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Die „komplex destruierte Hand“ bei rheumatoider Arthritis

<p class="article-intro">Unabhängig von Erfolgen der medikamentösen Therapie existiert sie noch – die durch entzündliche Veränderungen schwer destruierte und deformierte Hand beim Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA). Spätfolgen, Behandlungsabbrüche oder Versagen der medikamentösen und präventiv konservativen Maßnahmen können zum Bild einer komplex deformierten und mitunter funktionsgestörten Hand führen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die kontinuierliche Entwicklung und Adaptation durch Ersatzfunktion f&uuml;hren h&auml;ufig zu einer Toleranz der Ver&auml;nderung und Therapienegation, bis ein kompletter Funktionsverlust auftritt. Die Erkenntnis, dass es jetzt zu sp&auml;t und ohnehin nichts mehr zu machen ist, w&auml;re letztendlich die Akzeptanz der Behinderung.</p> <h2>Pathologischer Verlauf</h2> <p>Die durch die Entz&uuml;ndung resultierende Instabilit&auml;t f&uuml;hrt zur Deformit&auml;t. Diese besteht in der Regel aus Handgelenksinstabilit&auml;t mit ulnovolarer Drift des Carpus und dem sogenannten Caput-ulnae-Syndrom mit Luxation der Extensor-carpi-ulnaris-Sehne. Dies f&uuml;hrt in der Folge zur Instabilit&auml;t und volaren (Sub)Luxation der MCP-Gelenke mit der muskul&auml;ren Dysbalance der intrinsischen zur extrinsischen Muskulatur. Die Fingerdeformit&auml;ten &ndash; Knopfloch und Schwanenhals &ndash; resultieren daraus. Das Abgleiten des Carpus f&uuml;hrt auch zu einer Verlagerung der Strecksehnenzugrichtung; die Ulnardeviation der Langfinger ist die Folge (eine Handskoliose wird manifest).<br /> Funktionelle Defizite treten sp&auml;testens jetzt in den Vordergrund und werden durch kompensatorische Griffmuster immer weiter verst&auml;rkt. Der Spitzgriff wird unm&ouml;glich und durch Z-Deformit&auml;t des Daumens mit IP-Kontakt am radialen Anteil des PIP-Gelenkes oder der mittleren Phalangen ersetzt. Die gest&ouml;rte Biomechanik jedes Griffes verst&auml;rkt die Deformit&auml;t. Auch die zum Tragen erforderliche Beugung in den MCP- und PIP-Gelenken wird zunehmend durch die Fingerdeformit&auml;ten verunm&ouml;glicht. Ein komplettes Abgleiten des Carpus an die Volarseite des Radius f&uuml;hrt zur Strecksehneninsuffizienz, wenn diese nicht zuvor bereits an der dorsalen Radiuskante rupturiert sind.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Ortho_1605_Weblinks_Seite78.jpg" alt="" width="363" height="379" /></p> <h2>Therapie</h2> <p>Das klingt nicht gut und stellt f&uuml;r den Patienten auch eine enorme psychische Belastung dar. Nicht umsonst wird die Hand auch als Visitenkarte des Rheumatikers bezeichnet. Die Kosmetik alleine stellt allerdings keine Indikation zum operativen Vorgehen dar. Vielmehr sollten folgende Funktionen wiederhergestellt werden: Stabilit&auml;t am Handgelenk, Pinzettengriff und Flexionsf&auml;higkeit zumindest einiger Fingergelenke. Damit sollte der Patient ein ge&shy;wisses Ma&szlig; an Selbstst&auml;ndigkeit wiederge&shy;winnen.<br /> Beim operativen Vorgehen werden Instabilit&auml;ten durch Arthrodese oder Kunstgelenke kompensiert. Dabei wird auf den Erhalt der Feinmotorik und die Wiederherstellung der Stabilit&auml;t und damit Kraftgewinn geachtet. Grundlage bei komplexer Handdeformit&auml;t ist die Stabilisierung des Handgelenkes durch Teilarthrodese oder komplette Arthrodese in Funktionsstellung (anders als beim posttraumatischen Patienten, bei dem eine dorsale Stellung gesucht wird) in 0&deg; Flexion und geringer Radialduktion. Dies erm&ouml;glicht selbstst&auml;ndige K&ouml;rperhygiene und Nahrungsauf&shy;nahme.<br /> Stabilit&auml;t ist auch an den Fingerendgelenken wesentlich und durch Arthrodese unbedenklich erzielbar. Ein stabiler Daumen (Arthrodese des MCP-Gelenkes und Sattelgelenksber&uuml;cksichtigung durch Trapezektomie mit Sehnensuspensionsplastik oder Implantat) macht nur Sinn, wenn auch der zweite Finger nach &bdquo;Sanierung&ldquo; des Daumens harmoniert; widrigenfalls k&ouml;nnte auch eine funktionelle Verschlechterung auftreten. Auch an den PIP-Gelenken des zweiten und f&uuml;nften Fingers kann eine Arthrodese sinnvoll sein, da damit einerseits ein kr&auml;ftiger Pinzettengriff m&ouml;glich wird und andererseits die Stabilisierungsfunktion des f&uuml;nften Fingers erleichtert wird.<br /> Die PIP-Gelenke der Finger 3 und 4 sollten allerdings unabh&auml;ngig vom Destruktionsgrad, ebenso wie die Fingergrundgelenke 2&ndash;5, mobil erhalten werden. Dies erfolgt durch Implantate, die als Goldstandard immer noch Silikonspacern entsprechen, aber im Fall einer kompletten Banddestruktion auch durch achsgef&uuml;hrte Metallimplantate erg&auml;nzt werden. Der funktionelle Gewinn kann nur durch die genaue Analyse der Deformit&auml;t und des Patientenbed&uuml;rfnisses erzielt werden. Dazu sind manchmal auch mehrstufige Eingriffe erforderlich.<br /> Die Operation hat in diesen F&auml;llen keine Alternative und stellt eine gute Chance dar, Behinderung und Verlust der Selbstst&auml;ndigkeit zu vermeiden. Bis auf kompensierbare Einschr&auml;nkungen kann eine schmerzfreie und funktionelle Hand wiederhergestellt werden.</p></p>
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