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Azetabuläre Defektrekonstruktion in der Hüftendoprothetik: biologische Rekonstruktion oder Metallaugmentation?

<p class="article-intro">Eine steigende Anzahl an endoprothetisch versorgten jüngeren Patienten und eine steigende Lebenserwartung bedingen eine zu erwartende hohe Zahl an Wechseloperationen in den nächsten Jahren. Eine technisch sehr anspruchsvolle Herausforderung bieten vor allem die Pfannenrevisionen, insbesondere wenn höhergradige periazetabuläre knöcherne Defekte vorliegen. Je nach Defektgröße und Ausdehnung kann der Operateur entweder zwischen der biologischen Rekonstruktion mittels knöchernen Allografts oder metallischem Knochenersatz mit und ohne Großpfannenkomponenten oder Abstützschalen entscheiden. Beide sich teilweise ergänzenden Methoden und ein Entscheidungsalgorithmus hinsichtlich der azetabulären Defektrekonstruktion werden hier vorgestellt und die aktuelle Literatur wird verglichen.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Zuerst Klassifizieren der Defektsituation, dann Erstellen einer Versorgungsstrategie mit einer Exit-M&ouml;glichkeit</li> <li>Biologische Rekonstruktion mit allogenem &bdquo;impaction bone grafting&ldquo; und Cage bei kavit&auml;ren Defekten</li> <li>Rekonstruktion segmentaler dorsokranialer Defekte mit metallischen Augmenten (Wedges oder Buttress)</li> <li>Rekonstruktion des Pfannenrotationszentrums mittels por&ouml;ser Megapfannen oder Cages prim&auml;rstabil am Lagerknochen</li> <li>Luxationssicherheit evtl. durch tripolare Pfannen erzielen</li> </ul> </div> <p>Die Implantation einer H&uuml;ftgelenkstotalendoprothese ist einer der erfolgreichsten chirurgischen Eingriffe am menschlichen K&ouml;rper (Learmonth et al. 2007). Die gro&szlig;e Zufriedenheit der Patienten und der Gewinn an Lebensqualit&auml;t mit einer dauerhaften Linderung der klinischen Symptome nach diesem Eingriff schlagen sich in einer immer st&auml;rker steigenden Anzahl an Prim&auml;rimplantationen nieder, mit einer Steigerung auf bis zu 120 % im Jahr 2050 (Pabinger et al. 2018). Trotz der heute sehr zuverl&auml;ssigen Implantatkomponenten wird die Anzahl an Wechseloperationen in den n&auml;chsten Jahren stetig zunehmen (Kurtz et al. 2007). Gleichzeitig sind die am h&auml;ufigsten durchgef&uuml;hrten Wechseloperationen in der Prim&auml;r- und Revisionsendoprothetik am H&uuml;ftgelenk Pfannenrevisionen (Goldman et al. 2019). Gerade der Wechsel von Pfannenkomponenten stellt f&uuml;r den Operateur eine echte Herausforderung dar, zumal oftmals gro&szlig;e (peri-) azetabul&auml;re kn&ouml;cherne Defekte vorliegen.<br /> Die Ziele, die mit einer Pfannenrevision und -rekonstruktion erreicht werden sollen, lassen sich nach Gravius und Wirtz wie folgt zusammenfassen:</p> <ul> <li>Wiederherstellung der physiologischen Gelenkgeometrie mit dem Ziel einer Rekonstruktion des anatomischen Drehzentrums und Wiederherstellung einer optimalen Weichteilspannung ohne Luxationsgefahr</li> <li>prim&auml;rstabile Verankerung am periazetabul&auml;ren Knochen mit dem Ziel der sekund&auml;ren Osseointegration</li> <li>Rekonstruktion der kn&ouml;chernen Defekte mit Wiederherstellung eines tragf&auml;higen Pfannenlagers.</li> </ul> <h2>Strukturierte Defektklassifikation und Therapieschema</h2> <p>Die pr&auml;operative und intraoperative Einsch&auml;tzung der vorliegenden Defektsituation am Azetabulum gelingt am besten auf Basis der von uns pr&auml;ferierten Klassifikation nach Paprosky (Paprosky und Burnett 2002). Damit l&auml;sst sich mit einfachen anteroposterioren Becken&uuml;bersichtsaufnahmen die Defektausdehnung korrekt einteilen und dar&uuml;ber hinaus kann auf dem von Sporer et al. (JBJS 2011) definierten Entscheidungsalgorithmus direkt die notwendige Versorgungsstrategie geplant werden. Dieser chirurgische Therapiealgorithmus bew&auml;hrt sich in unseren H&auml;nden im klinischen Alltag einerseits zur Einteilung des Defektes intraoperativ, andererseits auch f&uuml;r die Planung des Revisionseingriffes mit den notwendigen Implantaten pr&auml;operativ. Bei vorliegenden osteolytischen Defekten, bei Pfannenmigration mit aseptischer Lockerung sowie bei zweizeitigem H&uuml;ft-TEP-Wechsel muss zudem bedacht werden, dass der mechanische Pfannenausbau eine Defektzunahme durch die Implantatentfernung und das chirurgische D&eacute;bridement bedingen kann. Somit sollte der Chirurg gerade bei osteopenem periazetabul&auml;rem Knochen und segmentalen Defekten auch eine Exitstrategie f&uuml;r h&ouml;hergradige Defektklassifikationen mit der notwendigen Eskalation der Implantatwahl bereithalten. Bei unklarer pr&auml;operativer Einteilung des vorliegenden Defektes in die Klassifikation anhand des Standard- R&ouml;ntgenbildes muss eine Computertomografie eventuell mit 3D-Rekonstruktion durchgef&uuml;hrt werden, da sich hiermit die Defektsituation besser einsch&auml;tzen l&auml;sst. An unserer Klinik werden bei speziellen Fragestellungen zus&auml;tzlich 3D-Modelle des Beckens gedruckt, die dem Chirurgen pr&auml;und intraoperativ eine optimale r&auml;umliche Vorstellung &uuml;ber den zu erwartenden Defekt gew&auml;hren.</p> <h2>Versorgungsstrategien: allogener Knochen oder Metallaugmente bei Pfannendefekten</h2> <p>Bei Paprosky-Typ-I-Defekten sind die hemisph&auml;rische Form des Azetabulums sowie die Pfanneneingangsebene erhalten und der Pfannenrand ist tragf&auml;hig. Zumeist ist die zu wechselnde Pfanne nicht wesentlich gewandert. Hier sollte die Implantation einer Standard-Pressfitpfanne mit oder ohne zus&auml;tzliche Schraubenfixierung in der Pfanneneingangsebene angestrebt werden. Entscheidend f&uuml;r den Therapieerfolg ist dabei die prim&auml;rstabile Verankerung am azetabul&auml;ren Knochen mit einem zirkumferenten Implantat-Knochen- Kontakt von mindestens 60 % (Abb. 1A).</p> <p>Defekte vom Paprosky-Typ IIA, IIB oder IIC sind umschlossene (kavit&auml;re) Defekte mit unterschiedlich gro&szlig;en, teilweise segmentalen kranialen Defekten bei sonst erhaltener Pfannenzirkumferenz. Gerade diese Defekte stellen aus unserer Sicht den Operateur vor die Entscheidung f&uuml;r eine biologische oder metallische Defektrekonstruktion und werden im Folgenden genauer beleuchtet.<br /> Beim Typ IIA liegt ein oval&auml;res, entrundetes Azetabulum vor, der Pfannenrand sowie die anteriore und posteriore Wand sind jedoch intakt. Im Pfannendach und -rand kommt es zu Aush&ouml;hlungen, die tragenden Strukturen des dorsalen Pfannenrandes sind aber erhalten. &Auml;hnlich wie bei den Typ-I-Defekten kann hier die Implantation einer Standard-Pressfitpfanne in der Pfanneneingangsebene angestrebt werden. Die Pr&auml;pararation des Pfannenlagers erfolgt mit Standardfr&auml;sen. Zumeist l&auml;sst sich durch einen gr&ouml;&szlig;eren Pfannendurchmesser eine prim&auml;rstabile Situation erzielen und der dorsokraniale Defekt kann ausgeglichen werden (Fink und Grossmann 2008). Limitierend bei der Pr&auml;paration ist der anteroposteriore Pfannendurchmesser. Eine Kranialisierung des Rotationszentrums ist zu minimieren. Zus&auml;tzliche Pfahlschrauben im Pfannendach erh&ouml;hen bei Bedarf die Prim&auml;rstabilit&auml;t. Alternativ kann bei Typ-IIA-Defekten eine biologische Rekonstruktion mittels impaktierter allogener Knochenchips zusammen mit einer Abst&uuml;tzschale nach Ganz bei erhaltener K&ouml;hler&rsquo;scher Tr&auml;nenfigur erfolgen (Abb. 1B). Durch kr&auml;ftiges Impaktieren der allogenen Knochenchips (Slooff et al. 1996) wird ein prim&auml;r tragf&auml;higes Implantatlager geschaffen und der Pfannenboden und Pfannendachdefekt werden aufgef&uuml;llt. Bei erhaltenem hinterem Pfannenrand und kippstabiler Verschraubung der Abst&uuml;tzschale kann hier ein tragf&auml;higes Konstrukt geschaffen werden, das in unseren H&auml;nden eine dauerhafte Fixierung mit einer &Uuml;berlebensrate f&uuml;r aseptische Lockerung nach 16 Jahren von 91,2 % zeigt (Beckmann et al. 2018).<br /> Bei Typ IIB besteht eine superolaterale Migration des Rotationszentrums von unter 3 cm, die anteriore und posteriore Wand sind noch erhalten. Nur durch die Kranialisierung kommt es meist zu einem segmentalen dorsokranialen Pfannenranddefekt, sodass die Stabilit&auml;t einer hemisph&auml;rischen Komponente bei ausreichender kn&ouml;cherner Zirkumferenz &auml;hnlich wie bei Typ IIA m&ouml;glich ist. Ein ausgepr&auml;gter segmentaler Defekt der Hauptbelastungszone am dorsokranialen Pfannenrand muss aber mit einem metallischen Augment (Wedge) aufgef&uuml;llt werden, um das Rotationszentrum nicht zu stark zu kranialisieren (Abb. 2A). Trabekul&auml;res Metall zeigt bei diesen Defekten exzellente 5-Jahres- Ergebnisse mit 100 % Implantat&uuml;berleben (Wasilew et al. 2017). Alternativ k&ouml;nnen strukturelle Allografts vom distalen Femur oder aus einem H&uuml;ftkopf verwendet werden, diese zeigen aber eine geringere Langzeit&uuml;berlebensrate: 72 % &uuml;ber 25 Jahre (Brown et al. 2016) oder 80 % &uuml;ber 18 Jahre mit einer Integration des Allografts in 48 von 52 F&auml;llen (Regis et al. 2014).<br /> Der Typ IIC zeigt einen medialen Wanddefekt mit medialisiertem Rotationszentrum, es sollte keine wesentliche superiore Pfannenmigration vorliegen. Der zentrale Defekt zerst&ouml;rt teilweise die Lamina terminalis und auch die K&ouml;hler&rsquo;sche Tr&auml;nenfigur kann unterbrochen sein. Diese zentralen kavit&auml;ren Defekte k&ouml;nnen und sollen mit homologen oder autologen Knochenchips aufgef&uuml;llt werden (&bdquo;impaction grafting&ldquo;) und es kann auch eine hemisph&auml;rische Pressfitpfanne eine ausreichende Prim&auml;rstabili&auml;t bei guter kn&ouml;cherner Zirkumferenz im Azetabulum erzielen. Die Technik der Pfannenboden- und Pfannendachplastik wurde von Slooff et al. 1996 publiziert und zeigt je nach Autorengruppe hervorragende Ergebnisse. Bei dieser Technik werden zuerst die kavit&auml;ren Defekte mit kryokonservierten allogenen Knochenchips unterschiedlicher Gr&ouml;&szlig;e aufgef&uuml;llt. Danach wird mit entsprechenden Instrumenten oder Probepfannen der Transplantatknochen maximal impaktiert, um dann dar&uuml;ber zum Schutz des Transplantates z. B. eine Burch-Schneider-Abst&uuml;tzschale im Sitzbein und am Darmbein zu fixieren. Bei intakter K&ouml;hler&rsquo;scher Tr&auml;nenfigur kann eine Ganz-Abst&uuml;tzschale ausreichend sein (Abb. 2B). Entsprechend wird hier dann in dritter Generationstechnik eine PE-Pfanne in den Cage einzementiert Bei erh&ouml;hter Luxationsgef&auml;hrdung kann auch eine tripolare Pfanne in den Cage einzementiert werden. Diese Technik zeigt als Nachteile die deutlich verl&auml;ngerte Operationszeit, die Notwendigkeit der Vorhaltung von allogenem Knochen und eine flache Lernkurve. Gleichzeitig werden aber Knochendefekte am Pfannenboden oder Pfannendach biologisch rekonstruiert (Koob et al. 2017). Burch- Schneider-Abst&uuml;tzschalen mit zus&auml;tzlicher autologer Pfannenbodenplastik zeigen eine Implantat&uuml;berlebensrate von 89 % nach 8 Jahren (Schlegel et al. 2008) und 80 % nach 18 Jahren (Regis et al. 2014). Postuliert wird ebenso die M&ouml;glichkeit der gesamten Defektauff&uuml;llung mittels sogenannter &bdquo;Jumbo Cups&ldquo;, die mit und ohne Wedges am Pfannenrand eingesetzt werden. Dies sind Pfannen, die die native Pfanne im Durchmesser vergr&ouml;&szlig;ern und so eine Defektauff&uuml;llung mittels Knochentransplantation &uuml;berfl&uuml;ssig machen. Der Vorteil dieser Technik zeigt sich sicherlich in der relativen Einfachheit der Implantation ohne Knochentransplantation. Der Nachteil ist die notwendige Defektvergr&ouml;&szlig;erung. Durch Entwicklung der hochpor&ouml;sen Pressfitpfannen, mit denen sich eine gro&szlig;e Prim&auml;rstabilit&auml;t erzielen l&auml;sst, scheint der Trend doch deutlich zu dieser einfachen, zementfreien Implantationstechnik zu gehen. Allerdings zeigen z. B. gro&szlig;e Pfannen aus trabekul&auml;rem Metall (TM) im englischen Register weder in der Revision nach Infekt (Matharu et al. 2018) noch bei aseptischer Pfannenlockerung einen Vorteil gegen&uuml;ber Standardimplantaten (Matharu et al. 2018). In Kombination mit Wedges zeigen diese Konstrukte ein exzellentes 10-Jahres-&Uuml;berleben von 92,5 % (L&ouml;chel et al. 2019).</p> <p>Die gr&ouml;&szlig;te Herausforderung stellen Defekte vom Paprosky-Typ IIIA und IIB dar. Die IIIA-Defekte zeigen einen gro&szlig;en zentralen sowie dorsokranialen Pfannenranddefekt. Hier sind strukturelle metallische Augmente notwendig, um gerade in den lasttragenden dorsokranialen Pfannenanteilen eine gute Krafteinleitung zu gew&auml;hrleisten. Meist k&ouml;nnen hier hochpor&ouml;se Pressfitpfannen direkt unter das metallische Augment eingebracht werden (Wasilew et al. 2017) und das Rotationszentrum kann wieder anatomisch rekonstruiert werden (Abb. 3A). L&auml;sst sich aufgrund der Gr&ouml;&szlig;e des zentralen und kranialen Defektes kein stabiles Implantat-Knochen-Interface mit Pressfitpfannen erzielen, m&uuml;ssen Abst&uuml;tzschalen verwendet werden, die unter ein metallisches Augment mit zus&auml;tzlichen allogenen Knochenchips (&bdquo;impaction grafting&ldquo;) eingebracht werden. Bei defizit&auml;rer K&ouml;hler&rsquo;scher Tr&auml;nenfigur sind Sitzbeinlaschen und Laschen zur Verschraubung am Ileum einzusetzen.<br /> Insbesondere bei Paprosky-Typ-IIIBDefekten mit stark defizit&auml;rem Pfannenrand sind nur durch Abst&uuml;tzschalen belastungsstabile Konstrukte erzielbar. Hier sollte jedoch ebenso immer ein biologisches Downsizing der kavit&auml;ren Defekte in &bdquo;Impaction bone grafting&ldquo;-Technik nach medial erfolgen (Koob et al. 2017). Durch die Verankerung einer Abst&uuml;tzschale wie z. B. des Burch-Schneider- oder Contour- St&uuml;tzrings am verbliebenen vitalen azetabul&auml;ren Knochenstock kann das Knochentransplantat vor einer mechanischen &Uuml;berlastung gesch&uuml;tzt werden und gleichzeitig durch die Schraubenverankerung unter m&auml;&szlig;ige Kompression gebracht werden. Die Kombination von Augmenten und Abst&uuml;tzschalen wird in Abwandlungen dazu als &bdquo;Augment and Cage&ldquo;-Technik beschrieben. Hier wird nach Befestigung eines metallischen Augmentes am Pfannenerker der Defekt mit einer Abst&uuml;tzschale (Cage) vom Ilium zum Ischium gesichert. Wiederum werden kavit&auml;re Defekte am Pfannenboden mit impaktierten allogenen Knochenchips aufgef&uuml;llt. Somit vereinen diese Techniken die Vorteile der metallischen und biologischen Rekonstruktion. Die Potenz einer sekund&auml;ren Osteointegration von Abst&uuml;tzschalen ist im Gegensatz zu der bei hochpor&ouml;sen Revisionspfannen aus Titan oder Tantal jedoch sehr gering, es besteht somit haupts&auml;chlich eine mechanische Stabilit&auml;t durch die Schraubenfixierung. Strukturelle Allografts zeigen hier unterschiedlichste Ergebnisse (Koob et al. 2017), weshalb wir metallische Augmente bevorzugen.<br /> Sind die gro&szlig;en kavit&auml;ren Defekte mit defizientem vorderem und hinterem Pfannenrand mit einer &bdquo;Impaction bone grafting&ldquo;-Technik nicht aufzuf&uuml;llen oder besteht eine Beckendiskontinuit&auml;t, muss die sogenannte &bdquo;Cup and Cage&ldquo;-Technik als letzte Alternative Anwendung finden (Abb. 3B). Mit dieser Implantattechnik k&ouml;nnen in Kombination mit Megapfannen (bis 80 mm) gro&szlig;e und ausgedehnte Defekte wieder aufgebaut werden. Hier wird eine gro&szlig;volumige, &bdquo;multihole&ldquo; zementfreie hemisph&auml;rische Pressfitpfanne aus Tantal mit einer ilioischialen Abst&uuml;tzschale &uuml;berbr&uuml;ckend f&uuml;r die Osteointegration gesichert. Zur Pfannenrandrekonstruktion k&ouml;nnen sowohl dorsokraniale Augmente (Wedges) als auch dorsale Pfannenrandaufbauten mittels metallischer Buttress- Augmente eingesetzt werden. Grunds&auml;tzlich muss der direkte Kontakt zwischen den Metallen mit Zement ausgef&uuml;llt werden, um ein stabiles Konstrukt zu erhalten und Mikrobewegungen zu minimieren. Erste klinische Studien zeigen eine 5-Jahres- &Uuml;berlebensrate von 89 % ohne aseptische Lockerung (Hipfl et al. 2018).<br /> Nachteile der biologischen Rekonstruktion zeigen sich im Aufbau und Unterhalt einer Infrastruktur, die eine Knochenbank erst erm&ouml;glicht. Dies triggert eine hohe Kostenintensivit&auml;t. Verglichen mit por&ouml;sen trabekul&auml;ren metallischen Augmenten aus Titan oder Tantal, die in der Herstellung aufwendig sind und ebenfalls kostenintensiv angeschafft werden m&uuml;ssen, sollte hier jedoch kein echter Unterschied zu erwarten sein. Entsprechende Vergleichsdaten sind nicht publiziert. Die publizierten klinischen Daten zu den metallischen Augmenten im mittelfristigen Verlauf bis zu 10 Jahren sind ermutigend. Sie k&ouml;nnten im langfristigen Verlauf der biologischen Rekonstruktion &uuml;berlegen sein. Im Falle einer biologischen Integration des allogenen Knochengrafts bleibt dennoch gerade bei jungen Patienten im Vergleich zur Metallaugmentation die Chance auf eine m&ouml;gliche biologische Verkleinerung des Defektes und somit besteht die M&ouml;glichkeit, dass die deutlich verbesserte kn&ouml;cherne Situation am Azetabulum im Falle einer Rerevision wieder eine Deeskalation der Implantatwahl zul&auml;sst.<br /> Langfristig entscheidend sind nicht nur die oss&auml;re Stabilit&auml;t und Integration des gew&auml;hlten Konstruktes, sondern vor allem die Luxationssicherheit der neu implantierten Komponenten. Zeigen doch die publizierten Daten, dass der Hauptgrund f&uuml;r eine Rerevision nicht die aspetische Lockerung, sondern die Instabilit&auml;t mit rezidivierenden H&uuml;ftgelenksluxationen ist. Der orthop&auml;disch- traumatologische Chirurg sollte deshalb die Implantation eines tripolaren Pfannensystems in das neue Pfannenkonstrukt gro&szlig;z&uuml;gig in Erw&auml;gung ziehen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1903_Weblinks_jatros_ortho_1903_s10_abb1-3.jpg" alt="" width="550" height="910" /></p> <h2>Schlussfolgerung</h2> <p>Azetabul&auml;re Revisionen stellen eine gro&szlig;e Herausforderung dar und werden uns in Zukunft vermehrt besch&auml;ftigen. Ein algorithmisches Vorgehen in der Defektklassifikation sowie in der Rekonstruktionsplanung tragen entscheidend zum Erfolg bei. Keine Technik vermag f&uuml;r sich alle Problemstellungen zu l&ouml;sen. In der Kombination der modernen M&ouml;glichkeiten, gepaart mit dem Wissen aus der Literatur, sollten wir f&uuml;r den Patienten ein dauerhaft zufriedenstellendes Ergebnis erreichen k&ouml;nnen. Deshalb muss in jedem Fall eine individuelle Analyse erfolgen, in die auch Patientenstatus, Nebenerkrankungen und der Aktivit&auml;tsanspruch einflie&szlig;en. Nachteile der biologischen Rekonstruktion zeigen sich in der Komplexit&auml;t der Technik, der flachen Lernkurve und der aufwendigen Infrastruktur (Knochenbank). Metallische Augmente und Revisionssysteme sind vermeintlich einfacher zu handhaben. Die publizierten klinischen Daten zu den metallischen Augmenten im mittelfristigen Verlauf bis zu 10 Jahren sind ermutigend. Sie k&ouml;nnten im langfristigen Verlauf der biologischen Rekonstruktion &uuml;berlegen sein.<br /> Im Falle einer biologischen Integration des allogenen Knochengrafts bleibt dennoch gerade bei jungen Patienten im Vergleich zur Metallaugmentation die Chance auf eine m&ouml;gliche biologische Verkleinerung des Defektes. Somit besteht die M&ouml;glichkeit, dass die deutlich verbesserte kn&ouml;cherne Situation am Azetabulum im Falle einer Rerevision wieder eine Deeskalation der Implantatwahl zul&auml;sst.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei den Verfassern</p> </div> </p>
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