
Ist das Brustkrebs-Screening bald Geschichte?
Fachgesellschaften und Patient:innenvertretungen schlagen Alarm: Die Einführung von TARDOC gefährde Früherkennungsprogramme für Brustkrebs. Für die Krankenversicherer eine «unnötige Verunsicherung».
Bern/Luzern. Mit der Kündigung der schweizweiten Verträge durch die Umstellung von TARMED auf TARDOC könnten Brustkrebs-Screeningprogramme vor dem Aus stehen – davor warnen die Schweizerische Gesellschaft für Radiologie (SGR-SSR), die Schweizerische Gesellschaft für Senologie (SGS) sowie die Krebsliga und Swiss Cancer Screening. Grund für die Sorge um die Früherkennungsprogramme ist die mit TARDOC einhergehende «massive Tarifsenkung» um fast 60 Prozent ab 1. Januar 2026. Eine Schwächung der Kostenübernahme oder der Rückzug der Unterstützung für solche Programme würde eine zentrale gesundheitspolitische Massnahme untergraben, die allgemein als bedeutender Fortschritt für die Frauengesundheit anerkannt ist, heisst es vonseiten der SGR-SSR und der SGS. Die Fachgesellschaften fordern deshalb die verantwortlichen Akteure auf, diese «verheerende Entwicklung» zu stoppen.
Schon heute ist es in einzelnen Regionen schwierig, genügend Radiologie-Institute für die Umsetzung von Früherkennungsprogrammen zu finden, mahnen gleichzeitig die Krebsliga und Swiss Cancer Screening. Eine Tarifsenkung würde die Programme zusätzlich schwächen, insbesondere gegenüber «opportunistischen Untersuchungen, deren Tarife mit TARDOC deutlich höher angesetzt sind» und auf Kosten von Qualitätskontrolle und Zugangsgerechtigkeit – «mit potenziell höheren Gesamtkosten für das Gesundheitssystem».
Krankenversicherer und Einkaufgemeinschaften widersprechen dem. Die Kritik am TARDOC, als Teil des neuen Arzttarifs, ist für den Branchenverband «Prio.swiss» unverständlich, denn TARDOC wurde vom Ärzteverband mitentwickelt und vom Bundesrat genehmigt. Die Radiolog:innen sollten nun nicht die bedeutenden Screeningprogramme instrumentalisieren und diese dazu verwenden, um zu versuchen, diese Anpassungen rückgängig zu machen. Sie tragen laut Branchenverband mit ihrer aktuellen Diskussion zu einer «unnötigen Verunsicherung» der betroffenen Bevölkerungsgruppe, Kantone und Krebsligen bei. Im Gegenteil sollten sie Hand bieten, ihre Verträge mit den Krebsligen und Kantonen entsprechend anzupassen. «Die Krankenversicherer bekräftigen ihre Unterstützung für diese Früherkennungsprogramme und werden sich weiterhin an deren Finanzierung beteiligen. Gleichzeitig fordern sie die Radiolog:innen auf, ihre medizinische Verantwortung in dieser Frage wahrzunehmen», lässt «Prio.swiss» den Radiolog:innen ausrichten. (kagr)
Quellen: Prio.Swiss, Krebsliga, SGR-SSR
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