ver&auml;nderung an der distalen Elle an unsere Ambulanz zugewiesen. Ein CT der Hand lag vor, Beschwerden hatte die Patientin seit gut 2 Monaten. Eine b&ouml;sartige Grunderkrankung lag bis zur Aufnahme nicht vor. Das Staging ergab keinen Hinweis auf einen Prim&auml;rtumor. Daraufhin haben wir eine offene Biopsie des Ellenherdes durchgef&uuml;hrt, das histologische Ergebnis zeigte ein hochmalignes B-Zell-Non-Hodgkin- Lymphom. Die Patientin wurde mit 3 Zyklen Chemotherapie behandelt und zwischenzeitlich mit einem Gips versorgt.<br /> 3 Monate nach Diagnosestellung wurde die operative Versorgung durchgef&uuml;hrt, wobei 4,5cm der distalen Elle reseziert werden mussten. Eine Versorgung mit einer Ellenkopfprothese (KLS Martin) war hier nicht mehr m&ouml;glich, da diese maximal einen Defekt von 3,1cm &uuml;berbr&uuml;cken kann. Die Patientin wurde daher mit einer Scheker- Prothese versorgt, die Defekte bis zu 7cm &uuml;berbr&uuml;cken kann (5cm ulnar und 2cm radial bei proximaler Positionierung der radialen Platte). Auf die genaue Positionierung der Radiuskomponente muss man achten. Diese sollte auf keinen Fall zu dorsal implantiert werden, da dies zur verst&auml;rkten Friktion an der ECU-Sehne f&uuml;hrt. Die Implantation der Ellenkomponente (4 Gr&ouml;&szlig;en mit jeweils 4 Extensionen verf&uuml;gbar) und die Kopplung der Prothese stellten bei uns kein wesentliches Problem dar. Auf eine ausreichende Weichteildeckung der Prothese ist zu achten.<br /> Eine dorsale Gipsschiene wurde f&uuml;r 14 Tage angelegt. Nach der Wundheilung wurde die Chemotherapie fortgesetzt. Die Patientin hatte ergotherapeutische &Uuml;bungen des Handgelenkes durchgef&uuml;hrt. Eine Belastung von &uuml;ber 3kg bei einem extendierten Ulna- Stem wurde der Patientin verboten. Bei der 3-Monats-Kontrolle hatte sie in allen Ebenen eine freie ROM und war schmerzfrei.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Ortho_1702_Weblinks_s54_abb1_2_3.jpg" alt="" width="1417" height="1502" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Ortho_1702_Weblinks_s54_abb4.jpg" alt="" width="502" height="1016" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>&bull; Galvis EJ et al: Total joint arthroplasty of the distal radioulnar joint for rheumatoid arthritis. J Hand Surg Am 2014; 39(9): 1699-704 &bull; Savvidou C et al: Semiconstrained distal radioulnar joint prosthesis. J Wrist Surg 2013; 2(1): 41-8</p> </div> </p>
Back to top