
«Der Mensch wächst am Widerstand»
Am 19. Mai 2021 ist der «Rückenpapst» und «Fitnesspionier» Werner Kieser im Alter von 80 Jahren in seinem Haus in Zürich an einem Herzversagen verstorben. Noch am Vortag hatte er das Kieser-Trainingsstudio in Zürich Enge besucht – und das letzte Krafttraining seines spannenden Lebens absolviert.
Der 1940 in Bergdietikon in der Schweiz geborene Werner Kieser erkannte als einer der Ersten die gesundheitsfördernde Qualität von Krafttraining und eröffnete 1966 sein erstes Krafttrainingsstudio an der Kanzleistrasse in Zürich. Heute betreibt das Unternehmen «Kieser Training AG» 160 Fitnessstudios mit Schwerpunkt in der Schweiz, Deutschland und Österreich und hat eine führende Stellung auf dem weltweiten Markt für Kräftigungstherapien und -maschinen. Kiesers Ehefrau, Dr. med. Gabriela Kieser, ist eine prägende Mitentwicklerin und gab dem gesundheitsorientierten Unternehmen das medizinische Rückgrat.
Initialzündung mit 17 Jahren
Es war eine Verletzung, die den jungen Werner Kieser damals das Krafttraining entdecken liess. Nach einem äusserst schmerzhaften Brustfellriss, den er sich als Amateurboxer in den 50er-Jahren zugezogen hatte, machte ihn ein Freund auf das damals noch unbekannte Krafttraining aufmerksam. Mit einfachem Hanteltraining verflogen seine Schmerzen innert weniger Tage. Diese Erfahrung lieferte für Kieser den Anstoss, diese Form der Körperbewegung auch für Freunde – und später Kunden – anzubieten. Zu Beginn schweisste er einfache Hanteln und Metallbänke in Eigenregie selbst. Erst schrittweise baute er das ursprünglich nur spartanisch eingerichtete Hantelstudio zu einer Kette mit innovativen Maschinen aus.
Mitte der 1970er-Jahre, als die Fitnesswelle aus den USA nach Europa überschwappte, erfuhr Werner Kieser von der Entwicklung der Nautilus-Maschinen. Kieser stattete als Erster in Europa seine Studios mit den damals revolutionären Geräten aus den USA aus, und deren Erfinder, der Amerikaner Arthur Jones, wurde zu Kiesers langjährigem Mentor und Geschäftspartner. Bis 1995 vertiefte Kieser den Kontakt zu Jones und übernahm die Generalvertretung für Nautilus-Maschinen in Europa. Er kaufte auch Maschinen von Jones’ zweiter Firma MedX, mit denen die tiefen Rückenstrecker getestet und gestärkt werden können, und komplettierte damit, unter Federführung seiner Gattin, den neuartigen, ganz auf die Gesundheit ausgerichteten Ansatz seiner Studios. 2003 übernahm Kieser sämtliche Rechte von Jones’ Firmen und entwickelte und produzierte fortan alle Trainingsmaschinen selbst.
Kieser und seine Frau verkauften 2017 das Unternehmen «Kieser Training AG» an den langjährigen Geschäftsführer Michael Antonopoulos sowie an den Verwaltungsrat Nils Planzer. Kieser entwickelte weiterhin neue Geräte und Verfahren, zuletzt 2018 die infimetrische Beinpresse ohne Gewichte, basierend auf seiner Hypothese, dass sich Tremor beim Training ohne Gewicht von Einheit zu Einheit reduziere.
Bis zu seinem letzten Tag tüftelte Kieser auch an neuen Kräftigungsmöglichkeiten für den menschlichen Körper, speziell für schwer zu trainierende Muskeln, wie den Beckenboden, die Fuss-, Hand- oder Schultermuskulatur: «Es ist allein die Kraft der Muskeln, die uns aufrecht hält – ein Leben lang.»
Quellen:
Pressemitteilung Kieser Training www.kieser-training.com
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