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Vorhofflimmerarrhythmie in der Onkologie

<p class="article-intro">Seit Jahrzehnten ist der Zusammenhang zwischen Vorhofflimmerarrhythmie (VHFA) und onkologischer Erkrankung bekannt. Bereits in den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden nach thoraxchirurgischen Eingriffen bei Bronchuskarzinompatienten VHFA-Raten von über 20 % beschrieben. Auch in Studien, die bei unterschiedlichen Tumorentitäten in den Jahrzehnten danach durchgeführt wurden, zeigten sich VHFA-Raten von 4,4 % (kolorektaler Tumor) bis 19 % (Bronchuskarzinom).</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Zusammenh&auml;nge zwischen Tumorerkrankung und Herz</h2> <p>Die Zusammenh&auml;nge zwischen Tumorerkrankung und Herz sind unterschiedlicher Natur. Einerseits d&uuml;rften durch die Tumorchirurgie bedingte Faktoren die Entstehung einer VHFA beg&uuml;nstigen. So werden eine Sympathikusaktivierung und auch eine Manipulation am rechten Vorhof nahe der Lungenveneneinm&uuml;ndungsstellen speziell bei thoraxchirurgischen Eingriffen diskutiert. Weiters d&uuml;rften Chemotherapeutika mit einer kardiotoxischen Wirkung (z.B. Platine) die VHFA-Entstehung bei onkologischen Patienten beg&uuml;nstigen. Der dritte Punkt, der seit Jahren Gegenstand intensiver Forschung ist, ist die immunologische Komponente, die die beiden Erkrankungsbilder Tumor und VHFA teilen. Hierbei scheint durch eine durch den Tumor bedingte chronische Inflammation auch die VHFA-Entstehung beg&uuml;nstigt zu sein.<br /> Es scheint also eine Tumor-Herz-Achse zu bestehen, die einige interessante Ph&auml;nomene erkl&auml;rt.<br /> So findet man bei Patienten mit einer Erstdiagnose einer VHFA geh&auml;uft maligne Erkrankungen. In einer d&auml;nischen Registerstudie konnte gezeigt werden, dass in den ersten 3 Monaten nach Erstdiagnose einer VHFA speziell die Tumorentit&auml;ten Kolonkarzinom, Bronchuskarzinom und Nierenzellkarzinom geh&auml;uft erstdiagnostiziert werden. Die Ursache daf&uuml;r d&uuml;rfte die &uuml;blicherweise bei einer VHFA stattfindende internistische Durchuntersuchung (Thoraxr&ouml;ntgen und H&auml;mocculttest vor Einleiten einer Antikoagulation) sein, die die oben angef&uuml;hrten Tumorentit&auml;ten demaskiert.<br /> Mehrere andere Studien haben auch gezeigt, dass das Vorhandensein einer VHFA bei Tumorpatienten mit einem schlechteren Outcome vergesellschaftet ist. Ob hier mehr Endpunkte (Schlaganf&auml;lle oder Blutungen) oder ein aggressiverer Tumorverlauf durch die oben ausgef&uuml;hrte Tumor-Herz-Achse daf&uuml;r verantwortlich zeichnen, ist noch unklar.<br /> Unklar ist bisher auch, ob die Scoringmodelle bei VHFA zur Absch&auml;tzung des Schlaganfallrisikos wie der CHADS<sub>2</sub>- oder der CHA<sub>2</sub>DS<sub>2</sub>VASc-Score auch bei Tumorpatienten zul&auml;ssig sind. Eine rezent publizierte Studie legt nahe, dass die Scores bei Patienten, die vor der Erstdiagnose der Tumorerkrankung bereits VHFA hatten, G&uuml;ltigkeit haben. Wenn die VHFA jedoch erst nach der Tumorerkrankung auftritt, scheint bereits bei niedrigem CHADS<sub>2</sub>- Score ein deutlich erh&ouml;htes Insultrisiko zu bestehen.</p> <h2>Antikoagulationstherapie</h2> <p>Die Antikoagulationstherapie ist auch bei Tumorpatienten die Behandlung der ersten Wahl, um ein Insultgeschehen zu verhindern. Aus den Studien der tumorassoziierten ven&ouml;sen Thrombose (CAT) wissen wir, dass die Therapie mit Vitamin- K-Antagonisten (VKA) aus unterschiedlichen Gr&uuml;nden (Interaktion mit Chemotherapeutika, Mukositis, stattgehabten Darmoperationen, mangelnder Nahrungsaufnahme durch &Uuml;belkeit und Erbrechen etc.) bei Tumorpatienten eine sehr schlechte Einstellungsqualit&auml;t hat. Anders als bei der CAT wirkt aber bei VHFA die Heparintherapie oft unzureichend. In die nun bei der CAT untersuchte Antikoagulationstherapie mit direkten oralen Antikoagulanzien (NOAK), die auch gegen&uuml;ber Heparin gut abgeschnitten hat, setzt man in der Antikoagulation der VHFA bei Tumorpatienten nun viel Hoffnung. Erste Daten und Subgruppenanalysen zeigen bei Tumorpatienten mit VHFA verglichen mit VKA eine gute Wirkung. Speziell bei Edoxaban gibt es aus der CAT-Studie gute Daten bei Patienten mit Thrombozytopenien bis zu 50 000/Mikroliter.<br /> Diesen Daten tr&auml;gt auch die heuer im Fr&uuml;hjahr neu upgedatete Guideline der Europ&auml;ischen Rhythmologischen Gesellschaft (EHRA) Rechnung. Hier wird bei Tumorpatienten mit VHFA die Antikoagulation mit einem VKA oder NOAK empfohlen. In dieser Guideline wird auch auf die mannigfaltigen Interaktionen der NOAK mit Chemotherapeutika verwiesen. Diese Interaktionen sind zu beachten, um Blutungskomplikationen zu vermeiden.</p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Zusammenfassend ist zu sagen, dass die VHFA bei onkologischen Patienten geh&auml;uft auftritt. Eine Antikoagulation ist in den meisten F&auml;llen indiziert. Diese sollte mit einem VKA oder NOAK erfolgen. Ein Heparin sollte aufgrund seiner geringen Wirkung bei VHFA nur in Einzelf&auml;llen gew&auml;hlt werden. Im Falle einer NOAKTherapie sind Interaktionen mit Chemotherapeutika zu beachten.</p> </div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
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